Anerkannte Komponisten der Moderne mit WIRKLICH schlechter Diskographie

  • Da das Thema, ob 5 CDs besonders wenig für einen abgehangenen (verstorbenen) aber guten Komponisten sind, nun ein eigenes Thema zu Komponisten, bei denen man sich schon nach einer Protrait-CD sehnt. Dabei sollten aber nur solche berücksichtigt werden, die lexikalisch belegt so etwas wie internationalen Ruhm (gehabt) haben.


    In den Lexika ist immer die Rede von den "Türkischen Fünf", die ins Ausland geschickt wurden und dann die moderne Kunstmusik in die Türkei brachten. CD-technisch sind es nur drei: Saygun, Erkin und Akses. Bei den anderen zwei ist die Diskographie wirklich sehr sehr schlecht:


    Cemal Reşit Rey (1904–1985)

    Ferid Alnar (1906–1978)


    Zu letzterem immerhin ein Stück auf einer Neuerscheinung:

  • Lieber kurzstueckmeister ,


    Du stellst dann hier wirklich schwere Aufgaben. Ich hatte so ein paar Kandidaten in petto, die sich aber bei Suchen über jpc mit Bereichen ihres Werks (wenn nicht notwendigerweise dem von mir gesuchten) als durchaus vertreten herausstellten. Ich habe eine von mir sehr geschätzte CD mit Klaviermusik von Norbert von Hannenheim (*1898 - † 1945) und Johann Ludwig Trepulka (*1903 - † 1945). Hier gibt es meines Wissens außer der Einspielung von Herbert Henck gar nichts.



    Allerdings ist die Sachlage natürlich schon etwas Besonderes. Hannenheim hat wohl in einem Anfall von Schizophrenie einiges zerstört vom durchaus wohl umfangreichen Notenmaterial. Es gibt wohl noch einiges (siehe Eintrag in Wikipedia) Da würde mich mittlerweile das Liedwerk interessieren. Vertont wurden Hölderlin, Rilke, Nietzsche und Holz. Aber auch schwächere Lyriker wie Binding und Hesse. Interessant wäre das mittlerweile allemal. Trepulka war wohl Schüler von Hauer, aber auch hier ist die Notenlage wohl nicht einfach. Einiges scheint auch hier verschollen, insbesondere der Komponist.


    Nur: können wir hier von internationaler Bekanntheit sprechen?


    Deine Bedingungen erfordern ja zwangweise internationale Präsenz, die meistens schon mit Aufnahmen verbunden war. Dann wären diese Aufnahmen nicht mehr vorhanden. Was kann denn sonst noch der Fall sein? Im Bereich der Säuberungen sogenannter "entarteter Kunst" gab es natürlich schon bekanntere Komponisten, die dann verschwanden, Pavel Haas oder Viktor Ullmann oder auch Schulhoff. Da hat aber seit einiger Zeit schon eine Wiederentdeckungsphase eingesetzt, also wieder nichts :/. Es wird schwierig.....

  • Ja, Du hast schon recht, ich bin nunmal CD-fixiert, wenn man LP auch zählt, dann gibt es offenbar zu meinem Kandidaten Alejandro García Caturla (1906 – 1940) im anderen Thread schon etwas. Man muss halt in discogs suchen und nicht in Amazon:

    https://www.discogs.com/artist…andro-Garc%C3%ADa-Caturla

    ebenso zu Roldan:

    https://www.discogs.com/artist…%C3%A1n?anv=Amadeo+Roldan

    und zu Alnar:

    https://www.discogs.com/artist/1579645-Hasan-Ferit-Alnar

    sogar eine Portrait-Doppel-CD:

    https://www.discogs.com/Ferid-…id-Alnar/release/10092599

    Was ist denn das für ein Label: Turkish Airlines?

    :/

  • Die Hannenheim-Trepulka-CD habe ich auch und den Hannenheim schätze ich sehr.

