Unbekannte Opern

  • Gerade eben erst entdeckt.


    Ein Hinweis für die Raritätensammler (und Dr. Pingel):


    Šárka von Leoš Janáček ist als Aufführung geplant in Solothurn / Biel / Olten / Burgdorf in der Schweiz zwischen 11. Dezember 2020 und 16. Februar 2021

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Minoru Miki: Der neunteilige Zyklus zur Geschichte Japans


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    Ai-En, die achte Oper im Zyklus, habe ich hier im Thread bereits in Beitrag #7 und im Opernführer vorgestellt. Nun komme ich zu den anderen acht, unter besonderer Berücksichtigung der zweiten Oper


    An Actor's Revenge

    Oper in zwei Akten (1979), Libretto: James Kirkup nach Otokichi Mikami

    Auftragswerk für das English Music Theatre

    Verleger: Faber Music, London

    Der Welt-Uraufführung in England folgte 1981 eine amerikanische Aufführung, 1984 die japanische (in Japanisch) und 1987 eine deutsche (in Deutsch) in Münster.



    Handlung

    Drei Männer - Sansai Dobe, Kawaguchiya und Hiromiya sind für den Selbstmord der Mutter und des Vaters des siebenjährigen Yukitarō verantwortlich. Yukitarō wird von Kikunojō Nakamura, dem Schauspieler und Leiter einer Kabuki-Truppe in Osaka, adoptiert und erzogen.

    Der erwachsene Yukitarō wird ein Onnagata (männlicher Schauspieler, der weibliche Rollen spielt) und nimmt den Künstlernamen Yukinojō an.

    Zwanzig Jahre später, Mitte der 1830er Jahre, besucht die Truppe die Stadt Edo, wo der geldgierige Stadtrat Dobe mit seiner Tochter Namiji eine Vorstellung besucht, Yukinojō erkennt in Dobe einen der Verantwortlichen für den Tod seiner Eltern, ist aber fasziniert von Namiji. Yukinojō will einerseits Rache für den Tod seiner Eltern, andererseits ist aber auch in Namiji verliebt. Dobe möchte seine Tochter jedoch mit dem alten Shogun verheiraten. Yukinojō fühlt sich moralisch verpflichtet, den Tod seiner Eltern zu rächen, indem er Dobe, seinen Handlanger Kawaguchiya und Hiromiya tötet. Namiji stirbt auf der Flucht vor der Zwangsehe, überzeugt davon, dass Yukinojo sie nur für seine Rache benutzt habe. Yukinojō verläßt die Stadt und lebt fortan in einem Zen-Kloster, wo er in einer Vision Namiji sieht, die ihm verzeiht.

    Sehr japanisch ist, dass Yukinojo seine Eltern rächt und bereit ist, die Strafe dafür auf sich zu nehmen, vollkommen unjapanisch ist jedoch, wie schnell und direkt Namiji ihre Liebe erklärt. Die Erlösung von jeglicher Schuld zeigt christliche Momente.


    Kritik zu "An Actor’s Revenge" in London im Oktober 1979 im English Music Theatre

    "Opera returns to Old Vic with triumph:... a score of an exact, sophisticated and self-effacing skill, not only in its blend of Eastern and Western elements, but in the way in which it slowly and compellingly marshals its power. Precisely reflecting the tradition in which the opera has been conceived, it is music in which every gesture tells, its lean, subtly refined idiom trenchantly accommodating the utmost ferocity and the utmost pathos."

    Robert Henderson : The Daily Telegraph


    Kritk zu "An Actor’s Revenge" in St. Louis im Opera Theatre of St.Louis, Loretto-Hilton Center, 11. Juni 1981

    "An Actor's Revenge adds up to an absorbing evening of music drama, spiced with wonderfully convoluted intrigues... In the Kabuki tradition, there were imaginative theatrical effects that drew gasps from the audience. The music itelf is an unlikely marriage of Japanese and contemporary western idioms, but the union works." Donal Henahan : The New York Times


    Kritik in The Guardian: "James Kirkup's excellent libretto of child-like directness is epigrammatic rather than rhapsodic in its poetic set-pieces... Minoru Miki's music centres around the voice parts. There is little ensemble; voices are used in a generally smooth conjunct style which is paralleled in all ages, all cultures. Details of accentuation and word-setting suggest that he may have taken Britten's operas as models in matters of word-setting and accentuation; but the absence of regular patterning or theme development take the music out of known Western categories...Miki is a dramatic composer of real flair." Hugo Cole


    bdsmlr-419703-J0HljoP4y4.jpg  bdsmlr-419703-zA2niwZC4u.jpg Münster 1987


    Die Erzählung von Otokichi Mikami wurde auch verfilmt. Einen Ausschnitt des Films, der außer der Darstellung des Ambiente allerdings nicht viel gemein hat mit der Oper, kann man hier sehen.

    Im Folgenden eine Aufstellung aller Opern von Minoru Miki:

    Shunkin-Sho (1975), Oper in drei Akten, Auftragwerk der Nihon Opera Kyokai

    Libretto by Jun Maeda in Japanese, Based on the novel by Junichiro Tanizaki

    Die Komposition bekam den Giraud Opera Prize

    Verleger: Zenon Music Publisher, Tokyo


    bdsmlr-419703-msHdcmZGKG.jpg Savonlinna 1990

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    An Actor’s Revenge (1979), hier besprochen (s.o.)


    Joruri (1985), Oper in drei Akten, Auftragwerk der Opera Theatre of Saint Louis

    Original story and libretto by Colin Graham in Englisch

    bdsmlr-419703-xDHxGtrW4w.jpg Tokyo 1988


    Wakahime (1991), Oper in drei Akten, Auftragswerk der Okayama Symphony Hall

    Libretto von Ray Nakanishi in Japanisch

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    Shizuka und Yoshitsune (1993), Oper in drei Akten, Auftragwerk des Kamakura Arts Center

    Libretto Ray Nakanishi in Japanisch


    The River Sumida / Kusabira (1995), ein Dpitychon aus einer Tragödie und einer Komödie

    Commissioned by Geidankyo ("Geidankyo is a public interest incorporated association representing performers organizations and their individual members")

    Libretto Asaya Fujita in Japanisch

    Uraufführung 1995 in Tokyo


    The Tale of Genji (1999), Oper in zwei bzw. drei Akten, Auftragswerk Opera Theatre of Saint Louis

    Libretto by Colin Graham in English, Japanische Version von Minoru Miki bdsmlr-419703-Kcu01pgRgy.jpg

    The Wall Street Journal schrieb: "THE 25TH-ANNIVERSARY SEASON of Opera Theatre of St, Louis was full of delights, with theatrical and musical values at a very high level. The centerpiece of the season, the world premiere of Minoru Miki's "The Tale of Genji," was a particular success. Colin Graham, also the company's artistic director, adapted his libretto from the classic Japanese novel by Lady Murasaki Shikibu (ca. 1000 A.D.). This sprawling work of more than 1,000 pages explores the imperial court of the Heian period through the life and many loves of Genji, son of the emperor's favored concubine. The novel is a tapestry of sensibility and indirect poetic allusion, but Mr. Graham, reading between the lines, streamlined the story to create a more Westernized and operatic drama." HELDI WALESON

    Ai-en (2005), Oper in drei Akten, Aftragswerk New National Theatre of Japan

    Tamino-Opernführer

    Libretto: Jakucho Setouchi


    Opernwelt Nr. 4, April 2006 über AI-EN in Tokyo: "Für die Liebe sterben - das darf man in der Oper ja fast immer wörtlich nehmen. In Minoru Mikis neuester, fürs und im New National Theatre in Tokio entstandenen Oper ist das nicht anders” “AI-EN” trägt den Liebestod bereits im Titel. .... Ein Alterswerk? Ganz unbekümmert knüpft das grosse Drama an die versunken geglaubte Tradition der grossen Verdi-Oper an. Ganz selbstverständlich schlägt Mikis Musik einen unverwechselbar eigenen, heutigen Tonfall an. Es ist das Werk eines instinktsicheren Meisters, der selbst neugierig geblieben ist und glücklicherweise keine Lust verspürt, sich selbst oder sein Publikum zu langweilen." Clemens Prokop


    Ohne Quellenangabe: „The European premiere of "Ai-En" by the Japanese composer Minoru Miki touched the audience, and created with a phenomenal performance by the singers and orchestra an opera experience that can aptly be described as sensuous. The Mainzer Allgemeine newspaper said of the premiere: "Without a doubt, the European premiere of 'Ai-En' will go down in the annals of the Heidelberg Theater. It was a performance in which absolutely everything was exactly right: the music, the singers and the scenes. Minoru Miki is one of the most significant creaters of tone in the world today."


    The Happy Pagoda (2010), Oper in 2 Akten (10 Szenen)

    Auftragswerk National Art Festival in Tokushima.

    Libretto Tatsuji Iwata in Japanisch

    Nach der Premiere bearbeitete Miki die Oper und fügte sie als neunte Oper ein in den Zyklus über 1600 Japanische Geschichte. Die Oper wurde bisher nicht aufgeführt.



