Chopin Kammermusik

  • Moin,


    Chopin hat sehr wenig Kammermusik geschrieben, mein neu erworbener Reclam Kammermusikführer erwähnt hier nur:



      Variationenzyklus E-Dur für Flöte und Klavier (1824)


      Introduction und Polonaise für Violoncello und Klavier op. 3 (1829/30)


      Klaviertrio g-moll op. 8 (1. Fassung 1827/28, revidiert 1833)


      Gran Duo für Violincello und Klavier (1832)


      Sonate für Violoncello und Klavier op.65 g-moll (1845/46)


    Trotzdem sollten wir uns diese Werke einmal genauer anschauen. Ich werde im Laufe der nächsten Tage die Cellosonate vorstellen. Ich möchte sie vorher noch einmal bewusst hören.


    Kennt jemand das Klaviertrio ??

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Ich bin gerade auch dabei, so "zwischendurch" mal Kammermusik von Chopin zu hören.
    Ich habe dazu eine Cd mit dem gesamten Kammermusikwerk für Klavier und Streichinstrumente, in der Regel nur das Cello.
    Die Interpreten sind Fany Solter (Klavier), Christian Ostertag (Violine) und Martin Ostertag (Cello).
    Das Cello ist aus dem Jahr 1725, gebaut von P. Guarnerius, in Venedig.


    Auf dieser CD gibt es die folgenden Werke - die Radagast ja auch schon genannt hat:
    - Polonaise brillante op. 3
    - Grand Dur Concertant (komponiert zusammen mit Franchomme)
    - Sonate pour violincello et piano op.65
    - Trio op. 8.


    Gehört habe ich bisher nur die Polonaise, arrangiert von Navarra.


    Die Polonaise als solche komponierte Chopin 1828 im Alter von 18 Jahren. Er schrieb sie für den Prinzen Radziwill, der - wohl nur mittelmässig - selbst Cello spielte.
    Daher war das Werk ursprünglich für das Cello sehr leicht, für das Klavier sehr schwer.
    der Cellovirtouse Feuermann vertauschte dann etwas die Stimmen. Das Arrangement von Navarra stützt sich im wesentlichen auf Feuermann.
    Ein Jahr später komponierte Chopin die dazu gehörige Introduktion.


    In dieser Introduktion haben Cello und Klavier fast gleiches Gewicht. Die Musik ist ruhig, streckenweise melodiös, mit einer liedartigen Cellopassage, etwas mehr zum Träumen; gefällt mir gut.
    Diese Introduktion geht dann über in die eigentliche Polonaise. Leider, da ich das Cello so sehr mag, hat hier das Klavier den dominierenden Part. Das Ganze ist lebhaft, rhythmisch, mit virtuosen Kalvierpassagen. Zum Tanzen fast zu schwierig, angenehm beim Zuhören. Aber nichts, was mich begeistert.


    Chopin selbst hielt nicht viel von dem Werk. Er meinte dazu "Es ist nur Blendwerk, gut für den Salon, für die Damen."
    (Viel von Frauen hat Chopin wohl auch nicht gehalten!)

    Anna-Beate

  • Mag vielleicht noch jamnd anderes zur Polonaise von Chopin etwas schreiben? Besonders interessant wäre für mich der Höreindruck als solcher und auch Hinweis auf andere Aufnahmen. Allerdings konzentriere ich mich zur Zeit auf Dvoraks Werke.

    Anna-Beate

  • Hallo,


    Das Klaviertrio g-moll Op. 8 habe ich in einer Aufnahme mit dem Oistrakh Trio (David Oistrach - Violine, Sviatoslav Knushevitzky - Violoncello und Lev Oborin - Klavier). Die drei überzeugen (wie immer), das Trio an sich ist aber irgendwie "etwas anders" als andere Klaviertrios, ich erinnere mich, daß es etwas mehr in galante Richtung tendierte, aber wahrlich keine Salonmusik darstellt; Chopin schreibt hier mit der für ihn typischen Klavierbehandlung trotzdem einen sehr überzeugenden Kammermusiksatz. Es ist nicht ausufernd lang, und gerade in der Kürze liegt hier sozusagen die Würze.


    Stilistische Nähe eines Johann Nepomuk Hummel sollte vielleicht auch erwähnt werden.


    Ein nettes Trio - und weitere Eindrücken können bei Gelegenheit folgen.


