Gestern also mal wieder ein neuer „Don Giovanni“ an der Düsseldorfer Rheinoper. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass ich über einen Opernabend mit Mozarts Meisterwerk hier im Forum berichtet habe, siehe hier: Noch ein Abschied: Tobias Richters „Don Giovanni" an der Oper Düsseldorf
Jetzt also eine Neuinszenierung, Premiere war am 5. 12. 2012, die gestrige Aufführung, Abo2, in folgender Besetzung:
DON GIOVANNI
Dramma giocoso in zwei Akten KV 527
Libretto von Lorenzo da Ponte
Prager Fassung
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung - Friedemann Layer
Inszenierung - Karoline Gruber
Bühne - Roy Spahn
Kostüme Mechthild Seipel
Don Giovanni - Richard Sveda
Donna Anna - Liana Aleksanyan
Don Ottavio - Jussi Myllys
Komtur - Thorsten Grümbel
Donna Elvira - Romana Noack
Leporello – Adam Palka
Masetto – Torben Jürgens
Zerlina - Iulia Elena Surdu
Orchester - Düsseldorfer Symphoniker
Rodolfo hat an anderer Stelle schon über die von ihm besuchte Vorstellung berichtet. Was das musikalische betrifft, ist eigentlich nichts auszusetzen, sowohl was die Leistung er jungen Sänger betrifft als auch das Orchester unter dem Dirigenten Friedemann Layer, der ja an der Rheinoper seine Karriere begonnen hat und hier ein Dutzend Jahre als Kapellmeister wirkte. Nun kehrte er also für Mozart an seine alte Wirkungsstätte zurück! Bis auf ein paar Wackler hatte er die „Düsys“ ganz gut im Griff.
Das Problem ist – wie leider überall – die miserable Inszenierung. Habe ich schon damals die schwache Inszenierung von Tobias Richter Kritisiert, so ist hier wiederum eine deutliche Steigerung – im negativen Sinne – erfolgt. Was Frau Gruber uns da zumutet, ist wirklich unterirdisch. Ich will jetzt nicht die 50er-Jahre Inszenierung von Oskar Wälterlin oder Georg Reinhards von 1966/67 als Maßstab nehmen, sondern den „Don Giovanni“ aus dem Mozart-Zyklus von 1984, Regie Heinz Lukas Kindermann, Bühnenbild Ruodi Barth – von da an ging’s bergab….
Jetzt also: Beginn wie bei der Rocky Horror-Show mit Blitz und Donner, ein klatschnasses verirrtes Pärchen kommt in ein verwunschenes Schloss mit einer Zimmerflucht aus Türen, die aussehen, als ob sie von einem Dutzend Dixie-Klos abmoniert wurden, werden Zeugen beim Mord des Don Giovanni am Komtur, lungern herum in Jeans und (Olaf-Schubert-)Pulli – und übernehmen später die Rollen von Zerline und Masetto.
Ich erspare mir die Einzelheiten der übrigen Handlung, verzichte auf die sadomasochistischen Eskapaden und darauf, dass Don Giovanni den Masetto nicht verprügelt, sondern ihm homoerotisch an die (Feinripp-)Unterwäsche will.
Am albernsten ist dann noch der papstähnliche Schlußauftritt des Komturs mit Kruzifix und Bischofsmütze, der alle segnet, während die Titelfigur sich verkrümelt…
Verdienter Applaus für die Sänger, die permanent auf der Bühne herumrennen mussten und die kaum zum Atemholen kamen und dabei noch hervorragend sangen und spielten.
Das Theater war fast ausverkauft, nach der Pause war aber Platz genug, die Beine über mehrer Sitze auszustrecken. Freundlicher Applaus für die Sänger und den Dirigenten, aber nur kurz, ea war ja schon recht spät geworden......