    Du hast Recht, dass meine Eingangs-Aufgabe zu eng war - zu den einen gab es mal Aufnahmen, die nur schwer zu bekommen sind, und die anderen waren nie wirklich international berühmt (leider habe ich keinen Zugriff zum aktuellen grove music online, vielleicht hat Hannenheim aber dort schon einen lobenden Artikel ...)

  • In der Praxis ist es allerdings für viele ein schwacher Trost, wenn es vor 40-50 Jahren ein Stück mal auf einer LP gab. Wenn man nicht extremes Interesse an der entsprechenden Musik hat, wird man diesen Aufwand nicht treiben wollen. Heute kann man dann zum Glück mit gar nicht schlechter Erfolgschance darauf hoffen, dass ein Enthusiast eine LP o.ä. Aufnahme bei youtube oder privat zum Download einstellt. Ist zwar immer noch etwas Suchaufwand.


    Ich weiß nicht, ob wir schon einen Thread für etwas "leichtere Fälle" haben. Aber wenn "schlecht" reicht und man relativ bekannte Komponisten (viel bekannter als die bisher hier angeführten) nimmt, würden mir zB Bloch, Taneyev, Lajtha einfallen. Es gibt das meiste schon irgendwie, auch auf CD, aber meist/oft nur eine Einspielung, oft schon vergriffen. Verglichen mit anderen, bei denen man zwischen mehreren oder sogar vielen Optionen wählen kann. Sogar Streichquartette von ziemlich bekannten Komponisten wie Honegger oder Millhaud habe ich seit Jahren auf der Merkliste, weil die wenigen existierenden Aufnahmen vergriffen und/oder sauteuer sind.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Die Komponisten, die ich hier im Sinn hatte, laufen einem als normalem CD-Sammler eben gar nicht über den Weg im Gegensatz zu den von Dir genannten, demzufolge werden sie in den Klassikforen auch kaum oder nicht genannt. Man kommt erst zu ihnen, wenn man statt CD-Katalogen Lexika durchkämmt, und das tut offenbar kaum jemand.


    Der Sinn war eher zu relativieren, wenn jemand meint, "warum gibt es von dem Komponisten nicht mehr", wenn ohnehin eine Handvoll CDs verfügbar sind, also zu zeigen, dass das schon viel ist. Wenn man jedoch antiquarische LPs der 60er mithineinnimmt, dann relativiert sich wieder meine intendierte Relativierung - allerdings habe ich selbst gar keinen LP-Spieler ...


    Zu Deinen Namen - Bloch wundert mich jetzt, zu dem gibt es nicht so wenig. Lajtha bei jpc nur NAXOS-CDs, der ist tatsächlich jemand, dem keine breitere Label-Aufmerksamkeit zu Teil wird. Bei Honegger/Milhaud stimme ich zu, ich war ziemlich irritiert, was es zu diesen großen Namen alles NICHT aktuell verfügbar gibt, gerade im Bereich großbesetzter Vokalmusik.

  • Zitat

    Sogar Streichquartette von ziemlich bekannten Komponisten wie [...] Millhaud habe ich seit Jahren auf der Merkliste, weil die wenigen existierenden Aufnahmen vergriffen und/oder sauteuer sind.

    Die habe ich mir quasi zusammengesammelt und jetzt vollständig auf CD mit Booklet oder als CD ohne solches [;)]. Wirklich hochinteressant und reizvoll! Die Quartette von Honegger kenne ich hingegen überhaupt nicht.


    :)Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Honeggers Kammermusik gab es in einer 4-CD-Gesamteinspielung bis vor kurzem noch "neu". Die Streichquartette (1 CD davon) sind z.T. den Sinfonien ähnlich (also dieses langsame Empordräuen ...)

    :thumbup:

  • Es gibt das meiste schon irgendwie, auch auf CD, aber meist/oft nur eine Einspielung, oft schon vergriffen. Verglichen mit anderen, bei denen man zwischen mehreren oder sogar vielen Optionen wählen kann. Sogar Streichquartette von ziemlich bekannten Komponisten wie Honegger oder Millhaud habe ich seit Jahren auf der Merkliste, weil die wenigen existierenden Aufnahmen vergriffen und/oder sauteuer sind.