    PS: Mit Ai-En von Minoru Miki schrieb ich am 27. Mai 2020 meinen ersten Beitrag in diesem Thread, der bis dahin über acht Jahre wenig beachtet wurde. Mit diesem Gesamtüberblick über die Opern Minoru Mikis schließe ich vorläufig meine Recherchen über UNBEKANNTE OPERN ab. Ich habe zwar noch einiges an halbfertigem Material über diverse Opern und Komponisten, aber ich bin ab Montag für einen Monat unterwegs und werde Mitte November sehen, ob dieser Thread wieder in einen Dornröschenschlaf gefallen ist, weil mangels Interesse keine weiteren unbekannten Opern vorgestellt wurden. In dem Fall bin ich bereit, ihn auch weiter schlafen zu lassen.


    オルフェオから11月までのご挨拶

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Um das Thema Minoru Miki abzuschließen, noch ein Nachtrag zu seiner Vita.


    Minoru Miki (1930-2011)


    Minoru MIKI wurde 1930 in Tokushima / Westjapan geboren. Mit 20 Jahren begann er Klavier und Harmonielehre zu studieren und nahm ein Jahr später Komposition dazu. Noch als Student (1953) gewann er einen Preis für seine "Trinità sinfonica".


    Er schrieb 1976 die Musik für den japanisch-französischen Spielfilm "Im Reich der Sinne".

    Sein wichtigstes Projekt war ein Zyklus von neun Opern, die sich mit Themen aus der japanischen Geschichte beschäftigen. Seine erste Oper "Shunkin-Sho" wurde mit dem Giraud Opera Prize ausgezeichnet und erlebte viele Aufführungen, u.a. 1990 auch beim Savonlinna Opera Festival. Die ersten drei Opern bilden eine Trilogie, basierend auf Stoffen, die in der Edo-Zeit (Anfang 17.- Mitte 19. Jahrhundert) spielen. Die folgenden Opern sind angesiedelt im japanischen Altertum und Mittelalter.


    1986 gründete er das Ensemble "Uta-Za" (seit 2007 "Miki Opera Company"), das sich auf die Inszenierung von Volksopern spezialisierte. Die Oper "The Monkey Poet" wurde in Japan bisher fast 300 Mal aufgeführt. Weiterhin komponierte Miki eine Chor-Oper "Toge no mukau ni nani ga aru ka, Taro" und eine Operette "Husband the hen".


    Sein Ensemble "Nihon Ongaku Shudan" wurde zu einer führenden Formation aus japanischen Musikinstrumenten, für die Miki auch Auftritte im Ausland organisierte. Ein Album mit 4 LP's "The Music of Minoru Miki" (mit Aufnahmen des Ensembles) erhielt 1970 den Grand Prix des japanischen "National Arts Festival".


    Parallel zu diesen Aktivitäten arbeitete Miki mit der Zitherspielerin Keiko Nosaka zusammen und entwickelte mit ihr aus der traditionell 13-saitigen Koto-Zither 1969 ein 21-saitiges Instrument. Die Möglichkeiten der 21-saitigen Koto-Zither demonstrierte Miki in Kompositionen, wie "Tennyo" und die "20 Ballades for koto solo". Die Einspielung mit Keiko Nosaka als Album mit 4 LP's gewann den "Prize of Excellence" beim "National Arts Festival" 1979.


    Seine "Symphony for Two Worlds" (Kyu-no-Kyoku) als Auftragswerk des Gewandhaus-Orchesters Leipzig wurde 1981 anlässlich des Festkonzerts zum 200-jährigen Bestehen unter der Leitung von Kurt Masur uraufgeführt.

    1993 wurde Miki auch künstlerischer Leiter des "Orchestra Asia", eine Formation aus japanischen, chinesischen und koreanischen Instrumenten.

    1997 erkannte Minoru Miki das Talent von Yang Jing, die bei ihm Komposition studierte und inzwischen als überragende Pipa-Virtuosin gilt. (siehe Ai-En)


    1996 veröffentlichte Miki ein Buch mit dem Titel "The Theory of Composing for Japanese Instruments", das 2000 auch in einer chinesischen Übersetzung erschien und 2009 auch in einer englischen Ausgabe von Universal Press, Rochester/USA herausgebracht wurde. Weitere Veröffentlichungen sind das Buch "During completion of the opera 'The tale of Genji' " mit 60 Aufsätzen (2001) sowie "Minoru Miki, the Road with 21-string Koto" (2004).

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Johann David Heinichen " Flavio Crispo "

    Flavio Crispo (Costantinos Sohn): Leandro Marziotte , Alt

    Elena (Englische Prinzessin am Hof): Dana Marbach , Sopran

    Fausta (Gemahlin Costantinos, in Crispo geliebt): Alessandra Visentin , Alt

    Imilee (Assaricos Tochter, des ostfränkischen Königs): Silke Gäng , Alt

    Gilimero (Heerführer und Freund von Flavio): Nina Bernsteiner , Alt

    Massiminiano (Bruder von Fausta, Gegner Flavios): Tobias Hunger , Tenor

    Costantino (Römischer Kaiser und Faustas Gemahl): Ismael Arroniz , Bass

    Il Gusto Barocco - Stuttgarter Barockorchester
    Jörg Halubek

    Johann David Heinichen, das war der Komponist der die Stelle besetzte, die Bach so gerne gehabt hätte: Dresdner Hofkapellmeister.

    Nach etlichen Zwischenstationen wurde er 1717 von August dem Starken als Hofkapellmeister am Dresdner Hof angestellt, jedoch zu Heinichens Pech begann ebenfalls 1717 der berühmte italienische Komponist Antonio Lotti seine Tätigkeit in Dresden und brachte sein eigenes Opernensemble und Orchester mit. Damit waren Heinichens Chancen am Hoftheater der Residenz dahin.

    Erst nachdem Antonio Lotti und seine Frau Dresden im Oktober 1719 nach den Uraufführungen der drei für den sächsischen Hof komponierten Opern "Giove in Argo", "Ascanio" und "Teofane" verlassen hatten, kam für ihn diese Chance wieder. Er bekam das Angebot eine italienische Oper zu komponieren.

    Diese italienische Oper "Flavio Crispo" komponiert für den Karneval 1720, eines der wertvollsten Dokumente seiner Zeit in Fragen der Kompositionsgeschichte.

    Heinichens Oper taucht aus ihrer langen Versenkung in einem äußerst anerkennenden Licht auf.

    Ist nun Johann David Heinichens Flavio Crispo eine der größten Opern, die nie aufgeführt wurden? Nun, zumindest bis zu dieser Weltpremiere quasi als Uraufführung im Jahr 2015 (etwa 300 Jahre später). Es hat alles zu bieten: brillantes Schreiben für Stimmen und Instrumente, neuartige Orchestrierung und die obligatorische alberne Handlung.

    Die historischen Umstände hinter dieser Oper sind etwas ganz Besonderes: ein Streit Die beiden weltberühmten Kastraten Senesino und Berselli verursachten einen Skandal, der die Uraufführung von Heinichens Oper am Dresdner Hof verhinderte. Einige Anekdoten berichten, dass die Sänger dem Komponisten unvollständige Italienischkenntnisse vorwarfen und Teile der Partitur während der Proben in Stücke rissen, während er zuschaute. Andere behaupten, Händel habe die Dresdner Sänger auf einer Reise von Italien nach London umworben. Daraufhin wurde die gesamte italienische Oper aufgelöst, und Heinichen konzentrierte sich fortan auf die katholische Kirchenmusik am Hof.

    Nichts desto Trotz, die Partitur zur Oper ist ein Meisterwerk und voller wunderschöner Arien!


    LG Fiesco


    Hier noch der Link zu J.D.Heinichen

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Opern nach dem Libretto „Pompeo Magno“ von Nicolò Minato als Ergänzung zu den Beiträgen #1, 3, 9 in diesem Thread

    Chronologie der Aufführungen


    Francesco Cavalli  POMPEO MAGNO

    27/02/1666 Venezia, Teatro a S. Salvatore

    29/08 1974 Accademia Monteverdiana

    1975 London BBC

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    Mitwirkende 1975: Denis Stevens (dirigent) Ursula Connors (Giulia), Elizabeth Simon (Issicratea), Jennifer Smith (Serivilio, Harpalia), Patricia Clark (Sesto), Shirley Minty (Delfo), Paul Esswood (Pompeo Magno), Nigel Rogers (Mitridate), Robert Jones (Farnace), Anthony Rolfe-Johnston (Claudio), Edgar Fleet (Altrea, Crasso)


    2002 Varazdin Baroque Evenings

    Mitwirkende: Dirigent: Paul Esswood, mit Charles Humphries als Pompeo



    Alessandro Scarlatti IL POMPEO

    25/01/1683 Roma, Teatro Colonna

    30/01/1684 Napoli, Teatro di Palazzo Reale

    10/05/1685 Ravenna, Teatro

    Karneval 1688 Livorno, Teatro

    1690 Palermo, Teatro


    Giacomo Antonio Perti IL POMPEO

    Karneval 1691 Genova, Teatro del Falcone

    1692 Bologna, Teatro Formagliari

    Anonymus IL GRAN POMPEO

    1704 Casale Monferrato, Teatro Nuovo


    Es gibt von keiner der Opern eine im Handel erhältliche Gesamtaufnahme, auch antiquarisch ist die BBC Aufnahme nicht erhältlich. Arien aus den Opern von Cavalli und Scarlatti sind in diversen Alben vertreten und bei Youtube abrufbar.


