Lieber Walter :
Ich teile Deine Meinung zu den beiden von Dir herangezogenen Interpretationen durch ABM . In diesem Sinn auch etwa Joachim Kaiser in seinem Pianistenbuch ( nicht der Co-Autor ! ) . Michelangelis Stil hat sich radikal verändert . Man höre dagen die Aufnahmen aus Italien vor und anch dem Zweiten Weltkrieg !
Benedetti - Michelangeli spielt hier fast seine eigene , sehr schmerzhafte Autobiographie . Und wer alleine in Lugano an seinem Grab steht , der wird dies auch verstehen können . Es gibt deutliche Parallelen zwischen dem Leben Beethovens und dem Leben und
Leiden Michelangelis .
Meine Hinweise auf Prof. U. N. Riede et al. sind sehr bewusst gewählt worden , weil sich darin eine grosse Erfahrung an Lebenswirklichkeit findet . Es liesse isch dazu viel ausführen .
S. Richter war zu Beginn seiner Karriere im "Westen" 1960 gerade einer Supervirtuosen in allen seinen ser zwispältigen Beethovensonaten . Diese fast extreme Ambivalenz hat er später anhand seiner Ausführungen zu "Appassionata" - Sonate auch dargestellt . Je "westlicher" Richter wurde , desto mehr hat er sich von Beginn an versucht den dortigen Gegebenheiten anzupassen , um dies später fast völlig zurückzunehmen .
Einer der beliebtesten Sätze Richters , wenn er konkret nachgefragt worden ist , war "...ander haben es schon gespielt" . Eine eigentlich nichtsaagende Aufnahme .
Wo und wenn S. Richter in seinen späten Jahren zu einem grossen Teil ein Opfer auch seiner eigenen familiären Lebengeschichte geworden ist ( dokumnetiert etwa mit seinen Aussagen vor der 'Liederhalle' in Stuttgart dazu ) , so hatte sich Michealngeli schon lange in die an seinem persönlichen Leidensweg unbeteiligte Schweiz zurückgezogen gehabt .
S. Richter hat auch dem nicht minder grossen Emil Gilels sehr vieles lebenslang nachgetragen , ohne das wir im Einzelnen wissen , was wirklich alles vorgefallen iast in deren persönlichen Begegnungen .
Auf die äusseren Zwänge , international grosse Erfolge zu haben haben beide ganz unterschiedlich reagiert . Von Michelangeli kenne ich aus seiner späreen Zeit keine einzige auch nur romantisierende Aufnahme ( woebei der Begriff 'Romantik' sehr behutsam verwendet werden sollte ) ; bei S. Richter gab es schon einige zumindest nachempfende Interpretationen , etwa bei Robert Schumanns 'Waldszenen' , die ganz im Gegensatz zu seiner Interpretation etwa der "Études symphoniques" Opus 13 gestanden haben .
Folgt man verschiedenen auch namhaften Rezensenten , so ist es bei S. Richter bei Ludwig van Beethoven immer um "jahrelange Auseinandersetzungen" gegengen ; Bendetti Michelangeli dagegen hat sein Bild über sich selbst wie über Beethoven wie in einem irdischen Erlsöungsgedanken pianistisch in Opus 111 aufgelöst .
Viele Grüsse ,
Frank
Beste Grüsse ,
Frank