Sibelius: Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 43 – Die "Unabhängigkeits-Symphonie"?

  • Paavo vs Neeme Järvi bei der Sinfonie Nr.2


    Nachdem ich die neue Sibelius-Sinfonien _ GA mit Paavo Järvi mit dem Orchestre de Paris, das wirklich packend aufspielt mit Genuss gehört habe, wende ich mich der GA seines Vaters Neeme Järvi mit dem Gothenburg PO zu.


    Bei Paavo Järvi habe ich bei Sinfonie Nr.2 Einschränkungen zu machen, die ich bereits im allgemeinen Thread der Sibelius-Sinfonien äusserte:


    Zitat von teleton

    Ausgerechnet habe ich bei den Hördurchgängen mit der Sinfonie Nr.2 angefangen, die in sehr vielen GA die Problematischste ist. So auch hier ! Diese Aufnahme hatte ich schon seit ein paar Jahren als Download und bisher grob einen guten Eindruck gehabt.
    Paavo Järvi lässt es nicht an Dramatik und fehlen und liefert insgesamt eine packende Darstellung, die auch vom Tempo absolut stimmig ist. Doch mit denen die ich für die Besten halte (Bernstein (SONY und DG); Berglund / Bournemouth PO (EMI) mit der Kussewitzky-Coda; sowie die Szell-Aufnahmen (SONY + Philips); aber auch mit Karajan (Beide auf EMI) kann er nicht bestehen. Paavo gestaltet einige Spannungsbögen zu separat, manchmal zu abgehackt ohne richtigen Zusammenhang; er lässt die Musik nicht fliessen. Da bin ich von meiner Hörgewohnheit einfach anders geprägt !

    Viele Worte sagen mehr als nötig, denn die herausragend betonten Ecken und Kanten und der unbändige Schlagzeuger aus Paris sorgen schon dafür, dass auch dies eine höchst hörenswerte Aufnahme entstanden ist - mit Hörspass !

    RCA, 2015, DDD




    Vor mehr als 10 Jahren kaufte ich mir die Sibelius - Sinfonien mit Neeme Järvi /Gothenburg PO (BIS).

    Nach meinen Favoriten Ashkenazy und Bernstein, war ich doch recht ernüchert von dieser N.Järvi-GA auf BIS. Ein früheres Taminomitglied und Sibelius-Kenner bestätigte mir meine Eindrücke und bezeichnete diese GA sogar als die Schwächste auf dem Markt !!! ...

    Er machte mich dann auf die wenige Jahre später entstandene Sibelius - GA (ebenfalls) mit dem Gothenburg PO (DG) aufmerksam, die neben den 7 Sinfonien auch (fast) alle Sinfonischen Dichtungen komplett enthält; und sendete mir diese 7CD´s als CD-R zu ! Inzwischen bin ich so begeistert von der DG-GA, dass ich diese im DG-Original erworben habe.

    Schon wegen der Sinfonischen Dichtungen, die mit Tapiola, En Saga, Pohjohlas Tochter, Nächtlicher Ritt und Sonnenaufgang (trotz Karajan; Ashkenazy) zu einer der Besten dieser Werke gehört. Eine unbändige Dramatik sprüht aus diesen DG-Aufnahmen und das Gothenburg PO !


    Bei den Sinfonien bin ich noch lange nicht mit allen Aufnahmen zufrieden. Die Sinfonie Nr.2 ist Neeme Järvi jedoch so hervorragend gelungen. Er lässt im Gegensatz zu Paavo die Musik mehr fliessen und das Gothenburg PO entwickelt mit seinem eindeutig nordischeren Ton. Ich schätze nebenbei auch die höchst detailreiche Aufnahme mit Colin Davis / Boston SO (Philips, 75) (meine erste auf CD!) , weil diese alle Paukenstellen von pp -fff hörbar macht. Auch wenn C.Davis nicht der Emotonalste ist - tolle Aufnahme ! Ähnlich empfinde ich Neeme Järvi interpretatorisch, der auf DG eine ganz ausgezeichnete Klangtechnik offenbart (ungleich besser als die Stumpf klingende auf BIS) . Die Paukenstellen sind ebenfalls alle präsent.

    Als Vergleich liegt mir die Neeme Järvi - Aufnahme mit dem Klang des Gothenburg SO mehr. Sicher, die Pariser haben auch ihre Meriten, aber der Fluss der Musik und die Spannungsbögen ohne die Spannung durch zu viele Generalpausen zu unterbrechen, gelingt Neeme noch intensiver.


    Wie ausgezeichnet mit Biss das Orcheste de Paris Sibelius spielen kann haben sie auch bei den anderen Sinfonien in

    Die Sinfonie Nr.1 ziehe ich allerdings deutlich mit Paavo Järvi (geneüber Neeme) vor, da diese fast mit Ashkenazy´s Hammeraufnahme (Decca) gleichziehen kann.