    Da Scarlatti das Libretto von Nicolò Minato abgeändert hat, stelle ich hier beide Versionen vor


    Cavalli Pompeo Magno als pdf


    Scarlatti Il Pompeo


    Worum geht es in den Opern? Im Jahr 65 v. Chr. besiegte Pompeo Mithridates VI und sein Königreich wurde eine Provinz der römischen Regierung. Mithridates beging Selbstmord, und Pompeo wurde römischer Konsul und heiratete schließlich die Tochter von Julius Caesar. Die Handlung für diese Oper folgt nicht der Geschichte von Mithridates und Pompeo, sie übernimmt die Hauptfiguren der Geschichte und schafft eine Handlung voller Liebesintrigen, Verkleidungen und sogar einem Happy End, das für alle durch die Großherzigkeit des römischen Konsuls erreicht wird.


    Obwohl keine der Opern in der Neuzeit ihren Platz im Repertoire finden konnte, sind einige der einige Arien weit verbreitet.


    Pompeo Magno bei Youtube

    "Cieche tenebre"

    "Come al mar corrono i fiumi"

    "Hor va misera Giulia"

    "Alpi gelate"


    Il Pompeo bei Youtube

    "O cessate di piagarmi"

    "Qual mia colpa"

    "Togliete mi la vita"

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • In meiner Sammlung, La Bartoli und Carreras


    Scarlatti O cessate di piagarmi ( aus der Oper Il Pompeo)


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    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Nachtrag zu „Pompeo Magno“ und „Il Pompeo“


    Diese Arietta aus dem Libretto von Nicolò Minato wird in Pompeo Magno (Akt 3, Szene5) gesungen von Giulia, der Tochter Julius Cäsars, in Il Pompeo hat Scarlatti den Text dem Sesto, Sohn des Pompeo in Akt 2, Szene 5 zugeordnet. Solche Freiheiten nimmt sich Scarlatti an mehreren Stellen, was man bei Interesse in den beiden Libretti verfolgen kann.


    O cessate di piagarmi,

    o lasciatemi morir!

    Luci ingrate, dispietate,

    Più del gelo e più de' marmi

    fredde e sorde a' miei martir.

    Più d'un angue, più d'un aspe

    crudi e sordi a' miei sospir,

    occhi alteri,

    ciechi e fieri,

    voi potete risanarmi,

    e godete al mio languir.


    Ach hört auf, mich zu verwunden,

    oder lasst mich sterben!

    Undankbare, erbarmungslose Augen,

    kälter als Eis und härter als Marmor,

    kalt und taub gegen mein Martyrium.

    Schlimmer als Schlange und Natter,

    hart und ohne Empfindung für mein Flehen,

    hochmütige, verschlossene,

    stolze Augen,

    ihr könnt mich von meinem Leiden erlösen

    und euch an meinem Schmachten erfreuen.


    (Übertragung © Bertram Kottmann)

    Quelle: https://www.lieder.net/lieder/get_text.html?TextId=22410



    Scarlatti O Cessate Di Piagarmi In F Minor For Voice And Piano Music Sheet  Download - TopMusicSheet.com

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Ich glaube, die Oper, die ich nun hier vorstelle, kann man mit Fug und Recht als unbekannt bezeichnen. Sie wurde wohl nur ein einziges Mal aufgeführt - und dennoch gibt es sogar einen Link, mit dessen Hilfe man die Oper in recht guter Qualität hören kann. Die Entstehungsgeschichte des Werkes ist recht außergewöhnlich.


    "Judith" von Vittorio Gnecchi


    Niemand Geringerer als der weltbekannte Puccini-Librettist Luigi Illica hatte für den heute weniger beachteten italienischen Komponisten Vittorio Gnecchi schon vor dem Ersten Weltkrieg einen Text für eine geplante Vertonung des biblischen Stoffes aus dem Buch Judith geschrieben. Die dramatische Geschichte der schönen Israelitin Judith, die den feindlichen Führer Holofernes köpft, eignete sich natürlich gut für ein Opernsujet. Doch offenbar bekam Gnecchi rund um den Skandal bezüglich seiner Oper "Cassandra" und den Plagiatsvorwürfen im Zusammenhang mit Richard Strauss'"Elektra" große Probleme (mehr dazu: Diebstähle in der Musik) und es vergingen 40 Jahre (!) bis die Oper "Judith" hervorgeholt und von ihm vollendet wurde. Im Jänner 1953 kam "Judith" endlich, wenn auch nur konzertant, im Salzburger Festspielhaus zur Uraufführung – im Beisein des mittlerweile greisen Komponisten. Dieser hatte seit einigen Jahren eine besondere Beziehung zu Salzburg aufgebaut und widmete diese Oper - die er in einer kurzen Ansprache nach der Uraufführung als seine letzte und beste bezeichnete - der Stadt. Die männliche Heldenrolle des israelitischen Hauptmannes Giole verkörperte der Salzburger Lokalmatador Hubert Grabner - er war im eigentlichen Beruf Metzgermeister, gab diesen auch nie auf und sang trotzdem Hauptrollen u.a. an der Stuttgarter Oper. Und er enttäuschte weder die Kritiker noch den Komponisten, der sehr gerührt und dankbar war, dass sein Werk doch noch gespielt wurde. Die Titelrolle sang übrigens die Wienerin Ilona Steingruber, die nicht nur erprobte Solistin der Wiener Staatsoper war, sondern auch – wie Grabner – unter Joseph Messner bei den Salzburger Festspielen in Domkonzerten gesungen hatte. Fast exakt ein Jahr später sollte Gnecchi 77-jährig in Mailand sterben.


    Auf der wunderbaren Internetseite

    http://www.associazionegnecchi.it/it/audio-e-video#opere

    kann man einen Mitschnitt der Aufführung hören.

  • Lieber Orfeo,


    das ist mir auch aufgefallen. Da ich aber eine Zeitungskritik vom Tag nach der Premiere habe (vom 17. Jänner/Januar), glaube ich, dass die Aufführung vom offenbar geplanten Dezember-Termin um genau einen Monat verschoben worden ist.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Es bleibt etwas rätselhaft, wann nun "Judith" in konzertanter Form uraufgeführt wurde. Zumindest gibt es ein Foto vom Schlussapplaus, welches rechts den Komponisten zeigt, der im Februar 1954 starb. Die Dame in der Mitte ist Ilona Steingruber, die die Titelrolle sang. Ich habe den Verdacht, dass Gnecchi mit der Partitur nicht rechtzeitg fertig geworden war, so dass es einer Verschiebung bedurfte. Das war sicher kein allzu großes Problem, denn schließlich handelte es sich um keine Veranstaltung der Salzburger Festspiele.



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    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Und als MP3 oder Download.


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    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Lieber Fiesco, lieber Rüdiger, lieber Orfeo!


    Es freut mich, dass ihr an der Diskussion zu "Judith" teilnehmt.


    Vielen Dank an Fiesco bezüglich des Hinweises auf ein MP3-Album. Bei Amazon habe ich es gefunden. Ist das auch deine Quelle?


    Bezüglich Aufnahmedatum kann ich mich nur wiederholen: Es gibt einen Zeitungsbericht vom Jänner 1953. Dieser ist ein Beleg, dass die Uraufführung da stattgefunden hat. Auf der nun schon verlinkten Seite kann man auch eine rührende Rede Gnecchis vom Jänner hören, in der er sich bedankt, dass nun doch eine Aufführung stattfinden konnte.

    Der einzige Hinweis auf Dezember 1952 ist dieses Plakat und der dazugehörige Artikel auf der Website unter Opera.

    Vermutlich aber war es so, wie du, lieber Rüdiger, schreibst. Eine Verschiebung erfolgte und daher stimmen wohl die Daten des Zeitungsartikel, die Angaben auf der CD und die Angaben auf der Website unter Audio.


    Zu deinem Bild: Links neben Ilona Steingruber befindet sich Hubert Grabner und daneben (mit Brille) Georg Monthy. Der Mann heißt natürlich nicht Geo, wie auf dem Plakat verkündet wird. Ich habe etliche Besetzungszettel mit seinem Namen gesehen. Der große, ältere Herr im Vordergrund ist bestimmt der Komponist Vittorio Gnecchi während seiner oben erwähnten Rede, wie Rüdiger schon schrieb.

  • Jetzt habe ich es gefunden. In der Chronik der Stadt Salzburg 1954-1955 steht auf Seite 183


    "15. Jänner 1953Konzertante Welturaufführung der Oper „Judith“ des Mailänder Komponisten Vittorio

    Gnecchi im Festspielhaus."

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Lieber Gregor,


    auch ich gehe davon aus, dass es sich bei dem Datum 16. 1. 53 - lt. der brandneuen CD-Veröffentlichung von 'Andromeda' - um den Tag der (konzertanten) Uraufführung von Vittorio Gnecchis 'Dramma musicale in tre atti' (mit dem Libretto Luigi Illicas) „Giuditta“ ('Judith') handelt. Es wurden aber nur die zu diesem Zeitpunkt fast vollständig fertiggestellten beiden ersten Akte der Oper – und zwar mit erheblichen Kürzungen – aufgeführt. Gnecchi starb am 5. 2. 1954 in Mailand und hinterließ den dritten Akt bruchstückhaft. Der Gründer mehrerer 'halbgrauer' Schallplatten- und CD-Labels und Mitglied der 'Associazione Musicale Vittorio Gnecchi', Nikos Velissiotis, beauftragte den Musikwissenschaftler Marco Iannelli mit der Revision und Komplettierung der Partitur. Das 'Festival Illica' in Castell' Arquato (bei Piacenza) kündigte für den Sommer 2018 die Uraufführung der Oper an, doch Iannellis Arbeit verzögerte sich und erst im März 2019 konnte der Verlag Ricordi die vollständige Partitur publizieren. Bis heute ist es m. W. nicht zu der geplanten Uraufführung – d. h. der gesamten Oper – gekommen. (Dem englischen Magazin „Opera“ war das Salzburger Konzert übrigens keine Erwähnung wert.)


