Johann Adolf Hasse 1699-1783

  • Zitat

    Original von Ulli
    Wenn man von den ersten Gehversuchen auf dem Opernpflaster mal absieht (das ist ja, bis auf Beethoven :D bei jedem Komponisten so), finde ich durchaus, daß Hasse seinem rein musikalischen Stil treu blieb, um nicht zu sagen, daß ich ihn als unverkennbar empfinde (ohne das detailreicher präzisieren zu können), egal aus welchem Jahr sein jeweiliges Werk stammt (Mozart zu 'erkennen', wenn man z.B. seine La finta semplice hört, erscheint mir da durchaus schwieriger, weil man mit 'reifen' Werken wie z.B. den da-Ponte-Opern vergleicht).


    Bei Mozart solltest Du dann aber auch die Jugendwerke weglassen.

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister


    Genau, es ging ja um das Ende seiner Karriere.


    Ja, aber wen interessiert das letzlich? Ich betrachte zwar Werke auch grundsätzlich im Kontext der Zeit, aber letztlich entscheidet das Werk selbst (und nicht dessen Entstehungszeit) darüber, ob und wie es mir gefällt.


    :hello:

    „Wir sind nie einer Meinung!“ - „Das seh' ich anders ...“

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Bei Mozart solltest Du dann aber auch die Jugendwerke weglassen.


    Kommt drauf an, in welchem Zusammenhang ;)


    Beim Hören sicher nicht :D

    „Wir sind nie einer Meinung!“ - „Das seh' ich anders ...“

  • ja doch vergleiche mal "Marc Antonio" (wohl alles andere als ein erster Gehversuch) mit "Pirame e Tisbe" (beide Werke hast Du ja zur Verfügung :D:pfeif: ) - das sind für mein Empfinden Welten die dazwischen liegen - stimmt ja auch, wohl um die 43 Jahre...

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  • Zitat

    Original von der Lullist
    ja doch vergleiche mal "Marc Antonio" (wohl alles andere als ein erster Gehversuch) mit "Pirame e Tisbe" (beide Werke hast Du ja zur Verfügung :D:pfeif: ) - das sind für mein Empfinden Welten die dazwischen liegen - stimmt ja auch, wohl um die 43 Jahre...


    Das, was ich referiert habe, bezieht sich nicht auf das, was vor der Dresdner Zeit entstanden ist. Es geht also um die Entwicklung ab der Cleofide von 1731 (da war Hasse wohl 32 Jahre alt).

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister


    Ich dementiere schon.
    :D
    Mir ist gar nicht aufgefallen, dass das sonderlich schwierig ist. Dann habe ich mich (nachdem ich die Arien der ersten 2 CDs schon alle 2x gehört hatte - und auch zum Großteil genossen und bewundert) gefragt, wieso Du meintest, dass die so schwierig seien. Die Arien selbst kommen mir tatsächlich nicht akrobatisch vor - eher die Verzierungen im da-capo-Teil. Sind die von Hasse oder improvisiert?


    Wikipedia sagt:
    "Hasses Zeitgenossen bewunderten an seiner Musik ihre vornehme Schlichtheit"
    So geht es mir auch eher, als dass ich mich an Stimmakrobatik berauschen würde.


    Jedenfalls bei der einzig mir bekannten Oper, Cleofide.
    :jubel:

  • Zitat

    Original von der Lullist
    ja doch vergleiche mal "Marc Antonio" (wohl alles andere als ein erster Gehversuch) mit "Pirame e Tisbe" (beide Werke hast Du ja zur Verfügung :D:pfeif: ) - das sind für mein Empfinden Welten die dazwischen liegen - stimmt ja auch, wohl um die 43 Jahre...


    Das ist alles relativ. Mozarts 'Lucio Silla' oder 'Mithridate' sind ja auch keine echten 'ersten Gehversuche', sondern an sich reife Werke (d.h. ohne kompositorische Schwächen und für sich betrachtet). Auf das Gesamt(opern)werk des jeweiligen Komponisten bezog ich mich (also in Relation).


    Marc Antonio (e Cleopatra) entstand 1725, also noch vor der Celofide - für mich fällt das in die (nicht wertende) Kategorie 'erste Gehversuche'. Zudem ist das Werk keine Oper in dem Sinne, sondern 'nur' seine Serenata.


    :hello:

    „Wir sind nie einer Meinung!“ - „Das seh' ich anders ...“

  • unterscheidet sich in dem Fall aber in seiner Form von "Pirame e Tisbe" kaum, da es sich hierbei um ein tragisches Intermezzo handelt, das auf drei Stimmen reduziert wurde - Pirame ist daher auch eigentlich keine Opera Seria. :lips:

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Wikipedia sagt:
    "Hasses Zeitgenossen bewunderten an seiner Musik ihre vornehme Schlichtheit"
    So geht es mir auch eher, als dass ich mich an Stimmakrobatik berauschen würde.


    Hasse sagte mal über Mozart: Dieser Knabe wird uns alle vergessen machen.


    Du solltest den Thread schleunigst schließen - wäre doch blöd, wenn so ein großer Meister nicht Recht behalten sollte :D

    „Wir sind nie einer Meinung!“ - „Das seh' ich anders ...“

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  • Zitat

    Original von der Lullist
    unterscheidet sich in dem Fall aber in seiner Form von "Pirame e Tisbe" kaum, da es sich hierbei um ein tragisches Intermezzo handelt, das auf drei Stimmen reduziert wurde - Pirame ist daher auch eigentlich keine Opera Seria. :lips:


    Dann fallen beide zum Beweis herangezogenen Werke aus dem Rahmen und können nicht herangezogen werden.


