Lieber hart!
Vielen Dank für Deine Reaktion auf meinen Beitrag. Im Moment sitze ich im Foyer des Palatin in Wiesloch wo ich einen sicherlich schönen Lieder- und Kammermusikabend mit Katja Stuber erleben werde.
Gruß WoKa
Lieber hart!
Vielen Dank für Deine Reaktion auf meinen Beitrag. Im Moment sitze ich im Foyer des Palatin in Wiesloch wo ich einen sicherlich schönen Lieder- und Kammermusikabend mit Katja Stuber erleben werde.
Gruß WoKa
Hallo!
Es war ein sehr schönes Konzert mit viel Fantasie in der Zusammenstellung.
Interpreten:
Katja Stuber - Sopran
Christoph Eß - Horn
Boris Kusnezow - Klavier
Das Programm begann mit der Hornsonate op. 17 von Ludwig van Beethoven. Sehr beeindruckend das Zusammenspiel der beiden Protagonisten.
Es schlossen sich verschiedene Schubert - Lieder an:
Die Unterscheidung
Lachen und Weinen
Erster Verlust
Das Echo
Die Männer sind méchant
Der Vollmond strahlt
Anschließend von Richard Strauss Alphorn WoO 29 (Lied für Sopran, Horn und Klavier).
Zum Abschluss des ersten Teils Frauenliebe und -leben (Er der herrlichste von allen) von Franz Lachner für dieselbe Besetzung.
Anm.: Ich habe anschließend versucht, mich im Netz schlau zu machen. Franz Lachner hat von nur einzelne der Chamisso-Gedichte vertont. Im Netz habe ich noch "Er ist gekommen" gefunden. Weiß jemand Genaueres darüber?
Der zweite Teil begann wieder kammermusikalisch mit dem Adagio und Allegro As-Dur für Horn und Klavier op. 70 von Robert Schumann.
Anschließend wieder Lieder von Franz Schubert
Die Forelle
Am Strome
Der Fischer
Des Fischers Liebesglück (ich liebe dieses Lied!)
Auf dem Wasser zu singen.
Gefolgt wieder von der Dreierbesetzung mit Horn: Auf dem Strom (Lied für Sopran, Horn und Klavier).
Zugaben:
Rossini: Rendez-vous de chasse (Horn Solo)#
Mendelssohn: Auf den Flügeln des Gesangs
Ignaz Lachner (Sohn von Franz Lachner): Überall Du (Für Stimme, Horn und Klavier)
Das Programm macht Lust auf Mehr in dieser Kombination. Das Zusammenspiel der 3 war hervorragend, Katja Stuber war klar emotional in ihrem Gesang, Die Virtuosität des Hornisten (vor allem bei der Rossini-Zugabe) beeindruckend, die Klavierbegleitung hervorragend.
Ein großes Kompliment an den Organisator dieser Veranstaltung im Palatin.
Katja Stuber
Christoph Eß
Boris Kusnezow
Hier die Vertonung von "Er der Herrlichste von allen" in einer anderen Besetzung:
Gruß WoKa
Anm.: Ich habe anschließend versucht, mich im Netz schlau zu machen. Franz Lachner hat von nur einzelne der Chamisso-Gedichte vertont. Im Netz habe ich noch "Er ist gekommen" gefunden. Weiß jemand Genaueres darüber?
Schumann ist der dritte Komponist, der sich des Chamisso-Textes angenommen hat; bereits 1836 hatte Carl Loewe diesen Zyklus komponiert – und zwar alle neun Strophen, während Schumann nur acht vertont hat. Der allererste Komponist von Frauenliebe und- Leben war Franz Kugler (1808-1858), ein enger Freund Chamissos. 1831 vertonte Franz Lachner das erste Lied des Zyklus „Seit ich ihn gesehen“.
Hallo Hart,
vielen Dank für die Antwort.
Offenbar hat Lachner auch "Er der Herrlichste von allen" aus den Gedichten Chamissos vertont. sind das die beiden einzigen Vertonungen von ihm?
Gruß
WoKa
Lieber WoKa.
hier noch ein Interpretationsbeispiel
Auf dieser CD werden zwei Lachner-Vertonungen aus den neun Chamisso-Gedichten angeboten, ich gehe davon aus, dass er nur diese beiden vertont hat.
Frauenliebe und -leben op. 82 Franz Paul Lachner (1803-1890)
Seit ich ihn gesehen
Er, der Herrlichste von allen
Am Donnerstag, 12. April 2018 waren in der Heidelberger Stadthalle in zwei Veranstaltungen eine Menge Kunstlieder zu hören. Morgens um elf stand das Abschlusskonzert der Liedakademie auf dem Programm und abends um halb acht eine »Schumanniade«
Wie Thorsten Schmidt, der Intendant des HEIDELBERGER FRÜHLING, in seinen einführenden Worten sagte, betreut Thomas Hampson nun schon seit 2004 diese Heidelberger Meisterkurse. Man darf sich das aber nicht so vorstellen, dass da blutjunge Anfänger kommen, die erste Gesangsversuche machen; das sind alles Sängerinnen und Sänger, die sich andernorts schon einige Meriten erworben haben.
Frauen- und Männerstimmen waren ausgewogen vertreten und es wurden Lied-Kompositionen von zehn Komponisten zu Gehör gebracht, was ein schönes und interessantes Programm ergab, denn wo kann man schon Lieder von Erich Wolfgang Korngold, Georges Bizet, Reynaldo Hahn oder Miguel Ortega live im Konzertsaal erleben?
Und da waren Interpreten dabei die aufhorchen ließen, zum Beispiel dieser argentinische Bariton German E. Alcántara, der die Lieder von Korngold und Ortega mit erstaunlicher Souveränität in den Raum stellte, mit einer Stimme die an Josef Metternich erinnerte (obwohl dieser natürlich kein Liedsänger war). Auch der mazedonischen Mezzosopranistin Ema Nikolovska hätte man gerne mal einen ganzen Abend lang zugehört; »ganz hervorragend« habe ich da als Gedankenstütze auf dem Programmzettel notiert, sie trug Lieder von Schumann, Brahms und Mahler vor, eines schöner als das andere gesungen - was ist schön? Was will man damit beschreiben? Da mag jeder andere Parameter haben, meine Kriterien sind (scheinbar) müheloses und natürliches Singen. Auch von der französischen Mezzosopranistin Adèle Charvet wird man noch einiges hören, an diesem Morgen hat sie ein Abschiedslied von Georges Bizet vorgetragen und wohl die meisten Konzertbesucher mit ihrem in Venezuela geborenen Landsmann Reynaldo Hahn bekannt gemacht.
Jessica Dandy - wann hört man schon mal einen Contralto? - sang »Nimmersatte Liebe« von Hugo Wolf und Mahlers »Ich bin der Welt abhanden gekommen», das ist auch auf YouTube von ihr zu hören, ein fast unglaublicher Unterschied zum viel besseren Liveerlebnis.
Zum Beginn der Matinee sang Theresa Pilsl Schuberts »Im Frühling«, den Schlusspunkt setzte Julien van Mellaerts mit Schumanns »Frühlingsnacht« und draußen war es auch endlich Frühling geworden. Die Stadthalle war zwar nicht rappelvoll, aber für einen so ungewöhnlichen Termin wie einem Donnerstag-Vormittag, sehr gut besucht - glückliches Heidelberg! Wo gibt es sowas noch?
Ganz rechts im Bild, Thomas Hampson, der stolze künstlerische Leiter des Meisterkurses
Die Programmfolge:
Theresa Pilsl - Sopran / Daniel Gerzenberg, Klavier
Franz Schubert:
Im Frühling
Hugo Wolf:
In dem Schatten meiner Locken
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Johannes Maas - Tenor / Toni Ming Geiger, Klavier
Franz Schubert:
Ganymed
Erlkönig
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Erma Nikolovska - Mezzosopran / Harry Rylance, Klavier
Robert Schumann:
Röselein, Röselein
Johannes Brahms:
Sapphische Ode
Die Trauernde
Gustav Mahler:
Wer hat dies Liedlein erdacht?
