MEYERBEER, Giacomo: LE PROPHÈTE

  • Giacomo Meyerbeer ( 1791 – 1864 )
    Le Prophète
    (Der Prophet)


    Oper in fünf Akten
    Libretto Eugène Scribe und Emile Deschamps
    Originalsprache: Französisch


    Uraufführung: Paris 1849


    PERSONEN DER HANDLUNG
    Jan von Leyden; Tenor
    Fides, seine Mutter, Kontraalt
    Bertha, seine Verlobte, Sopran
    Graf Oberthal, Bariton
    Zacharias, Wiedertäufer, Bass
    Jonas, Wiedertäufer, Bass
    Mathisen, Wiedertäufer, Bass
    Zwei Bauern, Tenor und Bass
    Zwei Bäuerinnen, Sopran und Mezzosopran
    Vier Bürger, Tenöre und Bässe
    Vier Wiedertäufer, Tenöre und Bässe
    Ein Soldat, Tenor
    Zwei Kinder, Sopran und Kontraalt
    Zwei Beamte, Tenor und Bass
    Bauern und Bäuerinnen, Edelleute, Soldaten und Pagen des Grafen Oberthal, Wiedertäufer. Gefangene, Wachen, Bürger, Volk, Beamte, junge Mädchen, kaiserliche Soldaten, Fürsten des Reichs


    Ort und Zeit der Handlung: Holland und Münster 1536


    INHALTSANGABE


    ERSTER AKT
    Landschaft vor der Burg des Grafen Oberthal
    Hirten und Landsleute preisen den schönen Tag. Bertha singt von ihrer Liebe zu Jan. Fides kommt, um Bertha zu sich nach Hause zu holen. Doch diese muss erst einmal die Erlaubnis ihres Fronherren, des Grafen von Oberthal einholen. Fides ermuntert sie.
    In dem Augenblick, in dem die beiden Frauen sich zur Burg begeben wollen, treten Jonas, Zacharias und Mathisen auf, segnen das Volk und singen einen lateinischen Choral. Das Volk glaubt, dass sie vom Himmel gesandt seien. Doch die drei Wiedertäufer wollen die Menge aufwiegeln, die Fron abzuschütteln und die Fronherren zu Sklaven zu machen. Nach einigem Zögern ist das Volk schließlich bereit, ihnen zu folgen. Die Bauern und Hirten bewaffnen sich mit Mistgabeln, Spitzhacken und Stöcken und wenden sich gegen die Burg.
    In diesem Augenblick tritt Oberthal mit Soldaten und Edelleuten heraus. Das Volk weicht erschrocken zurück und grüßt den Fronherren, wie es die Ehrfurcht gebührt.
    Oberthal beschwert sich über die Ruhestörung. Als erstes entdeckt er die drei Wiedertäufer, unter ihnen Jonas, der einst sein Mundschenk war und ihm angeblich Wein gestohlen hat. Er lässt die drei durch seine Soldaten vertreiben.
    Dann wendet er sich an Bertha und fragt nach ihrem Begehr. Diese hält sich ängstlich an Fides, die ihr Mut zuspricht. Beide Frauen tragen gemeinsam ihr Anliegen vor. Doch Oberthal betrachtet verliebt Berthas Schönheit und verweigert seine Erlaubnis. Als alle sich über dieses Urteil beklagen, tritt er der Menge entgegen, die sich angstvoll zurückzieht. Er lässt Fides und Bertha in der Burg festsetzen. Oberthal, die Edelleute und Soldaten folgen ihnen.
    In der Ferne hört man erneut den Choral der Wiedertäufer und das Volk eilt ihnen verschreckt entgegen. Diese erscheinen noch einmal, segnen das Volk und zeigen Drohgebärden gegen die Burg.