    Ein interessantes Thema - mit einigen Widersprüchen.


    Beginnen wir mit dem Titel. "Anderkannte Komponisten" der moderne - die aber nur in Lexika zu finden snd - und das nicht in allen.

    Sind das wirklich "ANERKANNTE" Komponisten ?

    Dann gibt es die, von denen eine Handvoll Aufnahmen existiert - oder existiert haben.

    Warum sind die so schnell aus den Katalogen verschwunden ?

    Die Antwort ist einfach: Weil sich niemand dafür interessiert, bzw abschreckende Musik darunter ist.

    Das wird natürlich nicht von allen so gesehen, aber eine Handvoll Enthusiasten reicht der Tonträgerindustrie nicht aus - obwohl da wirklich tollkühne Labels darunter sind - die haben aber auch nur begrenzte Geldmittel für Produktionen zur Verfügung.


    Die Klagen über unterrepräsentiertes (sperriges) Repertoire der Moderne und Gegenwart bziehen sich immer wieder auf den Anspruch der Erhaltung der Kunst und Kultur. Wie kommt man gerade auf die Idee, daß hier die bedeutenden Labels Aufnahmen der Kultur wegen produzieren ?


    Diese interdschwellige Meinung stammt von den Majors selbst. Über viele Jahre hindurch haben sie ihrer Klientel eingeredet, es ginge ihnen um der Bewahrung von akustischen Kulturschätzen. Mit dieser Schutzbehauptung hatten sie einen wirkungsvollen Schutzschild aufgebaut, der die exorbitant hohen Preise ihrer Produkte rechtfertigen sollte. (und das hat über Jahrzehnte gut funktioniert)


    In Wahrheit sehen Tonträgerfirmen (es gibt einige Ausnahmen) Plattenproduktionen als Geschäft an - wie ja schon der verräterische Name "Tonträgerindustrie" aussagt. Dieser Umstand konnte lange verschleiert werden, aber durch die Verproletarisierung der Gesellschaft ist plötzlich weniger Geld für "Klassische Musik" vorhanden - und die Großen lassen die Maske fallen und investieren nur mehr in profitable Projekte.


    Independent Labels - vorzugsweise - so der Besitzer eine gewisse Musikrichtung bevorzugt - sind oft freier, notabene dann, wenn das Plattenlabel quasi als "Hobby" betrieben wird und das Geld mit anderen Aktivitäten verdient wird.


    Generell kann man also sagen, daß vor allem der sogenannte "Markt" (hinter dem sich stets der Abnehmer verbirgt) das Programm regiert.

    Eigentlich bin ich immer wieder überrasch wie viel "unverkäufliches" produziert wird.

    Und so gesehen ist das Angebot größer als in meiner Jugend.

    Allerdings gibt und gab es immer nur eine kleine zeitlich beschränkte Auswahl, was den langjährigen Sammler wenig tangiert, kaufte er imme das was grade am Markt war - und ihn interessierte. Wird die Aufnahme nach 3-5 Jahren gestrichen, dann tangiert ihn das eigentlich nicht.

    Seien wir froh, daß wir nicht vom Streaming abhängig sind.....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Ein interessantes Thema - mit einigen Widersprüchen.


    Beginnen wir mit dem Titel. "Anderkannte Komponisten" der moderne - die aber nur in Lexika zu finden snd - und das nicht in allen.

    Sind das wirklich "ANERKANNTE" Komponisten ?

    Solange sie nicht aus den großen Lexika (grove/MGG) rausgeflogen sind, würde ich die als anerkannt bezeichnen. Man kann den Begriff freilich auch enger fassen, und es kommt auch darauf an, was drinnen steht. Außerdem gilt es, die nationalen Schlagseiten zu berücksichtigen (also in MGG eher nicht die Deutschen, im grove eher nicht die Engländer betrachten).

