Kürzlich hat unser Mitglied ChKöhn bei der Diskussion eines Mitschnitts von Arcadi Volodos ein bemerkenswertes Statement abgegeben.
Es geht um die berüchtigte Stretta am Ende des zweiten Satzes von Schumanns C-Dur Fantasie:
"Dieses "viel bewegter" versuchen manche Pianisten (z.B. Horowitz) mit minimiertem Risiko zu spielen, indem sie die Stelle nur etwas bewegter, dabei mit Rubato usw. spielen. Dabei bleibt aber meines Erachtens das Wichtigste auf der Strecke: der plötzliche Umschlag ins Utopische, Grenzen Sprengende, und damit der Ausdruck von Irrsinn und Gefahr. Man muss diese Stelle wirklich extrem risikobereit angehen, mit bewusstem Mut zum Scheitern. Nicht nur der Pianist sondern auch der Zuhörer muss urplötzlich aus seiner "Komfortzone" der erwartbaren Abläufe, Steigerungen usw. herausgerissen werden. Ich habe das bei meinem Konzertexamen gespielt und weiß noch genau, wie ich mich so ca. zwei Seiten davor gefühlt habe, als ich auf der Bühne spürte, wie all meine Kommilitonen im Publikum sich in gespannter Erwartung auf den Stühlen zurechtsetzten . In normalen Konzerten fand ich es damit verglichen etwas angenehmer."
Was sind die schwierigsten und gefürchtesten Passagen für einen Pianisten? Als junger Mensch war ich beeindruckt von Joachim Kaisers Ausführungen über die Glissandi am Ende der Waldsteinsonate und habe mir daraufhin viele Aufnahmen angehört - die das allesamt scheinbar mühelos bewältigen, bis auf Arthur Rubinstein (was der Aufnahme aber überhaupt nicht schadet). Als ich vor ein paar Jahren Evgeny Kissin mit der Waldsteinsonate gehört habe, ist es dann live passiert. Bei einem Supervirtuosen wie Kissin hatte ich mit einer mühelosen Bewältigung dieser Passage gerechnet. Doch dann hat Kissin an der Stelle geschummelt und sie mit zwei Händen gespielt. Konnte er zuvor den Flügel nicht ausprobieren? Auch die renommierte Pianistin Ikuyo Nakamichi spielt die Stelle nicht wie vorgeschrieben, wie mir kürzlich aufgefallen ist, sondern voneinander abgesetzt. Dabei scheint sie sonst keine technischen Schwierigkeiten zu kennen.
Zu der Thematik "Impossible Piano Pieces" habe ich auf youtube ein tolles Video mit Marc-André Hamelin gefunden, der hier noch mit ganz anderen gefürchteten Werken konfrontiert wird (unter anderem op. 106):
Und das führt mich zu der Frage, was für Stellen ihr kennt, die Pianistin auf der Bühne ins Schwitzen bringen?
Viele Grüße
Christian