    DG, 2005, DDD

    Fazit: Beides grosse Aufnahmen der Sinfonie Nr.2 mit einer leichten Tendenz für Gothenburg.

    Klangtechnisch sind beide GA auf aktuellem Niveau - nur die Sinfonie Nr.2 mit Paavo Järvi ist im Forte etwas undurchsichtig.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Es lässt sich übrigens auch noch anders Järvi ./. Järvi bei der 2. Sinfonie von Sibelius vergleichen, denn bereits im Dezember 2001 nahm Paavo Järvi sie auf:



    Ich habe diese CD als nicht sonderlich herausragend in Erinnerung, werde sie mir aber im Vergleich zur Neuaufnahme demnächst wieder zu Gemüte führen.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Es lässt sich übrigens auch noch anders Järvi ./. Järvi bei der 2. Sinfonie von Sibelius vergleichen, denn bereits im Dezember 2001 nahm Paavo Järvi sie auf:



    Ich habe diese CD als nicht sonderlich herausragend in Erinnerung, werde sie mir aber im Vergleich zur Neuaufnahme demnächst wieder zu Gemüte führen.

    Paavo Järvi verwendet am Ende des Finales in der Telarc-Aufnahme die berühmt-berüchtigte "Kussewizki-Coda", was er in der Pariser Neueinspielung unterlässt (interessanterweise aber bei seinem Antrittskonzert 2010 in Paris live auch so spielen ließ - der Mitschnitt kursierte vor einigen Jahren). Daran scheiden sich ja die Geister. Manch einer empfindet die hervorgehobenen Pauken als zu theatralisch. Mir gefiel diese (von Sibelius ja auch abgesegnete) Alternativfassung eigentlich immer. Wenn ich mich recht entsinne, lässt sie Neeme Järvi zumindest in der BIS-Einspielung ebenfalls spielen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo Norbert und Josef,


    diese TELARC-Aufnahme von 2011 hatte ich schon lange im Auge. Laut Kritik soll diese aber im Vergleich nicht so herausragend sein (die Tubin 5 allerdings schon). Deshalb habe ich die CD dann doch nicht bestellt. Warscheinlich ist dann nur die Kussevitzki-Coda das Interessanteste bei der ganzen Int der Zweiten.


    Auf YT habe ich mit Paavo Järvi weitere Konzerte mit der Sinfonie Nr.2 gefunden:


    1. mit dem Estonian Festival Orchestra (von 2017)

    2. mit dem NHK SO (von 2018)

    3. mit dem Orchestre de Paris (2010 ... nicht die RCA-Aufnahme von 2015 !!!) Dies ist das Antrittkonzert 2010 in Paris mit der Kussevitzki-Coda.

    :!:Diese Int ist der Wahnsinn und (leider) weit packender als seine 2015er-LIVE-Aufnahme mit dem gleichem Orchester ohne Kussevitzki-Coda, die in der von mir in den Vorbeiträgen vorgestelleten RCA-CD-GA vorgestellt wurde. Aber die technische YT-Qualität ist leider nicht besonders und ausgerechnet im Finale mit Verzerrungen behaftet.


    Das Konzert von 2018 mit dem NHK SO Tokyo hat richtig Herzblut und Emotion. Im Finale geht Paavo sichilich aus sich heraus um aus den japanischen Musikiern das Maximum herauszuholen. Die Pauken sind bei NHK zudem weit präsenter als beim Baltic Sea Festival (Estonian FO).


    NHK SO (2018)


    Orchestre de Paris (2010)


    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber Wolfgang,


    ich denke, mit der Telarc-Aufnahme von Järvi würdest du keine große Freude haben.


    Ich habe sie eben angehört, es ist gewiss keine schlechte Aufnahme, im Gegenteil, es gibt schöne, langsame und leise Passagen, die Järvi und das gut aufspielende Orchester fein abgestuft darbieten, aber im Vergleich zu den Spitzen-Aufnahmen (ibs. zweimal Szell oder Karajan 1960, Inkinen, Berglund (Bournemouth), Ansermet, Monteux, Bernstein (Sony), Jansons (Oslo), Sanderling) fehlt es an Intensität, Leidenschaft, Dramatik, Feuer. Die Tempi befinden sich im Mittelmaß, Karajan 1960 z.B. ist im Finalsatz merklich langsamer unterwegs, aber Karajan bietet wesentlich mehr Leidenschaft und Dramatik. Järvi ist schlichtweg zu brav, zu zurückhaltend.


    Die in der guten Amazon Rezension angesprochenen Generalpausen, die ibs. im ersten Satz deutlich hörbar sind, bremsen mir zudem den musikalischen Fluss.


    Es hatte also seinen Grund, weswegen ich die CD lange nicht mehr hörte...