    ZWEITER AKT
    Das Gasthaus von Jan und seiner Mutter in der Nähe von Leyden
    Landleute tanzen einen Walzer. Ein Soldat lobt das süße Leben in der Gaststätte. Jan wartet auf die Rückkehr seiner Mutter und seiner Braut. Auch die Wiedertäufer sind eingekehrt. Jonas glaubt in Jan eine Ähnlichkeit mit einer Figur des David in Münster zu erkennen. Sie fragen einen Bauern, wer er sei und erhalten die Antwort, dass er sehr mutig und stark sei und die Bibel auswendig wüsste. Das könnte nach ihrer Meinung ein Vorkämpfer und Apostel für sie sein.
    Als Jan die Landsleute auffordert, wegen der späten Stunde nach Hause zu gehen und diese schließlich die Gaststätte verlassen, nähern sich ihm die Wiedertäufer. Sie befragen ihn, der sich nachdenklich an einen Tisch gesetzt hat, nach dem Grund seines Kummers. Er erklärt, dass seine Mutter mit der Braut längst hier sein müssten. Auch erzählt er von einem Alptraum, den er letzte Nacht hatte. Darin sei er König geworden und das Volk habe ihn wie einen Messias verehrt. Er aber habe Flammen und Blut um sich herum gesehen und Stimmen vernommen, die ihn verdammten.
    Die Wiedertäufer sehen darin eine Prophezeiung und fordern ihn auf, als ihr König mit ihnen zu gehen. Er aber lehnt ab, sein einziges Königreich sei seine Braut Bertha. Nach vergeblichen weiteren Versuchen gehen sie endlich und Jan ist erleichtert.
    Da stürzt Bertha herein und bittet ihn, sie zu beschützen. Jan verbirgt sie hinter einem Vorhang. Im gleichen Augenblick tritt auch Oberthal auf und gibt an, dass ihm Bertha entflohen sei. Er solle sie ausliefern, sonst werde seine Mutter getötet. Er bietet sein Leben für das seiner Mutter an, aber Oberthal geht darauf nicht ein. Er lässt seine Mutter von Soldaten hereinführen, die eine Axt über deren Haupt erheben.
    Bertha hat inzwischen den Vorhang geöffnet. Jan ergreift sie und liefert sie den Soldaten aus. Diese verlassen mit Oberthal den Raum.
    Fides segnet ihren Sohn, der seine Mutter wertvoller erachtete als seine Braut. Er schickt sie schlafen.
    Von außerhalb hört man den Choral der Wiedertäufer. Jan bittet sie herein. Er ist nun bereit, ihr König zu sein, um sie gegen Oberthal zu führen. Die Wiedertäufer überzeugen ihn, dass er zu ihrem Messias und Propheten berufen sei, weisen ihn aber darauf hin, dass damit alle irdischen Bande gelöst seien und er sein Land und seine Mutter nie wiedersehen werde. Jan zögert noch eine Weile, aber sein Bedürfnis nach Rache überwiegt und er geht mit ihnen.


    DRITTER AKT
    1. Bild: Im Lager der Wiedertäufer in der Nähe von Münster. Abenddämmerung.
    In der Ferne hört man Schlachtenlärm. Soldaten bringen einige, dem Aussehen nach reiche Gefangene. Ein Chor singt ein blutrünstiges Lied, das gleichzeitig mit einem Gebet um den vermeintlich gottgewollten Sieg verbunden wird. Das Volk wendet sich gegen die Gefangenen, doch Mathisen gebietet Einhalt. Die Frage, ob er etwa Mitleid habe, verneint er, aber die reichen Leute sollen Lösegeld zahlen. Die Gefangenen werden fortgeführt.
    Zacharias kommt mit einer Gruppe Wiedertäufer zurück und schwingt fröhlich seine Axt als Zeichen des Sieges. Er schildert die Vernichtung vieler Ungläubigen und der Chor stimmt freudig ein. Mathisen lobt den gelungenen Tag, aber für eine Feier reichen die Vorräte nicht. Doch Zacharias verheißt „himmlisches Brot“.
    Da werden Schlitten und Karren herangezogen. Bauern bringen Proviant und erhalten als Gegenleistung kostbare Stoffe, Gefäße und Ähnliches.
    Während die Soldaten essen und trinken, führen junge Mädchen ein Ballett auf. Dann fordert Zacharias alle auf, schlafen zu gehen.