    In dem Thread „Die unberühmte Stimme“ ging es ja zuletzt um die Mezzosopranistin Rosl Zapf, die aus Deiner Heimat, dem Salzburger Land stammte, ab 1949 für über 25 Jahre am Opernhaus in Frankfurt (Main) engagiert war und auch durch Gastspiele und Rundfunkaufnahmen einen gewissen Bekanntheitsgrad erreichte. Ich vermute, dass mit der Sängerin „Isabella Zapf“ auf dem Programm vom 16. 12. 1952 tatsächlich Rosl Zapf gemeint ist. Im Internet gibt es mehrere Fotos von dem Konzert am 16. 1. 1953 und ich weiß von Frankfurter Bühnenfotos, dass Rosl Zapf eine gut aussehende, schlanke Erscheinung war. Ist sie die dunkelhaarige Dame im langärmeligen eleganten Abendkleid mit der raffinierten Chiffon-Korsage?


    Carlo

  • Lieber Carlo,


    auf deine Anregung hin bin ich aktiv geworden und habe die ehemalige Altenbetreuerin von Rosl Zapf angerufen. Sie wusste sofort, dass Isabella Zapf die Schwester von Rosl war. Bestimmt (es singt ja außer ihr und Ilona Steingruber kein weibliches Wesen mehr mit) ist die von dir angesprochene Dame also die Schwester von Rosl Zapf und vermutlich sieht sie ihr ähnlich.

    Meiner Kontaktperson war klar, dass Isabella Musikerin war. Neu war ihr allerdings, dass sie auch gesungen hat. Vielleicht war "Judith" die seltene Ausnahme, dass die professionelle Musikerin auch als Sängerin ausgeholfen hat. Die Rolle der Sklavin Amra ist übrigens gar nicht so klein. Ich habe die Ausschnitte mittlerweile nämlich erworben. Im Booklet sind noch einige weitere Informationen und Fotos im Zusammenhang mit der Oper.

    Ich werde auch im anderen Thread noch etwas zu Rosl Zapf ergänzen.


    Gregor (greghauser)

  • Ergänzung zu Minoru Miki


    Ai - En #7



    Übersicht über die Opern Shizuka und Yoshitsune # 62

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • The Visitation


    Jazz-Oper in drei Akten von Gunther Schuller (1955-2015) frei nach dem Romanfragment “Der Prozess“ von Franz Kafka (deutscher Titel: Die Heimsuchung)


    1965 traf der amerikanische Komponist Gunther Schuller während einer Europareise Rolf Liebermann, damals Intendant der Hamburger Staatsoper. Dieses Treffen führte zu dem Auftrag, eine Oper zu komponieren über ein aktuelles Thema. Schuller hatte ursprünglich vorgehabt, Ralph Ellisons Erzähung "Invisible Man" als Quelle für sein Libretto zu verwenden, konnte aber die Rechte dazu nicht erlangen. Es handelt sich bei der Novelle um die Geschichte eines Afroamerikaners, der auf Grund seiner Hautfarbe ständig Nichtbeachtung und Benachteiligungen erfährt.


    Schuller entschied sich daher für eine freie Adaption von Kafkas Romanfragment "Der Prozess".

    Er verlegte die Handlung in das afroamerikanische Milieu der 1960er Jahre und macht eines der Hauptprobleme der USA zum Thema, den Kampf zwischen Schwarz und Weiß. Aus dem von anonymen Instanzen gehetzten Prager Bürger Josef K. wurde dabei der Afroamerikaner Carter Jones, der sich in einer durchaus realen Umwelt verirrt - von weißen Frauen sexuell begehrt, von weißen Männern permanent verfolgt, eingeschüchtert, drangsaliert, verhört, geknüppelt wird, und das alles, ohne dass er je einen Grund dafür erfährt und zum Schluß gelyncht wird. Während bei Kafka ein anonymes Gericht über Josef K. urteilt, sind in der Oper die Mächte, die Carter ins Unglück stürzen, eindeutig zu identifizieren: es sind Weiße.

    Schuller sagte dazu: "Ich wollte das Metaphysisch-Unheimliche bei Kafka ins Aktuelle übersetzen." Im Programmheft zur deutschsprachigen Erstaufführung schreibt er über seine Komposition: „Was den Stoff betrifft, so wusste ich von Anfang an, dass die Verwertung des Jazz für mich im Zusammenhang mit dem Neger, sei es als Mensch, als Rasse, als Symbol oder nur als bestimmter Neger in einem bestimmten Stoff geschehen konnte. …. Es ging mir nicht darum, den Jazz einer ansonsten ‚normalen‘ zeitgenössischen Opernmusik aufzupflanzen oder einzuschieben, sondern darum, die schon seit mindestens zehn Jahren bestehende wechselseitige Annäherung und Überschneidung dieser beiden gleichwertigen Idiome bewusst zu realisieren“. Gunther Schuller gelingt es, durch Verzahnung von Thematischem und Musikalischem in der Oper, die Problematik von Rassendiskriminierung allgegenwärtig erscheinen zu lassen. Der Jazz zieht sich wie roten Faden durch die Oper, indem er Situationen veranschaulicht, in die die Hauptperson gerät.


    Handlung:

    Der Afroamerikaner Carter Jones, der sein Philosophiestudium mit einem Job in einem Drugstore finanziert, wird in seinem Zimmer von unbekannten Männern aufgesucht, die ihm eindringlich nahelegen, seine Lebensgewohnheiten zu ändern. Ansonsten bestehe Gefahr für sein Leben. Carter ist sich jedoch keiner Schuld bewusst und erfährt bald darauf von Rassenfanatikern in einem Lagerhaus, in das man ihn bestellt hat, dass er sich Rechte wie ein Weißer herausgenommen habe. Als Carter sich darauf beruft, in einem freien Land zu leben, wollen die dort Anwesenden ihn lynchen, was nur verhindert wird, weil von draußen laute Hilferufe einer Frau zu hören sind, die man anscheinend vergewaltigen will. Als Carter die „Legal Aid Society informieren will, trifft er dort auf eben diese Frau, deren Mann der Sachbearbeiter ist, an den Carter sich wenden muss. Der allerdings kann ihm nicht helfen, da er sonst seine Stellung verlieren würde: "they bought me off" …. "if you only knew how stinkingly corrupt this place is". Kurze Zeit später wird Carter auf der Straße in Begleitung von Freunden angegriffen, jedoch von der Polizei vor Schlimmerem bewahrt. Er wendet sich an einen gebrechlichen Anwalt namens Held(!), der schon bestens über seinen Fall informiert ist. Dieser lässt Carter in einen Nebenraum bringen, wo ihn die Assistentin des Anwalts verführt, Hilfe erhält er jedoch nicht. Inzwischen hat er seinen Job verloren, kann nicht weiterstudieren, hat keine Bleibe und keine Freunde mehr und wird sogar von einem Pfarrer abgewiesen. Schließlich wird er, aller Rechte beraubt, von Unbekannten erschlagen.


    Die Oper wurde am 12. Oktober 1966 unter Schullers Leitung in der Regie von Günther Rennert uraufgeführt. (Nur vier Tage zuvor hatte die Deutsche Oper Berlin ebenfalls die Weltpremiere einer anderen Kafka-Oper auf die Bühne gebracht: Roman Haubenstock-Ramatis Oper “Amerika“.)


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    Heinz Josef Herbort schrieb in Die Zeit vom 21. Oktober 1966 als Schlusssatz seiner Kritik: “ In Hamburg sprach man – selbst in der Intendanz – vom Größten nach Verdi. Da hat man vermutlich …. etwas zu viel an das Met-Gastspiel gedacht. Hoffentlich rächt sich das nicht ausgerechnet in Amerika“. Das Orakel aus Hamburg sollte sich bewahrheiten.

    Die Oper war zwar in Hamburg eine Sensation (vierzehn Aufführungen) und wurde danach im Rahmen eines USA/Kanada-Gastspiels an zwei Abenden in New York gespielt werden, für die Aufnahme hatte Decca zugesagt. Doch die Metropolitan-Premiere war ein Flop, die Kritiker zerrissen das Werk und Decca zog sich zurück. Die New York Times schrieb am 30. Juni 1967: "When „The Visitation" was over, its composer, Gunther Schuller, came on the stage of the Metropolitan Opera to take a bow. Most of the audience sat on its hands. Of those that did respond, half cheered. The other half booed. Mr. Schuller grinned. There was more cheering, more booing. Then everyone went home convinced he was right“. Die beiden Vorstellungen werden übrigens im Archiv der Met nicht angeführt.


