Du fragst, lieber Felix:
„Ist Dir vielleicht bekannt, ob es zwischen Mendelssohn und Schumann einen folgenreichen Austausch über liedästhetische Vorstellungen gegeben hat?“
Nein, davon weiß ich nichts. Jedenfalls kenne ich keine schriftlichen Quellen, die auf einen solchen „Austausch“ hindeuten. Man darf aber vermuten, dass es solche Gespräche über Liedkomposition zwischen beiden gegeben hat.
Denn sie hatten ja – wie Dir sicher bekannt ist – recht guten Kontakt zueinander. Mendelssohn kam am 30. August 1835 nach Leipzig. Während einer Probe von „Meeresstille und glückliche Fahrt“ mit dem Gewandhausorchester stellte ihm Henriette Voigt einen etwas scheu wirkenden Musiker vor, - eben Robert Schumann. Dieser hielt von der Begegnung schriftlich fest:
„Ich sagte ihm, daß ich alle seine Compostionen gut kenne. Er antwortete etwas sehr Bescheidenes darauf. Der erste Eindruck der eines unvergeßlichen Menschen.“ (so bei Alfred Dörffel: „Geschichte der Gewandhausconcerte“, Leipzig 1884).
Danach trafen sich Mendelssohn und Schumann regelmäßig. Am 13. September spielte er Clara Schumann zu ihrem sechzehnten Geburtstag eine Bach-Fuge vor und imitierte dabei den Stil Lizsts und Chopins.
Ich gehe einfach einmal davon aus, dass es bei diesem engen Kontakt auch zu einem Austausch über Liedkomposition kam. Belegen kann ich dies freilich nicht.