    Zitat

    Dann gibt es die, von denen eine Handvoll Aufnahmen existiert - oder existiert haben.

    Warum sind die so schnell aus den Katalogen verschwunden ?

    Die Antwort ist einfach: Weil sich niemand dafür interessiert, bzw abschreckende Musik darunter ist.

    War schon klar, dass das von Dir kommen wird. Es ist aber ziemlich egal, wie "abschreckend" die Musik ist und auf die Komponisten früherer Jahrhunderte trifft das ähnlich zu (nur dass die nicht zu Lebzeiten Einspielungen bekamen). Freilich ist die Menge an Aufnahmen bei atonaler Musik tendenziell kleiner, aber auch sehr leicht zugängliche Musik wie bei Ferid Alnar ist aktuell kaum auf Tonträgern zu finden. Es gibt einfach zu viel davon für den "Markt" ... aber zu der Dokumentation kultureller Überlieferung kommst Du ja auch noch ...

    Zitat

    Das wird natürlich nicht von allen so gesehen, aber eine Handvoll Enthusiasten reicht der Tonträgerindustrie nicht aus - obwohl da wirklich tollkühne Labels darunter sind - die haben aber auch nur begrenzte Geldmittel für Produktionen zur Verfügung.


    Die Klagen über unterrepräsentiertes (sperriges) Repertoire der Moderne und Gegenwart bziehen sich immer wieder auf den Anspruch der Erhaltung der Kunst und Kultur. Wie kommt man gerade auf die Idee, daß hier die bedeutenden Labels Aufnahmen der Kultur wegen produzieren ?

    Weniger die bedeutenden Labels als NAXOS oder cpo - letztere sagen das doch recht deutlich, dass ihr Hauptziel die Dokumentation ist.

    Ginge es nach dem Markt, würde es cpo wohl gar nicht geben, das ist die Abteilung für kulturelle Dokumentation, die sich jpc halt so leistet. Die Majors sehe ich aber auch nicht als Bewahrer der Kultur sondern als die Geschäftsleute, aber vielleicht tue ich ihnen da auch ein wenig unrecht. Dennoch: Es wird viel TROTZ des Marktes produziert. Holsts Planeten sind hier nicht das Thema ...

    Zitat

    Eigentlich bin ich immer wieder überrasch wie viel "unverkäufliches" produziert wird.

    Und so gesehen ist das Angebot größer als in meiner Jugend.

    Allerdings gibt und gab es immer nur eine kleine zeitlich beschränkte Auswahl, was den langjährigen Sammler wenig tangiert, kaufte er imme das was grade am Markt war - und ihn interessierte. Wird die Aufnahme nach 3-5 Jahren gestrichen, dann tangiert ihn das eigentlich nicht.

    Seien wir froh, daß wir nicht vom Streaming abhängig sind.....

    Da stimme ich Dir in allem zu.

  • Honeggers Kammermusik gab es in einer 4-CD-Gesamteinspielung bis vor kurzem noch "neu". Die Streichquartette (1 CD davon) sind z.T. den Sinfonien ähnlich (also dieses langsame Empordräuen ...)

    :thumbup:

    Ich danke Dir! Da kommt man gerne ins Nachdenken!


    :)Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Honeggers Kammermusik gab es in einer 4-CD-Gesamteinspielung bis vor kurzem noch "neu".

    Freunde der Kammermusik Honeggers ! Trocknet Eure Tränen !!

    Die gibt es noch immer - oder schon wieder. (Timpany 4 CDs)

    Allerdings hat sich die Bestellnummer geändert - und der Preis. Man darf jetzt 46.99 Euro hinblättern (13 Euro plus gegenüber der alten Edition) und ausserdem gibts eine Wartezeit von 2-3 Wochen....

    Einen wahren Fan kann sowas nicht abschrecken....

