Kurzbericht in der Mittagspause
Es handelte sich um die zweite Aufführung nach der Premiere am vergangenen Samstag.
Um es gleich vorweg zu nehmen, ich habe mich blendend auf hohem Niveau unterhalten.
Die musikalische Seite ist nach meiner Erinnerung auch in den meisten Kritiken des Feuilletons relativ gut weggekommen. Kritisiert wurde allerdings eine eher blasser Figaro. Das kann ich nicht bestätigen; meiner Meinung nach waren alle Sängerinnen und Sänger ihren Partien mehr als gewachsen.
Hinzu kam auch eine ausgesprochene Spielfreude.
Hervorheben möchte ich aus der insgesamt hervorragenden Ensembleleistung allerdings die Susanna von Olena Tokarund den Cherubino von Wallis Giunta.
In so guter Form habe ich das Gewandhausorchester seit langem nicht erlebt. Vielleicht liegt ihm Mozart einfach mehr als Wagner oder Strauss?
Die Regie würde man hier im Forum wohl als Regietheater light bezeichnen. Die Bühne bestand im wesentlichen (abgesehen von einigen Gartenutensilien, wie Büschen und einem Springbrunnen im Schlussakt) aus einem dreigeschossigen Rokokoschlösschen, in dem es treppauf und treppab ging. Die Darsteller waren allerdings in Kostüme der Sechzigerjahre gesteckt Der Sinn hat sich mir nicht ganz erschlossen; man kann auch nicht sagen, dass der Regisseur versucht hat, irgendwelche gesellschaftskritischen Einsichten zu vermitteln. Da mir aber die Entstehungszeit des Stückes, das Umfeld und die Geschichte gut bekannt sind, bedarf ich entsprechender Nachhilfe auch nicht.
Ansonsten waren die etwas heiklen Verwechslungs- und Verstecksituationen ausgezeichnet gelöst, und es ging auf der Bühne recht munter zu.
Wer mit der Einschränkung bezüglich der Kostüme leben kann (ich kann es, von "Werkentstellung" kann wirklich nicht die Rede sein), kommt hier meines Erachtens auf seine Kosten, zumal auch die musikalische Seite stimmt. Das Publikum quittierte die Vorstellung mit großem Applaus.