    Die Tempi im Vergleich:

    09'48'', 14'34'', 6'25'' und 13'41'' (Järvi)

    10'04'', 14'29'', 6'08'' und 15'19'' (Karajan)

    09'33'', 12'41'', 5'46'' und 13'42'' (Szell - Concertgebouw)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • 3. mit dem Orchestre de Paris (2010 ... nicht die RCA-Aufnahme von 2015 !!!) Dies ist das Antrittkonzert 2010 in Paris mit der Kussevitzki-Coda.


    :!: Diese Int ist der Wahnsinn und (leider) weit packender als seine 2015er-LIVE-Aufnahme mit dem gleichem Orchester ohne Kussevitzki-Coda, die in der von mir in den Vorbeiträgen vorgestelleten RCA-CD-GA vorgestellt wurde.

    Das hat mich auch gewundert, dass man nicht diese Aufnahme in der RCA-Box inkludierte. Meine Vermutung geht dahin, dass RCA bewusst nicht diese Kussewizki-Coda wollte, denn 2018 beim NHK Symphony Orchestra bringt Järvi sie ja auch wieder (wenn auch nicht ganz so exaltiert). Der Paukist des Orchestre de Paris 2010 hätte sich jedenfalls eine Extrazulage verdient gehabt. :hail:


    Toll finde ich in Paavo Järvis Interpretationen übrigens, wie er die allerletzten Takte verzögert.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

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    – Luís de Camões

  • Kölner RSO/Barbirolli (1969)

    Eine wirklich wahnsinnig packende Einspielung der Zweiten von Sibelius ist die letzte Aufnahme davon von Sir John Barbirolli. Er nahm dieses Werk so oft auf wie wenige andere. Die späte Produktion für den WDR mit dem Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester von 1969 des gesundheitlich schon stark angeschlagenen Barbirolli steht ganz am Ende seiner Beschäftigung mit diesem Werk. ICA hat die Radioproduktion vor einiger Zeit veröffentlicht.



    Beispielhaft der Finalsatz, der auch bei YT verfügbar ist:



    Sir John mag nicht das weltbeste Orchester zur Verfügung gehabt haben, aber was er herausholt, spottet jeder Beschreibung. Eine Intensität, die einen sprachlos zurücklässt. Die Wirkung, die er in der Coda des Finales entwickelt, ist phänomenal. Die Stelle ab etwa 12:14 im Video stellt so ziemlich alles in den Schatten, was ich in Sachen Sibelius 2 kenne (und das ist wirklich einiges). Barbirolli erzeugt eine unheimliche, winterliche Atmosphäre, die quasi per aspera ad astra übergeht in einen triumphalen, apotheotischen Schluss, wie ein Sonnenaufgang im hohen Norden. Ich nenne es mal: die musikalische Unabhängigkeitserklärung Finnlands an den Zaren. Was für ein Abgang! Zu Tränen rührend. Eines Ritters Ihrer Majestät würdig.

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    – Luís de Camões

  • Das, lieber Joseph, hast Du sehr gut erfasst. :)

    Sir John mag nicht das weltbeste Orchester zur Verfügung gehabt haben, aber was er herausholt, spottet jeder Beschreibung.

    Ich habe mitunter den Eindruck, dass ein Dirigent aus derlei Orchestern womöglich ganz besonders viel herausholen kann. Die Musiker folgen bedingungslos, sind nicht so eitel und von sich überzeugt wie in den Klangkörpern der höchsten Kategorie. Sie sind ehr dankbar und demütig, unter einem wie Barbirolli spielen zu dürfen. Sie geben alles daran. Wie sonst sollte ein Ergebnis wie dieses zustande kommen? Ich bin auch ganz hingerissen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich habe mitunter den Eindruck, dass ein Dirigent aus derlei Orchestern womöglich ganz besonders viel herausholen kann. Die Musiker folgen bedingungslos, sind nicht so eitel und von sich überzeugt wie in den Klangkörpern der höchsten Kategorie. Sie sind ehr dankbar und demütig, unter einem wie Barbirolli spielen zu dürfen. Sie geben alles daran. Wie sonst sollte ein Ergebnis wie dieses zustande kommen?