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Ferdinand Keller - Tenor / Daniel Gerzenberg, Klavier
Franz Schubert:
Auflösung
Taubenpost
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Matthias Hoffmann - Bariton / Toni Ming Geiger, Klavier
Gabriel Fauré:
En Sourdine
Hugo Wolf:
Der Feuerreiter
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Germán Alcántara - Bariton / Daniel Gerzenberg, Klavier
Erich Wolfgang Korngold:
Come Away
Miguel Ortega:
Romanza de la Luna, Luna
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Adéle Charvet - Mezzosopran / Ammiel Bushakevitz, Klavier
Georges Bizet:
Les Adieux de l'hôtesse arabe
Reynaldo Hahn:
Á Chloris
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Giulia Laudano - Mezzosopran / Harry Rylance, Klavier
Robert Schumann: Gedichte der Königin Maria Stuart
Abschied von Frankreich
Nach der Geburt ihres Sohnes
An die Königin Elisabeth
Abschied von der Welt
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Jessica Dandy - Contraalto / Harry Rylance, Klavier
Hugo Wolf:
Nimmersatte Liebe
Gustav Mahler:
Ich bin der Welt abhanden gekommen
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Julien van Mellaerts - Bariton / Daniel Gerzenberg, Klavier
Hugo Wolf:
Ganymed
Robert Schumann:
Mondnacht
Frühlingsnacht
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Zugabe sämtlicher Mitwirkenden:
Johannes Brahms: Ein kleiner hübscher Vogel
Auftritt eines Duos beim Abschlusskonzert
Bilder: studio visuell
Es macht schon Sinn, hier in Heidelberg eine Schumanniade zu machen, denn Robert Schumann kam auf das Drängen seiner Mutter am 21. Mai 1829 zum Beginn seines Jurastudiums in die Stadt, die er am 24. September 1830, mit dem inzwischen gereiften Entschluss Künstler zu werden, wieder verließ.
Kaum hatten die Stipendiaten die Bühne geräumt, wurde auch schon der Konzertflügel nach rechts verschoben und auf der linken Seite der Bühne ein Perserteppich ausgerollt, der die Unterlage für eine gemütliche Sitzgruppe bildete - siehe Foto - der rechts stehende Flügel ging nicht mehr aufs Bild. Das waren die Vorbereitungen zu einer literarisch-musikalischen Soiree.
Der Instrumentalmusikalische Teil des Abends wurde von den zwei Pianisten Sholto Kynoch und Nicholas Rimmer, dem Klarinettisten Han Kim, der Violinistin Tianwa Yang und Gabriel Schwabe mit seinem Violoncello bestritten. Hinzu kam noch die Mezzosopranistin Anna Stéphany - ganz rechts im Bild - eine Gewinnerin des Kathleen Ferrier Award, die auf respektable Auftritte an bedeutenden Häusern zurückblicken kann. Das Ganze verband die Schauspielerin Martina Gedeck, indem sie aus Briefen von Clara und Robert Schumann rezitierte und mit den Musikern kleine Interviews führte.
Die Instrumentalisten führten Stücke in unterschiedlicher Besetzung auf, dann spielte Han Kim Solo auf seiner Klarinette und die Pianisten auch mal vierhändig Klavier ...
Da es sich hier um einen Lied-Thread handelt, soll nur auf das Liedprogramm an diesem Abend eingegangen werden. Aus den »Myrthen« op. 25 hatte man ausgewählt:
Widmung - Friedrich Rückert
Der Nussbaum - Julius Mosen
Die Hochländer-Witwe - Wilhelm Gerhard, basierend auf Robert Burns
Hochländers Abschied - Wilhelm Gerhard, basierend auf Robert Burns
Hochländisches Wiegenlied - Wilhelm Gerhard, basierend auf Robert Burns
Du bist wie eine Blume - Heinrich Heine
Aus östlichen Rosen - Friedrich Rückert
Zum Schluss - Friedrich Rückert
»Myrthen«, ist eine Sammlung von Gedichten unterschiedlicher Autoren, die insgesamt 26 Gedichte umfasst; Robert Schumann vertonte diese Gedichte als Hochzeitsgeschenk für seine Frau Clara.
Für diesen Abend in Heidelberg hatte man davon acht ausgewählt, die mit den entsprechend passenden Brieffragmenten in Verbindung gebracht wurden.
Das Gedicht »Widmung« schrieb Friedrich Rückert als Lobpreis seiner Braut Luise, kaum eine andere Frau der Weltliteratur wurde so mit Gedichten verehrt. Es ist Teil der Sammlung »Liebesfrühling« (1821) und entspricht geradezu programmatisch der Gefühlslage Schumanns, der das Gedicht vertonte und als Eröffnung der Liederfolge »Myrthen« im Jahr 1840 seiner Braut Clara zu Hochzeit schenkte. Das war ja alles so wunderbar vorformuliert, das hätten seine eigenen Worte sein können.
Robert Schumann benutzt in dieser Liedsammlung auch fremdsprachige Literatur, die er zumeist in deutschen Übersetzungen las, wie etwa die Gedichte des Schotten Robert Burns (1759-1796), die er in der Übertragung durch den deutschen Dichter Wilhelm Gerhard (1780–1858) kannte.
Verblüffend ist, dass auch dieser Wilhelm Gerhard einen Bezug zu Heidelberg hat, er ist hier, aus der Schweiz kommend, gestorben.
Diese Hochländer-Lieder von Robert Schumann sind höchst selten im Konzertsaal zu hören, hier von einer Engländerin interpretiert, die vermutlich die von ihr besungene Landschaft kennt.
Die erfahrene Opernsängerin, die bei den Interviews ihre Muttersprache benutzte, hat die deutschen Texte gut verinnerlicht und mit der intimen Interpretation des Wiegenliedes all denen eine besondere Freude gemacht, die kultivierten Gesang lieben.
»Zum Schluss« bildet auch den Schluss der Sammlung dieser 26 »Myrthen«-Gedichte.
Bild: studio visuell
Lieber Hart,
danke für Deine wie immer so informativen Berichte. Sehr positiv, dass beim Heidelberger Frühling junge Sänger so geehrt und gefördert wurden. Nur wo sind bitte die Bässe? Im ganzen von Dir eingestellten Progamm konnte ich keinen Tieftöner erkennen. Mit Kurt Moll ist wohl der letzte hochkarätige Basso profondo von uns gegangen und schon bei ihm könnte man fragen, ober er nicht bereits mehr Basso Cantante war. Die Zeit von Emanuel List, Ivar Andresen, Gerog Hann, Ludwig Hoffmann, Herbert Alsen, Luwig Weber, Josef Greindl, Kurt Böhme und selbstverständlich Gottlob Frick scheint unwiederbringlich vorbei zu sein. Warum ist das so? Lässt unsere schnelllebige Zeit einfach keine solche schwarzen Bassjuwelen mehr reifen?
Herzlichst
Operus
Lieber Operus,
schon als ich im März 2017 vom internationalen Heidelberger Wettbewerb »DAS LIED« berichtete, fragte unser Stimmenliebhaber hier im Forum: »Kein einziger Bass?«
Beim professionellen Sänger umfasst die Stimmlage meist zwei Oktaven. Große Stimmen sind durchaus in der Lage über 4 bis 5 Oktaven zu singen. Echte Bässe sind selten anzutreffen, es wird vermutet, dass nur 5 Prozent der Männer, die Bass singen, echte Bässe als Singstimme besitzen.
Im Internet gibt es eine Liste von Sängerinnen und Sängern klassischer Musik, die berühmte Stimmen in verschiedenen Epochen darstellt. Hier wird eine Trennung zwischen dem 19. Jahrhundert und nach dem Jahr 2000 gemacht. Sicher sind da Ungenauigkeiten unvermeidlich, weil sich eben manches nicht exakt trennen lässt und mit dem Prädikat »berühmt« ist das ja auch so eine Sache ...
Aber diese Liste weist für das 19. Jahrhundert 69 Bassisten aus und nach dem Jahr 2000 finden sich 30 Sänger diese Stimmfachs.
Beim internationalen Gesangswettbewerb NEUE STIMMEN der Bertelsmann Stiftung hat 2015 der 28-jährige Bass Anatoli Sivko aus Weißrussland bei den Herren den ersten Preis vor zwei Tenören gemacht. Sivko ist bei YouTube sehr präsent, aber nicht mit Kunstliedern. So ein junger Künstler kann sich mit den bekannten Bass-Arien der Opernliteratur die Opernhäuser der Welt erobern, warum sollte er im Mühlehof zu Mühlacker Loewe-Balladen singen?
Auf dem Programm des Heidelberger Abschlusskonzertes vermisst man nicht nur die Bass-Stimme, sondern auch den Komponisten Carl Loewe, der ja seine Lieder und Balladen als Tenor vortrug und - die cpo Edition beweist es - auch für Frauenstimmen durchaus singbar ist.
Es tut mir ehrlich leid, aber der nächste hier vorgestellte Liedsänger ist ein Tenor ...
Lied-Matinee Ilker Arcayürek / Hartmut Höll am 13. April 2018
1989 kam der fünfjährige, in Istanbul geborene Ilker Arcayürek, nach Wien und hatte seine musikalischen Ambitionen zunächst auf das Klavier gerichtet; als seine Lust daran schwindet, sorgt die Mutter dafür, dass Ilker beim Mozart Knabenchor in Wien singen kann, schließlich entdeckte er seine Stimme als ausbaufähiges Instrument und arbeitete daran, aber eine Musikhochschule hat er aus finanziellen Gründen nicht besucht. Bei einem Gesangswettbewerb in Wien errang er zwar keinen Preis, wurde jedoch dort von einem Herrn gehört, der Ilker Arcayürek zu einer Art Opernpraktikum nach Zürich brachte, das war 2010
Auf Zürich folgte von 2013-2015 ein Engagement an das Stadttheater Klagenfurt, wo er dann erstmals in Hauptrollen auf der Bühne stand, inzwischen folgte ein Wechsel ans Theater in Nürnberg.