    :D :lips:

    „Wir sind nie einer Meinung!“ - „Das seh' ich anders ...“

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    [...]das wird wohl auch für die Cleofide (1731) gelten (die nicht auf der Web-Seite zu finden ist).


    Heute morgen hat mich die zweite Arie der vierten CD aus der Lethargie gerissen. Quasi mit Doppelkonzert Horn + Laute (denen Jacobs im da-capo eine kleine Kadenz einräumt). Das Horn darf auch in einem sequenzierenden Abschnitt den Gesang kontrapunktisch begleiten. Die Laute spielt streckenweise ganz alleine. Das ist schon sehr abwechslungsreich, solche Besetzungsschwankungen. Ich wüßte nur gerne, ob das wirklich eine ausnotierte Lautenstimme ist oder Generalbass? Klingt jedenfalls nach ersterem.
    :hello:

  • Seit heute im Handel:



    Johann Adolph Hasse (1699–1783)
    Didone abbandonata


    Theresa Holzhauser, Flavio Ferri-Be4nedetti, Valer Barna-Sabadus, Magdalena Hinderdobler
    Hofkapelle München
    Michael Hofstetter
    Naxos, DDD, 2011, 3 CDs

    In einer Hauptrolle (Iarba) der Countertenor Valer Barna-Sabadus, der z.Zt. in Düsseldorf als "Xerxes" Erfolge feiert. Mittlerweile gilt Barna Sabadus als einer der vielversprechendsten jungen CounterTenöre und hat einen Teil des Repertoires aus „Didone abbandonata“ auf seiner ersten Solo-CD „Hasse reloaded“ eingesungen, die ihm von der Kritik das allerhöchste Lob einbrachte.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich habe bereits einen längeren Artikel über Vivaldis letzte Lebenszeit verfasst den ich am 28. Juli zu seinem Sterbetag als Gedenken hier online stellen werde. Eine der Gründe für Vivaldis schwindende Beliebtheit ist dieser Mann, welcher mit seinem galanten Stil Anfang der 1730er Jahre bei einer Italien-Tour (u.a. 1732 auch in Venedig) mit seinen Opern für Furore sorgte und damit auch die Nachfrage an der Musik des Venezianers allmählich sinken ließ. Ironie des Schicksals und deswegen möchte ich das auch hier vermerken: Während Vivaldi außer Mode gekommen von Venedig nach Wien zog um dort dann auch schließlich zu sterben, zog Hasse gegen Ende seines Lebens von Wien nach Venedig wo er bis zu seinem Tod blieb. Im Gegensatz zu Vivaldi blieb dem in Bergedorf (nähe Hamburg) geborenen aber mehr Zeit, nämlich 10 Jahre (1773 - 1783). Aber was dem älteren ereilte musste schließlich auch der jüngere Komponist erfahren, den stetigen Wandel des zeitlich unterworfenen Musikgeschmacks. Interessant was der britische Historiker und Komponist Charley Burney notierte als er sich 1773 in Wien aufhielt (auf Deutsch übersetzt um es auch gleich für diejenigen verständlich zu machen die nicht mit der englischen Sprache vertraut sind):


    Unter den Dichtern, Musikern und ihren Anhängern herrschen in Wien ebenso viele Gruppierungen wie anderswo. Man kann sagen, dass Metastasio und Hasse an der Spitze einer der wichtigsten Sekten stehen, und Calsabigi und Gluck einer anderen. Die ersten, die alle Neuerungen für Quacksalberei halten, halten an der alten Form des Musikdramas fest, in dem Dichter und Musiker die gleiche Aufmerksamkeit des Publikums beanspruchen: der Dichter in den Rezitativen und erzählenden Teilen, der Komponist in den Airs, Duos und Chören. Die zweite Gruppe legt mehr Wert auf theatralische Effekte, Angemessenheit des Charakters, Einfachheit der Diktion und der musikalischen Ausführung als auf blumige Beschreibungen, überflüssige Gleichnisse, sentimentale und kalte Moral auf der einen Seite und ermüdende Sinfonien und lange Abschnitte auf der anderen.


    Hasse sein Rückzug erinnert etwas an Rossini. Seine letzten 10 Jahren hat er nur noch unterrichtet, sowie gelegentlich geistliche Werke komponiert. Interessant wie sich so in der Musikgeschichte die Abläufe sehr oft zu wiederholen scheinen und vieles so von der Gunst des Publikums abhängig ist. Hier kann man tatsächlich sagen, gehst du nicht mit der Zeit, gehst du mit der Zeit. Nur Ausnahmen wie Beethoven, Haydn, Brahms (eigentlich auch Mozart in seinem letzten Lebensjahr) und sicher noch der eine oder andere Name der mir gerade nicht einfällt, konnten bis zu ihrem Ende ihren "Marktwert" in etwa halten. Wie es so ist, heute empfinden viele Menschen Vivaldi deutlich moderner als Hasse. Jemand schrieb: Sein Werk war jedoch so sehr der Ästhetik seiner Zeit verpflichtet, dass es mit ihr gemeinsam untergehen musste.


    Hasses Grab in Vendig (in der Kirche San Marcuola welche sich in der Nähe seines Sterbehauses befindet)

    chiesa_di_san_marcuola_gondole.jpg

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

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