    Das ist eine Beobachtung, die sich mit meinen Erfahrungen auch weitestgehend deckt. Wenn wir bei Barbirolli bleiben, dann wird man diese Schlussfolgerung ja auch bei zahlreichen seiner Aufnahmen mit dem Hallé Orchestra ziehen können, das nie so wirklich zu den Spitzenorchestern gezählt wurde, wo der Dirigent aber vielleicht gerade deswegen oft exemplarische Interpretationen erzielt hat. Ich nehme an, Barbirolli hätte in den 60er Jahren eines der großen Londoner Orchester haben können, wenn er wirklich aus Manchester fort gewollt hätte. Offenbar war dem nicht so. Komponisten wie Sibelius oder auch Tschaikowski lagen ihm m. E. besonders, weil es dort m. M. n. kein Zuviel an Emotionalität geben kann, insofern Barbirollis Ansatz goldrichtig erscheint. Die Kölner Einspielung der Zweiten von Sibelius ist wohl sogar meine liebste unter Barbirolli. Seine viel bekanntere EMI-Einspielung von 1966 war mein Einstieg zu diesem Werk; sie ist Teil der Gesamtaufnahme. Mit der Chesky-Einspielung mit dem Royal Philharmonic Orchestra von 1962 wurde ich hingegen nie so richtig warm. Es gibt noch eine Monoaufnahme mit dem Hallé Orchestra (wohl von 1952) und eine aus New York (wohl von 1940), zudem einen Live-Mitschnitt aus Boston von 1964 und einen mit dem BBC Symphony Orchestra während einer Tournee in die Sowjetunion von 1967.

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    – Luís de Camões

  • St. Petersburger Philharmoniker/Temirkanow oder: Das Imperium schlägt zurück


    Seit vielen Jahren rangiert die Zweite von Sibelius ganz weit oben, was meine Lieblingssymphonien anbelangt. Das bedingt, dass ich mir über die lange Zeitspanne sehr viele Aufnahmen zugelegt habe und noch mehr Aufnahmen davon gehört habe. Bei der großen Fülle dieser sicherlich am häufigsten eingespielten Sibelius-Symphonie ist es schwierig, diese oder jene Aufnahme dann ganz besonders hervorzuheben. Tatsächlich gibt es wirklich etliche herausragende Interpretationen. Mit Barbirollis EMI-Aufnahme lernte ich das Werk wirklich kennen; sie ist noch immer in meiner Spitzengruppe, vielleicht etwas hinter seiner in Beitrag 97 vorgestellten späten Kölner Rundfunk-Produktion. Daneben möchte ich noch unbedingt Bernstein (DG), Mackerras (IMP) und Garaguly (Eterna) genannt haben.


    Also eigentlich kein wirklicher Bedarf an der gefühlt fünfzigsten Aufnahme. Trotzdem habe ich mir vor einer Weile eine weitere Einspielung geleistet, die ich schon seit langem im Auge hatte, sie wegen überhöhter Preisvorstellungen aber dann bislang doch verkniffen habe. Nun habe ich sie endlich doch noch um einen gerade noch akzeptablen Preis bekommen - und soviel vorweg: Bereut habe ich es nicht.


    Es handelt sich um die ziemlich in Vergessenheit geratene Einspielung der St. Petersburger Philharmoniker unter ihrem Chefdirigenten Juri Temirkanow für RCA Victor aus den 90er Jahren. Selbst Sibelius-Kennern wird sie wohl kaum ein Begriff sein, hat sie doch seit der Veröffentlichung 1996 keine Neuauflage erfahren. Ebenfalls enthalten ist das Violinkonzert mit Wladimir Spiwakow. Bei den Aufnahmedaten gibt das Beiheft zwar die genauen Örtlichkeiten an - Butterworth Hall, Arts Centre, University of Warwick, Coventry, England, 10. November 1992 und Large Shostakovich Philharmonic Hall, St. Petersburg, Russland, 17. Jänner 1995 -, aber wird nicht ganz ersichtlich, was wann aufgenommen wurde. Eventuell gab es gar eine zweite Aufnahmesitzung an einem anderen Ort? Etwas mysteriös jedenfalls. Abgesehen davon ist das Booklet aber durchaus aufschlussreich (Text von David Wright, auch in deutscher und französischer Übersetzung). Spielzeiten: 9:08 - 13:16 - 6:49 - 14:26.


    Eigentlich muss man hier weiter ausholen. Die Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 43 von Jean Sibelius wurde 1901/02 zu einem Zeitpunkt komponiert, als das Großfürstentum Finnland noch Teil des Russischen Kaiserreiches war. Es wurde viel in dieses Werk hineininterpretiert im Sinne der nationalen Bestrebungen hin zu einer finnischen Unabhängigkeit. Und doch gab es durchaus noch Tendenzen in St. Petersburg, Sibelius als russländischen (das ist hier das korrekte Wort) Komponisten anzusehen, von dessen Ruhm man profitieren wollte. Im Dezember 1917, kurz nach der Oktoberrevolution, erklärte sich Finnland für unabhängig, was Anfang 1918 von Russland auch anerkannt wurde. In der Folge avancierten die Werke von Sibelius zu einer Art finnisches Nationalheiligtum, er zum Nationalhelden. Mir scheint, dass Sibelius in der Sowjetunion einen relativ schlechten Stand hatte, was sich an den vergleichsweise wenigen Einspielungen ablesen lässt. Mrawinski hatte nur die 3. und die 7. Symphonie im Repertoire, Swetlanow dirigierte wohl einmal die 1. Symphonie. Einzig Roschdestwenski spielte um 1970 herum einen kompletten Zyklus der sieben Symphonien ein. Kondraschin dirigierte zwar die 2. Symphonie, aber offenbar nur außerhalb der UdSSR. Die einzige waschechte Sowjet-Aufnahme der Zweiten, die mir geläufig ist, wäre ein Konzertmitschnitt von 1985 unter Juri Temirkanow mit dem Staatlichen Symphonieorchester. Womöglich behagte vielen Russen die nun zur antirussischen Symphonie umgedeutete Sichtweise nicht, so dass man das Werk weitestgehend boykottierte.


