Stephen Milling - ein Aussprachegenie

  • Lebenslauf der Webseite der wiener staatsoper


    vielleicht entspreche ich hier nicht ganz den Gepflogenheiten dieses Unterforums, jedoch möchte ich auf einen Sänger hinweisen, der mir persönlich schon mehrmals durch aussergewöhnliche Qualitäten aufgefallen ist.


    Seine Interpretation des Gurnemanz in Salzburg hat mir eine interpretatorische Richtung gezeigt. Von der menschlichen Darstellung, die im ersten Akt keinen Moment lang belehrend oder herablassend war und im dritten Akt ohne Bitterkeit und religiösen Wahn, war ich gefesselt und begeistert.


    Seine deutsche Aussprache ist aussergewöhnlich gut... ein Beweis, dass man durch konsequentes Studiums sich den richtigen Ton jeder Sprache aneignen kann... vermutlich dauert es einige Zeit, um das zu erreichen.


    daher dieser neue Thread, mit dem ich ein bisschen Aufmerksamkeit auf diesen Sänger lenken möchte.
    (auch wenn Aussprachegenie eine einseitige Bezeichnung ist)

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)


  • Stephen Milling erhielt seine Ausbildung an der Musikakademie seiner Heimatstadt Kopenhagen. Als Ensemblemitglied des Königlichen Dänischen Opernhauses baute er sich ein breites Repertoire auf, das neben Philipp II (Don Carlo) und Sarastro (Die Zauberflöte) vor allem die großen Basspartien Wagners wie z.B. Daland (Der fliegende Holländer), König Marke (Tristan und Isolde), Hunding (Die Walküre), Fafner (Siegfried) und Gurnemanz (Parsifal) umfasst.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Stephen Milling ist vor allem ein äußerst zuverlässiger Sänger selbst in den schwersten Wagnerpartien. Auch seine Aussprache und Artikulation ist für einen Ausländer tadellos - aber hat der damit schon Wagner wirklich erfasst?
    Ich weiß in welche Gefahr ich mich jetzt begebe, wenn ich wage, die nachfolgende Aussage zu formulieren: Wagner auch ideologisch erfassen und umsetzen das kann im Grunde nur ein deutsch denkender und deutsch fühlender Sänger. Bitte unterstellt mir jetzt keine Ausländerfeindlichkeit und stellt mich bitte auch nicht in die rechte Ecke, da gehöre ich wirklich nicht hin. Ich meine nur es gibt Opern und Texte, die sich letztlich nur dem Muttersprachler in der letzten Bedeutung wirklich erschließen.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • keine Sorge wegen der Missverständnisse.... wer es falsch verstehen will, der wird das tun...


    darf ich allerdings auf einige Stellen aus Tristan verweisen, für deren Erschliessung man mindestens ein Germanistikstudium braucht. Ich wäre mir nicht sicher, dass jeder Tristan genau versteht, was er singt... aber das Gefühl, das vermittelt werden soll, ist allgemein menschlich, oder?


    andererseits finde ich gerade beim Gurnemanz selbst wenig spezifisch deutsche Ideologie?


    es wäre jetzt eine Zuspitzung der Formulierung, wenn wir genau klären, wo es um deutsch-ideologische Inhalte in deinem Sinne geht... ich denke da an Lohengrin, Tristan, Meistersinger (nur bedingt) und den Ring



    dennoch ist mir der Kompromiss eines tadellos singenden Nicht-Deutschen lieber, als ein Deutscher mit geringerer gesanglicher Qualität, der das Werk aber "richtiger" erfasst.


    Oper ist Kompromiss

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Ich weiß in welche Gefahr ich mich jetzt begebe, wenn ich wage, die nachfolgende Aussage zu formulieren: Wagner auch ideologisch erfassen und umsetzen das kann im Grunde nur ein deutsch denkender und deutsch fühlender Sänger. Bitte unterstellt mir jetzt keine Ausländerfeindlichkeit und stellt mich bitte auch nicht in die rechte Ecke, da gehöre ich wirklich nicht hin. Ich meine nur es gibt Opern und Texte, die sich letztlich nur dem Muttersprachler in der letzten Bedeutung wirklich erschließen.

    Lieber Operus!