    Viele Grüße,
    Daniel

  • Chopin komponierte seine Cellosonate, die neben dem Klaviertrio sein einziges größeres Kammermusikwerk ist, im Jahre 1846. Sie gehört somit zu seinen spätesten Kompositionen.
    Die Satzfolge lautet:
    1.Allegro moderato
    2.Scherzo: Allegro con brio
    3.Largo
    4.Finale: Allegro
    Die Sonate ist insgesamt recht konventionell bzw. so, wie man sich eine faire (Cello gleichberechtigt) Cellosonate von Chopin vorstellen würde. Im Naxos-Booklet ist etwas von „unchopinesk“ zu lesen. Das kann ich nicht nachvollziehen, da ich seinen Stil im Werk durchaus gut wiedererkennen kann. Chopin-Experte, um das wirklich beurteilen zu können, bin ich allerdings nicht.
    Chopin soll zunächst den Cellopart komponiert haben, um dann hinterher eine passende Klavierstimme zu basteln. Das Ergebnis zeigt, daß es auch so gehen kann. Zudem beriet ihn der Cellist August Franchomme bei der Komposition.
    Einem durchaus gewichtigen Hauptsatz (dessen Beginn in Radagasts Rätsel als Stück Nr. 5 vorkam) folgen ein vehementes Scherzo, ein kurzes, aber schönes, sangliches Largo und schließlich ein virtuoses Show-Finale im Tarantella-Stil.
    Wie ist nun der Stellenwert von Chopins Cellosonate zu bewerten? Er selbst war „manchmal zufrieden, ein andermal nicht“ und schreib „Ich werfe sie in die Ecke, dann sammle ich sie wieder auf“.
    Ich halte die Sonate für weniger interessant und bedeutend als Mendelssohns und Brahms Werke oder Beethovens op. 69 und op. 102. Chopin- und Cellofans sollten das Werk aber sicher kennen und schätzen können.
    Ich habe Chopins Cellosonate von dieser CD kennengelernt und bisher auch nie eine andere Interpretation gehört:



    Viele Grüße,
    Pius.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Ich mag diese Sonate vor allem dann sehr gerne, wenn sie von du Pré - Barenboim gespielt wird.



    Das Klavier wird manchmal vielleicht ein bisschen allzu sehr vom Cello überdeckt, dennoch gefällt mir dies expressive, breit ausgespielte von du Pré gerade bei diesem Stück viel besser als Kliegel, die im direkten Vergleich für mich fast ein wenig langweilig klingt.


    Mit Gruß von Carola

  • Hallo,


    aus diesem Anlass heraus kramte ich gerade folgende CD nach langer Zeit wieder hervor:



    Ich weiß nicht, ob es sich um die selbe Einspielung wie die von Carola erwähnte handelt. Als Aufnahmedaten dieses Stücks wie der Franck-Sonate sind der 10.12.1971 sowie der 05.10.1972 angegeben.


    Ich glaube, dass ich heute bei dieser Sonate zum ersten Mal richtig hingehört habe, denn erstaunlicherweise gefällt sie mir ziemlich gut. Nunja, die rhytmische Komponente des ersten Themas im zweiten Satz wirkt heute etwas ausgelatscht, auch das Finale gerät etwas nervig-oberflächig, aber alles nicht so arg. Das Eröffnungs-Allegro moderato ist ein wahrlich schöner und angenehmer, nein: ein richtig guter, ausgedehnter Satz, bei dem alles stimmig ist. Ich finde ihn, wie auch die gesamte Sonate, sehr kraftvoll ; nichts ist überflüssig, sondern trotz des langen Atems sehr konzentriert.


    Das Largo ist nicht lang, doch sehr ergreifend.


    Ich stimme Carola zu, dass das Cello das Klavier überdeckt; der Grund scheint mir jedoch ein rein tontechnischer zu sein; die Abmischung halte ich nicht für gelungen. Es wirkt dadurch fast so, als würden beide Musiker in verschiedenen Räumen spielen; schade. Das expressive Spiel Jaqueline de Pres entschädigt jedoch einiges, aber auch Barenboim, der zwar das Fundament bereitet, jedoch nie den Eindruck vermittelt, zurückzustehen, sondern ein ebenso kraftvoll spielender Dialogpartner ist; eine gute Zusammensetzung.


    Kurzum: Dank an diesen Anlass, mir das Werk noch einmal genau anzuhören. Es wird nicht mehr in der Versenkung meiner Regale verschwinden.


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)


  • Ja, das ist die gleiche Aufnahme. Sie ist wirklich schön.


    Mit Gruß von Carola