    Es sollte tatsächlich bis zum Ende der Sowjetunion dauern, bis eine weitere russische Einspielung zustande kam. Wieder war es Temirkanow, der 1988 die Leningrader Philharmoniker nach Mrawinkis Tod übernommen hatte, die seit der Wende St. Petersburger Philharmoniker hießen. Offenbar hat dieser Dirigent eine Schwäche für Sibelius' Zweite. Vielleicht spielt gar eine gewisse Rolle, dass Temirkanow kein ethnischer Russe, sondern gebürtiger Tscherkesse aus dem Nordkaukasus ist und daher kein solches Problem mit dem Werk hat wie vielleicht ein Russe? Jedenfalls hat RCA 1992/95 diese Sibelius-Produktion gemacht und dafür das russische Vorzeigeorchester engagiert.


    Ich habe mir die Aufnahme nun mehrmals angehört und muss gestehen: Es ist eine der kuriosesten Lesarten der Zweiten von Sibelius, die ich je gehört habe. Zunächst muss die enorm hohe Spielkultur der St. Petersburger gelobt werden. Das ist einfach das Ergebnis von 50 Jahren mit Mrawinski als Lehrmeister. Nicht dass Temirkanow keinen Anteil daran hätte, im Gegenteil. Sie wussten wohl, wen sie sich da zum Nachfolger wählten (was er übrigens bis zum heutigen Tage ist). Wie der kluge Aufsatz von David Wright ausführt, ist der nur etwa neunminütige Kopfsatz für eine spätromantische Symphonie kurz geraten und wirkt beinahe wie das Vorspiel zum ungleich gewichtigeren Andante. Dies bringt Temirkanow m. E. hervorragend herüber. Bildlich gesprochen hat man am Anfang eine Art zartes Erweckungserlebnis der Finnen, sehr lyrisch und fast intim. Im langsamen Satz aber tritt die Realität zu Tage. Und überspitzt könnte man die düsteren Passagen durchaus mit der russischen "Besatzung" in Verbindung bringen. Man sollte nicht vergessen, dass die Russifizierung Finnlands gerade zu Beginn des 20. Jahrhunderts nochmal maßgeblich zur Verschlechterung der Stimmung der Finnen beitrug. Die Niederlage des Zarenreiches gegen Japan 1905 hat dann eine gewisse Zurücknahme der Repressionen gebracht - da war die 2. Symphonie aber bereits komponiert. In diesem Andante werden die Konflikte musikalisch ausgefochten. Und hier schon lässt der für mein Dafürhalten sehr russische Zugriff des Dirigenten aufhorchen. Man hat eigentlich keinen Zweifel, wer hier die Oberhand behält, nämlich die Russen. Das wirbelwindartige Scherzo hat wirklich etwas Arktisches. Temirkanow kostet diesen oft als bloßes Intermezzo ausgelegten Satz bis zum Exzess aus und dehnt ihn auf nahezu sieben Minuten - in dieser Detailfreude und Hingabe habe ich das wohl noch nie gehört, er übertrifft sogar den späten Bernstein. Man könnte es fast zum heimlichen Höhepunkt der Aufnahme erklären. Dass das Scherzo das langsam um sich greifende Aufbegehren der Finnen symbolisiert, ist bestimmt keine neue Erkenntnis. Wie in Beethovens Fünfter dann die nahtlose Überleitung zum Finalsatz, wo noch einmal alles in Frage gestellt ist. Die dunklen Momente des langsamen Satzes werden neuerlich aufgegriffen. Im Laufe dieses Finales kam mir die Überlegung, die mich zur Übertitelung dieses Beitrags brachte: Als in der achten Minute das Thema vom Beginn des Finalsatzes nochmal aufgenommen wird, erschrickt man regelrecht, da die Pauken hier unerwartet lautstark losknallen. Ich weiß gar nicht, ob mir das bisher so bewusst wurde, aber Temirkanows Interpretation legt hier einen ganz anderen Schwerpunkt als üblich, indem er gerade das Ehrfurchtgebietende, Bedrohliche hervorhebt. Da kam mir jedenfalls in den Sinn, dass dies das Zarentum repräsentiert, also das Imperium, das nicht tatenlos zusieht, wie sich in der Peripherie des Reiches ein Aufruhr entwickelt. Danach liegt gewissermaßen Dunkelheit über dem Land, da der Ausgang des nun unvermeidlichen Konflikts ungewiss ist. Die großartige Steigerung des Satzes zum absoluten Zenit der Symphonie wird wieder von bedeutungsschweren Paukenschlägen begleitet. Die ruhige Überleitung zur Coda hin hat etwas Gespenstisches. Schließlich der triumphale Abschluss. Aber wer triumphiert hier eigentlich? Vor meinem geistigen Auge hatte ich den Eindruck, als wären es nicht die Finnen, sondern die Russen. Die sehr betonten Paukenschläge muten an wie ein Niederkartätschen der Aufständischen. Das Imperium schlägt zurück. Die hier ausgezeichnet hervorstechenden Blechbläser klingen derart russisch, dass man einfach nicht an das übliche Auflösungsschema denken kann. Finster brodelnd die letzten Takte der fesselnden Darbietung.