    Da kann ich eigentlich nicht zustimmen. Gerade viele deutsche Sänger glauben, dass ihnen die Sprache und ihr Sinn ja gleichsam von kleinauf gegeben sind! Ausländische Sänger sind sich oft entschieden mehr bewusst, dass sie erarbeiten müssen, was sie da singen und was es bedeutet.
    Ich habe in den 60erJahren viele junge Sänger in Berlin beim Studium ihrer Rollen begleitet. Danach kann ich sagen, dass mich immer wieder frappiert hat, mit welcher Neugier und mit vieviel Empathie sich junge Ausländer in die kulturellen Welten und die geistigen Milieus einlesen, eindenken und einfühlen, aus denen heraus die von ihnen zu verkörpernden Figuren entstanden sind.


    Das kann man dann auch hören, wenn man sie in den Rollen erlebt!


    Ein Musterbeispiel wäre etwa Thomas Stewart (Mit ihm habe ich nicht gearbeitet, aber seine Karriere habe ich doch aus nächster Nähe verfolgen können).
    Der kennt sich in der alten germanischen Sagenwelt, in der Älteren Edda und in der jüngeren Edda, im Nibelungenlied, bei Schopenhauer und Nietzsche sicher besser aus als etwa ein Otto Wiener oder Heinz Imdahl.
    Die Liste der Sänger aus fremden Ländern, die sich intensiv in die deutsche Sprache eingearbeitet haben und die deutschen kulturellen Prägungen gleichsam internalisiert haben, ist sehr lang. Ich will sie hier gar nicht aufmachen, weil das in diesem Thread nicht der richtige Ort wäre. Aber im Liedgesang gibt es viele Künstler, die hier zu nennen wären - von Gérard Souzay bis Janet Baker, von Barry McDaniel bis Felicity Lott.
    Und im Wagnerfach fallen einem ja doch neben Stewart leicht weitere Beispiele ein. Zunächst natürlich viele Skandinavier, aber auch Franzosen, Engländer, Kanadier und so weiter...


    Vielleicht wäre es mal einen eigenen Thread wert, darüber zu diskutieren, was - bleiben wir zunächst dabei - ein Wagnersänger ausser Stimme, Technik und der Fähigkeit, auf der Bühne und im Drama gute Figur zu machen, so alles braucht, war es hat und wer nicht!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • oh, ein Kollege... freut mich sehr!


    da kann ich noch hinzufügen, dass deutschsprachige Sänger auch manchmal eine gewisse Beratungsresistenz aufweisen, da sie von ihren sprachlichen Fähigkeiten und ihrer Auffassungsgabe gleichermassen überzeugt sind. Während hingegen die Nicht deutschsprachigen (um einmal das Wort Ausländer zu vermeiden) einen Perfektionismus entwickeln können.


    Bei deutschsprachigen gibt es auch Dialektreste oder Sprechgewohnheiten, bis hin zu gewollten Charakteristika, die sich fast nicht beseitigen lassen, weil sie zu sehr unbewusst geschehen... (auch meine österreichischen oder wienerischen Vokale [wogaale] sind mir nicht immer bewusst...)

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Aber - lieber Tastenwolf - wienerisch ist halt immer gemütlich, sympathisch. (Edelmann, Berry, Wächter). Bei sächsisch wird es schwieriger (Adam, Schreier)
    und bei Gottlob Frick ist das schwäbische Idiom der Punkt, den alle Beckmesser ankreiden. Beim Singen höre ich es allerdings kaum, bin halt auch ein Schwabe. Wobei Frick allerdings wiederum eine ganz ausgezeichnete Artikulation und Wortverständlichkeit besitzt.


    Herzlichst
    Operus

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  • oh, ein Kollege... freut mich sehr!


    da kann ich noch hinzufügen, dass deutschsprachige Sänger auch manchmal eine gewisse Beratungsresistenz aufweisen, da sie von ihren sprachlichen Fähigkeiten und ihrer Auffassungsgabe gleichermassen überzeugt sind.


    Lieber Tastenwolf!


