Aktive Pianisten unserer Tage: Nelson Freire - Auch alleine hörenswert

  • Da ich bisher noch keinen eigenen thread zu einem prägenden Pianisten meiner Jugendzeit gefunden habe (sollte es einen geben, könnte mein Beitrag vielleicht dorthin verschobene werden),
    versuche ich mich nun einmal darin, einen neuen thread aufzumachen (Fehler mag man mir als Neumitglied bitte nachsehen).
    Nelson Freire (geb. 1944), ein brasilianischer Pianist, oft zusammen Mit Martha Argerich zu hören, aber m. E. auch alleine sehr hören- und erlebenswert. Daß heißt nicht, daß ich ihn nicht gern eimal mit Americh zusammen gehört hätte :)
    Er begann das Klavierspiel im Alter von drei Jahren, gab schon als Kind öffentliche Konzerte. Nach seinem Unterricht in Brasilien setzte er seine Studien in Wien bei Bruno Seidlhofer fort.
    1964 gewann er in Lissabon den ersten Preis in der Vianna da Motta International Music Competition und ist seit 1959 mit zahlreichen Orchestern unter den verschiedensten Dirigenten (Boulez, Jochum, Masur, Chailly fallen mir auf Anhieb ein) regelmäßig auf der ganzen Welt zu hören. 2002/2003 gab er unter Riccardo Chailly, damals noch mit dem Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam und dem Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi Konzerte, unter Chailly kehrt er im März und April 2014 auch ins Gewandhaus zurück.


    Der Grund, warum ich Freire einen eigenen thread widmen möchte, liegt darin, daß ich ihn mehrfach während meiner aktiven Zeit des Klavierspielens (damals noch am Niederrhein) live hören durfe und mich solche Ereignisse immer mehr prägen als Einspielungen, seien sie auch noch so schön. Er gab wiederholt Klavierabende mit Chopin, Liszt und Schubert (live nicht gehört habe ich die Klavierkonzerte von Brahms, in die Einspielungen unter Chailly habe ich lediglich ausführlich hineingehört, bin aber nicht sicher, ob sie mich ganz überzeugen können). Zuletzt habe ich noch einmal einer meiner – wenigen – Freire CD’s gehört (Schubert, Wandererphantasie) und muß gestehen, daß meine Begeisterung immer noch da war. Sie entsprang weniger der technischen Seite seines Klavierspiels, ich habe ihn als sehr ruhigen, fast schüchternen Pianisten in Erinnerung, der mich durch sein phasenweise fast kontemplatives Musizieren aber auch seine präzise Dynamik immer sehr beeindruckt hat.
    Meine bevorzugten beiden Aufnahmen sind folgende:


    Chopin, Nocturnes (zu versuchen, Chopin-Interpretationen an Maurizio Pollini zu messen, ist schwierig bis unmöglich, aber mir gefällt Freire mit einigen Stücken ebenso gut wie Pollini)


    Schubert, Wandererphantasie


    Schließlich besitze ich noch ein Recital:


    Meine Frage an die fachkundigen Forumsmitglieder ist, ob meine große Sympathie für das Klavierspiel Freires vielleicht nur meiner nostalgischen Verklärung entsprungen ist, oder ob es hier vielleicht noch weitere Liebhaber gibt (immerhin schaffte es er ja in die Mammut-Philipps Edition "Great Pianists of the 20th Century," die 1999 erschien.
    Wenn ja, welches Sind Eure bevorzugten Aufnahmen?
    Insbesondere würe mich interessieren, war Ihr von seiner Liszt-Interpretation haltet, die bei mir auf der Wunschliste steht (aber immer anderen Wünschen weichen mußte)



    PS Nachträge und Ergänzungen zu Person und Werk würden mich sehr freuen


    APUT

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Natürlich ist mir in meinem Beitrag leider eine kleine Unaufmerksamkeit passiert,
    und zwar hinsichtlich folgender Aufnahme:



    Die Wandererfantasie von Schubert spielt auf der Aufnahme natürlich Leon Fleisher, Freire spielt Four Impromptus, Op. 90,
    der Titel über der CD müßte somit Schubert, Four Impromptus, Op. 90 heißen.

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Ich führe einmal den thread über einen meiner aktiven Lieblingspianisten weiter :)
    Nur, um noch einmal auf den seltsamen Titel dieses threads zurückzukommen (die Kenner wissen es): Freire trat regelmäßig mit der argentinischen Pianistin Martha Argerich zusammen auf, die einen höheren Bekanntheitsgrad als Freire besitzen dürfte (ob sie auch in Zukunft zusammen auftreten werden, weiß ich nicht, beim anstehenden Konzert in Leipzig tritt Argerich nicht zusammen mit Freire auf).
    Mir ihr zusammen hat er folgende Einspielungen vorgelegt, von denen ich allerdings nur die DGG Einspielung besitze. Die ist allerdings sehr feines Klavierspiel für Vier Hände.



    Verdient gemacht, das sei noch als Nachtrag angefügt, hat er sich auch durch eine Einspielung von Werken brasilianischer Klaviermusik des 20. Jhs. (aus dem Jahr 2011)



    Mit herzlichem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Zitat Sven Godenrath


    Zitat

    Ich hatte das außergewöhnliche Glück ihn in San Francisco mit Martha Argerich zusammen erleben zu dürfen.
    Ein unvergeßlicher Abend.


