Es war dies die 5. von insgesamt sechs Vorstellungen in dieser Spielzeit. Die Lucia wurde diesmal von Eun Nee You gesungen, die sich in der Rolle mit Anna Virovlansky,die die Premiere gesungen hat, abwechselt.
Als kurzfristiger Einspringer wurde die Rolle des Edgardo wegen einer Erkrankung von Antonio Polo durch Xavier Moreno übernommen.
Wieder einmal mehr zeigt das Haus, dass es in der Lage ist, auch anspruchsvolle Stücke ohne weiteres adäquat zu besetzen. Eun Nee You gehört ja schon seit längerem zum Ensemble; Besucher der Leipziger Oper werden sie eventuell schon als Violetta in der Traviata erlebt haben.
Mit den mörderischen Koloraturen der Rolle, insbesondere auch in der sogenannten „Wahnsinnsarier“ hat sie keinerlei Probleme; Das perlt und fließt nur so dahin, so dass es ein schieres Vergnügen ist zuzuhören. Allerdings ist Ihre Lucia sehr weit weg vom Damatischen, vom Stimmcharakter wirkt sie sehr jung, verletzlich, zart.
Sehr gut gefallen hat mir auch Moreno, der sich trotz des kurzfristige Einspringens sehr gut in die Inszenierung eingefügt hat. Ich habe ja ohnehin ein gewisses Faible für Tenöre, die er einen baritonalen Stimmcharakter haben.
Hausmann gab seinem Enrico, wenn erforderlich, mit robustem Bariton den nötigen stimmlichen Furor.
Auch die übrigen Rollen waren gut besetzt; der Chor(wie ich in Leipzig nicht anders erwartet haben) präzise und wohltönend.
Das Orchester unter Bramall (der wohl nach München geht) einmal mehr in Bestform. Ich habe jedenfalls keine Patzer gehört und die „Schmiegsamkeit" im Klang, die ich bei Donizetti erwarte, war jederzeit vorhanden.
Die Vorstellung war seit langem ausverkauft, vermutlich auch, weil sich herumgesprochen hat, dass Katharina Thalbach durchaus die Erwartungen auch eines konservativen Opernpublikums erfüllt, ohne banal zu werden. Ein origineller Einfall, die drei Hexen(?) am Anfang, die auch später noch als personifiziertest Verhängnis der Lucia sowie am Schluss in der Friedhofsszene auftauchen. Sie lassen keinen Zweifel daran, dass die ganze Geschichte von Anfang an vom Bösen, vom Verhängnis überschattet ist (an dem sie sichtliches Vergnügen haben), dem die Protagonisten ausweglos entgegen treiben und erinnert mich natürlich etwas an den Anfang von Macbeth, wie man auch Anklänge an Verdi natürlich in der Musik nicht überhören kann.
Das Bühnenbild ist naturalistisch, mit schaurigem schottischem Hochland, Blitz und Donner und einem großen Mond. Effektvoll, am Ende die Verbrennung der Leiche Lucias, zu der sich der todwunde Edgardo ins Feuer stürzt.
Die Premiere soll bereits ein rauschender Erfolg gewesen sein; auch gestern gab es begeisterte Ovationen. In dieser Spielzeit ist noch einer Vorstellung für den 6. Mai, diesmal wieder mit Virovlansky in der Titelrolle geplant.
Wir sich diese unbedingt empfehlenswerte Inszenierung ansehen will, sollte sich besser mit der Kartenbestellung beeilen.