    Nein, ein Kollege bin ich wohl nicht. Wenn ich das richtig sehe, arbeitest Du eher als Korrepititor mit den Sängern.
    Das habe ich nicht gemacht. Ich habe während meines Studiums junge Sänger bei der Einstudierung von neuen Partien dadurch unterstützt, dass ich mit ihnen über die Figuren, die sie darstellen sollten, und über die Hintergründe und Zusammenhänge, in denen sie agieren, gearbeitet habe. Damals fand man es noch nützlich, dass zum Beispiel eine Altistin, die ihre erste Ortrud singen sollte, sich nicht nur darauf beschränkt, die Noten zu singen, sondern dass sie sich auch Gedanken darüber macht, wer denn diese Ortrud eigentlich ist! Dabei habe ich sie unterstützt und begleitet - durch Informationen und Diskussionen. In dem Zusammenhange haben wir dann auch oft an Phrasierungs- und Artukulierungsdetails gearbeitet.


    Wie auch immer: ich sehe, dass wir dabei beide durchaus die gleichen Erfahrungen gemacht haben!


    Mit bestem Gruß


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • wenn du Phrasierung und Artikulation gearbeitet hast, dann machen wir schon das gleiche... nur dass ich währenddessen auch Klavier spiele...
    Sänger sind meist sehr gut ausgebildet, viele haben gar keine Intonationsprobleme und sind auch präzise genug, sodass ich schnell zu interessanteren Tätigkeiten als der Notenkontrolle übergehen kann.
    bei Intonationsschwierigkeiten ist in 60% der Fälle ein falsch gesungener Vokal schuld, nicht das Gehör, offene Vokale müssen meistens höher gesungen werden, als es das Körpergefühl vermittelt, oder mehr gestützt. Zu geschlossene Vokale bzw. der Einsatz der Kopfstimme lässt den Ton zu hoch rutschen (mangelnde Stütze ist dafür ein Zeichen von Faulheit, aber es spricht gegen den Charakter eines Sängers, absichtlich bei der Probe "entspannt" zu tief zu singen, im Wissen, mit der Spannung während der Aufführung die richtige Tonhöhe zu erreichen).



    Damals fand man es noch nützlich, dass zum Beispiel eine Altistin, die ihre erste Ortrud singen sollte, sich nicht nur darauf beschränkt, die Noten zu singen, sondern dass sie sich auch Gedanken darüber macht, wer denn diese Ortrud eigentlich ist!

    keine Sorge, ich finde es heutzutage genauso nützlich und verlange von den Sängern, dass sie im Probezimmer die Regie im Hinterkopf haben, wenn sie etwas singen. Blosses Tönekorrigieren gibt's bei mir nicht...
    die häufig gehörte Aussage: "... die richtige Emotion, der Ausdruck... kommt dann auf der Bühne dazu" ist Unsinn. Wer etwas ausdruckslos mechanisch lernt, greift in der Stresssituation immer auf den frühesten Lerninhalt zurück, also auf die richtigen Noten zu den richtigen Wörtern. Das ist auch ein Problem, wenn man zuviel bewusst kontrollieren will, anstatt zu agieren auf der Bühne...
    Den Zwischenfragen, warum die Figur diesen Satz sagt, zu wem, was sie damit meint... entgeht man nicht :-)


    Natürlich ist es in einer Zeit, wo die Regisseure einem erklären wollen, welcher Satz wie gemeint ist... wo sie so unglaublich stolz sind auf ihre Fähigkeit zur Ironie - oder auch: zur Verdrehung von Tatsachen, recht schwierig geworden, sinnvolle Ergebnisse zu erzielen.
    (grundsätzlich gilt meistens: die Stellen einer Oper, die ich rational nicht erfasse, die werden ironisch verdreht... )


    Lohengrin habe ich bisher wenig gearbeitet... die Ortrud ist faszinierend, nicht nur im Kontrast zu Elsa (wie schafft man es, Elsa nicht als naiv darzustellen??? - traumatisiert? - depressiv? )

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  • Lieber Tastenwolf, oder sage ich besser: lieber Wolfgang?


    Deinen letzten Beitrag finde ich so interessant, dass wir uns darüber weiter austauschen sollten. Sicher hätten auch andere Melomanen Lust, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen.
    Vermutlich ist allerdings dieser Thread hier nicht der richtige Ort.