    2. Bild: Im Zelt des Zacharias
    Mathisen berichtet von seinem Gang nach Münster. Dort herrscht der alte Oberthal, Vater des Grafen, den wir aus den ersten beiden Akten kennen. Er habe Oberthal angeboten, sich zu ergeben, aber davon habe dieser angesichts der Tatsache, dass die Wiedertäufer die Burg seines Sohnes zerstört hätten, nichts wissen wollen. Nun planen die beiden einen nächtlichen Überfall auf Münster.
    Jonas kommt mit Soldaten, die einen verirrten Reisenden aufgegriffen haben. Es ist der junge Oberthal, der aber zunächst nicht erkannt wird. Dieser gibt vor, sich den Wiedertäufern anschließen zu wollen. Er wird daher über die Pflichten eines Wiedertäufers belehrt, die Bauern zu achten, die Klöster nieder zu brennen und die Reichen aufzuhängen. Offen schwört er es, aber heimlich verflucht er die Wiedertäufer. Als er erfährt, dass auch sein Vater und dessen Sohn bekämpft werden sollen, zeigt er Unsicherheit. Als Jonas eine Lampe anzündet, wird er erkannt und Zacharias schickt ihn auf die Folter.
    Jan kommt nachdenklich herein. Von Zacharias angesprochen erklärt er, dass er den Propheten, der nur Henker mit sich schleppe, leid sei und zurück zu seiner Mutter wolle. Doch dann sieht er wie Oberthal zum Tode geführt wird und unterbindet dies. Er will mit Oberthal sprechen. Dieser gesteht, dass seine Verbrechen den Tod verdient hätten und erzählt, dass Bertha, um ihre Ehre zu retten sich in den Fluss gestürzt habe. Sie sei gerettet worden und befinde sich nun in Münster. Da verfügt Jan, dass Oberthal am Leben bleiben solle. Bertha solle ihn richten. Dann entscheidet er sich für den Sturm gegen Münster.
    Da stürzt Mathisen herein und erzählt, dass die Soldaten rebellieren. Sie wurden vor den Toren Münsters von feindlichen Truppen zurückgeschlagen.


    3. Bild: Im Lager der Wiedertäufer
    Die Soldaten halten Jan bereits für einen falschen Propheten. Auf seine Frage, wer ohne seine Order zum Kampf aufgerufen habe, weisen zwei Wiedertäufer auf Mathisen und dieser auf Zacharias hin. Jan nennt Zacharias einen Verräter und erklärt die Soldaten für verrückt, dass sie nach Münster marschieren wollten, ohne dass er voran ginge. Dadurch sind sie erneut von seiner Gottgesandtheit überzeugt und beten zusammen mit ihm.
    Von fern hört man Glocken und Trompeten. Jan verspricht ihnen den morgigen Sieg. Mathisen stürmt mit bewaffneten Bauern herbei. Ein Geschrei erhebt sich: „Auf nach Münster“
    Der Akt endet mit einem Triumphgesang und alle marschieren in Richtung Münster.


    VIERTER AKT
    1. Bild: Öffentlicher Platz in Münster
    Die Wiedertäufer haben gesiegt und Jan hat die Herrschaft übernommen. Bürger kommen mit Geldsäcken, die sie abliefern müssen und fluchen heimlich über den Propheten. Als die Wache vorbeimarschiert, lassen sie ihn zum Schein hochleben.
    Fides kommt als Bettlerin und bittet um Almosen, damit sie für ihren tot geglaubten Sohn eine Messe lesen lassen kann. Die Bürger geben ihr etwas Geld. Da hört man aus dem Rathaus eine Klapper, das Zeichen für die Bürger, dass sie sich mit ihrer Ablieferung beeilen sollen.
    Als die Bürger ins Rathaus gegangen sind, schleppt sich Bertha erschöpft in einem Pilgergewand heran. Fides eilt, ihr zu helfen. Die beiden Frauen erkennen sich. Bertha berichtet von ihrem Versuch, sich das Leben zu nehmen und wie sie nach ihrer Rettung das Gasthaus aufgesucht, aber Mutter und Sohn nicht gefunden habe. So sei sie nach Münster gefolgt.
    Fides berichtet, wie sie in einer Hütte die blutigen Kleider Jans gefunden habe und vermutet, dass der Prophet ihn ermordet habe. Daraufhin beschließt Bertha, den Propheten zu töten.