2016 war er erster Preisträger des internationalen Wettbewerbs für Liedkunst der Hugo Wolf Akademie in Stuttgart. Im Herbst 2016 gab er sein Rezital-Debüt in der Wigmore Hall in London, etwas später dann im Concertgebouw Amsterdam - um nur einige wichtige Stationen zu nennen. 2017 kam seine CD »Der Einsame« mit Schubert-Liedern heraus.
Nun also sein Debüt in der altehrwürdigen Aula der Universität Heidelberg.
Die kurze Vorstellung des Tenors dieser Matinee ist dem Umstand geschuldet, dass es sich hier um keinen altbekannten Interpreten handelt, der schon seit Jahrzehnten auf den Liedpodien der Welt zu Hause ist. Genau dies trifft aber auf Hartmut Höll zu, der einer der bekanntesten Liedbegleiter überhaupt ist; über einen Zeitraum von Zehn Jahren hatte er Dietrich Fischer-Dieskaus Gesang begleitet, mit der japanischen Sängerin Mitsuko Shirai bildet er schon seit den 1970er Jahren ein in der ganzen Welt bekanntes Duo.
Das Programm:
Franz Schubert (1797-1828)
Der Musensohn op. 92,1 D 764
Frühlingsglaube op. 20,2 D 686
Der Jüngling an der Quelle D 300
An den Mond
An die Laute op. 81,2 D 905
Schäfers Klagelied op. 3,1 D 121
Rastlose Liebe op. 5,1 D 138
Die Liebe hat gelogen op. 23,1 D 751
Nachtstück op. 36,2 D 672
- Hier folgte nur eine kurze Pause für die Interpreten und den Beifall für das bisher Gebotene -
Robert Schumann (1810-1856) - Zwölf Gedichte op. 35 »Kerner-Lieder«
Lust der Sturmnacht
Stirb, Lieb´ und Freud´!
Wanderlied
Erstes Grün
Sehnsucht nach der Waldgegend
Auf das Trinkglas eines verstorbenen Freundes
Wanderung
Stille Liebe
Frage
Stille Tränen
Wer macht dich so krank?
Alte Laute
Zugabe:
Schwanengesang op. 23 Nr. 3 D 744
Über den Noten von »Der Musensohn« steht des Komponisten Anweisung »Ziemlich lebhaft«; dem hat der Sänger zwar voll entsprochen, dennoch wird Hartmut Höll gehört haben, dass Fischer-Dieskau diese Anweisung differenzierter gestaltet hat. Es ist natürlich etwas unfair, einen Einsteiger ins Liedfach mit dem größten aller Liedsänger zu vergleichen, aber Kritik muss ja einen Vergleichsmaßstab haben. Das ist in der Tat ein Problem bei diesem ersten Programmteil mit seinen neun, meist hochkarätigen Schubert-Liedern, die der eifrige Liederabend-Geher seit Jahrzehnten, von den Besten gesungen, im Ohr hat. Wenn Arcayürek stark forciert, besteht die Gefahr, dass die Stimme nicht mehr schön klingt, wenn es leiser wurde, war es immer schöner, aber das ist das Empfinden eines Einzelnen ...
Man will erstaunt sein, will bewundern können, was da vorne passiert - das war bei »Die Liebe hat gelogen« der Fall, da war Kraft und Saft und Schönheit des Tons, so etwas nimmt man mit nach Hause. Auch das »Nachtstück« passte gut zur zurückgenommenen Stimme.
Nach diesen neun Schubert-Liedern zogen sich die Interpreten kurz zurück, wobei man in der Alten Aula nicht einfach an der seitlichen Bühne verschwinden kann, sondern durch den Mittelgang des Saales schreiten muss, was an diesem Morgen durch herzlichen Beifall begleitet wurde.
Grundsätzlich sollte man jedem Sänger dankbar sein, der dieses Dutzend Kerner-Lieder mitbringt, aber das ist natürlich auch wieder so eine subjektive Aussage, objektiv kann man nur begründen - weil sie eher seltener auf dem Programm stehen.
Direkt auf die »Sturmnacht« folgt dieses getragene »Zu Augsburg steht ein hohes Haus ...«, da konnte sich Arcayüreks Stimme so richtig wohlfühlen und Schönklang erzeugen.
Darauf das burschikose »Wanderlied«, das so richtig zum Mitsingen reizt, und am Ende Beifall heischt, aber wer möchte schon einen Zyklus zerreißen?
Bei »Stille Tränen« geht es nicht so still zu, wenn der Sänger seinen Schmerz hinausschreit und der Pianist scheinbar unkontrolliert in die Tasten haut, ein Prachtstück für den Sänger.
Bei den beiden letzten ruhigen Stücken des Zyklus konnte Ilker Arcayürek sein schönes Piano wunderbar einsetzen und nach dem »Weckt mich ein Engel nur«, brauchte es ein paar Sekunden, bis man bekundete, dass der Vortrag gefallen hat. Der Beifall war herzlich und lautstark, 21 Lieder am Stück zu singen ist immer eine bewundernswerte Leistung.
Ilker Arcayürek steht heute im Genre Lied und von der Stimmlage her in Konkurrenz mit dem gleichaltrigen Julian Prégardien und dem etwas jüngeren Peter Mauro - man wird sehen, wie sich die Sache entwickelt ...
Bild: studio visuell
Der äußere Rahmen des kleinen Festivals
Lied-Kennern ist die von Schubert vertonte schauerliche Ballade »Der Zwerg«, ein Musikstück, das eine Aufführungsdauer von etwa fünf Minuten hat, ein Begriff.
Neuerdings - genauer gesagt, seit 2012 - nennt sich auch ein Festival in Sindelfingen, eine Stadt etwa 15 Kilometer südwestlich von Stuttgart, DER ZWERG - das Festival findet alle zwei Jahre statt und währt eine Woche; heuer also zum vierten Mal, mit insgesamt sieben Veranstaltungen.
Johannes Held ist selbst Sänger; ein Bariton, der auf seinem Festival auch schon mal die »Winterreise« gesungen hat und Schubert-Freund; er ist der Macher des Festivals. Während eines Frankreich-Urlaubs hatte er die Idee entwickelt, hier, wo er aufgewachsen ist, ein Kunstlied-Festival zu gründen. Johannes Held stellte nämlich fest, dass es so etwas in Deutschland noch nicht gab, auch wenn das Festival HEIDELBERGER FRÜHLING sich seit 2011 durch Thomas Hampson besonders um das Kunstlied bemüht.
Für Dienstag, 31. Juli 2018 hatte sich Diana Haller und der Pianist Marcelo Amaral angesagt, das Duo gab einen Liederabend und brachte laut Programm Werke von Schubert, Mahler, Wolf und Turina zu Gehör, außerhalb des gedruckten Programms kam dann noch Rossini hinzu.
Die Gedanken gehen einige Jahre zurück - ein Meisterkurs bei Thomas Hampson, acht Sängerinnen und Sänger übten in der Alten Aula der Universität Heidelberg mit seiner Unterstützung Lieder ein. Schon nach wenigen Tönen war mir klar, das ist die Beste von allen; es war die kroatische Mezzosopranistin Diana Haller, damals noch ein ziemlich unbeschriebenes Blatt. Eines Abends gestalteten die jungen Leute ein Konzert in der Heiliggeistkirche, abermals stach Diana Haller heraus, Thomas Hampson hatte die Stipendiaten damals außerordentlich gefordert.
Mein Eindruck war seinerzeit, dass die Dame wohl ihr Glück in der Oper macht und dann für den Liedgesang nicht mehr zur Verfügung steht. In der Spielzeit 2010/11 war sie das jüngste Ensemblemitglied der Stuttgarter Oper und war dort seither u. a. als Cherubino »Le nozze di Figaro«, Ruggiero »Alcina«, Orlofsky »Die Fledermaus«, Rosina »Il barbiere di Siviglia«, Angelina »La Cenerentola« und Dorabella »Così fan tutte« zu hören.
Inzwischen hat Diana Haller in beachtlicher Weise schon vielfältig international auf sich aufmerksam gemacht und konnte mit renommierten Künstlern musizieren.
Dass sie neben ihrer Operntätigkeit auch noch den Konzertgesang pflegt, zeigte sie auf beeindruckende Art, als man ihr 2012 beim 8. Internationalen Wettbewerb für Liedkunst der Hugo-Wolf-Akademie in Stuttgart den ersten Preis zuerkannte.