    Außerdem ist das bei Lichte besehen kaum mehr als der Preis von 4 Naxos CDs




    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wobei für Seltenes und Entlegenes immer mehr youtube zu einer Schatzkammer wird. Zwar ist dort die Klangqualität selbst bei den besten Aufnahmen gewissen Beschränkungen unterworfen, und man weiß nie, wie lange diese Aufnahmen im Netz bleiben (wobei es mit den heutigen Möglichkeiten kein Problem ist, auch youtube-Videos oder zumindest die Tonspur zu archivieren).


    Honeggers Streichquartette findet man dort ohne Probleme, ich verlinke mal eines - das übrigens sehr schön und für mein Ohr gar nicht sperrig ist:


  • Komisch, ich hatte Alfred immer als Honegger-Fan im Hinterkopf, weil er hier einen Thread eröffnet hatte mit Honegger als "Handwerker", was ja bei ihm ein Kompliment sein müsste. Aber:

    [...] ein vierter, von dem ich sicher war, war, er wäre in meiner Sammlung, Arthur Honegger, fehlt indes. Es war wohl nur der Vorsatz "Pacific 231" zu kaufen, Im April oder Mai wird das nachgeholt.

    Also doch kein wahrer Fan ...

  • Sogar Streichquartette von ziemlich bekannten Komponisten wie Honegger oder Millhaud habe ich seit Jahren auf der Merkliste, weil die wenigen existierenden Aufnahmen vergriffen und/oder sauteuer sind.

    Wenn Deine technische Infrastruktur es zulässt, könnte man die Streichquartette von Milhaud in der Einspielung vom Quatuor Parisii bei qobuz zum Download kaufen. Pro '"CD" 7,99 €, was gegenüber den sonst zu findenden Fantasiepreisen erträglich ist.


    Milhaud Streichquartette (5 CD)

  • Das sehe ich halt nicht ein. Angesichts heute typischer Preise würde ich soviel für eine CD bezahlen, aber nicht für einen Download *einer* CD. Mir ist aber auch klar, dass downloads eher die Zukunft für seltene Musik sein werden.

    Mit der "Schrägheit" der Musik hat das relativ wenig zu tun. Schönbergs oder Ligetis Quartette sind weit uneingängiger, während Bloch noch spätromantische Züge hat etc. Ich finde halt nicht allzu überraschend, dass manche Komponisten aufs Bibliotheksdasein beschränkt sind, zB die o.g. Türken, von denen ich noch nie gehört oder gelesen hatte. Dagegen finde ich es bemerkenswert, dass von einigen Werken ziemlich bekannter Komponisten wie Bloch oder gar Milhaud es ein bis zwei Aufnahmen gibt, die dann nicht zufriedenstellend oder nicht mehr lieferbar sind.

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  • Dagegen finde ich es bemerkenswert, dass von einigen Werken ziemlich bekannter Komponisten wie Bloch oder gar Milhaud es ein bis zwei Aufnahmen gibt, die dann nicht zufriedenstellend oder nicht mehr lieferbar sind.

    Da hast Du meines Erachtens schon recht. (BTW Ich habe mir jetzt mal eine "CD" down-ge-loaded (;)). Allerdings habe ich bei den Franzosen außer Debussy und Ravel machmal den Eindruck, dass Ihre Bekanntheit nicht wirklich über Frankreich hinausgeht Couperin, Lully, Rameau, Onslow,Fauré, Honegger, Poulenc und eben auch Milhaud. Das scheint unsere Labels nicht zu reizen. Bei Rameau war mir schon vor 50 Jahren klar (soweit der Begriff Klarheit in meinem damaligen Alter eine berechtigte Anwendung finden darf) , dass ich es hier mit einem großartigen Komponisten zu tun habe. Was nützt es?:( (Die Engländer scheinen da mehr Kulturpflege zu betreiben)


    Mir ist aber auch klar, dass downloads eher die Zukunft für seltene Musik sein werden.