    2. Bild: Im Dom zu Münster
    Ein Krönungsmarsch ertönt, danach ein Trommelwirbel und Messeglöckchen. Auch Fides kommt gegen Ende des Krönungsmarsches in den Dom.
    Jan, begleitet von Zacharias, Jonas und Mathisen zieht an der Spitze einer Prozession ein, um sich zum König zu krönen. Verschiedene Jubelchöre und Kinderstimmen preisen den Propheten als kommenden König, während Fides heimlich betet, dass der Prophet verflucht sein solle.
    Nachdem Jan die höchste Stufe zum Altarraum betreten hat, legt ihm Zacharias den Krönungsmantel um. Dann ergreift Jan die ihm auf einem Kissen dargereichte Krone und setzt sie sich auf. Zu den Gesängen des Volkes erklärt er sich selbst als Gottes Sohn.
    Fides, die ihn jetzt erkannt hat, drängt sich vor und ruft aus: „Mein Sohn“. Das Volk ist verwundert. Doch Mathisen droht ihm, dass er Fides umbringen werde, wenn er sich zu ihr bekennt.
    Fides lässt nicht ab, ihn als ihren Sohn zu bezeichnen und beschwert sich darüber, dass er sie verleugnet. Das Volk ist irritiert, während die Wiedertäufer von Betrug reden. Jan erklärt sie schließlich für wahnsinnig. Er bietet dem Volk seinen Tod an, wenn er sich als Betrüger erweisen sollte. Die Bewaffneten erheben zum Schein ihre Schwerter gegen ihn. Angesichts der bedrohlichen Situation erklärt Fides, dass sie sich geirrt habe.
    Nun glaubt das Volk, dass der Prophet ein Wunder gewirkt und die „Wahnsinnige“ geheilt habe. Fides jedoch will zu Bertha eilen, um den Mord an ihrem Sohn zu verhindern.


    FÜNFTER AKT
    1. Bild: Ein unterirdisches Gewölbe im Stadtpalast von Münster, zugleich Pulverlager
    Hier treffen sich Zacharias, Jonas und Mathisen. Sie berichten, dass Kaiser Karl V. anrückt, um Münster zu erstürmen, ihnen aber Leben und Besitz lassen wolle, wenn sie den Propheten ausliefern. Sie beschließen „des Himmels Willen zu erfüllen“ und entfernen sich.
    Soldaten bringen Fides herein, die hier bis zu ihrem Tode gefangen gehalten werden soll. Sie wünscht vom Himmel zunächst Rache an ihren Sohn, aber dann überwältigen sie ihre Muttergefühle.
    Da wird der „göttliche Gebieter" angekündigt. Fides fleht noch einmal zum Himmel, dass Gott ihren Sohn retten und läutern möge.
    Als Jan eintritt, schleudert sie ihm erst einmal Flüche entgegen. Aber er versucht, ihr zu erklären, dass er nur aus Liebe zu Bertha und Rache an dem Tyrannen so gehandelt habe. Er zeigt Reue und bittet um Vergebung. Das Mutterherz wird weich und beide fallen sich in die Arme.
    Bertha hat sich eingeschlichen. Fides geht auf sie zu. Bertha erklärt ihr, dass sie das hier lagernde Pulver entzünden und damit das Schloss über dem Propheten und seiner Schar explodieren lassen wolle. Als Fides erschrocken „Mein Sohn!“ ausruft, sieht sie auch Jan und freut sich, ihren Geliebten wiedergefunden zu haben. Die Drei beschließen zu fliehen.
    Da meldet ein Hauptmann, dass der Feind durch Verrat in den Palast gedrungen sei. Aus dem Gespräch erkennt Bertha, dass Jan der Prophet ist und verflucht ihn. Nun erklärt Jan, dass er lieber sterben als fliehen wolle, nachdem Bertha ihn verflucht habe. Bertha, die ihn trotz allem noch liebt, ersticht sich.
    Jan ruft die Soldaten, seine Mutter zu beschützen und die Leiche Berthas zu entfernen, er selbst bleibe. Als sie weg sind, erklärt er, er werde die Verräter bestrafen und entfernt sich durch eine andere Tür.