Nun hatte sie im kleinen, runden Konzertsaal des »Odeon« ein Lied-Programm mit einundzwanzig Liedern geboten, wobei Lieder von Hugo Wolf den breitesten Anteil bildeten.
Die Schubert-Lieder waren eher von der Sorte, die man nicht so sehr kennt, auch »Der Zwerg« ist auf Konzertprogrammen relativ selten zu finden.
Die Gedanken gingen nochmal zurück: Bei einem Meisterkurs in Schwarzenberg im September 2009 wollte eine Sopranistin dieses Stück zum Vortrag bringen. Fischer-Dieskau wandte sich ans Publikum und sagte, dass er diesen Versuch als Wagnis einstufe. Der große Meister brach dann schließlich den Versuch mit der Begründung ab, dass an bestimmten Stellen die Tiefe fehle.
Nun, bei Diana Haller fehlt weder Höhe noch Tiefe, aber bei ihrem Vortrag von D 771 wäre mehr drin gewesen, diese so harmlos beginnende Geschichte sollte einfach spannender erzählt werden ...
In der Mahler-Liedgruppe sind »Die zwei blauen Augen von meinem Schatz« besonders hervorzuheben, wobei das vielleicht auch ein rein subjektiver Eindruck sein mag.
Normalerweise sagt man bei einem Konzertbericht über die Pause nichts; aber ich wurde - vor dem Gebäude flanierend - von einem mir fremden Herrn angesprochen: »Können Sie mir sagen, wo das Motorrad der Sängerin steht?«
Die Frage konnte nicht beantwortet werden; ich wusste nicht ob Frau Haller mit ihrer Honda angereist war, aber dass die Sängerin schon mal zu einer »Cenerentola«-Vorstellung zum Cuvilliés-Theater nach München düst, ist bekannt.
Nach der Pause gab es Lieder aus Wolfs Spanischem Liederbuch, souverän gesungen, aber für meinen persönlichen Geschmack einen Tick zu viel Opernstimme.
Bei Joaquin Turinas »Poema en Forma de Canciones op. 19« bot Marcelo Amaral zunächst ein Solostück am Klavier - er hatte sich der großen Hitze wegen in der Pause seiner Weste entledigt - und konnte nun die Aufmerksamkeit der Hörer für sich alleine haben, die auch schon in der Begleitung der Lieder gehört hatten, dass er sein Instrument beherrscht.
Nun war Diana Haller voll in ihrem Element, was sie in diesen fünf Turina-Liedern auf die Bühne brachte, war engagierter Gesang vom Allerfeinsten - da konnte sie Stimme zeigen! Und das tat sie dann auch bravourös!
Natürlich war das Publikum aus dem Häuschen, eine Zugabe war unter diesen Umständen nicht zu vermeiden. »Rheinlegendchen« von Mahler wurde angesagt, man war wieder beim deutschen Kunstlied angelangt. Das war so hinreißend schön gesungen und von unaufdringlicher Gestik begleitet, das sind Augenblicke eines Liederabends, die man für den Rest seines Lebens nicht mehr vergisst.
Den endgültigen sängerischen Schlusspunkt setzte Diana Haller mit Gioacchino Rossinis bekannter »Canzonetta spagnuola«.
Der rhetorische Schluss gehörte dem eloquenten Johannes Held, der sich bei Künstlern und Publikum bedankte und schon wieder die Werbetrommel für die nächste Veranstaltung rührte.
Alle zwei Jahre nur eine Woche, das hat eine gewisse Exklusivität ...
Obwohl die Zuschauerzahl aufgrund der örtlichen Gegebenheiten begrenzt ist, kann man sagen, dass DER ZWERG ein Riesenerfolg ist.
Programm:
Franz Schubert
Lied des Orpheus, als er in die Hölle ging D474
Am See D 746
Der Zwerg D 771
Auflösung D 807
Gustav Mahler
Lieder eines fahrenden Gesellen:
Wenn mein Schatz Hochzeit macht
Ging heut´ morgen über´s Feld
Ich hab´ ein glühend Messer
Die zwei blauen Augen von meinem Schatz
P A U S E
Hugo Wolf
Spanisches Liederbuch
In dem Schatten meiner Locken
Mühvoll komm´ ich und beladen
Bitt´ ihn o Mutter
Liebe mir im Busen zündet
Schmerzliche Wonnen und wonnige Schmerzen
Bedeckt mich mit Blumen
Sagt, seid Ihr es, feiner Herr
Joaquín Turina
Poema en Forma de Canciones op. 19
Deticantoria - Klaviersolo -
Nunca olvida ...
Cantares
Los dos midos
Las locas por amor
Zwei Zugaben:
1. Gustav Mahler: Rheinlegendchen
2. Gioacchino Rossini: Canzonetta spagnuola
Die Liedtexte waren im Programm nicht abgedruckt, aber es gab jeweils eine kurze Inhaltsangabe zu den einzelnen Liedern. Am Beispiel »Der Zwerg« las sich das so:
Auf einem Schiff fahren eine Königin und ihr Zwerg. Sie hat ihn für den König verlassen, darum tötet er sie. Sie wusste schon, dass er das tun würde. Der Zwerg kann nie mehr an Land gehen.
Die Schule für Musik, Theater und Tanz (SMTT) ist eine Einrichtung der Stadt Sindelfingen, wo diese Veranstaltungen stattfinden, hier noch einige Eindrücke der Foyer-Gestaltung.
Resümee: Wenn möglich, werde ich da in zwei Jahren wieder dabei sein ...
Hallo hart!
Vielen Dank für den detaillierten Bericht. Diana Haller engagiert sich in diesem Jahr auch für Jugendliche im Verein Liedkunst Kunstlied in Stuttgart.
Am Donnerstag, 17 Januar 2019, gastiert sie im Opernhaus in Stuttgart mit einem Liedkonzert. Gemeinsam mit dem Tenor Daniel Kluge und dem Bass Goran Juric (Klavierbegleitung Rita Kaufmann).
Möglicherweise hast Du diese Information schon, da ich davon ausgehe, dass Du ebenfalls das Programm der Hugo-Wolf-Akademie erhältst.
Gruß WoKa
dass Du ebenfalls das Programm der Hugo-Wolf-Akademie erhältst.
Davon darfst Du ausgehen, lieber WoKa, aber durch Deinen Hinweis werden auch andere informiert, die das Programm nicht haben, deshalb war Dein Hinweis nicht umsonst.
Es ist, lieber hart, hier in diesem Thread wie bei Deinen so umfangreichen Reiseberichten von den Gräbern und den Ehrenplätzen von Musikern: Man bekommt auf höchst anschauliche und informative Weise Erfahrungen vermittelt, die man, etwa – wie das bei mir der Fall ist - infolge altersbedingter Behinderungen und Beschränkungen, nicht mehr machen kann, - und nimmt sie dankbar auf.
Ich kannte diese Sängerin Diana Haller gar nicht und habe mir alsogleich, nachdem ich Deinen Bericht von ihrem Aufritt gelesen habe, über die bei YouTube verfügbaren Aufnahmen einen Eindruck und ein Bild von ihr zu verschaffen versucht. Das fiel zwar, etwa bei „Des Antonius von Padua Fischpredigt“, etwas durchwachsen aus, was die Flexibilität in der Stimmführung und die deklamatorische Binnendifferenzierung anbelangt, gleichwohl war es eine interessante und die Kenntnisse hinsichtlich gesanglicher Liedinterpretation bereichernde Erfahrung.
Hab Dank dafür!
Das fiel zwar, etwa bei „Des Antonius von Padua Fischpredigt“, etwas durchwachsen aus, was die Flexibilität in der Stimmführung und die deklamatorische Binnendifferenzierung anbelangt
Eine andere Bewertung von Dir hätte ich auch nie erwartet, denn Du vergleichst mit einem Deklamationskünstler wie Dietrich Fischer-Dieskau ...
Was jedoch auf diesem Youtube Beitrag nach 4:25 von ihr gesungen wird, ist eine runde Sache, der ich uneingeschränkt applaudiere!
Zit.: "...der ich uneingeschränkt applaudiere!"
Ich auch, lieber hart. Aber bei diesem Lied des kroatischen Komponisten Ivan Zajc (1832-1914) handelt es sich um eine völlig andere Art von Musik, die wohl dieser Sängerin weitaus mehr liegen dürfte als Gustav Mahler.
Obwohl ich kein Wort verstehe, klingt´s auf herzanrührende Weise wehmütig-schön.
Und jetzt stelle ich, obwohl das von Deinem Bericht ein wenig wegführt, doch einen Link ein, damit Leser dieses Threads wissen, wovon wir beide eben gerade sprechen:
Vom 18. bis 23. September hatte die Internationale Hugo-Wolf-Akademie ihren 11. Wettbewerb für Liedkunst durchgeführt. Veranstaltungsort war der Konzertsaal der Stuttgarter Musikhochschule.
