Gäbe es das Eton Choirbook nicht, die englische Chormusik wäre um bedeutende Werke ärmer, denn es ist eine Quelle der polyphonen englischen Musik vor Purcell. Beinahe wäre es verloren gegangen.
In der politisch turbulenten Zeit gegen Ende des 100-jährigen Krieges gründete der englische König Henry VI. um 1440 mit dem Eton College einen Zufluchtsort, wo Hingabe, Wohltätigkeit und Bildung gedeihen konnten.
Keine 100 Jahre später wurden viele Bibliotheken durch religiöse Reformen und Gegenreformen unter Heinrich dem VIII. zerstört. Umso erstaunlicher ist es, dass ein Großteil des kostbaren, 500 Jahre alten Eton Choirbook diese Zeiten überdauerte: Von den ursprünglich 224 Blättern sind 126 erhalten geblieben, die einen Schatz an geistlichen Werken englischer Komponisten aus der vorreformatorischen Zeit darstellen.
Das "Eton Choirbook" enthielt ursprünglich 93 Werke von 25 Komponisten, die aus Eton, Windsor, der Schwesterschule von Eton am King's College in Cambridge, Oxford und dem Königshof stammten. Es wurde mit grosser Sorgfalt zusammengestellt und um 1504 / 5 fertiggestellt.
Dabei ist nicht nur der musikalische Inhalt dieses einmaligen Artefaktes von unermesslichem Wert, auch das Manuskript selbst, für dessen Herstellung 112 Kälber ihr Leben lassen mussten, kostete schon damals das Jahresgehalt eines gut verdienenden Mannes.
Tonus Peregrinus, Antony Pitts
The Sixteen hat überlieferte Werke auf 5 CDs veröffentlicht.
Auf dieser CD von The Sixteen treffen Werke aus dem Eton Choirbook auf zeitgenössische Kompositionen.
Bald erscheint die erste CD einer geplanten Gesamtausgabe mit dem Ensemble Selene und ihrem Leiter Daniel Gilchrist. Sie arbeiten an einem langfristigen Projekt, mit dem Ziel, unvollständige Stücke daraus zu rekonstruieren und aufzunehmen.