    Fazit: Eine der interessantesten und tiefgründigsten Interpretationen dieses hochgeschätzten Werkes. Gleichsam eine sehr russische Lesart, die mit den Konventionen bricht und versucht, eine andere Sichtweise auf das Werk zu eröffnen. Ob das im Sinne von Sibelius' Intention war, darf man in Frage stellen. Es klappt indes auf eine merkwürdige Art trotzdem. Klanglich überdies sehr gut.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Carl von Garaguly

    Durch einen weiteren aktuellen TIPP von Klassikfreunden und Josefs Beitrag 25 (von 2012) hatte ich die Garaguly-Aufnahme immer mal in den Jaaren im Auge. Jetzt war diese ehemals Ostdeutsche Aufnahme aus Leipzig für unter 2,-€ (medimops) verfügbar ... und trotzt meiner zahlreichen Aufnahmen (ich glaube ich habe kaum mehr Aufnahmen von einem Werk) habe ich bestellt.


    *** Die Aufnahme ist rudum gelungen und auch im Schlagwerk gut disponiert. Allerdings doch nicht so krass überbordend, wie Josef dies formuliert. Insgesamt finde ich die Spannungsbögen in den ersten beiden Sätzen nicht ganz so gut gezogen, wie bei Bernstein (SONY). Selbst was Karajan (EMI, 1960) und (EMI, 1980) meisterhaft zelebriert, gibt mir dahingehend noch mehr. Es mag an der Prägung von anderen favorisierten Aufnahmen liegen, dass ich es etwas Buchstabiert empfunfden habe. Die Emotionen kochen trotz des guten Schlagwerkes nicht so über, wie bei Bernstein (SONY) mit einem wahnsinnigen Gänsehautfakor.

    Der Schluss ist sauber, aber auch hier nicht ganz so spannend vorbereitet wie selbst bei Karajan (EMI, 1980), wo dieser uns die Pauken um die Ohren haut, als wäre es wie bei Berglund (EMI-1) oder Jävis Antritt-Livekonzert in Paris die Kussewitzky-Coda.

    Die Klangqualität ist für 1964 (:) da war ich im 1.Schuljahr) bei Garaguly ganz gut, leider im Fortissimo und wenn die Pauken ihre Höhepunkte haben übersteuert/verzerrt.

    8) Die CD bleibt in meinem Bestand, weil der Hörspass trotz meiner kritischen Worte klar vorhanden ist, aber meine alteingesessenen Favoriten konnte sie nicht vom Thron stürzen !


    :!:Die CD - Abb habe ergänzt, da diese oben in Josefs Beitrag als Platzhalter vom Urwaldfluss (wo man sie auch nur bekommt) fehlt, damit jeder die CD auch optisch im Blick hat.


    51599AamflL._SY300_.jpg

    edel classics, 1964, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Selbst was Karajan (Decca, 1960) und (EMI, 1980) meisterhaft zelebriert

    Lieber Wolfgang,


    sollte mir da etwas durchgegangen sein? Von Karajan kenne ich aus 1960 nur seine legendäre EMI-Produktion mit dem Londoner Philharmonia Orchestra. Aber zu dieser Zeit hat er ja in großem Stil auch Aufnahmen für DECCA gemacht. Doch eine Sibelius-Aufnahme davon ist mir nicht bekannt.


    LG nach Bonn,

    Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber nemorino,


    ich habe es eben verbessert - Danke. Bei 1960 bringe ich Karajan oft mit Decca in Verbindung.

    Natürlich ist es die EMI-Aufnahme von 1960 mit dem Philharmonia Orchestra gemeint (nicht wie Du schreibst mit dem LPO).

    Und die späte Aufnahme der zweiten von 1980 mit den Berliner PH, aus dem späten EMI-Zyklus 1976-81 (ohne die Dritte und Siebte) der alles andere als geglättet ist.