    Weitere Produktionen (zum Teil mit ebenso prominenten Besetzungen wie in Hamburg) gab es 1967 In San Francisco

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    Die University of Illinois führte das Stück 1968 mit sehr guter Besetzung auf: Simon Estes, Eugene Holmes, Claudia Lindsey

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    In Wuppertal (Die Heimsuchung) und 1970 in Rouen (Frankreich) gab es weitere Inszenierungen.


    Die BBC übertrug die Oper im Radio 1971.

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    Von dieser Übertragung gibt es zwar im Archiv der BBC einen Mitschnitt, der aber aus rechtlichen Gründen nicht der Öffentlichkeit zugängig ist. Es gibt absolut keine Veröffentlichung der heute wegen der jüngsten Vorkommnisse in den USA wieder brandaktuellen Oper auf Ton/Bildträgern. Eventuell könnten Felicia Weathers oder Simon Estes private Mittschnitte haben. Sollte ein Tamino mehr dazu wissen, würden sich vielleicht einige über eine Nachricht freuen.


    Die Jazz-Combo der Hamburger Inszenierung brachte jedoch in Zusammenabreit mit Gunther Schuller eine LP heraus, zu der Discogs anmerkt: "

    „Recorded live on April 30, 1967 at the Hamburgische Staatsoper, Hamburg, Germany.
    In autumn 1966 Gunther Schuller's opera "The Visitation" was premiered at the state opera of Hamburg. The line-up included several Jazz musicians which were later invited for a concert. It was recorded and released as "Jazz At The Opera".


    Jazz At The Opera (Vinyl) | Discogs



    Weitere Komponisten, die Kafka-Werke für die Bühne in Musik gesetzt haben:

    • Gottfried von Einem „Der Prozess“ 1953.
    • Hans Werner Henze hat die Erzählung „Ein Landarzt“ 1951 zu einer Rundfunkoper verarbeitet und 1996 revidiert.
    • Rainer Kunad: Das Schloß Oper (1960/61).
    • Roman Haubenstock-Ramati 1966 „Amerika“ (die Oper ist übrigens im März/April 2021 in Zürich im Programm)
    • Joanna Bruzdowicz: „Die Strafkolonie“; Oper für eine Singstimme (Bass), Pantomimen, Schlagzeug und Elektronik (1968).
    • Fiorenzo Carpi: „La porta divisoria“. Oper nach Kafkas „Die Verwandlung“ 1969.
    • Miloš Štědroň: „Aparát“, Kammeroper nach: „In einer Strafkolonie“ von Franz Kafka (1970).
    • Ellis Kohs: „America“; Oper (1971).
    • Rolf Riehm: „Das Schweigen der Sirenen“ (1987) erweitert zur musiktheatralischen Komposition für 4 Sänger, 2 Sprechstimmen und Orchester (1994).
    • Aribert Reimann: „Das Schloss,“ Oper nach Kafkas Roman (1990/92).
    • Salvatore Sciarrino hat 2009 „La porta delle legge/ Vor dem Gesetz“ aufgegriffen.
    • Philip Glass hat zwei Mal Kafka mit minimalistischen Musikklängen erfasst: „In the Penal Colony/ In der Strafkolonie“ 2000 und „Der Prozess“ 2015.
    • Hans-Christian Hauser: „Der Schlag ans Hoftor“, szenisch musikalische Collage zu 17 kurzen Erzählungen Kafkas (2013). Peter Androsch: „Goldküste“ – Mono-Oper nach „Ein Bericht für eine Akademie“ von Franz Kafka für einen Sänger und Instrumentalensemble (2018).
    • Zuletzt hat im Februar 2020 Brice Pauset für die Oper in Dijon drei Erzählungen zu einer dreiaktigen Oper “Les châtiments“ zusammengfügt: „Das Urteil“, „Die Verwandlung“, „In der Strafkolonie“. Diese Erzählungen hat Kafka zwischen 1912 und 1915 verfasst und wollte sie als Trilogie oder Erzählband unter dem Titel „Strafen“ zusammen veröffentlichen

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

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  • Ergänzung zu

    Johann David Heinichen " Flavio Crispo " in #64


    Bei Yt gibt es mehrere kurze Videomitschnitte der konzertatnen Aufführung in Stuttgart am 18. Juni 2016. Zum Reinhören hier Nina Bernsteiner, Sopran und Silke Gäng, Alt


    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Mein letzter Beitrag in diesem Thread. Zur Zeit ist mir die Motivation, die noch vorhandenen zwei Dutzend Entwürfe fertigzustellen, abhandengekommen.


    Lord Byron’s love letter (Una lettera d'amore di Lord Byron)

    von Raffaello de Banfield (1922-2008)

    Oper in sechs Szenen (ca. 50 Minuten), Libretto: Tennessee Williams

    Uraufführung: 1955 in New Orleans


    ''Lord Byron's Love Letter'' ist eine Kuriosität unter den Opern, ist doch der Name des Librettisten Tennessee Williams sehr viel bekannter als der des Komponisten Raffaello de Banfield, (eigentlich Raphael Douglas Baron von Banfield-Tripcovich). Der wurde 1922 in New Castle on Tyne in Großbritannien geboren und studierte am "Lyceum Alpinum" von Zuoz in der Schweiz, dann in Triest und von 1946 -1949 in Paris bei Nadia Boulanger. In der französischen Hauptstadt machte er Bekanntschaft mit Picasso, Poulenc und Cocteau. 1949 lernte er durch den Maler Leonor Fini Roland Petit kennen und komponierte die Musik für dessen neues Ballett "Le Combat". Ab 1972 war er 23 Jahre lang künstlerischer Leiter des Teatro Giuseppe Verdi in Triest. Er war mit Gian Carlo Menotti befreundet und sein Assistent beim „Festival dei Due Mondi“ in Spoleto, das er von 1978-1986 selber leitete.


    Die Oper spielt zur Karnevalszeit am Mardi Gras im New Orleans des späten 19. Jahrhunderts in einem stilvollen alten Haus im französischen Quartier von New Orleans, das zwei Damen gehört. Die Jüngere, die jedoch schon länger nicht mehr ganz jung ist (Tennessee Williams bezeichnet sie in seinem Libretto respektlos als Spinster - „Alte Jungfer“) und die ganz alte Frau verdienen sich ein Zubrot damit, einen Liebesbrief auszustellen, den angeblich Lord Byron aus Griechenland an die Großmutter geschickt habe. Eines Tages erhalten sie Besuch von einem Ehepaar aus Milwaukee, das das erste Mal zum Mardi Gras (Karneval) in New Orleans ist. Zufällig haben sie die Bekanntmachung an der Haustür gelesen, dass es hier dieses kostbare Dokument zu besichtigen gebe. Frau Tutwiler (sie wird im Rollenverzeichnis nur als “die Matrone“ bezeichnet) fragt skeptisch, wo sich Lord Byron und die Großmutter denn kennengelernt haben “… es war in Griechenland, zu Füßen der Akropolis.“ (In einer Pantomime simulieren ein Tänzer und zwei Tänzerinnen das Geschehen unter den Säulen des Parthenons). Im Gespräch über das alte Griechenland, das einhergeht mit Zwischenbemerkungen über einen zu zahlenden Obolus für das Lesen des Briefes, stellt sich raus, dass Tutwilers ziemliche Banausen sind. Mr. Tutwiler ist zwischendurch eingeschlafen bis laute Musik von draußen ihn aufweckt. Er stürzt auf die Straße und ruft seiner Frau zu, dass sie den Festzug nicht versäumen soll. Sie folgt ihm nach draußen und sie hören hinter sich noch die Rufe: “Canaille! Gehen ohne zu zahlen! Die haben uns betrogen“. An der Haustür werden die beiden Damen von einem Konfettiregen überschüttet. In der Aufregung ist der kostbare Brief zu Boden gefallen. „Arianna, Arianna, du hast meinen Brief zu Boden fallen lassen!“ kreischt die Alte. „Der Brief deines Großvaters liegt auf dem Fußboden!“. Ende der Oper.

    Williams‘ Lieblings-Bühnenpersonal, schrullige ältere Damen und kulturell unbedarfte Durchschnittsamerikaner sorgen dafür, dass ohne dynamische Handlung nur durch die Dialoge eine reizende Komödie entsteht.


    Einen Auszug aus der letzten Szene des kurzen Schaupiels “Lord Byron’s love letter“ von Tennessee Williams kann man

    hier online lesen und downloaden.

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    Diese Originalaufnahme mit Astrid Varnay von de Banfields 1955 entstandener Oper „Lord Byron’s Love Letter“ ist eine echte Rarität. Sie war nur sehr kurz erhältlich, wurde aber später auch als CD veröffentlicht.

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    Diese Aufnahme kann man bei Spotify hören (kostenlos nach Anmeldung)


    Die italienische Version gibt es mit Elena Zilio und Sylvie Valeyre

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    Tennessee Wiliams erklärt in einem Vorwort zum Libretto, dass es in seiner Geburtsstadt Columbus eine aristokratische Jungfer gab, die einen authentischen Brief von Lord Byron unter einem Glassturz unter Verschluss hielt und ihn gegen Entgelt zur Besichtigung freigab. Diese Situation und die Existenz eines echten Liebesbriefs, den Lord Byron seiner Geliebten Teresa Guiccioli schrieb, gaben ihm den Impuls, ein Libretto zu erstellen. Dieser Brief im Wortlaut:


    "Bologna, 25 August, 1819


    My dearest Teresa,
    I have read this book in your garden;—my love, you were absent, or else I could not have read it. It is a favourite book of yours, and the writer was a friend of mine. You will not understand these English words, and others will not understand them,—which is the reason I have not scrawled them in Italian. But you will recognize the handwriting of him who passionately loved you, and you will divine that, over a book which was yours, he could only think of love.

