In den beiden Threads zur Instrumentalmusik der deutschen Romantik jenseits der Meisterwerke der paar sattsam bekannten Koryphäen, wurde eine Menge Werke zusammengetragen. Allerdings haben ich und andere bewusst auch Werke besprochen, die wir nicht so restlos überzeugend fanden. Tatsächlich war der Fokus eher auf Breite ausgerichtet. Die Threads sollten eine Art Panorama der deutschen Musik des 19.ten Jahrhunderts bieten. Hier aber ist nicht Breite sondern Spitze gefragt. Gibt es wirkliche Meisterwerke von Komponisten aus der zweiten Reihe, also Werke, die man ohne zu zögern den Schöpfungen z.B. eines Brahms an die Seite stellen würde?
Tatsächlich ist das keine unwichtige Frage, denn ob es sich überhaupt auszahlt Einspielungen von Musik jenseits der ausgetretenen Pfade zu erwerben, wird sich die Mehrheit der Musikliebhaber vor einem etwaigen Kauf selbstverständlich fragen. Die Frage an die Taminogemeinde wäre jetzt, welche Werke, denn Euerer Meinung nach hier genannt werden sollten? Selbstverständlich sind auch Werke aus anderen Gattungen als reiner Instrumentalmusik, z.B. Opern, willkommen!
Meine persönliche Antwort ist ein klares: ja. Ich kann aus meiner Erfahrung heraus allerdings in dem Sinne Entwarnung geben, dass wir nicht Opfer einer sinistren Verschwörung sind, die uns ungehobene Meisterwerke vorenthält, um die wenigen "Mainstream"-Komponisten über Gebühr zu zelebrieren. Von den mehreren Dutzend CDs, die ich mir in den letzten Monaten zum Themenkreis deutsche Romantik gekauft habe, sind einige ganz hervorragend, aber ich muss einräumen, dass ich sehr wenige Werke gehört habe, die ich neben die besten Werke Brahms, Bruckners, Mendelssohns oder Schumanns stellen würde. In diesem Sinne scheint mir also die starke Konzentration auf eben diese Komponisten nicht völlig ungerechtfertigt. Andererseits verdienen es die Perlen, auf die ich gestoßen bin, explizit genannt zu werden. Ich stelle hier also eine Liste aus Werken zusammen, bei denen mir die Bezeichnung "Meisterwerk" gerechtfertigt scheint. Die Werke werden den Komponisten, gereiht nach Geburtsjahr, zugeordnet:
Robert Volkmann (1815 - 1883): Streichquartett Nr. 5 op. 37, Klaviertrio Nr. 2 op. 5, Symphonie Nr. 1 op. 49.
Joachim Raff (1822 - 1882): hier kenne ich bei weitem nicht alles, allerdings das meiste seiner Kammermusik. Von den Orchesterwerken gefällt mir einiges, ich zögere aber mit der Bezeichnung "Meisterwerk". Daher nur folgende Werke: KLaviertrios 1-4 (opp. 102, 112, 155, 158). Das letzte, Op. 158, kann sich mit entsprechenden Werken von Mendelssohn, Schumann oder Brahms messen.
Carl Reinecke (1824 - 1910): Nur eine Nennung, und zwar die Flöten-/Klarinettensonate "Undine" op. 167.
Albert Dietrich (1829 - 1908): Symphonie in d-Moll op. 20.
Karl Goldmark (1830 - 1915): Klavierquintett Nr. 2, op. 54.
Hermann Goetz (1840 - 1879): Symphonie in F-Dur op. 9, Nänie Op. 10.
Das sind selbstverständlich bei weitem (!) nicht alle Werke, die ich für empfehlenswert halte (weiteres kann man in den entsprechenden Threads nachlesen...), sondern die, von deren Qualität ich so überzeugt bin, dass ich sagen würde: "das gehört in jede gute Sammlung".