Das erste Brahms-Denkmal in Deutschland wurde in Meiningen errichtet
Heute ist der 7. Oktober - am 7. Oktober 1899 wurde dieses Denkmal feierlich enthüllt.
Meiningen ist eine Kreisstadt im fränkisch geprägten Süden Thüringens und hatte zu Lebzeiten Brahms etwa 15.000 Einwohner; die kulturelle Tradition der Stadt ist bedeutend.
Johannes Brahms weilte in seinen letzten sechzehn Lebensjahren 14 Mal zu längeren Aufenthalten in Meiningen. Nachdem Brahms Ende 1881 auf Einladung Hans von Bülows erstmals in das Herzogtum gekommen war und Herzog Georg II. und dessen Gemahlin, die Freifrau Helene von Heldburg kennen gelernt hatte, führte ihn bis Ende 1895 sein Weg regelmäßig nach Meiningen, wo er mit der Herzoglichen Hofkapelle seine sinfonischen Werke ungestört proben und aufführen konnte. Mit dem Herzogspaar verbanden ihn sehr persönliche Beziehungen, er wurde in ihr privates Leben mit einbezogen und war Gast in ihren Sommerresidenzen in der Villa Carlotta am Comer See und auf Schloss Altenstein bei Bad Liebenstein. Nicht zuletzt erhielt er durch den Meininger Klarinettisten Richard Mühlfeld die Anregung zu seinen Klarinettenwerken, die Brahms mit Mühlfeld den herzoglichen Herrschaften privat vorspielte.
Johannes Brahms ließ am 25. Oktober 1885 in Meiningen seine 4. Sinfonie uraufführen und arbeitete eng mit der Hofkapelle unter der Leitung von Fritz Steinbach zusammen, der 1886 die Nachfolge von Hans Bülow als Dirigent des Meininger Orchesters angetreten hatte. Bülow war es gelungen aus dem thüringischen Residenzorchester ein international beachtetes Eliteorchester zu machen, und Steinbach konnte diese Arbeit nahtlos fortsetzen und unternahm ausgedehnte Konzertreisen in die Schweiz, nach Holland, Dänemark und England. Die Meininger Hofkapelle war das erste Orchester des Kontinents, das in London gastierte. Dabei standen bei fünf Konzerten im November 1902 ausschließlich Werke von Johannes Brahms auf dem Programm, unter anderem alle Symphonien. In der Kritik schrieb The Daily News:
»Der Wert der Aufführungen besteht darin, dass sie uns einen neuen, und ich denke den wahren Brahms offenbart haben.«
Nikisch meinte einmal im Gespräch mit Steinbach, dass »man von den Meiningern immer noch etwas lernen kann.« und auch der nicht unkritische Arturo Toscanini war von Steinbach-Aufführungen beeindruckt. Steinbach war der Spiritus rector der Landesmusikfeste der Jahre1895 und 1899 und machte Meiningen zu einem Zentrum der Brahms-Liebhaber. Beim 1. Meininger Landesmusikfest war Brahms noch anwesend.
Der zum Generalmusikdirektor ernannte Steinbach plante ganz groß und wollte ein Pendant zu Bayreuth schaffen, Meiningen zur Brahms-Festspielstatt machen, eine Konzerthalle bauen und ein Konservatorium gründen ...
Wie man heute sieht, ist aus all diesen Plänen nichts geworden; 1903 folgte Fritz Steinbach einem Ruf nach Köln an die Spitze des Gürzenich-Orchesters und der Leitung des Kölner Konservatoriums, Fritz Busch war einer seiner Schüler und auf dessen Grabstein stehen schlichte Brahms-Noten ...
Das Meininger Brahms-Denkmal wurde auf Initiative des Hofkapellmeisters Fritz Steinbach von Meininger Musikfreunden gestiftet. Das 1898/99 geschaffene Denkmal ist ein Werk des Bildhauers Adolf von Hildebrand (1847–1921) aus München und steht im Englischen Garten, einem Landschaftspark von etwa 12 Hektar zwischen Bahnhof und Theater der schon seit 1782 besteht.
Zu den Einweihungsfeierlichkeiten war die Musikavantgarde wie zum Beispiel der Komponist Eugen d´ Albert und der Geigenvirtuose Joseph Joachim angereist.
Die Brahms-Denkmalanlage ist innerhalb des Parkgeländes gut zu finden, wenn man sich am höheren Bauwerk der im neugotischen Stil erbauten Herzoglichen Gruftkapelle orientiert.
Der nachstehend eingefügte Text vermittelt einen Blick auf die Einweihungsfeierlichkeiten:
»Seit dem 7. Oktober 1899 haben die beiden Meininger Dichtermonumente in einem Brahms-Denkmal das dritte im Bunde erhalten. Über einem Brunnen lebendigen Wassers thront in der grünen Halle des Parkes die von Adolf Hildebrand modellierte eherne Büste des Tondichters. Ein großes Musikfest unter Fritz Steinbach bildete mit "Requiem" und "Triumphlied" den bedeutungsvollen Rahmen zu der großartigen Enthüllungs- und Gedächtnisfeier. Hofschauspieler Neubaur sprach den von Widmann gedichteten Prolog, Joachim hielt die Gedenkrede, Herzog Georg legte entblößten Hauptes den ersten Lorbeer zu Füßen des Unsterblichen nieder.«
Von einem Brunnen lebendigen Wassers konnte schon lange nicht mehr gesprochen werden; die gesamte Anlage wurde erst in jüngster Zeit restauriert. Die bereits versiegten Laufbrunnen mussten aufgearbeitet und wieder zum Laufen gebracht werden und das Mosaikpflaster und die Treppe wurden hergerichtet. Seit Oktober 2015 läuft nun wieder das Wasser.