    In that word, beautiful in all languages, but most so in yours—Amor mio—is comprised my existence here and hereafter. I feel I exist here, and I feel I shall exist hereafter,—to what purpose you will decide; my destiny rests with you, and you are a woman, eighteen years of age, and two out of a convent. I wish that you had staid [sic] there, with all my heart,—or, at least, that I had never met you in your married state.

    But all this is too late. I love you, and you love me,—at least, you say so, and act as if you did so, which last is a great consolation in all events. But I more than love you, and cannot cease to love you.

    Think of me, sometimes, when the Alps and ocean divide us,—but they never will, unless you wish it.

    Lord Byron"

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Lieber 'Orfeo',


    vielleicht kann ich Dich motivieren, weiter Beiträge für diesen Thread zu verfassen. Ich lese sie stets mit großer Freude und staune immer wieder, was Du für Quellen kennst, um an die stets interessanten und aussagekräftigen Informationen zu kommen.


    Ich habe schon vor einigen Monaten an Gunther Schullers „The Visitation“ im Thread zu Kerstin Meyer und Felicia Weathers erinnert, aber was Du alles in Deinem Beitrag zu dieser Oper geschrieben hast, sollte unsere Intendanten, Dramaturgen und Dirigenten veranlassen, sich mit dieser Oper – schon allein wegen der aktuellen politischen Lage – neu zu beschäftigen. Ich glaube, es würde sich lohnen.


    Dass sich Beiträge zeitlich überschneiden, kommt öfter vor, vor allem, wenn man etwas 'zu sagen' hat und dafür länger recherchieren und schreiben muss. Das ist mir wieder heute Morgen passiert, als ich auf den Beitrag von Peter Schünemann im Thread zu Virgilius Noreika antworten wollte und da schon merkte, dass ich mich mit meinem vorhergehenden Beitrag komplett 'verhauen' hatte. Als ich meine Antwort posten wollte, sah ich, dass Du inzwischen mit Deinem Beitrag die Sachlage dankenswerterweise geklärt hast, worauf ich meine Antwort neu schrieb. Aber deshalb fällt mir doch kein Zacken aus der Krone!


    Ich bin seit zweieinhalb Jahren im Forum und habe mit der Zeit festgestellt, dass es einige (wenige) 'Taminos' gibt, die ziemlich dünnhäutig sind und die es nicht gerne sehen, wenn man in ihrem Revier, d. h. ihrem Spezialgebiet, wildert. Da wird man schnell 'abgekanzelt'; das ist mir auch schon einige Male passiert. Ich versuche, diesen 'Kollegen' möglichst aus dem Weg zu gehen und nicht auf ihre Beiträge zu reagieren, auch wenn ich etwas dazu schreiben könnte, von dem ich annehme, dass es für sie (und andere Leser) interessant sein könnte.


    Wenn Du Dich entschließt, weiter zu machen, würde es mich – und garantiert viele andere Opernfans – sehr freuen. Vor allem, weil Du Dich in den 'Untiefen' des Internets so gut auskennst wie kein Zweiter; ich fremdle noch immer damit und greife erst einmal zu den herkömmlichen Hilfsmitteln, was aber auch in die Irre führen kann, wie das heutige Beispiel 'Khrennikov vs. Shchedrin' zeigt. Vielleicht wäre es auch an der Zeit, dass Du nach 571 Beiträgen Deinen Gaststatus aufgibst und ein Vollmitglied in unserem 'Verein' wirst?


    Viele Grüße!


    Carlo


    P. S.


    Ich habe von Banfields „Lord Byron's Love Letter“ die Original-Schallplatte mit Astrid Varnay von 1958, die in Europa nie erschienen ist ('RCA Victor' LM-2258, 30 cm, mono); das Orchester in dieser Aufnahme ist übrigens das 'Orchestra dell' Academia di Santa Cecilia' in Rom und die Techniker kamen von der 'Decca'. Ich habe einmal Frau Varnay, die in der Uraufführung an der Tulane University in New Orleans am 17. 1. 1955 die 'Old Woman' sang, nach dieser Aufnahme gefragt und sie sagte mir, dass die Oper in stereo aufgenommen wurde und in Zusammenhang mit einem Opernfilm stand, der aber nie gedreht wurde. ('Naxos' verwendet bekanntlich für seine Wiederveröffentlichung älterer Schallplatten-Dokumente nicht die Original-Bänder, sondern transferiert die davon gepressten Schallplatten auf die Silberscheibe. Vielleicht gelangt die originale Stereo-Version einmal ans Tageslicht...)

  • Ergänzung zu #82 und #83


    bei "google books" fand ich noch einen Eintrag zu den beiden Opernaufnahmen mit genaueren Daten, wovon die für die Aufnahme mit Valeyre und Zilio oben ja noch fehlten:

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    Danke für die Ausführungen zu der RCA Aufnahme.


    Ich habe mich vielleicht nicht so ganz klar ausgedrückt mit der Einleitung in meinem letzten Beitrag. Ich las neulich bei Wikipedia, dass man heute von ca. 5800-6000 bekannten Werken ausgeht. Rechnet man die nicht unerhebliche Anzahl verschollener und verlorener Werke, insbesondere des 18. und frühen 19. Jahrhunderts mit ein, dürfte eine Gesamtzahl von ca. 60.000 Opern realistisch sein.

    Eines der umfangreichsten Verzeichnisse ist Heinz Wagners "DAS GROSSE HANDBUCH DER OPER" mit mittlerweile 3000 Titeln, der Harenberg zählt ungefähr 500 Titel. Der normale Operngänger kennt wieviele Opern? Und wieviele möchte er noch kennenlernen? Wenn ich aus der Resonanz hier im Forum mit ca. 970 Mitgliedern auf diesen Thread - der ja übrigens schon uralt ist - auf das das Interesse an Unbekanntem schließe, dann sagte die konstruktive Teilnahme von bisher 7 Usern mir, dass Aida, Bohème, Carmen und ihre Schwestern (halt die Top-Ten) den meisten ausreichen. Übrigens haben sich mehr Forenmitglieder (8) an der Anekdotensammlung ab #10 ff und der Auseinandersetzung Ossi vs. Wessi ab #25 beteilgt. Die Anzahl der Klicks für diesen Thread in den letzten sechs Monaten zeigt allerdings, dass das Interesse außerhalb des Forums anscheinend recht groß ist. Da die Recherchen manchmal sehr viel Zeit in Anspruch nehmen (mit THE VISITATION war ich ich einige Wochen beschäftigt) habe ich mir überlegt, ob sich der Aufwand einer Übertragung meiner privaten Notizen und Anmerkungen in ein Manuskrip, das man der Allgemeinheit zugängig machen kann, überhaupt lohnt. Im Moment glaube ich das eher nicht.


    Ich sehe übrigens keinerlei Vorteile für mich, wenn ich den Gaststatus gegen eine Vollmitgliedschaft tausche. Ich glaube nicht, dass sich meine Recherchen dadurch verbessern würden.


    In diesem Sinne

    Orfeo

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo


  • Hallo, Orfeo!

    Noch ein Nachtrag zu "Lord Byron's Love Letter" von Raffaello de Banfield:

    Ich habe mir heute Morgen die Aufnahme mit Astrid Varnay 'angetan'. Das ist nach meiner Einschätzung eine sehr kopflastige und undramatische Oper, die einzige übrigens, zu der Tennessee Williams ein Libretto schrieb. (Dass z. B. der bewusste Liebesbrief des Lord Byron an das einst junge Mädchen, das nun die 'alte Frau' ist, wohl eine Fälschung ist, wird am Ende sowohl textlich wie auch musikalisch viel zu wenig betont.) Die eklektische Musik - mit einem für eine Kammeroper sehr groß besetzten Orchester - ist ein Konglomerat verschiedener Stile und könnte auch von Britten, Menotti oder Barber sein; die drei Frauenstimmen - die 'alte' Frau, ihre Enkelin und die Besucherin, deren wahrscheinlich betrunkener Ehemann 'nichts zu melden' hat - sind musikalisch nicht gut voneinander abgesetzt und erfordern beim Hören einige Geduld. (Astrid Varnay singt sehr raumgreifend und klingt in keinem Ton wie eine alte Frau!) Da das das Libretto der Schallplatte nicht beigegeben wurde, ist der Link zu dem entsprechenden Text im Beitrag Nr. 82 sehr hilfreich, danke!


