Paavo vs Neeme Järvi bei der Sinfonie Nr.2
Nachdem ich die neue Sibelius-Sinfonien _ GA mit Paavo Järvi mit dem Orchestre de Paris, das wirklich packend aufspielt mit Genuss gehört habe, wende ich mich der GA seines Vaters Neeme Järvi mit dem Gothenburg PO zu.
Bei Paavo Järvi habe ich bei Sinfonie Nr.2 Einschränkungen zu machen, die ich bereits im allgemeinen Thread der Sibelius-Sinfonien äusserte:
Zitat von teletonAusgerechnet habe ich bei den Hördurchgängen mit der Sinfonie Nr.2 angefangen, die in sehr vielen GA die Problematischste ist. So auch hier ! Diese Aufnahme hatte ich schon seit ein paar Jahren als Download und bisher grob einen guten Eindruck gehabt.
Paavo Järvi lässt es nicht an Dramatik und fehlen und liefert insgesamt eine packende Darstellung, die auch vom Tempo absolut stimmig ist. Doch mit denen die ich für die Besten halte (Bernstein (SONY und DG); Berglund / Bournemouth PO (EMI) mit der Kussewitzky-Coda; sowie die Szell-Aufnahmen (SONY + Philips); aber auch mit Karajan (Beide auf EMI) kann er nicht bestehen. Paavo gestaltet einige Spannungsbögen zu separat, manchmal zu abgehackt ohne richtigen Zusammenhang; er lässt die Musik nicht fliessen. Da bin ich von meiner Hörgewohnheit einfach anders geprägt !Viele Worte sagen mehr als nötig, denn die herausragend betonten Ecken und Kanten und der unbändige Schlagzeuger aus Paris sorgen schon dafür, dass auch dies eine höchst hörenswerte Aufnahme entstanden ist - mit Hörspass !
RCA, 2015, DDD
Vor mehr als 10 Jahren kaufte ich mir die Sibelius - Sinfonien mit Neeme Järvi /Gothenburg PO (BIS).
Nach meinen Favoriten Ashkenazy und Bernstein, war ich doch recht ernüchert von dieser N.Järvi-GA auf BIS. Ein früheres Taminomitglied und Sibelius-Kenner bestätigte mir meine Eindrücke und bezeichnete diese GA sogar als die Schwächste auf dem Markt !!! ...
Er machte mich dann auf die wenige Jahre später entstandene Sibelius - GA (ebenfalls) mit dem Gothenburg PO (DG) aufmerksam, die neben den 7 Sinfonien auch (fast) alle Sinfonischen Dichtungen komplett enthält; und sendete mir diese 7CD´s als CD-R zu ! Inzwischen bin ich so begeistert von der DG-GA, dass ich diese im DG-Original erworben habe.
Schon wegen der Sinfonischen Dichtungen, die mit Tapiola, En Saga, Pohjohlas Tochter, Nächtlicher Ritt und Sonnenaufgang (trotz Karajan; Ashkenazy) zu einer der Besten dieser Werke gehört. Eine unbändige Dramatik sprüht aus diesen DG-Aufnahmen und das Gothenburg PO !
Bei den Sinfonien bin ich noch lange nicht mit allen Aufnahmen zufrieden. Die Sinfonie Nr.2 ist Neeme Järvi jedoch so hervorragend gelungen. Er lässt im Gegensatz zu Paavo die Musik mehr fliessen und das Gothenburg PO entwickelt mit seinem eindeutig nordischeren Ton. Ich schätze nebenbei auch die höchst detailreiche Aufnahme mit Colin Davis / Boston SO (Philips, 75) (meine erste auf CD!) , weil diese alle Paukenstellen von pp -fff hörbar macht. Auch wenn C.Davis nicht der Emotonalste ist - tolle Aufnahme ! Ähnlich empfinde ich Neeme Järvi interpretatorisch, der auf DG eine ganz ausgezeichnete Klangtechnik offenbart (ungleich besser als die Stumpf klingende auf BIS) . Die Paukenstellen sind ebenfalls alle präsent.
Als Vergleich liegt mir die Neeme Järvi - Aufnahme mit dem Klang des Gothenburg SO mehr. Sicher, die Pariser haben auch ihre Meriten, aber der Fluss der Musik und die Spannungsbögen ohne die Spannung durch zu viele Generalpausen zu unterbrechen, gelingt Neeme noch intensiver.
Wie ausgezeichnet mit Biss das Orcheste de Paris Sibelius spielen kann haben sie auch bei den anderen Sinfonien in
Die Sinfonie Nr.1 ziehe ich allerdings deutlich mit Paavo Järvi (geneüber Neeme) vor, da diese fast mit Ashkenazy´s Hammeraufnahme (Decca) gleichziehen kann.
DG, 2005, DDD
Fazit: Beides grosse Aufnahmen der Sinfonie Nr.2 mit einer leichten Tendenz für Gothenburg.
Klangtechnisch sind beide GA auf aktuellem Niveau - nur die Sinfonie Nr.2 mit Paavo Järvi ist im Forte etwas undurchsichtig.