Zeitgenössische Komponisten aus Russland

  • In Vergessenheit darf nicht geraten, was russische Komponisten der Gegenwart musikalisch zu sagen haben.


    Entweder sie leben wegen der politischen Verhältnisse ihres Heimatlandes im Exil oder wirken in Russland.


    Wenn ich ehrlich bin, ich kenne ausser Sofia Gubaidulina (*1931) keine lebenden Komponisten und Komponistinnen, die aus Russland stammen.


    Kann dieser blinde Fleck behoben werden?


    (* Sofia Gubaidulina (1931-2025) ist nach der Erstellung des Beitrages gestorben.)

    Ich bin soweit, in meinen Beiträgen Rechtschraibfehler stehen zu lassen als menschlicher Protest gegen die perfekte KI-Welt.



  • Hallo moderato,


    ich stelle auch gerade fest, dass einige meiner russischen Favoriten teils in der Schostakowitsch-Nachfolge bereits nicht mehr zu den Lebenden gehören:

    1. Andrei Eshpai (1925 - 2025)

    2. Boris Tschaikowsky (1926 - 1996)

    3. Alfred Schnittke (1934 - 1998)

    4. Tichon Chrennikow (1913 - 2007)



    Aber Einen habe ich doch noch gefunden, der teils beachtliche Werke geschrieben hat --- Rodion Schtschedrin (geb. 1932 in Moskau)


    Ich hatte ihn durch seine fantastische Carmen Suite für Streicher und Schlagzeug (1968) kennen und schätzen gelernt. Ein Stück das er nach Bizets Carmen fabelhaft und effektvoll instrumentiert hat. ^^ Mir gefällt die diese Fassung besser als die originalen Bizet Carmen -Suiten Nr. 1 und 2

    ### Meine Erste Aufnahme war die mit Gennady Roshdestwensky / Orchester des Bolshoi Theaters Moskau (Melodiya/Eurodisc) scheint mir immer noch die Beste zu sein ... obwohl die Digitale mit Pletnev / Russian National Orchestra (DG) auch nicht zu vernachlässigen ist. Hier sind noch die Concertos for Orchestra Nr. 1 und 2 auf der DG-CD gekopopelt, die sehr zeitgenössisch klingen und schon einiges an Hörverständnis für atonale Klänge erfordern ..... es geht bei einigen Werken, wie den Sinfonien schon den den Bereich "nicht so doll geniessbar" um mich vorsichtig aus zu drücken.


    Wegen diesen Eindrücken habe ich dann auch zunächst den Komponisten Schtschedrin nicht weiter beachtet ... man braucht auch Zeit für die o.g. 4 sowjetischen Komponisten und mehr, die doch besser "ins Ohr gehen".

    :hello: Für Hinweise weiterer lohnender Werke von Rodion Schtschedrin wäre ich dankbar ... bisher bin ich bei meiner Suche danach leider nicht erfolgreich gewesen .....


    :!: Einen sehr guten, wenn auch megamodernen Eindruck hat dann wenig später das Klavierkonzert Nr.2 (1966) auf mich gemacht (es gibt die Klavierkonzerte Nr. 1 - 6.), das auf einer CD mit den beiden Schostakowitsch KK NR.1 und 2 gekoppelt ist.

    Hamelin und Litton sind in TOP-Form; klanglich erste Sahne:


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    Hyperion, 2003, DDD


    Die aktuelle CD-Ausgabe der Carmen-Suite; meine Eurodisc-CD ist lange gestrichen:


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    Melodiya, ADD





    Hier eine Liste mit den wichtigsten orchestralen Werke von Schtschedrin:


    Ballette:

    Das bucklige Pferdchen, nach Jerschow, 1956/1983
    Carmen-Suite nach Bizet, 1968
    Anna Karenina nach Tolstoi, 1971/1989
    Die Möwe nach Tschechow, 1979
    Dame mit Hündchen nach Tschechow, 1985


    Orchesterwerke:

    Sinfonie Nr. 1, 1958
    Sinfonie Nr. 2, „25 Präludien“ für Orchester, 1965
    Sinfonische Fanfaren, Festouvertüre für Orchester, 1967
    Feierliche Ouvertüre zum 60. Jahrestag der UdSSR, 1982
    Selbstporträt, Variationen für Orchester, 1984
    Die Möwe, Suite für Orchester, 1984
    Stichira (Стихира), „Zur Tausendjahrfeier der Christianisierung Rußlands“, 1987
    Kristallene Gusli (Хрустальные гусли), für ein Jubiläum von Tōru Takemitsu, 1994
    Beethovens Heiligenstädter Testament, 2008


    Konzerte:

    Klavierkonzert Nr. 1, 1954/1974
    Konzert für Orchester Nr. 1, „Freche Orchesterscherze“, 1963
    Klavierkonzert Nr. 2, 1966
    Konzert für Orchester Nr. 2, „Glockenklänge“, 1968
    Klavierkonzert Nr. 3, 1973
    Konzert für Orchester Nr. 3, „Alte russische Zirkusmusik“, 1988
    Konzert für Orchester Nr. 4, „Reigen“ („Хороводы“), 1989
    Klavierkonzert Nr. 4, „Kreuztonarten“, 1991
    Trompetenkonzert, 1993
    Cellokonzert, „sotto voce concerto“, 1994
    Concerto cantabile für Violine und Streichorchester, 1997
    Concerto dolce für Viola mit Streichorchester und Harfe, 1997
    Konzert für Orchester Nr. 5, „Vier russische Lieder“ („Четыре русских песни“), 1998
    Klavierkonzert Nr. 5, 1999
    Klavierkonzert Nr. 6, „Concerto lontano“, 2003
    Concerto parlando für Violine, Trompete und Streichorchester, 2004
    Symphonisches Diptychon, „Broken Song“, 2008
    Oboenkonzert, 2009
    Doppelkonzert für Klavier, Violoncello und Orchester, „Romantisches Opfer“, 2010

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Doppelkonzert für Klavier, Violoncello und Orchester, „Romantisches Opfer“, 2010

    Dieses Doppelkonzert wurde zum neunzigsten Geburtstag von Rodion Schtschedrion in Verbier 2022 aufgeführt. es spielten Martha Argerich, Klavier und Mischa Maisky Cello. Das verbier Festival Orchester unter Neeme Järvi begleitete


    Man findet es bei diversen Streamingdiensten


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    aber auch YT





    zu

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  • Angesichts der Lage im heutigen Russland würde mich sehr interessieren, was musikalisch geschaffen wird.


    Hinter der Bezahlschranke der Süddeutschen Zeitung ist ein Artikel (21. Februar 2025) über den Komponisten Vladimir Tarnopolski.

    Er lebt im Exil in München, seit dem Überfall Putins auf die Ukraine. Nach Monaten in Ungewissheit hofft er auf eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung. Er will eine Oper für Europa schreiben. Es entstand hier sein Antikriegsstück „Out of Step. Out of Time. March to Stand Still“.


    Vladimir Tarnopolski wurde 1955 in der Ukraine geboren. Er studierte Komposition in Moskau und ist seither maßgeblich an der Entwicklung der zeitgenössischen Musik in Russland beteiligt. Er ist Mitbegründer der ACM (Association of Contemporary Music in Moscow), des ersten russischen Zentrums für zeitgenössische Musik, sowie des Ensembles „Studio für Neue Musik Moskau“.


    Quelle: Körber Stiftung


    Ich bin soweit, in meinen Beiträgen Rechtschraibfehler stehen zu lassen als menschlicher Protest gegen die perfekte KI-Welt.



  • Doppelkonzert für Klavier, Violoncello und Orchester, „Romantisches Opfer“, 2010

    Das schöne Doppelkonzert gibt es noch aus dem Mariinski Theater mit Valery Gergiev als Dirigenten und Alexander Ramm und Sergei Redkin als Solisten



    Es ist schon erstaunlich wie verschieden man die Musik angehen kann. Hier gefällt mir das Orchester etwas besser als das in Verbier. Beide Aufnahmen sind selbstverständlich exzellent!