Für mich liegt das Problem dieses Finales eher darin, dass es *zu wenig* mit den vorhergehenden Sätzen zu tun hat. Es wirkt, ungeachtet der Zitate beinahe wie ein völlig neuer Anlauf, ein ganz eigenständige sinfonische Dichtung, auf die die vorhergenden drei Sätze schlecht vorbereiten.
Wenn man sich an das Programm Mahlers hält bzw. an die verarbeiteten Lieder, dann spiegeln die ersten beiden Sätze die Naturnaivität und der dritte Satz ist das abstoßende "Haar in der Suppe" - die verkehrte Menschenwelt als "Lügenwelt". Diese beiden Erfahrungen, die Natur als "schöne Welt" (wie es auch im Lied heißt) und die böse Menschenwelt prallen im Finale mit aller Gewalt aufeinander, das Subjekt ist zerrissen und hin- und hergerissen zwischen diesen extremen Gegensätzen. Am Schluß gibt es dann in der Coda eine Versöhnung: das Naturthema wird von einer Art antikem Triumpfmarsch sozusagen als "Beute" zur Schau getragen, d.h. die Naturnaivität erscheint für die Menschenwelt "erobert".
Zu lang ist es m.E. nicht absolut gesehen, aber ich finde die 2. Hälfte stellenweise dramaturgisch unplausibel, weil das Triumph/Choral-Thema eigentlich zu früh kommt und dann nochmal eine Rücknahme erfolgen muss (und die Steigerungen danach teils äußerlich und hypertroph)
Das wäre eine Frage für eine genauere Analyse. Ich habe das immer als Ausdruck von Verzweiflung gehört, als trügerische "Scheinsiege" mit folgenden Abstürzen, durch die sich das Subjekt bis zum endgültig befreienden Sieg "durchkämpfen" muß. Mahler-typisch ist ja auch, dass immer dann, wenn sich der Triumpf besonders prahlerisch gebärdet, der Absturz um so sicherer folgt.
Schöne Grüße
Holger