Zitat thdeck: "Den Lohn gibt es erst im Jenseits."
Angesichts der Katastrophen, die jeden treffen können, auch jeden "Gerechten", wäre es ja schlicht dämlich von den Kirchen zu behaupten, Gott verhindere zuverlässig persönliches Leid, wenn man denn nur genug glaube und sich anstrenge. Die Kirchen behaupten aber, daß zumindest am Lebensende Zahltag sei (wer in eine Messe geht, egal ob evangelisch oder katholisch, wird gefühlt 50mal darüber belehrt, daß es "Rettung" gibt), einer der absolut genialen Marketingtricks der Kirche: seit 2000 Jahren verkauft das Christentum (der Islam ein paar Jahrhunderte weniger lang) ein Produkt, das noch niemand gesehen hat: ewiges Leben.
Die Preispolitik ist durchaus unterschiedlich, je nach Ausprägung kann es schon mal heißen:
Fest soll mein Taufbund immer stehen, ich will die Kirche hören!
Sie soll mich allzeit gläubig sehn und folgsam ihren Lehren!
Dank sei dem Herrn, der mich aus Gnad'
in seine Kirch berufen hat, nie will ich von ihr weichen!
also im Prinzip alles was Du kannst (hast), oder aber - weniger teuer - die aktuelle evangelische Kirche, wo man so ziemlich machen und glauben kann, was man will (Hauptsache, nicht rechts!!), man wird dennoch gerettet.
Auch in der Distributionspolitik gibt es zwischen katholischer und protestantischer Auffassung große Unterschiede: Der Katholizismus folgt einem strikten Fachhandelskonzept, Erlösung nur vom zugelassenen Fachhändler (Priester), der Protestant kann immerhin unmittelbar Gott um Vergebung bitten.
Über die Kommunikationspolitik (Kathedralen, große Glocken, Weihrauch etc.) und weiteres, was den unbedarften Gläubigen beeindrucken und von der Macht der Kirche überzeugen kann, müssen wir nicht weiter reden, auch da sind die Protestanten deutlich bescheidener.
Bach war Protestant, allerdings vor 300 Jahren. Und allem Anschein nach war er ein gläubiger Mensch, unabhängig von den Katastrophen, die ihn selbst getroffen haben. Vor 300 Jahren war der Protestantismus längst nicht so beliebig wie heute, ich denke, daß Bach glaubte, sich sehr anstrengen zu müssen, um Gnade bei seinem Tod zu finden. Und er hat sich sicherlich sehr angestrengt.