    Ich will nicht besserwisserisch sein, aber im Aufnahmedatum irrt Karsten Steiger (in dessen Buch "Opern: Ein Verzeichnis aller Aufnahmen" von 2000 - die neue Ausgabe des Buches kenne ich nicht - die 'RCA'-Platte garnicht genannt wird, wohl aber die 'Ermitage'-CD von 1991): 1958 ist das korrekte Jahr für die 'RCA'-Einspielung, das geht auch aus der Plattenhülle hervor. Als die Schallplatte herauskam, wurden das Werk und die Aufnahme in der New Yorker 'Saturday Review' am 29. 11. 1958 zwiespältig rezensiert. (1956 nahm die 'RCA' ausserhalb der USA noch nicht in Stereo auf, das geschah erst 1957). Es gab übrigens damals auch eine Fernseh-Inszenierung dieser Oper, u. z. in Canada:


    „Lord Byron's Love Letter“ (de Banfield): The old woman – Mary Simmons / The granddaughter – Sylvia Grant / The frivolous couple – Patricia Rideout und André Turp / In der Pantomime: The old woman as a young girl – Michèle Bonhomme / Her aunt – Fernande Chiocchio / Lord Byron – N. N. / The CBC Symphony Orchestra / Dirigent: Ettore Mazzoleni / Szenenbild: Jean-Claude Rinfret / Kostüme: Gilles-André Vaillantcourt / Regie: Irving Guttman (CBC Canadian Broadcasting Company, Sendung am 31. 1. 1957).


    In der Bühnenaufführung vom Januar (!) 1991 aus Lugo di Romagna, die von 'Ermitage' mit Elena Zilio (in der italienischen Übersetzung von Paola Ojetti) mitgeschnitten wurde, hat Sylvie Valayre (die Enkelin) in der Pantomime auch die junge 'Alte Frau' gespielt und die Interpreten des Ehepaars (Gabriella Brancaccio und Sergio Tedesco) stellten auch die stummen Rollen der 'Tante' und des 'Lord Byron' dar; eigentlich sind Tänzer dafür vorgesehen.


    Carlo

  • Rückblickend auf meinen allerersten Beitrag hier im Forum ( #1 in Überlieferte Stoffe und ihre Bearbeitung in Opern) beschäftige ich mich seit fast einem Jahr mit dem Orpheus Stoff. Eine detaillierte Ausarbeitung nimmt aber viel Zeit in Anspruch, weshalb ich hier nur das bisherige Fragment mit der chronologischen Aufstellung der musikalischen Bearbeitungen poste. Wer interessiert ist, muß selber tätig werden und sollte googeln.


    L’Orfeo, Orphée et Euridice (Orfeo ed Euridice, L’Anima del Filosofo, u.a.


    1. 1600 – Jacopo Peri: Euridice / Youtube / jpc 
    2. 1602 – Giulio Caccini: Euridice / jpc / Youtube
    3. 1607 – Claudio Monteverdi: L’Orfeo (wird als erste Oper angesehen)
    4. 1616 – Domenico Belli: Orfeo dolente 1619 – Stefano Landi: La morte d’Orfeo
    5. 1647 – Luigi Rossi: Orfeo, eine der ersten Opern, die in Frankreich aufgeführt wurden
    6. 1654 – Carlo d’Aquino: Orfeo
    7. 1659 – Johann Jacob Löwe: Orpheus von Thracien
    8. 1672 – Antonio Sartorio: Orfeo
    9. 1673 – Matthew Locke: Orpheus and Euridice
    10. 1676 – Giuseppe di Dia: Orfeo
    11. 1677 – Francesco della Torre: Orfeo
    12. 1683 – Johann Philipp Krieger: Orpheus und Eurydice
    13. 1683 – Antonio Draghi: La lira d' Orfeo
    14. 1686/1687 – Marc-Antoine Charpentier: La descente d’Orphée aux enfers
    15. 1689 – Bernardo Sabadini: Orfeo
    16. 1690 – Louis Lully: Orphée
    17. 1698 – Reinhard Keiser: Die sterbende Eurydice oder Orpheus
    18. 1699 – André Campra: Orfeo nell’inferni
    19. 1701 – John Weldon: Orpheus and Euridice
    20. 1715 – Johann Joseph Fux: Orfeo ed Euridice
    21. 1726 – Georg Philipp Telemann: Orpheus
    22. 1740 – John Frederick Lampe: Orpheus and Eurydice
    23. 1740 ca. – Jean-Philippe Rameau (unvollendet)
    24. 1749 – Giovanni Alberto Ristori: I lamenti d’Orfeo
    25. 1750 – Georg Christoph Wagenseil: Euridice
    26. 1752 – Carl Heinrich Graun: Orfeo
    27. 1762 – Christoph Willibald Gluck: Orfeo ed Euridice
    28. 1767 – François Hippolyte Barthélemon: The Burletta of Orpheus
    29. 1774 – Christoph Willibald Gluck: Orfée et Euridice (franz. Version)
    30. 1775 – Antonio Tozzi: Orfeo ed Euridice
    31. 1776 – Ferdinando Bertoni: Orfeo ed Euridice (das gleiche Libretto wie Glucks Oper)
    32. 1781 – Luigi Torelli: Orfeo
    33. 1785 – Friedrich Benda: Orpheus
    34. 1786 – Johann Gottlieb Naumann: Orpheus og Eurydice
    35. 1788 – Carl Ditters von Dittersdorf: Orpheus der Zweyte
    36. 1788 – Johann Friedrich Reichardt: Orpheus
    37. 1789 – Vittorio Trento: Orfeo negli Elisi
    38. 1791 – Joseph Haydn: L’anima del filosofo, ossia Orfeo ed Euridice
    39. 1791 – Ferdinando Paër: Orphée et Euridice
    40. 1792 – Peter von Winter: Orpheus und Euridice
    41. 1793 – Prosper-Didier Deshayes: Le petit Orphée (eine Parodie auf Glucks Oper)
    42. 1796 – Luigi Lamberti: Orfeo
    43. 1796 – Francesco Morolin: Orfeo ed Euridice
    44. 1796 – Antoine Dauvergne: Orphée (nicht aufgeführt)
    45. 1798 – Gottlob Bachmann: Der Tod des Orpheus/Orpheus und Euridice
    46. 1802 – Carl Conrad Cannabich: Orpheus
    47. 1807 – Friedrich August Kanne: Orpheus
    48. 1813 – Ferdinand Kauer: Orpheus und Euridice, oder So geht es im Olympus zu
    49. 1814 – Marchese Francesco Sampieri: Orfeo (Kantate?)
    50. 1858 – Jacques Offenbach: Orphée aux enfers (Operette)
    51. 1860 – Gustav Michaelis: Orpheus auf der Oberwelt
    52. 1867 – Karl Ferdinand Konradin: Orpheus im Dorfe (Operette)
    53. 1907 – Fernando de Azevedo e Silva: A morte de Orfeu
    54. 1907–16 – Claude Debussy (unvollendet)
    55. 1913 – Jean Roger-Ducasse: Orphée
    56. 1925 – Gian Francesco Malipiero: L’Orfeide, Zyklus in drei Teilen
    57. 1925 – Darius Milhaud: Les malheurs d’Orphée
    58. 1926 – Ernst Krenek: Orpheus und Eurydike
    59. 1932 – Alfredo Casella: La favola d’Orfeo, Kammeroper nach Polizianos L’Orfeo
    60. 1951 – Pierre Schaeffer: Orphée 51
    61. 1953 – Pierre Schaeffer, Pierre Henry: Orphée 53
    62. 1956 – Tom Jobim, Vinícius de Moraes: Orfeo da Conceição (im Kino: Orfeu Negro)
    63. 1978 – Hans Werner Henze: Orpheus (Wiener Version 1986)
    64. 1983 – Reinhard Febel: Euridice
    65. 1986 – Harrison Birtwistle: The Mask of Orpheus
    66. 1993 – Philip Glass: Orphée, Libretto des Komponisten nach Cocteaus Film Orphée
    67. 1996 – Lorenzo Ferrero: La nascita di Orfeo
    68. 2005 – Ricky Ian Gordon: Orpheus and Euridice

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Auch nur fragmentarisch, so wie ich die Datei bei mir für private Zwecke gespeichert habe. Somit habe ich jetzt alles veröffentlicht, was in einem halbwegs passablen Zustand ist.


    LA CHUTE DE LA MAISON USHER von Claude Debussy nach Edgar Allan Po

    Ein Opernfragment, das nach verschiedenen Restaurierungsversuchen inzwischen in drei Fassungen vorliegt.


    SYNOPSIS

    Roderick Usher ist das letzte überlebende männliche Mitglied seiner Familie, der mit seiner Zwillingsschwester Madeline zurückgezogen im riesigen Stammhaus der Familie lebt. Sie stirbt langsam an einer rätselhaften Krankheit, für die ihr Arzt keine Ursache oder Heilung zu finden scheint oder will.

    Roderick bittet einen alten Freund um Besuch. Kurz nach dessen Ankunft stirbt Madeline und wird in einem Gewölbe unter dem Haus begraben.

    Um den zunehmend zerstreuten Roderick zu beruhigen, liest ihm sein Freund während eines Unwetters eine mittelalterliche Erzählung vor. Als der Höhepunkt der Geschichte erreicht ist, erscheint die blutüberströmte Gestalt von Madeline - sie wurde lebendig begraben und hat sich aus dem Gewölbe befreit, um ihren Bruder zu finden. Roderick wird von Entsetzen so sehr überwältigt, dass er stirbt. Voller Entsetzen flieht der Freund aus dem Haus und sieht, wie das von einem blutroten Mond beschienene Gebäude zusammenbricht.


    "The Fall of the House of Usher" gilt als eine der meisterhaftesten Kurzgeschichten, die Edgar Allan Poe geschrieben hat. Sie fasziniert mit ihrer fantastischen Atmosphäre des sich aus den Abgründen der menschlichen Psyche herleitenden Grauens. Die in diesem Haus ablaufenden Vorgänge besitzen symbolische Bedeutung und berühren von Poe bevorzugte Themen wie die Grenze zwischen Leben und Tod, den menschlichen Wahnsinn, und die Isolation und Weltabgewandtheit.