    Bei einer schnellen Durchsicht ist mir kein Thread aufgefallen, in dem über die Frage diskutiert wurde, was denn Opernsänger jenseits von Stimme und Technik für ihre Arbeit brauchen, um den Notentext nicht nur auszuführen sondern 'sprechen' zu lassen und auch auszuloten!
    Meinst Du, es würde Sinn machen, einen solchen Thread zu eröffnen.
    Und wie könnte die Frage aussehen, über die dann diskutiert werden soll?
    Macht es Sinn, sie möglichst weit zu stellen?
    Oder wäre es erfolgversprechender, nach Konkretionen zu fragen?


    Immerhin ist über die Frage, welches Aussehen Opernsänger haben sollten, ganz munter diskutiert worden.
    Da könnte ja auch mal der Versuch gemacht werden, ob das von uns angerissene Thema nicht auf breiteres Interesse stieße!
    Da ließe sich auch die von Operus aufgeworfene Frage nach der dialektgeprägten Aussprache erörtern.


    Guten Abend noch!


    Carsuo41

    ;) - ;) - ;)


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  • Ich möchte ermuntern, ein Thema in dieser Richtung zu formulieren, möglichst griffig und vielleicht ein wenig provokant. Wir erleben ja gerade im Forum in der Diskussion über Genußhörer wie stark Taminos zu aktivieren sind und was mit einem geschickt vepackten Köder zu erreichen ist.
    Auf liebe ....! Greifet in die Saiten, die Aufgab' ist gestellt. Kämpft um den Preis und nehmet all im Voraus unseren Dank!


    Herzlichst
    Operus

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  • Lieber Caruso41 :)


    (Tastenwolf oder Wolfgang - wie du möchtest - ich überlege ohnehin, ob ich zu meinem Realnamen wechseln soll - die Selbstironie der Tastenwolf-Figur habe ich am Anfang im Forum als Schutz gebraucht.)


    die Idee gefällt mir,


    ich überlege noch einen passenden Titel:


    wie wär's z.B:
    was benötigt man zur Gestaltung einer Opernpartie? - 100% richtige Töne sind nicht genug


    am Positivbeispiel Callas oder Negativbeispiel Botha oder anderen können wir erörtern, was dazugehört, um auf der Opernbühne gute Figur zu machen.
    Schauspieltalent ist ja schwer zu beschreiben, man merkt eher, wenn jemand keins hat - - oder manchmal ist man schon so abgestumpft, dass einem kleine Lichtblicke genial vorkommen.



    ich möchte auch gern über Identifikation sprechen... vielleicht mach ich einen zweiten Thread zu dem mir wichtigen Thema:


    die Idee dabei wäre, dass jeder für sich überlegt, wie er agieren würde, wenn er als eine - selbst gewählte - Opernfigur auf der Bühne stände?


    der Hintergedanke wäre, sich wirklich komplett in eine Rolle hineinzuversetzen, sich eine Vorgeschichte auszudenken, um das Verhalten der Figur zu erklären.


    im weiteren Verlauf möchte ich auch unangenehme Fragen stellen, zu besonderen Textstellen, die man entweder nur völlig gedankenlos absingt oder mit irgendeinem neuen Inhalt versehen muss. Das betrifft dann das heisse Thema, wie sehr wir historische Texte 1:1 umsetzen können.


    bitte um kurze Rückmeldung bzw. um bessere Vorschläge, ich bereite inzwischen die Einleitung vor.

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • am Positivbeispiel Callas oder Negativbeispiel Botha


    aber bitte auch daran denken, daß beim Medium CD Botha nicht als Negativbeispiel eingeordnet wird!! Auf CD ist glücklicherweise die Optik völlig uninteressant.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • aber bitte auch daran denken, daß beim Medium CD Botha nicht als Negativbeispiel eingeordnet wird!! Auf CD ist glücklicherweise die Optik völlig uninteressant.


    Der Tastenwolf schrieb von musikalischem Ausdruck und nicht von Optik...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Lieber Wolfgang,


    da hast Du schon genau die wichtigen Stichworte beieinander! Und der Titel ist auch genügend prägnant!