    Das glaube ich sofort :) Für mich war er – allerdings – allein spielend in meiner Jugendzeit mein Vorbild, weil ich meinen allerersten Klavierabend überhaupt mit ihm erlebte. Mit Argerich zusammen habe ich leider nie erleben dürfen. :(
    Demnächst spielt er auch in Deutschland, z. B. am 7. März im Gewandhaus in Leipzig mit Beethoven Klavierkonzert Nr. 5 und er gibt auch einen Klavierabend in Leipzig am 27. April (Das Programm steht allerdings noch nicht fest)


    Herzliche Grüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Es ist auch sehr interessant Nelson Freire mit Marta Argerich auf DVD sehen und hören zu können:
    Die von JLAng gezeigten Aufnahmen auf der Philipis-CD (Beitrag3) von Ravel: La Valse und Rachmaninoff: Suite für 2 Klaviere Nr.2 op.17 (daneben Werke von Schumann mit Maisky, Cello und Mozart: Sonate für 2 Klaviere K381 mit Economon) sind dort enthalten (Live 1982). Die DVD ist für knapp über 1 Euro zu haben !


    :thumbup: Jedenfalls habe ich Ravels La Valse noch nie in einer derart spannenden hochexplosiven Int gehört/und gesehen. Selbst die Orchesterfassung erreicht kaum diese Sidehitze; da kann orchestral nur noch Ansermet (Decca) anknüpfen ....


    -->
    amadeo DVD-classics, 1982, Dolby Digital

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • So, jetzt habe ich den Siegfried doch unterbrochen, um noch kurz
    mein Versprechen einzulösen und eine kurze Bemerkung zu meiner kürzlich erworbenen Freire CD abzugeben,
    die ich in den vergangenen Tagen immer wieder gehört habe (ohne Vergleichhören).
    Es geht um folgende Aufnahme:



    Martha Argerich & Nelson Freire
    Label: Philips, The Originals 1982 (DDD)


    Rachmaninoff: Suite Nr. 2 op. 17 für 2 Klaviere
    Ravel: La Valse für 2 Klaviere
    Lutoslawski: Paganini-Variationen für 2 Klaviere


    Bei Rachmaninoff Suite no. 2 übernimmt Argerich den ersten Klavierpart, aber ehrlich gestanden sind die Klaviere schwerlich auseinanderzuhalten. Ich finde die bereits die Synchronität des Spiels beeindruckend: auch an den "wildesten" Stellen laufen sie nicht auseinander, alle Tempowechsel gelingen in äußerster Präzision. Sie bieten ein sehr temperamentvolles Spiel voll Ausdruck.
    Übertroffen wird diese Interpretation aber imO noch durch Ravels "La Valse": nach eigener Aussage gehört das Stück zu den Lieblingen der beiden Pianisten. Ich finde, man kann diese Begeisterung deutlich hören. Das ist flüssiges Klavierspiel in Reinkultur, der Walzer ist natürlich zu hören, driftet aber nie ins Leichte ab, vielmehr wird der dunkle Charakter deutlich betont. Ein unaufhaltsamer Fluß des Spiels, in das der Hörer regelrecht hineingesogen und mit-, wenn nicht gar hinabgerissen wird (so geht es mir zumindest immer). Es ist manchmal, als wenn man sich in einem Strudel der Musik befände.
    Abgerundet wird die CD durch Paganini Variationen des polnischen Dirigenten und Komponisten Witold Lutosławski (1913–1994), geschrieben zur Zeit des Zweiten Weltkriegs, bei denen Freire den ersten Part übernommen hat. Die rhythmische Komplexität bereitet beiden Pianisten anscheinend keine Mühe, leichtes Spiel und "Zupacken" werden in nahezu traumwandlerischer Sicherheit bewältigt. Natürlich haben beide große Erfahrung aber ich finde, man hört keine "Abnutzung" kein schlichten Abspulen des Programms.
    Alles in allem eine Aufnahme, die mir ausnehmend gut gefällt: Ravel "La Valse" ist allerdings mein persönliches Highlight dieser Aufnahme.


    Mit herzlichem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Nelson Freire, zu dessen Klavierspiel ich seit meiner Jugend irgendwie ein besonderes Verhältnis habe, ist ja eher für Einspielungen aus dem Bereich Romantik (Schumann, Chopin, Liszt) bekannt, hat sich aber 2006 auch einigen Sonaten Beethovens gewidmet und sich damit in die schier unendliche Reihe von Pianisten eingereiht, die diese Werke (die zweifellos zu den wichtigsten Klavierwerken überhaupt gehören dürften) aufgenommen haben. Auch wenn ich einzelne Sonaten in den entsprechenden threads etwas genauer vorstellen möchte (siehe hier), wollte ich die CD auch an dieser Stelle kurz vorstellen.
    Die Auswahl könnte man als klassisch bezeichnen. In der Regel werden immer einige Sonaten-Klassiker mit einem oder zwei vergleichsweise unbekannteren Werken kombiniert. So auch hier, in diesem Fall sind es Nr. 21 ("Waldstein"), Nr. 26 ("Les Adieux"), Nr. 31 in As-Dur und Nr. 14 ("Mondschein").
    Ohne auf die einzelnen Sonaten näher eingehen zu wollen, verbindet sie alle Freires Hang zum schönen Ton, den er auch dann nicht verliert, wenn er schnelle Ansätze wählt (etwa im ersten Satz der Waldsteinsonate), dies wird auf der gesamten CD übergreifend durchgehalten. An einigen Stellen empfinde ich es als sehr passend, meine aber, daß sich die Beethovenschen Sonaten eben nicht im Schönklang erschöpfen, sondern mehr zu bieten haben. Zerrissenheit und Widersprüchliches in den Sonaten herauszuarbeiten ist aber Freires Absicht anscheinend nicht. So meistert er die schwierigen technischen Passagen zwar in großer Virtuosität, verflacht den Ausdruck aber etwas durch das schöne Spiel. Und so hört man Freires Beethoven an, daß er sich hauptsächlich mit Werken der Romantik auseinandergesetzt hat, mir persönlich stellenweise etwas zu sehr. Missen möchte ich die CD dennoch nicht. "Mondscheinsonate" und "Les Adieux" (obwohl für eine romantische Lesart natürlich geradezu prädestiniert) fallen etwas ab, die Interpretation der Waldsteinsonate und der Sonate Nr. 31 sind aber imO ganz vorzüglich gelungen. Wer einmal einen romantischen Blick auf Beethovens Werk wagen möchte, für den böte die CD eine geeignete Gelegenheit. Wer den Pianisten Freire kennenlernen möchte, der greift aber vielleicht zunächst besser zu Freires Chopin (Nocturnes) oder Schumann.
    Die Klangqualität habe ich durchweg als exzellent empfunden, alle Töne werden rund, voll und in großer Plastizität transportiert. Das leichte Mitbrummeln Freires an einigen Stellen empfinde ich keineswegs als störend (legendär sind ja auch etwas das Mitsummen Goulds oder Pollinis).