Der Wettbewerb stand Sängerinnen und Sängern, Pianistinnen und Pianisten aller Nationen offen, die nach dem 31. Dezember 1984 geboren wurden. Eine Vorjury entschied über die Teilnahme, die auf 36 Duos - also Singstimme und Klavier - begrenzt war, in einer ausgedruckten Broschüre gab es noch 38 Duos.
Zu diesem Wettbewerb hatten sich erstaunlicherweise 96 junge Sängerinnen und Sänger mit ihren Pianistinnen und Pianisten angemeldet, das war weit mehr als in den Vorjahren.
Für den Wettbewerb war folgendes Repertoire vorzubereiten:
9 Lieder von Franz Schubert
9 Lieder von Hugo Wolf
2 Lieder von Hans Sommer
2 Lieder von Gabriel Fauré
2 Lieder aus der vorgegebenen Auswahl von Liedern, die nach 1945 komponiert wurden.
Hier war eine beachtliche Liste von Liedern aus dem Liedschaffen von 17 Komponisten vorgegeben:
THOMAS ADÈS, HANS-JÜRGEN VON BOSE, NIKOLAUS BRASS, HANS WERNER HENZE, GYÖRGY KURTÁG, GYÖRGY LIGETI, PHILIPP MAINTZ, ALEXANDER MUNO, JAN MÜLLER-WIELAND, ARIBERT REIMANN, WOLFGANG RIHM, ANDREA LORENZO SCARTAZZINI, STEFFEN SCHLEIERMACHER, DIETER SCHNEBEL, ANNO SCHREIER, MANFRED TROJAHN, ANDRÉ WERNER
Man studiert etwas verwundert diese Liste, weil man als Laie nur wenige dieser Komponisten als Liedschaffende kennt, und ist erstaunt, den Namen Wilhelm Killmayer nicht zu finden, der In den 1980er Jahren immerhin drei Zyklen von Hölderlin-Liedern komponierte.
Die Mitglieder der Jury:
Brigitte Fassbaender, Deutschland (Vorsitz)
Susan Manoff, USA/Frankreich
Birgid Steinberger, Österreich
Olaf Bär, Deutschland
Werner Güra, Deutschland
Håkan Hagegård, Schweden
Graham Johnson, Großbritannien
Foto der Jury: Holger Schneider
Die Entscheidungskriterien der Juroren waren:
Kammermusikalische Partnerschaft, Klangqualität, technisches Können, Texttreue und - Verständlichkeit sowie die musikalisch-künstlerische Umsetzung. Jedem Jurymitglied stand es frei diese Kriterien persönlich zu gewichten. Hier wird nicht ein Stimmbesitzer/in gekürt, sondern eine intelligente, künstlerisch verantwortungsvolle Interpretationspartnerschaft. Man trägt damit Wolfs Liedkonzeption Rechnung: Erstmals sind Singstimme und Klavierpart gleichberechtigt behandelt.
In der ersten Runde präsentierte jedes Duo drei Lieder der eigenen Wahl aus der vorgegebenen Liste, wobei die Zeit von maximal 15 Minuten einzuhalten war. Da die Reihenfolge der Duos ausgelost wurde, kam eine willkürliche Folge zustande.
In der zweiten Runde waren die Anforderungen höher; es waren insgesamt fünf Lieder darzubieten, wobei für den Vortrag höchstens 20 Minuten zur Verfügung standen. In dieser Runde gab die Jury drei Lieder vor und zwei Lieder durften die Wettbewerbsteilnehmer bestimmen.
Die Jury hatte entschieden, dass diese sieben Duos das Finale am Samstag, den 22. September bestreiten, die Reihenfolge der Auftritte sah so aus:
Duo 29
Mikhail Timoshenko, Bass-Bariton (Russland) *1993
Elitsa Desseva, Klavier (Bulgarien) *1993
Duo 25
Alex Rosen, Bass (USA) *1992
Michał Biel, Klavier (Polen) *1990
Duo 21
Irina Jae-Eun Park, Sopran (Südkorea) *1987
Dokyung Han, Klavier (Südkorea) *1988
Duo 3
Iida Antola, Sopran (Finnland) *1990
Anni Laukkanen, Klavier (Finnland) *1989
Duo 28
Klaudia Tandl, Mezzosopran (Österreich) *1986
Gisela Jöbstl, Klavier (Österreich) *1987
Duo 18
Fabian Langguth, Bariton (Deutschland) *1992
Camille Lemonnier, Klavier (Deutschland/Frankreich) *1993
Duo 23
Andrea Purtić, Mezzosopran (Österreich) *1990
Tobias Kaltenbrunner, Klavier (Österreich) *1994
Jedes Duo trug jeweils acht Lieder vor, wobei bei der Auswahl der Stücke andere Maßstäbe galten, als solche, die man für einen Liederabend anwenden würde. Am Beispiel des ersten Duos (29) soll das gezeigt werden:
Franz Schubert - Willkommen und Abschied D 767
Andrea Lorenzo Scartazzini - Aus »Shappho-Lieder« Nr. 5 Die Sterne gehen wie Kienspäne
Franz Schubert - Aufenthalt D 957/5
Hugo Wolf - Zur Warnung / Um Mitternacht
Franz Schubert - Der Atlas
Hugo Wolf - Fühlt meine Seele das ersehnte Licht / Storchenbotschaft
Nach diesem Konzert, wo über den Tag verteilt 56 Lieder vorgetragen wurden, konnte noch abends das Ergebnis dieses Wettbewerbs bekanntgegeben werden:
Die Finalteilnehmer in Erwartung der Entscheidung
Erster Preis
Mikhail Timoshenko, Bass-Bariton (Russland) *1993
Elitsa Desseva, Klavier (Bulgarien) *1993
2. Preis
Alex Rosen, Bass (USA) *1992
Michał Biel, Klavier (Polen) *1990
3. Preis
Irina Jae-Eun Park, Sopran (Südkorea) *1987
Dokyung Han, Klavier (Südkorea) *1988
3. Preis
Klaudia Tandl, Mezzosopran (Österreich) *1986
Gisela Jöbstl, Klavier (Österreich) *1987
Es handelt sich hier um keine Tippfehler, der dritte Preis wurde tatsächlich zwei Mal vergeben; die Qualität der Vorträge lag eben dicht beieinander und ist nicht so klar und eindeutig messbar, wie dies bei einer Hochsprungdisziplin in der Leichtathletik möglich ist, wo die Latte eben herunterfällt oder liegen bleibt ...
Am Sonntag, 23. September 2018, fand der Wettbewerb in einem festlichen Konzert der Preisträger, um 17:00 Uhr im Konzertsaal im Turm - 418 Plätze - der Musikhochschule Stuttgart einen krönenden Abschluss, der Saal war voll besetzt und die vier Preisträger-Paare hatten folgendes Programm mitgebracht:
Irina Jae-Eun Park / Dokyung Han
Hugo Wolf - An eine Äolsharfe / Mignon: Kennst du das Land?
Franz Schubert - Gretchen am Spinnrade
Klaudia Tandl / Gisela Jöbstl
Franz Schubert - Nachtviolen D 752 / Auflösung D 807
Hugo Wolf - Heut Nacht erhob ich mich um Mitternacht aus »Italienisches Liederbuch«
Franz Schubert - Die junge Nonne D 828
Hugo Wolf- Gesang Weylas
Alex Rosen / Michał Biel
Hans Sommer - Ich singe der Kraft, die die Erde erhält op. 6/5
Franz Schubert - Fahrt zum Hades D 526
Gabriel Fauré - Dans la forêt de septembre op. 85/1
Hugo Wolf - Sie haben wegen der Trunkenheit
Franz Schubert - Prometheus D 674
Mikhail Timoshenko / Elitsa Desseva
Franz Schubert - Auf dem See D 543
Hugo Wolf - Harfenspieler 1 / Der Rattenfänger
Franz Schubert - An den Mond D 193
Hugo Wolf - Zur Warnung
Franz Schubert - Im Frühling D 882
Der Beifall war gewaltig und schloss ganz bewusst und ausdrücklich auch die nicht musizierenden Aktivisten ein, auch der passive Zuhörer bekommt da eine Woche lang mit, was es bedeutet ein solches Riesenprogramm der Öffentlichkeit zu präsentieren. Wer Interesse an diesen Veranstaltungen hatte, konnte per Livestream mit dabei sein und man findet im Internet auch eine Menge von Beiträgen der vergangenen Wettbewerbe.
Zunächst verfolgte ich die ersten Wettbewerbstage zu Hause am Bildschirm, um dann am Samstag und Sonntag mit diesen Vorinformationen live dabei zu sein.
