Liebe Opernfreunde,
dieser Thread ist sozusagen der Vorbote zum Eintrag gleichen Namens in unseren Opernführer, an dem ich grad arbeite.
Wie einige hier schon wissen ist die deutsche Spieloper in all ihren Spielarten ein besonderes Anliegen von mir. - Speziell weil sie bei den meisten Opernfreunden ja nicht so besonders hoch im Kurs zu stehen scheint.
"Doktor und Apotheker" ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes.
Einerseits kann man hier sehr gut die Eitelkeit von Ärzten und Apothekern des achtzehnten Jahrhunderts geschildert bekommen.
Interessant auch das Bindeglied zwischen Mozart und Lortzing , von beiden finden sich Elemente, so z.B der eitle Apotheker, der Arien des Van Bett vorwegnimmt, aber auch an Rossinis Bartolo erinnert - alles VOR Rossini. Hier dürfte Dittersdorf Werk als Vorbild gedient haben.
"Galenus und Hyppokrates sind gegen mich nur Stümper"
man höre nur das Finale der Arie, die fast identisch mit jener "Einen Doktor meinesgleichen" scheint
Die Oper besteht aus 24 Gesangsnummern die durch gesprochene Texte verbunden sind.
Auch sehr hübsch das Duett von Stössel und Krautmann:
"Sie sind ein Scharlatan und Ignorant"
oder das Couplet des dem Trunke nicht abgeneigten Hauptmans Sturmwalds "Der Wein ist ein Spezifikum" ....
Fast hätte ich vergessen die herrliche Musik zu würdigen:
Hier ist nichts schwerfälliges düsteres, alles ist freundlich , teilweise ironisch, oft volkstümlich. Man findet Anklänge an die Zauberflöte und ihre "Schwestern" die wir in diesem Forum schon ausführlich besprochen haben, zudem Arien, bzw Couplets in Lortzingscher Manier.
Als die Oper am 11. Juli 1786 in Wien uraufgeführt wurde, übertraf der Erfolg jenen der wenige Wochen vorher uraufgeführten "Hochzeit des Figaro" von Mozart !!........
Nun zu den Aufnahmen, ich weiß nicht ob es überhaupt mehrere gibt.
Meine (von Bayer Records) ist IMO nahezu optimal, wenn man die Unart akzeptiert, daß die Sprechstellen von Schauspielern gesprochen werden - übrigens vorzüglich - gar nicht hölzern.
Allerdings ist zwischen der (absichtlich) unsympathischen Sprechstimme des Hauptmann Sturmwald und der Singtimmer (Gerhard Unger) schon ein gravierender Unterschied.
Ich hoffe einigen ein wenig Appetit auf diese von Ohrwürmern strotzende Oper gemacht haben
und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
aus Wien
Alfred