    Mit besten Grüßen
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Irgendwie ist diese Woche Freire-Woche



    Liszt, Hamonies du Soir
    Decca, 2011 (DDD)

    Nachdem mich Freires Beethoven ja nicht in allen Teilen überzeugt hat, habe ich mir gestern und heute wiederholt die Liszt-Einspielung eingelegt, die Freire im Januar 2011 für Decca aufgenommen hat (anlässlich des 200. Geburtstages des Komponisten). Es handelt sich um eine Auswahl von kleineren Stücken (etwa aus den Années de pèlerinage), die um zwei größere Werke (Ballade Nr. 2 und die 6 Consolations) gruppiert wurden. Im Einzelnen enthält die CD:


    Waldesrauschen (S 145 Nr. 1),
    Sonetto 104 del Petrarca (S 161, Nr. 5),
    Valse oubliée Fis-Dur (S 215, Nr. 1)
    Ballade Nr. 2 h-Moll
    Au lac de Wallenstadt (S 160, Nr. 2)
    Ungarische Rhapsodie N. 3 in B-Dur (S 244, Nr. 3)
    Consolations (S 172)
    Harmonies du soir (S 139, Nr. 11).


    Freire hat also nicht unbedingt die ganz großen Klassiker ausgewählt (es gibt durchaus bekanntere unter den ungarischen Rhapsodien), ebensowenig handelt es sich um Stücke, bei denen brillante Virtuosität gezeigt wird (obgleich die ungarische Ballade Nr. 2 oder die Ungarische Rhapsodie Nr. 3 natürlich technisch äußerst anspruchsvolle Werke sind). Es ist vielmehr eine Zusammenstellung von unterschiedlichen Beispielen feiner Liszt’scher Klangpoesie, die durchweg in warmen Farben wiedergegeben werden. Meine persönlichen Highlights dieser imO insgesamt äußerst hörenswerten Einspielung sind:
    1) Ballade Nr. 2, die in düsteren auf- und absteigenden (oder vielleicht besser: hin- und herwogenden) chromatischen Läufen beginnt, dann in stürmischen Kaskaden gesteigert wird und schließlich in einem schön gesungenen p-Teil endet (das Allegro moderato ist hier wirklich moderato gespielt, aber mir gefällt dieser Ansatz sehr gut)
    2) Au lac de Wallenstadt: hier vermeint man die leichte Oberflächenbewegung vom Wasser auf dem See wahrzunehmen, ein Beispiel großer Tonmalerei, durch das feines perlende Spiel und große Phrasierungskunst zum Leben erweckt
    3) Consolations, die eine samtig-dunkle Färbung haben, Freires hohe Sensibilität im Anschlag entlockt dem Flügel feinste Sangeslinien, ohne je Gefahr zu Laufen, in dem Bereich der "Gefühlsduselei" abzudriften
    4) Harmonies du Soir (Etudes d’exécution transcendante Nr. 11), ein gelungener Abschluss, in nicht einmal 9 Minuten wird in einem schönen Wechsel aus Spielfluß und rubati eine immense Fülle aus Klangfarben, -schattierungen und Stimmungen präsentiert,. Mit ganz sanften Abendklängen verklingt die CD.


    Insgesamt imponieren mir an der Einspielung die Sorgfalt, mit der die Vielfalt der Klangfarben und Sangeslinien, die Liszt in seinen Kompositionen zeichnete, herausgearbeitet werden, und das flexible, lyrische Spiel Freires, das imO dem Charakter der Stücke auf wunderbarste Weise entspricht. Ja, ich bin Freire gegenüber auch vielleicht voreingenommen, kam aber nicht umhin, bei dieser CD meiner Begeisterung einmal freien Lauf zu lassen. Das ist ein ganz anderer Liszt als derjenige Cziffras, mit dem ich mich in letzter Zeit länger beschäftigt habe. Im vollen Bewußtsein, daß sich die CD mit wichtigen Liszt-Interpreten messen lassen muß (neben Horowitz auch Cziffra, Kempff, Richter oder Zimerman, um nur einige zu nennen): Auswahl (die Kompositionen decken ein weites Schaffensspektrum Liszts ab) und Lesart der Stücke machen die CD auf jeden Fall zu einer sehr schönen Bereicherung meiner Sammlung.