Da ist es kaum möglich über jeden einzelnen Liedvortrag etwas zu sagen, aber generell sollte man sich das Staunen über die ungeheure Leistung aller Vortragenden erhalten. Dennoch gibt es ganz besondere Augenblicke, die man praktisch für den Rest seines Lebens nicht vergisst, zum Beispiel als der bassgewaltige Alex Rosen in der Finalrunde einen Riesenton von sich gab, noch bevor sein Klavierpartner überhaupt die Tasten berührt hatte, es war »Meine Zeit«, eine Komposition von Steffen Schleiermacher, und auch das folgende Programm von Rosen war ganz vorzüglich.
Auch der Auftritt von Klaudia Tandl war bemerkenswert; sie begann mit einem von Dieter Schnebel - der zu Pfingsten dieses Jahres gestorben war - vertonten Gedichtes Nr. VI aus »Kaschnitz-Gedichte« und zeigte mit diesem doch weithin unbekannten Stück, was gute Interpretation leisten kann. Sie brachte auch Goethes »Wanderers Nachtlied« in einer Vertonung von Hans Sommer zu Gehör, sang »Prison« von Gabriel Fauré, drei Lieder von Hugo Wolf: »Schweig einmal still, du garst´ger Schwätzer dort« / »Gesang Weylas« / »Denk´ es, o Seele!« und Schuberts »Im Freien«, um dann mit Schuberts »Der Jüngling und der Tod« zu enden - jeder im Saal wusste, dass es das Schlusslied ihres Vortrags war und nach diesem Lied Beifall bekundet werden durfte, aber zunächst rührte sich keine Hand, da hatte Klaudia Tandl - natürlich steht da die Sängerin im Vordergrund - mit dem Vortrag ihrer acht Lieder das Publikum sehr, sehr beeindruckt. Nun, das sind einerseits subjektive Eindrücke, aber andererseits merkt man, dass andere in ähnlicher Weise empfinden.
Da wurden nun eine Sängerin und ein Sänger besonders herausgestellt, was die Leistung der anderen Interpreten jedoch in keiner Weise schmälern soll, die Duos lagen in ihrem Leistungsvermögen so dicht beieinander, dass man froh sein konnte, nicht die die Bürde eines Juroren zu haben.
Es war eine schöne Woche in Stuttgart, wo nun bereits die Vorbereitungen für den 12. Wettbewerb beginnen, der vom 28. September bis zum 4. Oktober 2020 in Stuttgart ausgetragen werden soll, freuen wir uns darauf!
Hinweis: Das Preisträgerkonzert wurde vom Südwestrundfunk SWR2 aufgezeichnet. Als Sendetermin ist Mittwoch, 24. Oktober 2018 vorgesehen, 20:03 Uhr »Abendkonzert«
Die strahlenden Sieger nach dem Abschlusskonzert
Das Siegerpaar
Das Duo 25 im Finale
Irina Jae-Eun Park und Dokyung Han
Die Mezzosopranistin Klaudia Tandl (rechts) mit ihrer Begleiterin Gisela Jöbstl
Fotos: Reiner Pfisterter
Liederabend am 12. Januar 2019 in Stuttgart
Günther Groissböck (Bass), Gerold Huber (Klavier)
Intensive Vortragskunst optisch dokumentiert
Die Bilder wurden freundlicherweise von der Internationalen
Hugo-Wolf-Akademie
»(c) Holger Schneider« zur Verfügung gestellt.
Bei
meinem letzten Konzert im Vortragssaal der Staatsgalerie Stuttgart, das war im
Oktober 2017, stand Robert Holl anlässlich seines 70. Geburtstages zu einem
Galeriekonzert hier auf der Bühne (siehe Beitrag Nr. 86), nun war an gleicher
Stelle sein ehemaliger Schüler Günther Groissböck mit Schuberts »Winterreise«
zu erleben.
Groissböck hatte sich zwei gute Lehrer ausgesucht, denn er studierte später
auch noch bei José van Dam. Man lernt zwar bekanntlich nie aus, aber inzwischen
ist Günther Groissböck zu einem gefragten Sänger geworden, der regelmäßig an
den bedeutenden Opernhäusern der Welt gastiert und natürlich auch bei den
Festspielen in Salzburg und Bayreuth mitwirkt.
Im letzten Jahr reiste das Duo Groissböck/Huber mit einem Lied-Programm Brahms, Schumann, Tschaikowski, Rachmaninow durch die Lande. Anlässlich eines solchen Liederabends in der Wiener Staatsoper schrieb der Kritiker Christoph Karner:
»Wenn Lieder so gesungen werden, dann wird sich diese Kunstform auch wieder einem größeren, breiteren Publikumskreis erschließen. Es ist ein Glücksfall, dass Groissböck, der ja auch mit der Oper schon voll ausgelastet wäre, sich dem Lied widmet«.
Schon 2017 brachten Groissböck/Huber bei DECCA eine »Winterreise« in Verbindung mit dem »Schwanengesang« heraus und betreten mit ihrer neuen CD mit dem eigenartigen Titel »Herz-Tod«, wo eine Uraufführung dergestalt geboten wird, dass die »Wesendonck-Lieder« erstmals von einem Bassisten gesungen werden, Neuland.
Die »Winterreise« ist wohl der bekannteste Liedzyklus überhaupt und für den Sänger eine große Herausforderung, denn gerade bei der »Winterreise« ist er gute siebzig Minuten den kritischen - aber sicher auch wohlwollenden - Augen und Ohren des Publikums ausgesetzt, denn weder Orchesterwogen noch Maske bieten auch nur den geringsten Schutz und er ist zusammen mit seinem Pianisten allein auf dem Podium und zudem ist den Ausführenden keine nennenswerte Pause gegönnt; das Werk ist ja länger als die meisten Sinfonien und beginnt gleich mit dem längsten Lied des gesamten Zyklus.
Franz Schubert hatte die »Winterreise« ja eigentlich für die Tenorstimme geschrieben, aber wenn man so über die Veranstaltungskalender oder den CD-Markt schaut, überwiegen eindeutig die dunkleren Tonlagen.
Von Anbeginn beeindruckte Groissböck mit seinen voluminösen Stimmmöglichkeiten; obwohl für diese 24 Lieder eine große Stimme eigentlich nicht vonnöten ist. Es ist immer wieder interessant zu hören, wie sich Sänger, die durchaus gewohnt sind sich auch über große Orchester hinweg Gehör zu verschaffen, sich hier zurücknehmen und verinnerlichte Töne darbieten. Eine so schwere Stimme hat es in diesem Genre nicht gerade leicht, eine reiche Farbpalette auszubreiten, da scheinen andere Stimmlagen einen natürlichen Vorteil zu haben, es sei denn es handelt sich um Loewe-Balladen.
Groissböck ist kein Sänger, der eben mal auch einen Liederabend so »mitnimmt«, er hat schon zur Genüge bewiesen, dass er das Lied ernst nimmt, auch an diesem Abend. Das Publikum wird in jedem Falle exklusiv bedient, denn wann hört man schon mal eine profunde Bassstimme bei einem Liederabend? Das ist relativ selten. Ganz hervorragend zur Stimme passte »Der greise Kopf«, aber auch das im Text vertraute und durch Silchers einfachere Version so populär gewordene Lied »Der Lindenbaum« war prächtig gesungen. Mit Gerold Huber hatte Groissböck zudem einen erfahrenen Begleiter an seiner Seite, der sich längst zu den Besten in diesem Metier zählen darf. Der Vortragsaal der Staatsgalerie war voll besetzt, der Beifall für die beiden Künstler entsprechend kräftig, sie hatten sich diesen redlich verdient! Schließlich ist noch eine Besonderheit dieses Liederabends zu erwähnen, ein gewisser Woka saß zu meiner Linken, er hatte mich auf dieses Konzert aufmerksam gemacht.
Es ist zwar kein besonderer Liederabend, aber aus dem was in den nächsten Tagen in Heidelberg gearbeitet wird, können in naher Zukunft besondere Liederabende entstehen. Wäre es heute in Heidelberg nicht so windstill gewesen, hätte man den Text »Das Lied« auf den roten Fahnen noch besser wahrnehmen können. Es ist nach meinen Beobachtungen einmalig, dass eine Stadt in dieser Art für das Genre Lied einen solchen Werbeaufwand treibt. Vielleicht gibt es einige Liedfreunde für die Heidelberg zumindest an einem der Tage erreichbar ist - dieses Angebot kommt nämlich erst in zwei Jahren wieder...
Lieber Karl Georg
Ich finde es beeindruckend, wie Heidelberg sich (zumindest mein Eindruck) von Jahr zu Jahr stärker dem Lied widmet. Ich habe mir für diese Saison leider nur eine Karte für Julian Prégardien besorgt, da viele interessante Vorstellungen an Vormittagen statt finden und daher für Berustätige schwer einzurichten sind (jedenfalls ist das bei mir so). Prégardien tritt zwar auch um 11 Uhr auf, allerdings an einem Samstag. Irgendwann bin auch ich rüstiger Pensionär!
