entstanden ca. 1775-78, (Lessing gibt 1775/76 für 66 und meint, 68 in derselben Tonart sei ein bis zwei Jahre vorher entstanden, spätestmögliches Jahr ist 1779)
Besetzung: je 2 Oboen, Hörner, Fagotte; Streicher
1. Allegro con brio 4/4
Der Satz beginnt mit einem nicht sehr charakteristischen (Lessing: "Allerweltsgedanken") Thema: "Tusch", absteigender Dreiklang, Doppelschlagfiguren, das Hauptthema wird in etwas aufgepeppter Instrumentierung wiederholt, dann schließt sich eine ausführliche etwas flächige Überleitungspassage mit Unisono-Läufen der Streicher an; Lessing weist hier wohl zurecht auf den etwas opern/ouverturenhaften Charakter der Musik hin.Das Seitenthema (Geigen piano e dolce) ist hübsch, eingängig, aber ebenfalls nicht sehr originell.
Die Durchführung beginnt mit dem Hauptthema und seinen Doppelschlagfiguren; im Anschluß wird dann aber Überleitungsmaterial mit dem prägnanten 3-8tel-Auftakt (Beethoven 5) verarbeitet; es folgt eine Version des Seitenthemas in Moll, anschließend dünnt sich der Satz auf wechselnde kleine Staccato-Motive von Streichern und Holzbläsern aus. Nach diesem Verebben setzt in schönem Kontrast die Reprise ein. Vor der Überleitungspassage hat Haydn hier noch ein kurzes Spiel mit dem Doppelschlagmotiv eingefügt und das Seitenthema wird bei seiner Wiederkehr vom Fagott gedoppelt.
Lessing vergleicht den Satz zu seinem Nachteil mit dem Kopfsatz der ca. 5 Jahre vorher geschriebenen Nr. 51. Da ich letzteres Werk nun nicht auch noch hören konnte/wollte, wage ich hier kein Urteil; es ist aber sicher richtig, daß hier vom Sturm&Drang nicht viel zu spüren ist und ein verbindlicherer Ton vorherrscht.
2. Adagio (3/4 F-Dur)
Es handelt sich um einen Sonatensatz, dominiert von Streichern mit Dämpfer, (wie etliche Werke dieser Zeit vgl. auch 68); der Seitensatz in C-Dur ist jedoch thematisch nur schwer auszumachen; nach einer fast dramatischen Tuttistelle (die Bläser werden im Satz sonst nur sehr sparsam eingesetzt) und einigen Seufzern der 1. Geigen folgt eine lange, kaum begleitete Staccatopassagen der Violinen unisono mit einem seltsamen Abschluß (Auftakt, einzelnes pizzicato, Kadenztriller)
Die Durchführung beginnt mit dem Hauptthema und einer melancholischen Fortspinnung, besteht dann aber hauptsächlich aus unthematischen dramatischen staccato-Gängen der tiefen Streicher mit gehaltenen Tönen der Bläser und eingeworfenen Akkorden der Geigen.
Unvermittelt setzt danach die Reprise ein, die keine wesentlichen Änderungen bringt.
3. Menuetto
Im Menuett werden die Bläserfarben dann wieder ausgiebig verwendet. Der Hauptteil zeigt eine angedeutete "Durchführung" mit Verarbeitung des punktierten Motivs, Abspaltung des Triolenauftakts und einem Verebben im pp vor der Reprise.
Im Trio blasen die Solisten an Fagott bzw. Oboe einen gemächlichen Ländlern, nur sehr dezent von den Streichern unterstützt.
4. Scherzando e presto (2/4)
Ein Rondo, durchaus schon späteren Finalsätzen vergleichbar, vielleicht der "modernste" Satz des Werks; das typische Thema wird zunächst von den Streichern vorgestellt. Die erste Episode bringt im Tutti eine durchführungsartige Verarbeitung. Die erste Wiederkehr des Refrains figuriert das Thema ein wenig und setzt ein Solo-Fagott ein. Die nächste Episode bleibt zuerst zweimal an Fermaten hängen, es folgt kurz der Refrain und dann eine weitere, recht ernsthafte Verarbeitung. Wiederum leicht variierter Refrain. Dann beginnt eine Art Coda: Nach einem urkomischen Beginn mit zwei Fagotten werden Teile des Themas in heiterer Weise und nun sehr deutlich der "Scherzando" Bezeichnung entsprechend von den unterschiedlichen Instrumenten einander zugespielt.
JR