    Mit besten Grüßen zum Sonntag
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Ich habe meine Eindrücke von Freire Einspielungen fortgeführt, dachte aber, sie sei an anderer Stelle, nämlich im Thread zu Chopin, Nocturnes besser aufgehoben. Daher verlinke ich sie hier einfach, wenn es recht ist.


    Mit herzlichem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
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  • Klavierabend mit Nelson Freire, 27. April 2014


    Habe soeben gesehen, daß mittlerweile das Programm für den Klavierabend mit Nelson Freire im Gewandhaus Leipzig feststeht. Ein Programm, von dem zu erwarten war, daß es Chopinlastig wird. Enrique Granadas kenne ich ehrlich gestanden nicht. Es ist zwar noch weit hin, aber vielleicht interessiert es ja doch den ein oder anderen.


    Programm
    Ludwig van Beethoven
    Andante F-Dur WoO 57
    Sonate c-Moll op. 111


    -Pause-


    Sergej Prokofjew
    Visions fugitives op. 22
    (II. Andante, III. Allegretto, V. Molto giocoso, VI. Con eleganza, VII. Pittoresco Arpa , X. Ridicolosamente, XI. Con vivacita, XVII. Poetico.)


    Enrique Granados
    Quejas o la maja y el ruiseñor - aus der Suite "Goyescas" op. 11


    Fryderyk Chopin
    4. Ballade f-Moll op. 52
    Berceuse Des-Dur op. 57
    Mazurka G-Dur op. 50/1
    Mazurka As-Dur op. 50/2
    Mazurka cis-Moll op. 50/3
    Polonaise As-Dur op. 53


    Beste Grüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
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  • Zitat von Holger Kaletha

    Wenn ich Leipziger wäre, würde ich sofort die Karten kaufen, lieber JLang!

    Lieber Holger Kaletha


    Wie recht Du hast :), daher habe ich die Karten bereits vor Wochen gekauft, als das Programm nicht feststand. Freire war ja der erste Pianist, mit dem ich einen Klavierabend (damals noch im Rheinland) erleben durfte. Auch damals gab es Chopin. Aber diesmal freue mich auch sehr auf den Beethoven (über seine Beethoven CD bin ich zwar etwas gespaltener Meinung, seine "Mondschein"-Sonate hat mich nicht so recht gepackt, aber ich glaube sein Zugriff auf eine späte Beethoven Sonate könnte sehr interessant sein). Einen Monat früher, im März spielt er im übrigen das 5. KK von Beethoven (ich glaube, mit ebendiesem Stück debütierte er als Jugendlicher).
    Ich werde sicher über beide Abende berichten.


    Herzliche Grüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Heute erreichte mich die Nachricht, daß das Programm des Klavierabends von Nelson Freire etwas umgestellt wurde.


    Ludwig van Beethoven: Andante F-Dur WoO 57 & Sonate c-Moll op. 111


    Claude Debussy
    Les collines d´Anacapri (Die Hügel von Anacapri) - aus Préludes (Buch I)
    La Soirée dans Grenade Nr. 2 - aus dem Klavierzyklus "Estampes"
    Poissons d'or - aus Images Band 2 Nr. 3


    Sergej Rachmaninoff
    Prélude h-Moll op. 32/10
    Prélude gis-Moll op. 32/12


    Fryderyk Chopin
    4. Ballade f-Moll op. 52
    Berceuse Des-Dur op. 57
    Polonaise As-Dur op. 53


    Leider ist etwa Granados entfallen, aber dafür wurde Rachmaninoff aufgenommen, bei dem ich sehr gespannt bin, wie er von Freire klingt. Ich werde sicher kurz berichten.