Ach ja - und 5 Karten für Loriots Fassung von Peter und der Wolf mit Frau, Enkelin, meinem Sohn und seiner Ex.
Viel Freude bei allem, was Du in diesem Jahr in Heidelberg erleben wirst.
Gruß Wolfgang
Am zentralen Heidelberger Bismarckplatz bot sich heute
Morgen dieses Bild, es ist also nicht nur auf der Brücke geflaggt ...
Als ich heute die lokale Tageszeitung aus dem Briefkasten holte, begrüßte mich - andere Leser natürlich auch - Thomas Quasthoffs Porträt auf der Frontseite; der Text daneben lautete: »QUASTHOFF IN HEIDELBERG Weltstar kritisiert im Interview deutsches Bildungsniveau«
Im Blattinneren dann die fette Headline: »Hier stimmt etwas nicht mit diesem
Land«
Unter anderem meinte Quasthoff in diesem Interview:
»Der Großflughafen in Berlin kostet uns eine Million Euro - pro Tag! Und auf der anderen Seite muss jede Hochschule inklusive meiner um jede Kaffeetasse betteln. Da muss schon erlaubt sein zu sagen: Hier stimmt etwas nicht in diesem Lande. Und das Bildungsniveau schon gleich gar nicht. Wenn Schüler auf die Frage, wer Bismarck war, sagen, es sei der Außenminister Hitlers gewesen, dann muss ich sagen: Wir haben ein Bildungsproblem«.
Zum heutigen Wettbewerbstag folgende Bemerkungen:
Insgesamt betraten heute 14 Duos die Bühne - Das singende Personal bot folgendes Bild:
7 Soprane, 2 Mezzosoprane, 3 Tenöre, 1 Bariton und 1 Bass-Bariton. Die Herren Schubert und Schumann blieben außen vor; die Jury verlangte von den Wettbewerbsteilnehmern ein Repertoire von jeweils fünf Liedern der Komponisten: Johannes Brahms, Hugo Wolf, Claude Debussy, Maurice Ravel, Charles Ives und Wilhelm Killmayer. Die Werkauswahl lag bei den TeilnehmerInnen; pro Wettbewerbsrunde war aber mindestens ein Lied von Wilhelm Killmayer vorzutragen.
Jedem Duo stand für drei Lieder jeweils ein Zeitrahmen von fünfzehn Minuten zur Verfügung, der jedoch meist nicht voll ausgeschöpft wurde, viele Paare absolvierten ihr Pensum in sieben bis zehn Minuten, aber es wird natürlich im weiteren Verlauf des Wettbewerbs schwieriger werden.
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Die Liste aller Teilnehmer am Wettbewerb 2019
Sopran: Carolyn Beaudoin & Scott Downing, Iuno Connolly & Dylan Perez, Axelle Fanyo & Adriano Spampanato, Elena Harsányi & Toni Ming Geiger, Annelies van Hijfte & Frederik Martens, Nicola Hillebrand & Alexander Fleischer, Sarah Kollé & Alexander Boeschoten, Raphaela Marion Papadakis & Manon Fischer-Dieskau, Joanna Songi & Metthew Fletscher
Mezzosopran: Grace Durham & Florent Mourier, Rosina Fabius & Kanako Inoue, Anna Harvey & Lana Bode, Florence Losseau & Wonny Seongwon Park, Felicity Turner & Natalie Burch , Yajie Zhang & Young Hwan Jung
Alt: Jessica Dandy & Dylan Perez
Tenor: Luca Bernard & Mikhail Berlin, Remy Burnens & Clémence Hirt, Sascha Emanuel Kramer & Ammiel Bushakevitz, Ricardo Marinello & Esthea Krüger, Nikolaus Pfannkuch & Rebeka Stojkoska
Bass/Bariton: Konstantin Ingenpaß & Hyun-Hwa Park
Konstantin Krimmel & Doriana Tchakarova , Jeeyoung Lim & Eleonora Pertz , Michael Rakotoarivony & Teodora Oprisor
Hier noch bewegte Bilder vom ersten Wettbewerbstag in Heidelberg
Eine Darbietung, die meinen besonderen Beifall fand.
Eine Darbietung, die meinen besonderen Beifall fand.
Lieber hart, der Vortrag hat es auch mir angetan - nur, ich kenne keines der Lieder so gut, dass ich sagen konnte, von wem es stammte. Im Netz finde ich keine Antworten. Kannst Du weiterhelfen?
Unter anderem meinte Quasthoff in diesem Interview:
»Der Großflughafen in Berlin kostet uns eine Million Euro - pro Tag! Und auf der anderen Seite muss jede Hochschule inklusive meiner um jede Kaffeetasse betteln. Da muss schon erlaubt sein zu sagen: Hier stimmt etwas nicht in diesem Lande. Und das Bildungsniveau schon gleich gar nicht. Wenn Schüler auf die Frage, wer Bismarck war, sagen, es sei der Außenminister Hitlers gewesen, dann muss ich sagen: Wir haben ein Bildungsproblem«.
Man könnte ja einen Teil des Problems dahin gehend lösen, indem man verordnet, Wasser aus der Zeitung statt Kaffee aus Tassen zu trinken. So viel Kaffee ist gar nicht gesund. Neulich war ich hier in Berlin, dass mit den Millionen nur so um sich schleudert, in einer Ausstellung über den Kolonialismus und stand grübelnd vor einer Schrifttafel. Ich erfuhr aus allerlei zusammengestammelten Wörtern, dass Deutschland schlecht, Afrika aber gut gewesen sei. Eine Aufsichtsperson klärte mich auf. Man wolle damit einen Versuch unternehmen, Inhalte auch bildungsfernen Schichten nahezubringen. Das komme gut an. Und im Deutschlandfunk geriet ich dieser Tage in eine Sendung, die so begann: "Die deutsche Bundeskanzlerin heißt Angela Merkel. Sie hat heute gesagt ..." Nächste Meldung: "Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika heißt Donald Trump. Er hat heute gesagt ..." Und so ging das weiter. Am Schluss wurde ich aufgeklärt: "Sie hörten eine Nachrichtensendung in einfachem Deutsch." Und da sage noch einer, es werde nicht in die Bildung investiert. Wo ist also das Problem? Vielmehr habe ich ein Problem, weil ich die Lieder aus der Vorrunde des Heidelberger Wettbewerbs nicht kenne.
So viel Kaffee ist gar nicht gesund.
Lieber Rheingold,
das war heute nicht so einfach mit dem Kaffeetrinken in Heidelberg, denn auch die Liedenthusiasten im Theater wurden urplötzlich von einer bellenden Lautsprecheransage angewiesen, ab sofort kein Wasser zu berühren, der Gang zum WC war noch erlaubt; Händewaschen aber nicht; auch durch die Stadt fahrende Feuerwehrautos verkündeten diese Nachricht. Nach der Veranstaltung gab es aber schon am Spätnachmittag wieder Entwarnung.
Aber nun zu Deiner Frage nach den auf dem Video vorgetragenen Liedern. Der Besucher dieser Veranstaltung erhält dazu nur in Englisch eine kurze Information aus dem »Off« unmittelbar bevor das Duo die Bühne betritt; bei manchen nicht so geläufigen Titeln sind Hörfehlern dann Tür und Tor geöffnet, ein gedrucktes Programm gibt es nicht, lediglich ein Handzettel, der die Auftritt-Zeiten der Duos anzeigt - meine Nachrecherche kam zu diesem Ergebnis:
Das erste Lied dürfte von Maurice Ravel: Le Paon (Histories naturelles) sein, das zweite Lied ist von Wilhelm Killmayer nach einem Text von Eichendorff, der uns mit der Musik von Robert Schumann meist vertrauter ist, das Gedicht heißt »Im Walde«. Das dritte vorgetragene Lied komponierte Claude Debussy: Recueillement (Cinq Poémes de Baudelaire).
Noch eine Kurzinformation über Grace Durham, die ich bequemerweise dem Programmheft entnehmen kann: Sie ist derzeit Mitglied des jungen Ensembles der Semperoper Dresden.
Man ist als Hörender natürlich mannigfaltigen Täuschungen unterworfen, aber nach meinem Eindruck waren heute die besseren Stimmen zu hören, die »Beste« zu finden würde schwer fallen ...
Während vor zwei Jahren - so ist der Rhythmus dieser Veranstaltung - der Vortrag eines Liedes von Wolfgang Rihm zwingend vorgeschrieben war, nimmt diesen Platz nun der erst 2017 verstorbene Wilhelm Killmayer ein; also hörte man von jedem Duo mindestens eine Killmayer-Liedkomposition, manchmal zwar extrem kurz, aber da sind einige schöne Sachen dabei, die einen dem modernen Lied näher bringen können.