    2. Bild: Saal im Stadtpalast
    Ein Bacchanal findet statt. Alles preist den Propheten, der bleich und düster auf einem Podium hinter der Festtafel sitzt. Zwei Hauptleuten befiehlt er, die Eisengitter, die eine Flucht verhindern, zu schließen, wenn die Verräter im Raum sind. Dann stimmt er, um nicht sich nicht zu verraten, ein Trinklied an.
    Graf Oberthal mit kaiserlichen Soldaten und mit ihm Zacharias, Jonas und Mathisen dringen in den Saal ein. Als sie sich auf Jan stürzen wollen, dringt Lärm und Rauch aus den Kellergewölben nach oben. Jan schleudert den drei Wiedertäufern noch die Worte „Verräter“ und Oberthal „Tyrann“ zu. Dann bricht das Gewölbe zusammen.
    Durch die Trümmer bahnt sich Fides einen Weg und wirft sich auf ihren Sohn. Sie sagt ihm, dass sie vergeben habe. Dann bricht auch das Podium zusammen.


    © Copyright by Gerhard Wischniewski

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

    3 Mal editiert, zuletzt von Gerhard Wischniewski ()

  • Anmerkungen:
    Die Oper lehnt sich locker an die Geschichte Jans van Leyden und der Wiedertäufer an
    Jan van Leyden ließ sich 1534 in Münster zum König Johannes I ausrufen. Außer ihm ist die Gestalt eines Jan Matthys historisch belegt.(Namensgeber für Mathisen). Alle anderen Personen sind frei erfunden.
    Jan van Leyden hatte zunächst Schneider gelernt und war danach als Kaufmann in verschiedenen Ländern Westeuropa unterwegs. Später war er Inhaber einer Gaststätte bei Leyden,
    Jan Matthys schickte ihn als Apostel nach Münster. Münster wurde Hochburg der Wiedertäufer.
    Die Explosion des Stadtpalastes ist freie Erfindung. Jan van Leyden und weitere Wiedertäufer wurden nach Eroberung Münsters 1535 durch den Landgrafen von Hessen, die durch Verrat geschehen sein soll, gefoltert und, weil sie sich nicht bekehren wollten, erdolcht. Die Leichen wurden in Käfigen am Turm der Kirche St. Lamberti aufgehängt. Die Käfige hängen – nach einer Renovierung – heute noch dort.

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Gerhard,


    danke für diesen Beitrag des Komponisten Giaccomo Meyerbeer. Ein leider nicht mehr so häufig gespielter Komponist auf unseren Bühnen. Er war zu seiner Zeit der erfolgreichste Komponist in Frankreich und gleichzeitig auch der, der am meisten verdiente. In seinen Reden hat sich besonders Richard Wagner über ihn oft negativ geäußert. Meyerbeer war Jude und der Antisemitismus trug schon damals die Früchte des Hasses. Die Vorherrschaft der jüdischen Komponisten zu brechen, war Wagners erklärtes Ziel. Seiner Judenfeindlichkeit bedienten sich die Nationalsozialisten im besonderem Maße. Deshalb war ja auch Wagner der allseits verklärte Komponist während der Herrschaft Hitlers.


    Meyerbeer war ein großartiger Komponist, der die "Grand Opera" besonders liebte. Seine anderen Opern wie z.B. die Hugenotten, oder Robert le Diable zeugen davon. Ich finde man sollte diesem Komponisten ein wenig mehr Beachtung schenken, denn er hat tatsächlich "Große Oper" geschrieben.


    Ich habe all seine Hauptwerke in meiner Sammlung. Folgende hörenswerte Aufnahme möchte ich hier vorstellen:



    Giaccomo Meyerbeer


    LE PROPHETE


    Fides: Marilyn Horne
    Jean de Leyde: Nicolai Gedda
    Zacharie: Robert El Hage
    Jonas: Fritz Peter
    Berthe: Margherita Rinaldi
    Mathisen: Boris Carmeli


    Dirigent Henry Lewis


    Orchester und Chor di Torino della RAI


    Gruß


    Bernard :hello:

    Keine Kunst wirkt auf den Menschen so unmittelbar, so tief wie die MUSIK,
    eben weil keine uns das wahre Wesen der Welt so tief und unmittelbar erkennen lässt



    Arthur Schopenhauer

  • Lieber Bernard,
    auch ich habe mich hier im Forum immer für Meyerbeer eingesetz. Zuletzt hier: Meyerbeer: "Vasco da Gama" in Chemnitz


    Leider sind die Wagnerianer hier in der Überzahl, also kaum eine Chance für Meyerbeer, hier mehr Beachtung zu erhalten.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Bernard,


    es freut mich, wenn ich dir damit eine Freude bereiten konnte. Vielleicht hast du es übersehen, aber ich habe erst vor etwa 2 Wochen eine weitere Oper (Dinorah) von Meyerbeer beschrieben. Les Huguenots, Robert Le Diable und L'Africaine waren ja schon vorhanden. Die Inhaltsangabe ist nach dem französischen Libretto entstanden. Wenn ich irgendwie noch an andere französische Libretti von Meyerbeer kommen kann (deutsche gibt es kaum) werde ich möglichst noch weitere Inhaltsangaben verfassen. Im Internet gibt es - vielleicht weißt du es - eine Fan-Gemeinde von Meyerbeer (http://www.meyerbeer.com).