    Herzliche Grüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Da das Konzert nicht gestern war, ich aber berufsbedingt momentan kaum dazu komme, etwas zu schreiben, habe ich überlegt, den kleinen Bericht über das Konzert nicht in dem dafür vorgesehenen thread, sondern hier zu posten. Für mich war eine nach langer Zeit eine erneute Begegnung Freire war für mich ein Pianist, den ich, als Teenager noch am Niederrhein wohnend, gehört habe. Das ist allerdings jetzt auch bald 20 Jahre her. Vielleicht kam er mir von daher viel kleiner vor, als ich ihn in Erinnerung hatte. Auf der Bohne erschien ein kleine Mann mit kurzen, vorsichtigen Schritten, dem aber hinsichtlich der manuellen Fähigkeiten aber manch Jüngerer kaum das Wasser reichen kann.
    Nun also Beethoven, könnte man Freires aktuelle Interessen umschreiben. Nach dem 5. KK mit dem Gewandhausorchester widmete sich Freire an diesem Abend zunächst dem Andante favori in F-Dur. Czerny schrieb darüber, wie es vorzutragen sei: "Die Oktavenpassage im2ten teile ist lebhaft und mit Bravour vorzutragen. Alles Übrige mit Zartheit und heiterm, zärtlichen Gefühl, ungefähr in der Bewegung des Menuetts. Bereits an diesen Bemerkungen ist erkennbar, daß dieses Werk der Anschlagskultur Freires entgegenkommen muß. Und man wurde nicht enttäuscht: mit einem zarten, gefühlvollen aber nicht allzu sentimentalen Anschlag fand Freire den Einstieg in den Abend. Das Andantes bildete den Auftakt zur Sonate Nr. 32 op. 111, die in Noten gegossene Quintessenz Beethovens zur Sonate schlechthin. Es ist ein Werk, zu dem man nicht unmittelbaren Zugang finden muß (meine Frau empfindet den ersten Satz als "sperrig"), ich liebe diese Sonate allerdings in besonderer Weise, der zweite Satz gehört zu meinen liebsten Stücken Klaviermusik. Und es kommt wohl nicht von ungefähr, daß sich Freire gerade diese Sonate vorgenommen hat. Sein Spiel wurde von vielen Kritikern als transzendental umschrieben: ich glaube für kaum ein Stück Musik ist ein solches Spiel passender als für diesen Satz. Freire bewies ein unglaubliches Gespür für die Steigerung der Variationen, die verkürzenden Rhythmen, das Ätherische des Satzes. Er erspielte in diesen etwa 20 Minuten etwas, das jenseits der Grenze des Erklärbaren lag.
    Nach der Pause bewegte er sich dann mit Debussy zunächst auf bekannten Terrain, wobei ihm die Poissons d’Or in besonderer Weise gelangen. In den Préludes Nr. 10. 12 op. 32 von Rachmaninoff hat mir ein wenig die Tragik und Düsternis gefehlt, aber der abschließende Chopin war dann erneut ein Glanzstück. Gekrönt wurde der Abend in dem leider nicht ganz ausverkauften Gewandhaus (ich meine, es war etwa 2/3 gefüllt, also mit ca. 500 Personen besetzt) durch drei Zugaben, die wir erklatschen konnten. Bezeichnenderweise schloß eine Nocturne (wenn ich mich recht erinnere) diesen Klavierabend ab, an den ich mich sicher noch lange Zeit erinnern werden (ja, ja die Nostalgie ;) ).
    Mit herzlichem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
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  • Momentan ist die Zeit neuer Boxen von Pianisten. Nelson Freire, der mir im besonderem am Herzen liegt, erhält zu seinem 70. Geburtstag in diesem Jahr eine ebensolche, in der die Aufnahmen aus Columbia Zeiten vereint sind. Auch wenn Joachim Kaiser Freire mit der Bemerkung "Manuela absurd begabt" musikalisch ein wenig abtat, bin ich doch gespannt, weil ich natürlich bisher die Aufnahmen der späten 70er Jahre bis heute kenne (im besonderen schätze ich von den Decca Aufnahmen sein Liszt-Recital und das 1. KK von Brahms unter Chailly).


    Tschaikowsky: Klavierkonzert Nr. 1
    +Liszt: Totentanz für Klavier & Orchester; Klaviersonate h-moll
    +Grieg: Klavierkonzert op. 16
    +Schumann: Klavierkonzert op. 54; Carnaval op. 9
    +Schubert: Impromptus D. 899 Nr. 1-4
    +Brahms: Klaviersonate Nr. 3; Rhapsodie op. 119 Nr. 4; Capriccio op. 76 Nr. 2
    +Chopin: Preludes Nr. 1-24 (op. 28); Fantaisie-Impromptu op. 66; Mazurken Nr. 23, 25, 26; Polonaise Nr. 6; Scherzo Nr. 2; Nocturne Nr. 5; Walzer Nr. 6; Impromptu Nr. 2; Etüde Nr. 5



    Erscheinungsdatum ist der 19. September, für mich ein unbedingtes Muß, das ich mir sicher zulegen werde, so daß meine Oktoberbestellung dann auch schon ausgebucht ist.
    Mit bestem Gruß
    JLang

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  • Zu seinem 75. Geburtstag mache sich Nelson Freire bei Decca ein Geschenk. Das mutet angesichts der zirückhaltenden Bescheidenheit dieses Pianisten fast ein wenig seltsam an. Ein bunter Strauß an bekannten pianistischen „Zugaben“ aber auch (zumindest mir) weniger bekannten. Encores ist die 2018 erschienene Einspielung übertitelt.



    Freire hat hier ein Repertoire versammelt, das von Scarlatti und Purcell über Paderewski, Grieg, Rachmaninoff, Shostakovitsch aber auch Granados und Mompou reicht. Auf Einzelnes kann hier nicht eingegangen werden und es ist imO nicht in allen Facetten gleichwertig, was geboten wird. So lässt etwa Scarlatti doch einvernimmt Klarheit und Transparenz vermissen und bei Grieg hängt die Messlatte bei den lyrischen Stücken durch Emil Gilels immens hoch, aber abgesehen von der hohen pianistischen Kultur, über die er zweifellos verfügt, trifft Freire etwas bei der Nocturne von Paderewski einen wunderbaren, stimmungsvollen Ton. Und Griegs Hochzeitstag auf Troldhaugen ist in einer frischen Virtuosität wiedergegeben, die den Tag der Hochstimmung musikalisch erklingen lässt. Mir gefallen auch die Interpretationen von Granados und Albeniz. Alles in allem mag ich, dass hier Stücke versammelt sind, die Freire immer gern als Zugaben gespielt hat (und hoffentlich noch weiter spielen wird)und zu denen er einen eigenen Zugang hat. Man kann sicherlich hingehen und für viele dieser Miniaturen Einspielungen finden, die im Detail besser gefallen, dann hätte man sie aber nicht so schön versammelt und in zum Teil so klangschöner, tänzerischer Leichtigkeit und Virtuosität. Ich bin hinsichtlich Freire „vorbelastet“, er gehört zu den Pianisten, die ich am häufigsten in Konzerten gehört und durch den ich einige Stücke (unter anderem viele der hier versammelten Encores) kennengelernt habe. Und so fällt mein Gesamturteil, dass ich diese Zusammenstellung unbedingt hörenswert finde, vielleicht allzu emphatische aus. Aber sei es drum, hohe pianistische Kunst und Anschlagskultur wird Freire niemand absprechend können. Ich bereue nicht, die CD in meine Sammlung aufgenommen zu haben, im Gegenteil.