    Hier die Ausgabe aus der Karajan-Edition (ich habe die goldbraune Ausgabe von EMI):


    51SzUVMwBUL._SY300_.jpg

    EMI, 1960, ADD Stereo


    313ZoOgc12L.jpg

    EMI, 1980, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • "Krass überbordend", lieber Wolfgang, schrieb ich im Jänner 2012 zur Einspielung von Carl von Garaguly. Man muss das natürlich immer im zeitlichen Zusammenhang sehen. Seinerzeit kannte ich bei weitem noch nicht so viele Aufnahmen dieses Werkes, das sich bis heute in meiner persönlichen Top 3 der Lieblingssymphonien behauptet hat. Das besagt natürlich auch etwas. Die Garaguly-Aufnahme halte ich auch heute noch für sehr gut, aber wie Du anklingen lässt, wäre sie auch nicht meine allererste Wahl. Allerdings hätte ich auch bei Karajan etwas auszusetzen, zumindest in der ersten Aufnahme mit dem Philharmonia Orchestra: Die Pauken gehen im Finalsatz am Ende beinahe unter. Das muss die Schuld der Tontechnik sein, denn zwanzig Jahre später in der Neuaufnahme sind sie klar zu vernehmen. Insgesamt liegt mir die Berliner Einspielung auch generell mehr. Sie ist, wie Du andeutest, entgegen der gängigen Klischees, alles andere als der häufig kritisierte aalglatte Spätstil dieses Dirigenten, sondern erstaunlich schroff und insofern nordisch.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Natürlich ist es die EMI-Aufnahme von 1960 mit dem Philharmonia Orchestra gemeint (nicht wie Du schreibst mit dem LPO).

    Lieber Wolfgang,


    selbstverständlich habe ich die EMI-Aufnahme mit dem Philharmonia Orchestra gemeint:), sonst hätte ich London Philharmonic Orchestra geschrieben. Meines Wissens hat Karajan in London ausschließlich mit der Philharmonia gearbeitet, jedenfalls sind mir weder Aufnahmen noch Konzerte mit den anderen großen Londoner Orchestern bekannt.


    Davon abgesehen, finde ich Karajans Londoner frühe Aufnahme von Sibelius 2 der Berliner haushoch überlegen. Die erscheint mir recht äußerlich, ohne den rechten Tiefgang. Doch das mag Auffassungssache sein.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).



  • Eine Wahnsinnsinterpretation, die ich hier mal teilen möchte:

    Boston Symphony Orchestra
    Richard Burgin

    Tanglewood Festival, 1963 live


    Burgin, heute leider weitgehend in Vergessenheit geraten, war unter Kussewizki, Munch und Leinsdorf über Jahrzehnte Konzertmeister (1920-1962) und Assistenzdirigent (1927-1967) des BSO, also quasi der Mann im Schatten. Gespielt wird die in Boston legendär gewordene "Kussewizki-Coda" am Ende. Es dürfte die erste Stereo-Aufnahme davon sein.

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    – Luís de Camões

  • Jean Sibelius

    Sinfonie Nr.2 D-Dur Op.43

    1. 10:50 (10:45)

    2. 14:35 (14:28

    3. 6:30

    4.14:31 (13:45

    Takashi Asahina

    Osaka Philharmonic Orchestra

    Live: Osaka Festival Hall, 30.07.1999

    Dies ist eine wunderbar realisierte, ausgefeilte Aufführung von Sibelius' 2. Sinfonie. Das Orchester spielt gut wie ein zusammenhängendes Ganzes und arbeitet gut zusammen. Den Klang, den er vom Orchester bekommt, ist wunderbar organisch und die Aufnahme hat eine natürliche Ebbe und Flut, die perfekt zu Sibelius passt. Klasse sind auch die Blechbläser und Pauken, die sich nicht verstecken müssen. Eine meiner Lieblingsstücke ist im 4. Satz, wobei die Blechbläser zu Beginn des Satzes das glorreiche Thema spielen und das Orchester ein wunderbares Gefühl von Puls und Schwung hat. Es ist ein tiefer, resonanter Klang, der die Klangarbeit verkörpert. Es sollte angemerkt werden, dass die Aufnahmequalität erstklassig ist.

    Liebe Grüße

    Patrik



    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Dies ist eine wunderbar realisierte, ausgefeilte Aufführung von Sibelius' 2. Sinfonie.