    Ich habe gestern und heute vormittag einen Meisterkurs von Cheryl Studer hier bei uns im Kloster besucht. Danach konnte ich noch eingehender mit ihr über genau die Fragen sprechen, die wir schon andiskutiert haben. Interessanterweise erzählte sie mir, dass sie vor uns während der Einstudierung der Odabella sich ganz intensiv mit der geistigen und politsichen Kultur in dem von Habsburg regierten Teil Italiens beschäftigt hat, um zu verstehen, was dem Librettisten und Komponisten da eigentlich das Anliegen und die patriotische Botschaft war, und wie das Publikum in Venedig sie verstanden hat. Dies tat sie auf ausdrücklichen Wunsch von Riccardo Muti und mit Unterstützung von Experten aus der Wissenschaft. Und: sie ist fest davon überzeugt, dass sie ohne diese Vorbereitung nie den Mut gehabt hätte, das "Santo di patria indefinito amor" mit einer solchen Vehemenz und mit so viel flammendem Pathos zu singen, wie sie es schließlich getan hat!
    Ja, so ein Rollenportrait besteht aus mehr als aus richtig intonierten und gut miteinander verbundenen Tönen! Als Beispiel setzt Du Botha und Callas gegeneinander. Die haben nun nicht wirklich das gleiche Fach gesungen und da wird der Vergleich etwas schwierig. Aber gerade der Odabella-Auftritt eignet sich bestens: auf der einen Seite Studer, auf der anderen Sutherland! Keine Frage. Sutherland sing phänomenal! Aber ihr Auftritt hätte Attila sicher nicht eingeschüchtert und die venezianischen Patrioten nicht in einen Begeisterungsrausch versetzt! Solche Beispiele aufzuspüren, könnte aufschlussreich sein.


    Heute abend gibt es ein Konzert mit Teilnehmenden des Meisterkurses. Am Wochenende geht dann der Kurs weiter. Somit werde ich erst mal nicht dazu kommen, hier ausführlicher etwas zu schreiben. Ich fürchte, bis Freitag kommender Woche werde ich kaum viel Zeit im Tamino-Forum verbringen können. Danach aber engagiere ich mich gerne für dieses interesse Thema.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • aber bitte auch daran denken, daß beim Medium CD Botha nicht als Negativbeispiel eingeordnet wird!

    keine Sorge... ich finde, Botha ist ein grandioser lyrischer Tenor mit einer grossen Stimme.


    Eins meiner Live Erlebnisse mit ihm war die Zusammenarbeit bei der Wiederaufnahme "Meistersinger" an der Volksoper, aber vor allem die wunderbare "Daphne" Premiere.


    zum Stichwort Daphne.... bei der ersten Begegnung Daphnes mit Apollo: Regieanweisung: Sie legt einen blauen Mantel, der ihr zusammengefaltet über dem Arm hing, um die Schultern Apollos. Der Mantel entrollt sich und umgibt ihn weit und mächtig.... dazu die Worte Daphnes (flüsternd) Was seh ich? Wie bist du gewaltig?
    bezogen auf Johan Botha hat das eine leicht veränderte Bedeutung...


    mir wurde erzählt, dass Holender ihm ein Ultimatum gestellt hätte: wenn Botha nicht abnimmt, wird er nicht engagiert...
    mit diesem Körper steht er seiner Karriere etwas im Weg.
    Aber er ist generell kein Schauspieltalent. Mich hat das z.B: beim Salzburger Parsifal nicht sehr gestört, warum sollte Parsifal nicht ein eigenartig starres Verhalten zeigen, aber in der Blumenmädchenszene wären wesentlich mehr Reaktionen möglich gewesen.


    Ich verfolge keine Kritiken zu seiner Person, aber im Gespräch mit Regisseuren und Dramaturgen höre ich oft die Klage, wie schrecklich es anzusehen ist...


    Caruso41:
    wenn ich also noch bis Freitag Zeit habe, ist mir das sehr recht. Meistens schreibe ich zwar spontan (oder unterbreche meine Klavierübungen, um etwas zu notieren...), aber darüber nachzudenken, kann nicht schaden.
    die zwei Beispiele sollen keinen direkten Vergleich darstellen: Callas ist weltberühmt für ihre ausdrucksvolle Darstellung. Botha ist nun mal der erste, der mir als Negativbeispiel eines Stehsängers einfällt, und der auch immer öfter dafür kritisiert wird.
    Ein seltsamer Gesichtspunkt vielleicht, Sänger einmal nur nach der Bühnenerscheinung bzw. -präsenz zu beurteilen, aber er hilft auch, die Anforderungen an einen Opernsänger zu erklären und die Probleme von Regisseuren zu verstehen.

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)