Aber was ist das für eine Erwartung, Gleiches oder zumindest Ähnliches von Manfred Honeck haben zu wollen? Beide waren einzig. Sie waren es meiner Meinung nach, weil sie eben nicht nur Charisma und emotionale Energie einbrachten sondern zugleich eine hohe Musikalität und herausragende intellektuelle Fähigkeiten.
Was ich nun an Honeck schätze, ist seine Fähigkeit, durch genaueste Ausführung der Partiturangaben die Musik selber sprechen zu lassen und die Spannungen aus dem thematischen Material zu entwickeln. Bei Bruckners 9. Sinfonie - um ein konkretes Beispiel zu nehmen, das ich live von Honeck gehört habe und von der SACD - entfaltet das durchaus eine unerhörte Sogwirkung. Da werden große Linien und Zusammenhänge erkennbar. Übergänge gelingen ohne Brüche und Steigerungen und Höhepunkte entstehen ganz organisch und haben nichts willkürlich Gemachtes.
Lieber Caruso, unser Ansatz und unsere Voraussetzungen beim Hören von Musik sind zu unterschiedlich, als dass wir uns bei Honeck treffen könnten. Du liest in der Orchesterpartitur wie ich in der Zeitung. Du kannst belegen, wie und ob genau musiziert wird. Das kann ich nicht. Ich verfüge lediglich über meine Erfahrung und meine Gewohnheiten. Der Fachmann bist Du. Und Du wirst schon angesichts Deines ganz speziellen Wissens zu anderen Ergebnissen kommen. Das zeiugte sich ja auch bei der Bewertung von Stimmen. Ich habe keine konkreten Erwartungen an einen Dirigenten. Auch nicht an Honeck. Es muss mir nur nur gefallen, wie er es macht. Ich bin Konsument. Sonst nichts. SACD hin oder her.