Ich komme soeben von der Generalprobe des "Rheingoldes". Der Ring ist nun fertig geschmiedet und ich bin mit einem wirklich sehr, sehr positiven Eindruck aus der Vorstellung hinausgegangen.
Meiner Meinung nach ist die szenische Umsetzung des Vorabends die gelungenste - natürlich wird es einige Kritiker geben, denen eine Umsetzung des Werkes, das sowohl auf das Libretto und auch auf die Partitur bedacht nimmt und keine neuzeitlichen Deutungen mit sich bringt, nicht gefallen - aber was soll's.
Schon die erste Szene mit den Rheintöchtern ist wunderbar anzuschauen - und die Sängerinnen Ileana Tonca, Michaela Selinger und Elisabeth Kulman harmonieren untereinander ausgezeichnet, sind wirklich nett anzuschauen, wissen sich zu bewegen und umgarnen den "armen" Alberich so sehr, dass sie ihn wirklich zum Wahnsinn treiben. Von den dreien sticht (wieder einmal - ich habe sie noch niemals schlecht gehört) noch Elisabeth Kulman heraus!
Da es die Generalprobe war, hat vielleicht nicht jeder Sänger diese voll ausgesungen (das nehme ich von Juha Uusitalo an), allerdings kann ich schon jetzt sagen, dass Tomasz Konieczny am Premierenabend einen großen Erfolg haben wird. Wortdeutlich (wie eigentlich alle), stimmgewaltig, in der Höhe keine Probleme habend ist er der auffälligste Akteur - was das Stimmliche betrifft.
Ein weiteres Highlight der Aufführung ist der Loge des Adrian Eröd. Was er darstellerisch bietet ist vom Allerfeinsten. Gekleidet ganz in schwarzem Leder (?), mit langem Mantel, roter, langer Perücke ist er ständig in Bewegung, umgarnt alle Akteure und macht sie phasenweise zu Statisten. Das Flackernde der Partitur setzt er in Bewegungen um - ein idealer Loge, was das Schauspiel betrifft. Die STOP ist das Risiko eingegangen, diese Rolle mit einem (relativ hohen) Bariton zu besetzen und an drei, vier Stellen hörte man, dass Eröd an seine stimmlichen Grenzen gehen muss. Wer sich nur die Premiere im Radio anhört, mag vielleicht da enttäuscht werden, doch man muss sich da wirklich die Einheit von Gesang und Schauspiel vorstellen - das passt perfekt!!!
Ebenfalls sehr angetan war ich von Markus Eiche als Donner, der gegen Ende sehr starke Akzente setzt (nur sein doch kleiner Hammer im silbernen Handtäschen wäre nicht notwendig gewesen). Froh wird von Gergely Nemeti gesungen - er fiel nicht weiter auf (und ich muss mich wahrscheinlich erst einlesen um zu erfahren, welche Bedeutung die Kristallkugel hat, die er dauernd mit sich rumträgt).
Die beiden tiefgelegenen Frauenpartien sind sehr gut besetzt - Janina Baechle als Fricka und Anna Larsson als Erde ergänzen stimmschön das Ensemble. Ricarda Merbeth als Freia die Holde, Holda die Freie war auch rollendeckend.
Beide Riesen sind sowohl optisch als auch stimmlich sehr gut - positiv überrascht hat mich Sorin Coliban als Fasolt, während ich mir von Ain Anger als Fafner sogar ein bisschen mehr erwartet habe (aber das ist schon Lästern auf sehr hohem Niveau). Herwig Pecoraro gibt mit seinem Charaktertenor einen schleimigen, wehleidigen Mime (ich denke, dass der Mime seine allerbeste Rolle ist).
Bei Juha Uusitalo hatte ich den Eindruck, dass er nicht voll ausgesungen hat, deshalb will ich da nichts weiter dazu schreiben. Auffällilg ist, dass - im Gegensatz zu Walküre und Siegfried - der Wotan dieses Mal mit Glatze agiert (bin gespannt, ob das nur der neue Uusitalo-Look ist oder dieses Outfit nur für das Rheingold geplant ist).
Franz Welser-Möst lässt es an den richtigen Stellen so richtig schön krachen, ist aber bei diesem "Konversationsstück" ein sehr bedachtsamer Sängerbegleiter, der raschere Tempi angeschlagen hat. Insgesamt dauerte die Aufführung 2:23 Stunden.
Sven-Eric Bechtolf hat mit den Sängern sehr intensiv gearbeitet und verlangt von ihnen viel (besonders Eröd und Pecoraro werden gefordert) - und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Die Ausstattung (Rolf Glittenberg) ist wie in den anderen Teilen relativ karg, für die Videoeinspielungen zeichnet dieses Mal Friedrich Zorn (an Stelle von fett-film), die Kostüme von Mariann Glittenberg betrachte ich mit Ausnahme derer der Lichtalben sehr gelungen (Loge, Rheintöchter ).
Insgesamt war ich - wir schon oben beschrieben - äußerst angetan und ich freue mich schon auf die Samstag-Premiere (und natürlich auf die Ringzyklen bis Ende der Saison)...