Gerade habe ich mir die Liste für morgen ausgedruckt, erfreulicherweise sind alle meine Favoriten weiter gekommen; das Feld hat sich nun auf 14 Paare reduziert. Auch für den heutigen Tag stelle ich eine Mezzosopranistin ein, obwohl noch feine Tenor- und Baritonstimmen im Wettbewerb sind, aber bei Yajie Zhang bin ich ziemlich sicher, dass meine Angaben der gesungenen Titel stimmen ... und die Frau aus Shanghai singt so schön Brahms.
1. Maurice Ravel: La Flûte enchantée (Shéhérazade2.)
2. Wilhelm Killmayer: An ein Taubenpaar
3. Johannes Brahms: Von ewiger Liebe op. 43,1
Nun doch noch zum Tagesabschluss auch eine männliche Singstimme vom heutigen Tag:
1. Claude Debussy: Romance- L´âme évaporée
2. Johannes Brahms: Auf dem Kirchhofe op. 105, Nr.4
3. Wilhelm Killmayer: Sommer II (Trakl-Lieder)
Das erste Lied dürfte von Maurice Ravel: Le Paon (Historiesnaturelles) sein, das zweite Lied ist von Wilhelm Killmayer nach einem Text vonEichendorff, der uns mit der Musik von Robert Schumann meist vertrauter ist,das Gedicht heißt »Im Walde«. Das drittevorgetragene Lied komponierte Claude Debussy: Recueillement (Cinq Poémes deBaudelaire).
Lieber hart, besten Dank für die Aufklärung. Wie ich höre und sehe, haben sich auch andere Teilnehmer des Wettbewerbs Killmayer zugewandt. Zufall?
... YajieZhang ... und die Frau aus Shanghai singt so schön Brahms.
Diesen Eindruck habe ich auch gewonnen. Zunächst dachte ich, dass es ziemlich mutig sei, mit der "Ewigen Liebe" in einen Wettbewerb zu gehen. Was ich gehört habe, hat meine Bedenken zerstreut. Wunderschönes Timbre, große Ruhe, gut zu verstehen. Es fließt. Hingegen finde ich den "Kirchhof" mit Ricardo Marinelli beim schwierigen Beginn doch etwas zu derb.
Während vor zwei Jahren - so ist der Rhythmus dieserVeranstaltung - der Vortrag eines Liedes von Wolfgang Rihm zwingendvorgeschrieben war, nimmt diesen Platz nun der erst 2017 verstorbene WilhelmKillmayer ein; also hörte man von jedem Duo mindestens eineKillmayer-Liedkomposition, manchmal zwar extrem kurz, aber da sind einigeschöne Sachen dabei, die einen dem modernen Lied näher bringen können.
haben sich auch andere Teilnehmer des Wettbewerbs Killmayer zugewandt. Zufall?
In aller Kürze ... Heidelberg ruft schon wieder!
Eine Steigerung des dritten Wettbewerbstages war heute schon an der Garderobe zu sehen, die deutlich besser belegt war als an den Vortagen - man befand sich im Halbfinale. Es waren insgesamt 56 Lieder zu singen, zu begleiten und zu hören - und nicht zu vergessen - auch noch zu bewerten. Eine Saalreihe in der Raummitte ist also der achtköpfigen Jury vorbehalten, die praktisch inmitten des Publikums sitzt, wobei Thomas Quasthoff jedoch bittet, dass sich niemand direkt vor ihn setzt, damit er das Geschehen am Konzertflügen uneingeschränkt im Blickfeld hat.
Heute waren also 14 Duos am Start, welche jeweils die Aufgabe hatten in einem Zeitrahmen von 20 Minuten vier Lieder darzubieten. Vorgaben waren offensichtlich Kompositionen von Johannes Brahms, Hugo Wolf, Claude Debussy und Charles Ives - Wilhelm Killmayer war nicht mehr dabei. Die Reihenfolge der vier Lieder wurde von den Duos individuell gestaltet.
Den wohl meisten Leuten wurden neue Hörgewohnheiten abgefordert, denn mit Charles Ives hatte ein amerikanischer Komponist (1874-1954) das Podium betreten, der eine Neigung zu Dissonanzen hatte und zumindest hierzulande einem breiten Publikum eher weniger bekannt ist. Bei einigen Stücken des Amerikaners beteiligte sich dann auch schon einmal die begleitende Person am Flügel mit kurzen Einlagen am gesanglichen Geschehen.
Natürlich hatten die singenden Damen die Garderobe gewechselt, so auch die Mezzosopranistin Grace Durham, die hier nochmals zusammen mit Florent Mourier im Halbfinale mit ihrem Auftritt erlebt werden kann. Die Auswahl der gleichen Sängerin soll zeigen, wie vielseitig die Interpreten sein müssen. Hier in einer Liedfolge: Wolf / Brahms / Ives / Debussy.
Auch beim Duo Konstantin Kimmel (Bariton) und Doriana Tchakarova am Klavier, kann die im Halbfinale geforderte Bandbreite gezeigt werden; zudem ist hier im letzten Stück ein Beispiel zu sehen, wo die Pianistin kurz stimmlich tätig wird. Hier ist die Liedfolge: Wolf / Brahms / Debussy / Ives.
Bei den Aufnahmen sind mitunter die Köpfe der Jury zu sehen, von links nach rechts sind das:
Richard Stokes, Professor für Kunstlied an der Royal Academy of Music in London
Malcolm Martineau - wohlbekannter Liedbegleiter und reich mit diversen Titeln ausgezeichnet
John Gilhooly, Direktor der Wigmore Hall in London
Helga Machreich, eine namhafte Musikagentin
Thomas Quasthoff, der das Ganze ins Leben gerufen hat und leitet
Thorsten Schmidt, Gründungsintendant des HEIDELBERGER FRÜHLING
Juliane Banse, bekannte Sängerin mit Gesangsprofessur in Düsseldorf
Charlotte Lehmann, Sängerin die seit vielen Jahren an den Hochschulen Hannover und Würzburg pädagogisch tätig ist und unteranderen auch Thomas Quasthoff ausgebildet hatte.
Dieses Bild zeigt die Jury nun in besserer Perspektive von vorn
Lehmann, Banse, Schmidt, Quasthoff, Machreich, Gilhooly, Martineau, Stokes
Die Wettbewerbsvorgaben zum Semi-Finale waren folgende:
Es mussten Lieder von Brahms, Debussy, Ravel und Ives gesungen werden. Zwei Titel hatte die Jury aus dem eingereichten Repertoire festgelegt, die andern konnten frei gewählt werden, jedoch mit der Bedingung, dass eines auf Französisch sein musste und ein weiteres von Charles Ives.
Insgesamt hatten sich für diesen Wettbewerb 70 junge Sängerinnen und Sänger, sowie 51 Damen und Herren für die Klavierbegleitung beworben; 21 Nationalitäten waren vertreten.
Der Wettbewerb 2019 startete mit 25 Duos, von denen nun am Sonntag, 10. Februar 2019 sieben Paare (Gesang/Klavier) das Finale im Marguerre-Saal bestreiten. Der Zeitplan sieht diese Reihenfolge vor:
15:00 Jeeyoung Lim & Elenora Pertz
15:30 Florence Losseau & Wonny S. Park
16:00 Nikola Hillebrand & Alexander Fleischer
16:30 Anna Harvey & Lana Bode
17:00 Uhr - PAUSE -
17:30 Michael Rakotoarivony & Teodora Oprisor
18:00 Konstantin Krimmel & Doriana Tchakarova
18:30 Yajie Zhang & Young Hwan Jung
20:00 Uhr Ergebnisbekanntgabe
Hier noch eine Kostprobe von gestern, auch dieses Duo wird im Finale am Sonntag mit dabei sein.
Nikola Hillebrand singt hier vier Lieder in vier Sprachen:
Französisch, Englisch, Aramäisch und Deutsch; es sind Kompositionen von
Debussy, Ives, Ravel und Brahms - beachtlich, bei Ravels »Kaddish« ist die Singstimme fast alleine ...
Der Wettbewerb in Heidelberg ist entschieden; ich werde hier noch Details aus der Finalrunde berichten. Gerade vom Konzert zurückgekehrt, wird zum Tagesabschluss nur das Programm des Sieger-Duos eingestellt:
Killmayer: Schön-Rohtraut (Mörike-Liederzyklus)
Killmayer: Petit air (Huit Poésies Mallarmé)
Brahms: Es steht ein´ Lind´ WoO 33/41
Wolf: Zum neuen Jahr (Mörike-Lieder)
Wolf: Verschling´ der Abgrund meines Liebsten Hütte (Italienisches Liederbuch)
Wolf: Das verlassene Mägdlein (Mörike-Lieder)
Wolf: Nixe Binsefuß (Mörike-Lieder)
Wolf: Erstes Liebeslied eines Mädchens (Mörike-Lieder)
Ravel: Kaddish (Deux mélodies hébraïques)