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Hallo Taminos,


    Zitat von Gerhard Wischniewski:

    Zitat

    Im Internet gibt es - vielleicht weißt du es - eine Fan-Gemeinde von Meyerbeer (http://www.meyerbeer.com).

    Leider dürfte der Fanclub nicht mehr wirklich aktiv sein. Die letzte Aktualisierung erfolgt 2012 und auch einige Mails von mir blieben dort
    unbeantwortet. Ja, neben der skandinavischen Musik schätze ich auch die große Französische Oper sehr, insbesondere Meyerbeer, von dem ich nahezu alle Opern als LP vorliegen haben. Le Prophete ist mir sogar die liebste, da musikalisch einfach unglaublich viel passiert, allein der Choral ist ein Meisterstreich, der eine richtige "Sektenatmosphäre" entstehen lässt. Leider waren meine Bemühungen beim Operndirektor in Braunschweig, die Oper aufzuführen ergebnislos obgleich er entsetzt war, dass an dem Hause, wo Meyerbeer einst selbst inszenierte, seit 60 Jahren kein Werk von ihm gegeben wurde.


    Zitat von amadeus45

    Zitat

    Er war zu seiner Zeit der erfolgreichste Komponist in Frankreich

    Ich glaube wir können sagen, dass er der erfolgreichste Komponist seiner Zeit war. Weder Wagner, noch Auber reichten zu Meyerbeers Lebzeiten an seine Aufführungszahlen heran. Jedes noch so kleine Haus spielte Meyerbeer - mit Erfolg, was noch heute so wäre ( zwar gewiss nicht ganz so übermäßig wie damals ), wenn seine Musik im 3. Reich nicht verboten gewesen wäre.


    Grüße
    Christian

  • Vor Jahren wurde der Prophet in Münster gespielt, eine mutige Sache, denn für ein mittleres Haus ist eine "Grand Opéra" schwer zu realisieren. Ich weiß nur noch, dass ich über die Musik erstaunt war; sie gefiel mir insgesamt sehr gut. Meyerbeer scheint mir eine Parallele zu Spontini zu sein: Erst berühmt und dann vergessen!

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • Le prophète
    (Der Prophet),
    Oper in 5 Akten von Giacomo Meyerbeer,
    Text von Eugène Scribe, Emile Deschamps
    Uraufführung: 16.4.1849 Paris
    mit
    Pauline Viardot- Garcia • Gustave Roger • Jeanne Anaïs Castellan • Nicolas Levasseur • Joseph Koenig • Hippolyte Bremond • Louis Gueymard • Mme Ponchard,
    Dirig. Girard.


    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Fiesco hatte diesen neuen PROPHÉTE aus Essen bei Oehms heute bereits in der Neuerscheiunungen angekündigt. Das Besondere an dieser Produktion ist der Einsatz eines Saxophons beim Tod der Berthe im fünften Akt. Es klingt so eindrucksvoll wie ungewöhnlich. Man glaubt zunächst, seinen Ohren nicht zu trauen. Meyerbeer war - wie sich wieder einmal zeigt - ein Neuerer. Das Saxophon war erst drei Jahren vor der Uraufführung der Oper 1849 in Paris patentiert worden. Sein Erfinder ist der Belgier Adolphe Sax.


    Bertarido fand den Einsatz des Saxophons in einer Vorstellung in Essen nicht so gelungen, wie aus seiner Besprechung hervorgeht. Im Mitschnitt klingt gerade diese Szene magisch. In der Berliner Aufführungsserie des Werkes gibt es kein Saxophon, was ich im Nachhinein als schade empfinde.


    Einen schönen Thread über "Das Saxophon in der klassischen Musik" hatte moderato eröffent.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent