Heinrich Hollreiser (1913 - 2006)


  • Heinrich Hollreiser (* 24. Juni 1913 in München; † 24. Juli 2006 in Scheffau am Wilden Kaiser, Österreich) war ein deutscher Dirigent.
    Er studierte bei Karl Elmendorff in München. 1932 ging er als Kapellmeister nach Wiesbaden, anschließend nach Darmstadt. 1938 wurde er in Mannheim 1. Kapellmeister. Es folgten Stationen in Duisburg und, 1942 bis 1944, in München.
    1945-51 war er Generalmusikdirektor der Stadt Düsseldorf.
    1952 bis 1961 wirkte er als 1. Kapellmeister an der Wiener Staatsoper, 1961 bis 1964 als Chefdirigent an der Deutschen Oper in Berlin.


    Danach arbeitete Hollreiser hauptsächlich, zwischen München, Berlin und Wien hin- und herpendelnd, als Gastdirigent. Als langjähriger Dirigent der Wiener Staatsoper stand er bis 1994 mehr als tausendmal bei Auftritten am Dirigentenpult des Orchesters.
    Als Gastdirigent dirigierte er unter anderem auch die Berliner Philharmoniker sowie häufig und bis ins hohe Alter Wagner-Aufführungen an der Deutschen Oper Berlin.
    Er leitete auch die Düsseldorfer und Bamberger Symphoniker sowie das Cleveland Orchestra.



    Heute ist sein 100. Geburtstag! :jubel::jubel::jubel:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Er war ein ganz wunderbarer Dirigent, ich hörte ihn unzählige Male in Berlin und auch in Wien.
    In Berlin wurde er oft zu unrecht ausgebuht, er war abhängig von seiner Tagesform und konnte wirklich unglaublich toll dirigieren, aber er hatte auch Abende wo er müde wirkte oder sogar unlustig!
    Ein hervorragender R.Strauss Dirigent, aber auch Richard Wagner, von ihm hat er wohl alle Werke dirigiert!
    Unvergessen auch die TOTE STADT in der Inszenierung von Götz Friedrch.
    Ja einen so vielseitigen sehr guten Dirigent wünscht sich heute wohl jeder Opernintendant!



    Er bleibt unvergessen! :hello:

    mucaxel

  • Der Österreichische Rundfunk - Ö1 - hat schon vor zwei Wochen eine Gedenksendung zum 100. Geburtstag von Heinrich Hollreiser gebracht. Den Text von Prof. Gottfried Cerwenka kann man hier noch nachlesen: http://oe1.orf.at/programm/339988


    Als der Dirigent im gesegneten Alter von 93 Jahren am wilden Kaiser in Tirol starb, hieß es im Nachruf der Wiener Staatsoper, es sein mit ihm einer der letzten großen "Kapellmeister" gestorben.
    Allein in Wien hat er 1080 Abende dirigiert, zuletzt 1994 die Abschiedsvorstellung von Christa Ludwig mit Strauss' Elektra.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Unsere Lokalzeitung "Rheinische Post" bringt heute ebenfalls einen ausführlichen Bericht (von Regine Müller) zum 100. Geburtstag von Henirich Hollreiser. Leider kann ich den Artikel nicht verlinken, da mir nur die gedruckte Ausgabe der Zeitung vorliegt.
    Ich zitiere hier auszugsweise:


    Direkt nach Kriegsende wurde Heinrich Hollreiser 1945 als damals jüngster Generalmusikdirektor Deutschlands nach Düsseldorf berufen. Er sollte aus den Trümmern das Düsseldorfer Musikleben neu aufbauen. Und er spielte all das, was in der Nazi-Zeit Hugo Balzer nicht durfte und etablierte die Moderne im Spielplan.
    Später - ab 1964 arbeitete er als freier Dirigent - kehrte er immer wieder gerne als Gast nach Düsseldorf zurück, dirigierte sehr viele Vorstellungen am Düsseldorfer Opernhaus - darunter auch immer wieder Korngolds "Tote Stadt".


    LG


    (Vor drei Jahren gab es hier schon mal einen Hollreiser-Thread, der aber leider verloren gegangen ist)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Heinrich Hollreiser war auch einer der "Kapellmeister", deren Fehlen man erst so richtig beklagte, als sie nicht mehr waren. Da teilt er ein Schicksal mit so vorzüglichen Dirigenten wie Keilberth, Kempe oder Stein, die zu Lebzeiten immer ein wenig im Schatten standen.


    Seine berühmteste Aufnahme ist vermutlich der im ersten Beitrag gezeigte "Rienzi" aus Dresden, der noch heute eine Referenzaufnahme darstellt.


    Ferner möchte ich auf einen legendären Mitschnitt hinweisen:


    Richard Wagner


    DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG


    Hans Sachs: Josef Greindl
    Veit Pogner: Walter Kreppel
    Kunz Vogelgesang: Loren Driscoll
    Konrad Nachtigall: Hanns-Heinz Nissen
    Sixtus Beckmesser: Karl Schmitt-Walter
    Fritz Kothner: Gerd Feldhoff
    Balthasar Zorn: Günther Treptow
    Ulrich Eißlinger: Karl-Ernst Mercker
    Augistin Moser: Julius Katona
    Hermann Ortel: Pekka Salomaa
    Hans Schwarz: Wilhelm Lang
    Hans Foltz: Franz Pohlmann
    Walther von Stolzing: Hans Beirer
    Eva: Pilar Lorengar
    Magdalene: Sieglinde Wagner
    David: Donald Grobe
    Ein Nachtwächter: Manfred Röhrl


    Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin
    Dirigent: Heinrich Hollreiser


    Deutsche Oper Berlin, West-Berlin, 22. Dezember 1963

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Er ist Ehrenmitglied der Deutschen Oper Berlin.
    Um zu verdeutlichen was Hollreiser alles im Repertoire hatte hier eine Auswahl von Opern, die er an der Staatsoper Wien dirigierte:


    Aida, Arabella, Ariadne auf Naxos, Boheme, Boris Godunow, Capriccio, Carmen, Cosi fan tutte, Don Carlos, Don Giovanni, Elektra, Entführung, Fidelio, Holländer, Freischütz, Lohengrin, Lulu, Madame Butterfly, Mathis der Maler, Meistersinger, Otello, Palestrina, Figaro, Parsifal, Ring, Rosenkavalier, Salome, Schweigsame Frau, Tannhäuser, Tosca, Tiefland, Tristan, Verkaufte Braut, Wozzeck, Zauberflöte.


    Das war wirklich mehr als beachtlich.
    :):D^^

    mucaxel

  • Obwohl sich HEINRICH HOLLREISER natürlich in besonderem Maße als Operndirigent einen Namen machte und als solcher auch international einen erstklassigen Ruf genoß, so sollte nicht vergessen werden, daß er auch ein ausgezeichneter Konzertdirigent war und in dieser Funktion mit sehr renommierten Solisten konzertierte und Schallplattenaufnahmen realisierte.


    So verdanke ich HEINRICH HOLLREISER auch meine Referenz-Aufnahme von BEETHOVEN's Violinkonzert und der Violin-Romanzen in einer in jeder Hinsicht exemplarischen Einspielung mit dem großartigen Geiger BRONISLAW GIMPEL und den glänzend disponierten BAMBERGER SYMPHONIKERN. Durch dieses wunderbare Tondokument, das ich auch heute immer wieder mit Begeisterung höre, wurde ich sehr frühzeitig auf diesen unauffällig agierenden, sein Metier aber einzigartig beherrschenden Dirigenten-Schüler von KARL ELMENDORFF und CLEMENS KRAUSS - aufmerksam und verfolgte mit großem Interesse dessen weiteres Wirken. Beeindruckend war vor allem, wieviel er mit sparsamster Gestik aus einem Orchester herauszuholen vermochte, ein Dirigierstil, der auch seinen Schützling CHRISTIAN THIELEMANN einst sehr beeindruckte.


    Gruß
    wok

  • Heute habe ich zu Heinrich Hollreisers Geburtstag auch Rienzi mitgebracht:



    Heute ist sein 102. Geburtstag.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Heute habe ich zu Heinrich Hollreisers Geburtstag auch Rienzi mitgebracht:


    Heute ist sein 102. Geburtstag.


    Liebe Grüße
    Willi :)


    Ich begrüße diese Erinnerung an HEINRICH HOLLREISER's 102. Geburtstag, denn es darf nicht sein, daß dieser großartige, jeglicher Theatralik und Selbstdarstellung abholde Dirigent, dieser sympathische Minimalist der Gestik, der gerade durch sein bescheidenes Wesen und sein unauffäliges Agieren brillierte und dennoch zu herausragenden Leistungen fähig war, so schnell in Vergessenheit gerät.


    Es würde Seiten füllen, hier aufzulisten, was er alles auf dem Gebiet der Oper geleistet hat - als WAGNER- und STRAUSS-Dirgent genoß er weltweiten Ruf - und so möchte ich nur nochmals daran erinnern, daß er auch ein ausgezeichneter Konzertdirigent war, und als solcher - auch im Verein mit renommierten Solisten - wunderbare Konzerte und Einspielungen realisierte.


    So wurde aus meiner Sicht seine Einspielung von BEETHOVEN's Violinknzert und der Violin-Romanzen mit den BAMBERGER SYMPHONIKERN und dem genialen BRONISLAW GIMPEL als Solisten nie mehr in dieser Homogenität der Ausführenden und der Dichte und Inbrunst des Spiels erreicht. Wer dieses Violinkonzert liebt, für den ist diese Aufnahme einfach ein Muß, auch wenn es sich hier noch um eine Mono-Aufnahme handelt! Leider ist diese Aufnahme wohl noch nicht als CD erschienen.


    com/watch?v=g1SbIvLQLCo


    wok

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Für mich war er einer jener Kapellmeister, die alles können und alles gut können. In Wien habe ich ihn oft gesehen und natürlich in der Oper meiner Heimatstadt Düsseldorf, die mit Alberto Erede und Arnold Quennet sowieso schon zwei großartige Kapellmeister hatte.

    Schönheit du kannst zwar wol binden...

    Schönheit machet viel zu blinden...

    Schönheit alle Freyer grüssen...

    Schönheit reitzet an zum küssen...

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)