    Mit bestem Gruß

    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
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  • Lieber Jörn,


    das ist ein wunderbares, sehr persönlich zusammengestelltes Album! So soll es sein - es trägt Freires individuelle Handschrift. Das kommt auf jeden Fall in meine Anschaffungsliste! Leider habe ich ihn nie im Konzert erlebt - auch nicht mit Martha Argerich zusammen, das wäre natürlich auch noch einmal besonders schön gewesen! Jetzt in Corona-Zeiten ist an sowas leider gar nicht zu denken! :hello:


    Liebe Grüße

    Holger

  • Zitat

    Holger Kaletha:

    das ist ein wunderbares, sehr persönlich zusammengestelltes Album! So soll es sein - es trägt Freires individuelle Handschrift. Das kommt auf jeden Fall in meine Anschaffungsliste! Leider habe ich ihn nie im Konzert erlebt - auch nicht mit Martha Argerich zusammen, das wäre natürlich auch noch einmal besonders schön gewesen! Jetzt in Corona-Zeiten ist an sowas leider gar nicht zu denken! :hello:

    Lieber Holger, es freut mich, dass ich Dich auf die Einspielung etwas neugierig gemacht habe. Interessanterweise gehört Freire zu den Pianisten, die ich seit meiner Jugend mit am häufigsten gehört habe (allerdings auch nie mit M. Argerich gemeinsam). Man kann vielleicht hoffen, dass er in einer besseren Zukunft noch das ein oder andere Konzert geben wird. Herzlich grüßend

    Jörn

    Gute Opern zu hören, versäume nie
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  • Lieber Jörn,


    das ist schlicht eine wundervolle CD, die ich heute mit meiner Frau gehört habe zum Frühstück. Sie meinte, das sei ja so schön, dass ich sie jeden Sonntag spielen könnte! ^^ Da stimmt einfach alles: Esprit, Natürlichkeit, Klangschönheit, Treffsicherheit der Charakterisierung und dazu noch eine unaufdringliche persönliche Handschrift. Meisterhaftes Klavierspiel, kann ich da nur sagen! :hail: Bei den scheinbar so leichten Lyrischen Stücken von Grieg haben sich so manche berühmte Kollegen die Finger verbrannt. Freire dagegen trifft den richtigen Ton - die Idiomatik stimmt. Ich freue mich schon, dass ich seine Liszt-Platte auch noch kriege hoffentlich nächste Woche... :hello:


    Liebe Grüße

    Holger

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  • Zitat von Holger Kaletha

    das ist schlicht eine wundervolle CD, die ich heute mit meiner Frau gehört habe zum Frühstück. Sie meinte, das sei ja so schön, dass ich sie jeden Sonntag spielen könnte! ^^ Da stimmt einfach alles: Esprit, Natürlichkeit, Klangschönheit, Treffsicherheit der Charakterisierung und dazu noch eine unaufdringliche persönliche Handschrift. Meisterhaftes Klavierspiel, kann ich da nur sagen! :hail: Bei den scheinbar so leichten Lyrischen Stücken von Grieg haben sich so manche berühmte Kollegen die Finger verbrannt. Freire dagegen trifft den richtigen Ton - die Idiomatik stimmt. Ich freue mich schon, dass ich seine Liszt-Platte auch noch kriege hoffentlich nächste Woche... :hello:

    Lieber Holger,

    ich freue mich wirklich riesig, dass Dir diese Aufnahme so gut gefällt, ich bin auch wirklich froh, dass Freire sich selbst dieses Geschenk gemacht - und uns gleich ein wenig mitbeschenkt hat. Die Liszt Einspielung mochte ich ja auch sehr, gerade die Etudes d’exécution transcendante Nr. 11 und die Consolations (S 172) hat er da wirklich klangschön und ausdrucksstark eingefangen. So, und jetzt höre ich tatsächlich, angesteckt von Deiner Freude über diese Einspielung, diese CD als abendliche Musik, herzlichen Dank für diese Inspiration. Und herzliche Grüße

    Jörn

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Lieber Holger,

    ich freue mich wirklich riesig, dass Dir diese Aufnahme so gut gefällt, ich bin auch wirklich froh, dass Freire sich selbst dieses Geschenk gemacht - und uns gleich ein wenig mitbeschenkt hat. Die Liszt Einspielung mochte ich ja auch sehr, gerade die Etudes d’exécution transcendante Nr. 11 und die Consolations (S 172) hat er da wirklich klangschön und ausdrucksstark eingefangen. So, und jetzt höre ich tatsächlich, angesteckt von Deiner Freude über diese Einspielung, diese CD als abendliche Musik, herzlichen Dank für diese Inspiration. Und herzliche Grüße

    Jörn

    Lieber Jörn,


    das freut mich sehr! Ich muss mich bedanken, dass Du mich inspiriert hast zum Kauf dieser wunderbaren Aufnahme! :) Die tolle Liszt-Platte habe ich bisher nur zur Hälfte hören können, bin zu den Höhepunkten auch für mich, den Consolations und Harmonies du soir , also noch nicht gekommen - aber schon jetzt sehr beeindruckt! Bereits die Konzertetüde "Waldesrauschen" ist wiederum einfach wunderbar gespielt! Ich habe meine Freire-Sammlung in der Begeisterung des Gehörten etwas aufgestockt, darunter mit der Schumann-CD, die fast vergriffen ist und die ich (neu!) sehr günstig bekommen habe, und den Brahms-Konzerten mit Chailly. Alles noch nicht gehört. Schade, dass die Chopin-CD mit den Etüden op. 25 und der Sonate Nr. 2 auch schon vergriffen ist und nur noch sehr teuer zu haben! Vielleicht werde ich noch schwach und bestelle mir demnächst seine Brahms-CD mit den Solostücken! ^^ :hello:


    (P.S.: Die erwähnte Chopin-Platte und auch die Brahms Solo-CD bekomme ich!) :)


    Liebe Grüße

    Holger

  • Zitat von Holger Kaletha

    Ich habe meine Freire-Sammlung in der Begeisterung des Gehörten etwas aufgestockt, darunter mit der Schumann-CD, die fast vergriffen ist und die ich (neu!) sehr günstig bekommen habe, und den Brahms-Konzerten mit Chailly. Alles noch nicht gehört. Schade, dass die Chopin-CD mit den Etüden op. 25 und der Sonate Nr. 2 auch schon vergriffen ist und nur noch sehr teuer zu haben!

    Lieber Holger, das freut mich sehr, das Brahmskonzert Nr. 2 gehört wirklich zu meinen Lieblingen und hat auch im Forum einige Anhänger, den Schumann habe ich lange nicht gehört, fand ihn aber seinerseits sehr gut (vor allem Papillons), bei Chopin hängt die Messlatte mit zahlreichen tollen Einspielungen hoch, aber die Etüden sind sehr hörenswert ( noch besser gefällt mir die Einspielung der Nocturnes) und auch der Debussy kann sich hören lassen. Ich glaube, dass ich aus lauter Treue fast alles gekauft habe und tatsächlich alle Einspielungen bis auf den Bach besitze. Herzlich grüßend, Jörn

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Lieber Holger, das freut mich sehr, das Brahmskonzert Nr. 2 gehört wirklich zu meinen Lieblingen und hat auch im Forum einige Anhänger, den Schumann habe ich lange nicht gehört, fand ihn aber seinerseits sehr gut (vor allem Papillons), bei Chopin hängt die Messlatte mit zahlreichen tollen Einspielungen hoch, aber die Etüden sind sehr hörenswert ( noch besser gefällt mir die Einspielung der Nocturnes) und auch der Debussy kann sich hören lassen. Ich glaube, dass ich aus lauter Treue fast alles gekauft habe und tatsächlich alle Einspielungen bis auf den Bach besitze. Herzlich grüßend, Jörn

    Lieber Jörn,


    gestern habe ich die 2. Ballade von Liszt gehört und die 3. Ungarische Rhapsodie und bin einfach begeistert! :) Die Ballade ist so ungemein natürlich, virtuos und poetisch gespielt, dass ich diese wunderbare Aufnahme ohne zu zögern neben die von Claudio Arrau stelle. Auch in der Ungarischen Rhapsodie ist alles zu hören an Dramatik, intimem Schmerz und Dämonie. Beeindruckend finde ich immer wieder die zwanglose, völlig unverkrampfte Natürlichkeit seines Spiels, die mich sehr an Artur Rubinstein erinnert. Die ersten fünf der Etüden op. 10 haben mich dann vom Stuhl gerissen. Er spielt mit einer solchen eleganten Leichtigkeit und undogmatischen Präzision, so dass man sich in diese Art des Klavierspiels gleich verliebt. :love: Die berühmte melodische Etüde op. 10 Nr. 3 ist einfach himmlisch schön gespielt - und die Schwarze-Tasten-Eüde atemberaubend! Ich freue mich schon aufs Weiterhören! Und ich werde wohl noch schwach werden und mir die Nocturnes und den Debussy besorgen... :)


    P.S.: Seine alte Aufnahme einer Auswahl der Nocturnes bei Teldec habe ich!


    Liebe Grüße

    Holger

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    Zum Glück konnte ich Nelson Freires vergriffene Beethoven-CD ergattern - und hatte nach 9 Monaten (!) so endlich mit ihm als Duo-Partner von Martha Argerich den richtigen Anschluss, um meine satirisch-humoristische Waldsteinsonaten-Interpretations-Odyssee weiter zu verfolgen.


    Hier die Episode in drei Teilen (wegen der Kapazitätsbeschränkung der Foren-Software):


    Wie man die Waldstein-Sonate „richtig“ spielt – oder: Ein Dialog über Grundprobleme der Beethoven-Interpretation mit den Interpreten


    Interpretationsvergleiche Klavier - Diskussionsforum


    Schöne Grüße

    Holger

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  • Dass auch ich Nelson Freire und Martha Argerich sehr hoch taxiere, sei vorausgeschickt. Das folgende Exempel der einschlägigen Samba von Milhaud erweckt allerdings den Eindruck, dass die beiden sich eine zumindest einmalige Probe geschenkt haben und/ oder dass sich Martha Argerich in besonderer Weise profilieren wollte. Denn dass beide die Musik im Zweifelsfall beherrschen, wird man annehmen dürfen.



    :S:) Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Zum schnellen Vergleich - eine keineswegs akademisch lupenreine Variante, eher witzig manipuliert, aber eben auch rhythmisch sauber:



    So sauschwer ist die Nummer ja nicht - ich habe sie vor etlichen Jahren von zwei unserer damaligen Abiturientinnen gehört. Ein bisschen vorsichtiger und quasi nicht authentisch südamerikanisch - und trotzdem besser, als was Freire und Argerich oben geboten haben.

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Die Duo-Aufnahme von Freire und Argerich, die man haben sollte, ist finde ich diese ältere hier, die einfach umwerfend ist für meinen Geschmack:



    :)


    Schöne Grüße

    Holger

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    Im Moment beschäftige ich mich mit den Aufnahmen von Nelson Freire, der in meiner Sammlung bisher sträflich unterrepräsentiert war. "Schuld" daran ist sicher auch Jörn als großer Liebhaber von Ihm! ^^ Warum das so war? Schwer zu verstehen eigentlich, wenn ich den Selbsterklärungsversuch wage. Vielleicht deshalb, weil ich ihn viel zu sehr als Duo-Partner von Martha Argerich wahrnahm und irgendwie als "Virtuosentyp" eingeordnet hatte. Aber Freire ist weit mehr als das. Und das zeigt diese Aufnahme, die ich wie man so schön sagt "umwerfend" finde! :)


    Freire ist ein Virtuose ohne Frage. Aber kein Tastenlöwe! Sein Spiel prägt eine unverwechselbare Mischung aus Eleganz, immer gutem Geschmack und einnehmender Natürlichkeit. Der Virtuose Freire ist so gar kein Pedant und Schulmeister, sondern pflegt einen Stil, den man wohl treffend als völlig "unakademisch" beschreiben kann. Es werden also keine "Schulaufgaben" erledigt, Konventionen und Regeln des traditionellen Chopin-Spiels befolgt. Statt dessen kultiviert Freire eine Virtuosität, die mit Blick auf die Interpretation so etwas wie "Freizügigkeit" bedeutet - niemals Willkür freilich, vielmehr das Bestreben, Musik lebendig zu machen und das Angemessene zu tun durch den guten Geschmack, den klugen Sinn, wie weit eine Übertreibung gehen darf, so dass sie unauffällig und damit organisch bleibt. Da werden dann auch gleich zu Beginn des Kopfsatzes freizügig einige Töne hinzugefügt (Oktavierungen), die so nicht im Notentext stehen, als aufreizende Akzente. Dies fällt jedoch keineswegs unangenehm auf. Gleich hier zeigt sich die große Kunst eines solchen Stils - die Wahrung der Balance: Die Freiheiten, die Freire sich nimmt, sie wirken nie willkürlich manieriert, so dass dasjenige, was er tut, "gewollt" wirken würde wie etwa bei Ivo Pogorelich. Freires Interpretationsstil behutsamer und bedachtsamer Freigeistigkeit befindet sich nun gerade hier, bei dieser scheinbar so heiter-schwerelosen 3. Klaviersonate von Chopin, in wahrlich glücklicher Übereinstimmung mit dem Wesen dieser Musik, ihrer Art sublimer Verklärung. Freire kostet die Klangsinnlichkeit in den vielen schönen Momenten, die es gibt, nicht selbstverliebt aus, sondern wahrt immer den Fluss, bewahrt so das Sentiment vor dem Abgleiten in Sentimentalität. Die Musik wird von innen heraus belebt durch einen höchst wandelbaren, organischen Rhythmus, der die Musik durchpulst. So bleibt dieses Klavierspiel ähnlich wie bei Artur Rubinstein "gesund", wirkt aber genau wie beim großen polnischen Altmeister nie derb oder unsensibel. Freire zeigt durchaus Formsinn, verbirgt die Klassizität dieser Sonate aber mit feinsinnigem Understatement. Details werden herausgespielt, wenn sie eine verlebendigende Wirkung haben. Ein "Detailfanatiker" ist Freire deshalb nicht. Durch seine hohe Kultur sensibel-behutsamer Bedachtsamkeit wirkt er aber niemals oberflächlich. Was so heraus kommt ist eine Interpretation der 3. Sonate, die sehr eigen ist, eine unverwechselbare Handschrift hat, was man nur von ganz wenigen der unzähligen Aufnahmen dieser Sonate sagen kann. In dieser Art spielt diese wunderschöne 3. Klaviersonate Chopins kein Zweiter! Immer wieder sagte ich mir beim ersten Anhören: "Das musst Du nochmals hören!" Ein größeres Lob gibt es eigentlich kaum! :)


    Eine Freire-Sternstunde sind auch die Etüden op. 25. Sie gefallen mir noch besser sogar als seine Etüden op. 10, wirken noch stringenter und sorgfältiger durchgearbeitet. Auch hier passt Freires immer bedachtsame, undogmatische Freizügigkeit und poetische Sensibilität ideal. Zudem ist das atemberaubend virtuos gespielt - etwa die Terzen-Etüde oder op. 25 Nr. 11 verschlagen einem den Atem - und bei alledem auch bemerkenswert intelligent interpretiert. Freire kann diese Musik zum Leben erwecken und dabei ist alles sehr genau durchdacht - eine völlig unauffällige und unaufdringliche Gedankenarbeit freilich. Bei bei den elegischen Etüden op. posthumum zeigt er vornehme Zurückhaltung und macht wiederum genau das Richtige: In keiner Weise lässt er sich dazu verleiten, in Virtuosenmanier zu forcieren. Hier stimmt einfach alles!


    Für mich hat diese diese Aufnahme nur eine Bewertung verdient: 5 Sterne! :) :) :) :) :)


    Schöne Grüße

    Holger

  • So, nun habe ich den obigen Beitrag Nr. 29 noch einmal überarbeitet, mit dem ich nicht ganz zufrieden war. (Ein zweites Mal lesen lohnt sich also!) Die Corona-Impfung hatte meinen Kopf doch etwas müde gemacht... :) Nach dieser Sternstunde habe ich mir deshalb auch die letzte seiner Chopin CDs bestellt, die mir noch fehlte:


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    Schöne Grüße

    Holger

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