    Jawohl, absolut d'accord! Nachdem die SACD auch bei mir heute via jpc eingetroffen ist, wurde sie gleich aufgelegt. Ich habe vor etlicher Zeit eine Aufnahme des Werkes unter Takashi Asahina aus den 70er Jahren gehört, die mich staunend zurückließ. Er galt ja als Brucknerianer und hat sich mit Sibelius leider nur selten beschäftigt. Zum 20. Todestag hat Exton nun diesen ganz späten und wirklich fulminant klingenden Mitschnitt von 1999 ausgegraben. Der Dirigent war damals bereits 91 Jahre alt. Von Greisenhaftigkeit aber keine Spur. Die Tempi sind völlig im Rahmen und im direkten Vergleich mit anderen Dirigenten nicht weiter auffällig. Was mir besonders gefällt, ist diese Akribie, mit der Asahina die Partitur ausleuchtet. Wie oft habe ich diese Symphonie wohl gehört? Fünfzig oder gar hundert Mal? Jedenfalls meine ich sie gut zu kennen. Und doch bringt der Japaner hie und da Nebenmelodien zum Vorschein, die so oft völlig untergehen. Da gab es tatsächlich ab und an Neues zu entdecken. Ein paar Eigenwilligkeiten in der Agogik treten zu Tage, etwa ein kurzes Verweilen im furiosen dritten Satz, aber alles sehr organisch und sinnhaft. Die Qualität des Osaka Philharmonic Orchestra, die im Westen wohl noch immer kaum geläufig ist, wird hier nach über 50-jähriger (!) Zusammenarbeit wieder einmal deutlich (Asahina war seit 1947 Chefdirigent und sollte es bis zu seinem Tode Ende 2001 bleiben). Auf Effekthascherei ist er nicht aus, aber wie wunderbar durchhörbar die zahlreichen Blechbläserpassagen gestaltet sind, hat mich fasziniert. Die Pauken haben an dieser und jener Stelle etwas Grollendes, beinahe Militärisches an sich. Ein großer Dank sei Exton ausgesprochen, diese Aufnahme doch noch veröffentlicht zu haben. Ich hoffe ja noch immer auf eine Neuauflage von Asahinas allerletztem Konzert vom Oktober 2001, wo das erste Klavierkonzert und die fünfte Symphonie von Tschaikowski gespielt wurden. Dies war Beilage eines bloß in Japan erschienenen und längst vergriffenen Buches anlässlich seines Ablebens.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Jean Sibelius

    Sinfonie Nr.2 D-Dur Op.43

    1.10:21

    2.14:02

    3. 6:02

    4.13:15 (13:25)

    Takashi Asahina

    Osaka Philharmonic Orchestra

    Live: Osaka Festival Hall, 22.11.1978

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    Diese Aufführung der Sibelius Sinfonie mit Takashi Asahina, der die Osaka Philharmoniker leitet, fordert nun meine Lieblingsversion dieses Stücks heraus. Fast sofort spürt man die idiomatische Affinität, die dieser Dirigent zu den Farben und Stimmungen zu haben scheint, die in Sibelius' musikalischer Landschaft dargestellt sind. Besonders interessant und wirkungsvoll sind die lebendige Details, das Asahina in Momenten der Ruhe und Unruhe hervorruft. Sein Ausdruck von Dynamik spricht auch mit Autorität und Beredsamkeit. Man höre den phänomenalen zweiten Satz. Höhepunkt bleibt natürlich das Finale. Der Übergang zwischen dem dritten und letzten Satz wird hervorragend bewältigt. Das Finale ist mächtig und dramatisch, die Pauken sowie die Blechbläser sind hochexplosiv.

    Liebe Grüße

    Patrik


    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Nachdem ich mich nun so euphorisch über die jetzt neu erschienene Aufnahme des BBC Symphony Orchestra unter Sir John Barbirolli geäußert habe (Tournee in die UdSSR 1967), hier noch einmal ein Überblick über die Barbirolli-Diskographie, dieses Werk betreffend:


    - New York Philharmonic; Carnegie Hall, New York, 6. Mai 1940 Mono Studio (Columbia/Sony)


    - Hallé Orchestra; Kingsway Hall, London, 18.-19. Dez. 1952 Mono Studio (HMV/Warner/Barbirolli Society)


    - Royal Philharmonic Orchestra; Walthamstow Town Hall, London, 1. & 9. Okt. 1962 Stereo Studio (Reader's Digest/Chesky/Testament)


    - Philharmonia Orchestra; Teatro Colón, Buenos Aires, 27. Aug. 1963 Mono live (Barbirolli Society)


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    - Boston Symphony Orchestra; Symphony Hall, Boston, 3. Okt. 1964 Stereo live (Memories)


    - Hallé Orchestra; Kingsway Hall, London, 25.-26. Juli 1966 Stereo Studio (EMI/Warner)


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    - BBC Symphony Orchestra; Großer Saal des Moskauer Konservatoriums, 7. Jän. 1967 Stereo live (Melodia)


    - Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester; Saal 1, Funkhaus Köln, 7. Febr. 1969 Stereo Studio (ICA)


    Es gibt also nicht weniger als acht Aufnahmen, die Mehrzahl aus den 1960er Jahren. Damit könnte Sir John der Rekordhalter sein.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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