Hier bin ich einmal wirklich unsicher.
Also formal finde ich die Inszenierung fabelhaft – perfekt. Ich habe noch nie eine so geniale Handhabung der Drehbühne gesehen. Die Personenführung ist stimmig dezidiert einstudiert – vielleicht hängen die Sänger in den Duetten zu sehr aneinander (ich wäre hier mehr für gelegentliche „szenische Kontrapunkte“, dass man also nicht eng umschlungen aneinanderhängt, sonder Wege von und zueinander findet), aber das ist Gemecker auf hohem Niveau.
Das Bühnenbild trifft atmosphärisch genau die Situation, eigentlich durchaus abstrahierte Pyramiden, die Kostüme sind nicht historisierend aber auch nicht modernistisch, sondern gekonnt heutig zeitlos mit historischen Zitaten. Ebenso gibt die Beleuchtung ideale Kommentare zu Szene.
Musikalisch war es für mich ebenfalls ausgezeichnet – nicht in großem Pomp, sondern ein flotter Verdi mit verhaltenen musikalischen Strukturen, also wirklich die Inszenierung durchdringend.
Auch auf hohem Niveau kritisiert, war der Tenor nicht ganz auf dem Weltniveau der andern Sänger, Aida war krank und hat nur markiert.
Der Triumphmarsch begann in neuer Sichtung toll – wurde dann aber mit der Zeit doch etwas gewollt. Die Farbdramturgie ist nicht meine Sichtweise (hier empfand ich viel Gutes beim Freischütz vom Wilson aus Baden – Baden), aber auch gut und dramaturgisch stimmig gewählt, Schwarz, Weis, Grau , Gold im Wesentlichen.
Und nun mit eigentlich schlechtem Gewissen: Irgendwie und Irgendwann beschlich mich doch der Eindruck, dass bei aller Qualität alles etwas zu synthetisch wirken könnte – zu glatt, zu routiniert? Es fehlten markante retardierende Momente, szenische Brüche, ich habe auch keine nachhaltigen interpretatorischen Ansätze erlebt – eigentlich war das Libretto schnörkellos umgesetzt worden – aber kann das nicht auch mal so sein?
Ich denke es wird ein Erfolg – bin gespannt auf die heutige Premiere.