    Debussy folgt Poes Geschichte, legt aber mehr Wert auf Rodericks inzestuöse Gefühle für seine Schwester und macht den Arzt zu einem finstereren Charakter, der Rodericks Rivale um Madelines Zuneigung ist. Außerdem verdichtet er die Handlung: bei Poe erstreckt sich der Aufenthalt des Freundes im Haus Usher über mehrere Tage, bei Debussy scheinen die Ereignisse so dicht aufeinander zu folgen, dass sich die Handlung nur über eine Zeitraum von Stunden zu erstrecken scheint.


    Die drei männlichen Rollen sind alle für die Stimmlage Bariton geschrieben, was die Vermutung zuläßt, dass die Zuweisung der drei Rollen an Sänger desselben Tonumfangs insofern bedeutsam ist, als die Möglichkeit besteht, dass die Figuren drei Inkarnationen eines einzigen Bewusstseins sein sollen.


    Claude Debussy wurde auf die Geschichte schon recht früh in der Übersetzung Charles Baudelaires aufmerksam. Die Arbeit an der Oper begann wahrscheinlich um 1908 und sie zog sich bis in seine letzten Lebensjahre hin. Die Oper wurde nie vollendet, etwa die Hälfte der Oper - der gesamte 1. Akt und zwei Bilder des 2. Aktes - war fertig geworden, und einiges war noch auf Skizzenblättern notiert.


    Die Witwe Debussys ging mit den vorhandenen Skizzen sehr sorglos um und verschenkte sie großzügig. Erst im Jahr 1976, 58 Jahre nach Debussys Tod, ging der chilenische Komponist Juan Allende-Blin systematisch an die Arbeit und suchte in ausgedehnten Recherchearbeiten die überall verteilten Skizzenblätter zusammen, um sie anschließend zu orchestrieren und zusammen mit dem vorhandenen Material eine spielbare Fassung von "La chute de la maison Usher" herzustellen. Er ließ allerdings die Lücken bestehen, komponierte also keine neue Musik dazu. In dieser Fassung wurde die Oper 1977 konzertant und 1979 szenisch in Berlin uraufgeführt. Eine weitere komplettierte Fassung vom „Untergang des Hauses Usher“ stammt von William Harwood, Orchesterleiter der Yale University. Inzwischen gibt es eine neue Fassung, die der Engländer Robert Orledge anfertigte. Anders als Allende-Blin komponierte er neue Musik im Stil Debussys hinzu, den er dazu ausgiebig studiert hatte.


    1976 hatte sich auch Andrew Powell mit der Musik aus "La chute de la maison Usher" beschäftigt. Er stellte eine fünfsätzige orchestrale Suite her, in die er zwischen den originalen Debussy eigene Kompositionen einschob. Er verwendete dazu die Ouvertüre aus "La chute de la maison Usher" fast notengetreu. Veröffentlicht wurde dies auf Alan Parsons Projects Konzeptalbum "Tales of Mystery and Imagination", das sich thematisch mit den Werken Edgar Allan Poes beschäftigte. Rätselhaft ist, warum Debussy als Komponist auf dem Album nicht erwähnt wird.


    Wenn man das Original-Manuskript kennenlernen möchte, findet man in der

    Bibliothèque Nationale de Francehttps://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b55008002b/f20.item

    eine digitalisierte Version des handgeschriebenen Librettos, Notenblätter und Skizzen als Faksimile zum downloaden als PDF: Libretto (Seiten 22- 56) und Noten (ab Seite 62 – 102)


    Die Fassung von Allende-Blin findet man bei YT mit einer Dauer von ca. 23 Minuten mit François Le Roux, Jean-Philippe Lafont, Pierre-Yves Le Maigat, Christine Barbaux https://www.youtube.com/watch?v=twdviZpvvfg


    In Bregenz wurde 2006 die erweiterte Fassung von Robert Orledge gezeigt. Er erweiterte das Opernfragment mit Ballettszenen zu Musik aus „Prélude de l’après midi d’un faun“, um die Jugend von Robert Usher und seiner Schwester darzustellen und dehnte die Spieldauer auf 82 Minuten aus. Der titelgebende Zusammenbruch des Hauses Usher findet hier übrigens nicht statt. Mit: Sänger - Scott Hendrix, Nicolas Cavallier, John Graham-Hall, Katya Pelegrino. Tänzer - Stephen McRae, Gary Avis, Johannes Stepanek, Leanne Benjamin


    https://www.youtube.com/watch?v=pCkSLq-90zY


    jpc https://www.jpc.de/jpcng/class…2jzwLSEAQYAyABEgLYVvD_BwE


    Weitere Vertonungen von „The Fall of the House of Usher“

    Manfred Stahnke: „Der Untergang des Hauses Usher“ (Kammeroper 1981)

    Philip Glass: „The Fall of the House of Usher“ (Oper in zwei Akten), Libretto: Arthur Yorinks, UA: 8. Mai 1988 im American Repertory Theater, Cambridge / Europäische EA: 1992 Maggio Musicale Florenz https://www.jpc.de/jpcng/class…use-of-usher/hnum/9504686

    Peter Hammill: „The Fall of the House of Usher“ 1991 (1999 rev. Fassung); nicht aufgeführt

    https://en.wikipedia.org/wiki/…_of_Usher_(Hammill_opera)

    Gordon Getty: „Usher House“ 2014, Libretto vom Komponisten; UA 2014 Welsh National Opera https://www.jpc.de/jpcng/class…-Usher-House/hnum/2537734

    Christian Asplund: „Extracts from the Fall of the House of Usher“ 2013 https://open.spotify.com/album/5X3qIvSXODOv5gOiVVYiH9

    https://www.youtube.com/watch?v=L5mNCs057pg

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • La liberazione di Ruggiero dall’isola d’Alcina

    Libretto : Ferdinando Saracinelli

    Musik : Francesca Caccini (*1587 †1640in Florenz) war eine italienische Komponistin und Opernsängerin. Ihre Ballett-Oper "La liberazione di Ruggiero dall’isola d’Alcina" (1625) gilt als früheste erhaltene Oper einer Komponistin.

    Nachdem sie schon frühzeitig bei ihrem Vater, dem Komponisten und Sänger Giulio Caccini, gelernt hatte, trat sie im Alter von 13 Jahren erstmals in Florenz als Sängerin auf und erwarb sich schnell den Beinamen "Cecchina" (Scharfschützin) . Claudio Monteverdi berichtet in einem Brief über ihr Können und lobt sie.

    "La liberazione di Ruggiero dall’isola d’Alcina" wurde am herzoglichen Hof von Florenz in der Karnevalsaison 1625 uraufgeführt. Offizieller Anlass für die Feierlichkeiten war ein Besuch des polnischen Kronprinzen Władysław Sigismund. Der Prolog der Oper enthält Huldigungen an Gast und Gastgeber. Den Abschluss der Aufführung bildete ein von Agniolo Ricci choreographiertes Pferdeballett. Die Oper erschien noch im Jahr der Uraufführung im Druck.


    Diese Oper dürfte den meisten Melomanen unbekannt sein, einige wenige kennen sie vielleicht von Einspielungen, aber kaum jemand wird sie auf der Bühne erlebt haben, obwohl es seit 1959 über ein Dutzend (zum Teil konzertante) Aufführungen gab: u.a. beim Hovingham-Festival, Musikhochschule Köln, Ferrara, Stockholm, Bremen, Laeiszhalle Hamburg, Wuppertal, Versailles.

    Auch Aufnahmen gibt bzw. gab es mehrere, alleine seit 2015 fünf, davon 2 x Huelvas Ensemble.


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    Das Booklet der Aufzeichnung aus Ferrara 2016 >

    pdf-Download - Musikerlebnis >


    pdf-Download Einspielung des Huelgas Ensemle >


    Die hier vorgestellte Aufführung von Studierenden des "Conservatorio di Musica Antonio Vivaldi” wurde gezeigt beim "Festival internazionale di opera e di teatro musicale di piccole dimensioni", Alessandria - Cortile di Palazzo Cuttica, 20. Juni 2019





    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Allen Einschränkungen, die in Corona-Zeiten auch in Österreich bestanden, dat das Tiroler Landestheater im Rahmen der "Innsbrucker Festwochen der Alten Musikim August 2020 wieder eine Rarität präsentiert:


    Ferdinando Paër: "Leonora ossia L'amor conjugale"

    Eleonora Bellocci (Leonora),

    Paolo Fanale (Florestano),

    Renato Girolami (Rocco),

    Marie Lys (Marcellina),

    Luigi De Donato (Gioachino),

    Carlo Allemano (Don Pizzarro),

    Kresimir Spicer (Don Fernando)

    Innsbrucker Festwochenorchester;
    Dirigent: Alessandro De Marchi

    Heute Abend sendet Oe1 eine Aufzeichnung. Beginn 19:30 Uhr


    Die Oper erzählt die gleiche Geschichte, die wir durch Beethovens FIDELIO kennen.


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    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Und so hörte sich Paërs Florestan vor zwanzig Jahren an, als Jonas Kaufmann ihn zu Beginn seiner Karrierre sang


    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

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