    Das sehe ich auch so. Reines Streaming ist tatsächlich etwas volatil. Mal sind die Interpretationen da, manchmal dann auch nicht. Aber internes Streamen wird bei mir jetzt der Hausgebrauch. Anders schaffe ich es nicht mehr, der CD Berge Herr zu werden. Für meine Platten habe ich leider noch keine Lösung.

  • größere Wohnung kaufen.

    :untertauch:

    ne klar. ;).... Ein weiterer Vorteil ist, dass Du überall da, wo Lautsprecher installiert sind, auf dieselbe Musik zurückgreifen kannst. Zum Beispiel können meine Frau und ich dieselbe Musik hören, wann immer uns der Sinn danach steht. ....

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  • Ja, die Briten und Skandinavier treiben erheblich mehr Pflege ihrer nationalen oder lokalen Größen als bspw. Frankreich oder Italien. Das liegt vermutlich ganz banal daran, dass sie eben weniger "große" Komponisten haben. Oder eben persönlicher Einsatz. Für Robert von Bahr (BIS) war es anscheinend ein Herzensanliegen jeden Skizzenfetzen Sibelius aufzunehmen. Oder Dacapos Präsentation der Werke von Holmboe, der wohl kaum ein wichtigerer Komponist als Bloch oder Honegger gewesen ist.


    Von Rameau gibt es inzwischen aber wohl alle relevanten Werke in etlichen guten Aufnahmen, einschl. DVD für Opern. Aber um Onslow, der ein halber Franzose war, oder um Cherubini oder Jadin, kümmern sich größtenteils andere oder gar niemand. Es könnte auch daran liegen, dass Erato, die ja der franz. Musik gewidmete Reihen hatten, schon seit langem im Warner-Imperium (oder wer auch immer inzwischen es ist) aufgegangen ist.

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  • Für Robert von Bahr (BIS) war es anscheinend ein Herzensanliegen jeden Skizzenfetzen Sibelius aufzunehmen.

    So ähnlich ist das auch bei Jacques Offenbach: ohne Jean-Christophe Keck würden wir Vieles über Les Contes d'Hoffmann nicht wissen, hätten wir nicht die Wiederaufführung und CD-Einspielung bzw Radioübertragung von den Rheinnixen, Fantasio, Trafalgar, Oyayaye, usw. erlebt. Erstaunlich, dass es manchmal tatsächlich nur an einer handvoll Enthusiasten liegt, ob ein Komponist gespielt und auf Tonträger aufgenommen wird oder nicht. Wobei auch Jean-Christophe Keck gerne sehr viel mehr machen würde, aber auch da fehlt oft das Geld, um Orchester, Solisten, Einspielungen zu bezahlen. In seiner Not bringt er sogar seltene Stücke im Eigenverlag auf CD raus, die dann mit einer Orchester-Software eingespielt sind; tatsächlich nur ein Notbehelf.

  • Egal wie man zur Moderne und zur Gegenwartsmusik steht, so ist doch zu sagen, daß deren Position heute um Längen besser ist als noch vor 50 Jahren - zumindest soweit es die Tonträger betrifft. Daß sperrige Werke der Gegenwart und der jüngeren Vergangenheit (damit meine ich ca 100 Jahre) relativ schnell wieder schnell aus den Katalogen verschwinden - das ist dem Klassikpublikum zuzuschreiben, das weder für alte Musik noch für Werke der Gegenwart interesse hat, eigentlich für überhaupt nicht was nicht dem Mainstream in irgendeiner Form zuzuschreiben wäre. Viele Aufnahmen von Komponisten des 17., 18, und 19 Jahrhunderts, die ich besitze sind schon längst nicht mehr im Programm, auch das Forum ist teilweise eine Linksammlung auf nicht mehr erhältliche CDs...

    Aber - unbestritten - Komponisten der Moderne -anerkannt oder nicht - sind hier im Hintertreffen...

    Es gibt aber immer wieder Idealisten und Enthusiasten in den Produktionsabteilungen der Independent -Labels, die hier gewisse Pionierleistungen vollbringen und die Szene prägen....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !