Christoph Graupner - ein wichtiger Bestandteil der deutschen Musikszene des Spätbarock

  • Ich denke, daß das Tamino-Forum doch einiges zum Bekanntheitsgrad von Graupner beigetragen hat - soweit das in diesem Zusammenhang überhaupt möglich war. wie man sieht, verschwinden selbst hochkarätige Aufnahmen nach relativ kurzer Zeit auf Grund allgemeinen Desinteresses aus den Katalogen der Hersteller.

    Aber- und das ist erfreuilich - seit etwa 20 Jahren kommt immer wieder was Neues nach.

    Über den Stellenwert von Graupner ist doch einiges gesagt, wenn wir wissen, daß ihm nach Telemanns Absage (sein Gehalt wurde aufgebessert) die Stelle als Leipziger Thomaskantor zuugesprochen wurde. Aber auch er konnte, bzw durfte diese Stelle nicht annehmen, weil sein Dienstherr ihn nicht freigeben wollte. Zum Trost erhielt auch er eine beachtliche Gehaltserhöhung.

    Graupner empfahl indes schriftlich Johann Sebastian Bach als geeignet für diese Stelle. Dieser Rat wurde - wenn auch widerwillig - dann doch befolgt.

    "Da man nun die Besten nicht bekommen könne, so müsse man mittlere nehmen"

    Vielleicht kann diese belegte Geschichte das interesse an Graupner wecken, wobei es vielleicht ganz hilfreich wäre via internet etc ein wenig in seine Musik hineinzuhören,. Seit rund 20 Jahren ist diese Möglichkeit in ausreichendem Maße gegeben.

    Graupner hätte dies allerdings gern verhindert......


    mfg aus Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • 3 Monate mit Christoph Graupner


    In der Tat habe ich heute 3 Monate mit Christoph Graupner verbracht. Natürlich nicht live - sondern mit seiner Musik.

    12 Suiten, für jeden Monat eine: Monatliche Clavir Früchte (Darmstadt, 1722) Er folgt damit einer Mode seiner zeit, wo etliche Komponisten ihre Früchte oder Gärten in Kompositionen gossen. Es handelt sich hier um eine der 3 Klavier- bzw Cembalosammlungen, die Graupner verfasst hat, wobei die erste allgemeiner Natur ist, die zweite nach den Monaten benannt ist, und die dritte nach den Jahreszeiten,wobei leider nur der Winter erhalten ist.


    Dennoch können wir uns glücklich schätzen, daß doch etliches erhalten geblieben ist, denn Graupner verfügte, daß alle seine Werke nach seinem Tod vernichtet werden sollte - ein Wunsch der indes nicht ausgeführt wurde....


    Die Sammlung (ich habe erst Jänner bis März gehört) ist eingängig und doch recht abwechslungsreich, wobei ich bislang keine Bezüge zu den entsprechenden Monaten finden konnte, wie wir sie etwa bei Vivaldis 4 Jahreszeiten finden.


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • 3 Jahrzehnte mit Graupner

    für praktizierende Klavierspieler: sämtliche Klavierwerke Graupners, also incl. der Darmstädter Handschriften (wo sich die dicken "Hämmer" befinden), sind in sehr guten Neusausgaben käuflich zu erwerben:

    Verlag: "Prima la musica!" aus GB. Sie sind mit Sicherheit in guten Notengeschäften erhältlich.

    http://www.primalamusica.com/

    Die "Monatlichen Clavirfrüchte" hat auch ein deutscher Verlag neu veröffentlicht:

    https://www.edition-baroque-shop.de/

  • Die "monatlichen Clavierfrüchte" sind auf der weiter oben gezeigten Graupner Cembalowerke Gesamtaufnahme enthalten und benötigen Platz auf 4 CDs der Collection.

    Es ist mir - bei zugegebenermaßen flüchtiger Recherche - nicht gelungen, herauszufinden, ob diese Titel willkürlich gewählt wurden, ob sie einen "beschreibenden" Inhalt ders jeweiligen Monats haben - oder haben sollen, oder ob sie in der Tat monatlich binnen eines Jahres erschienen (ß) - quasi als Abonnement für Sammler.

    Bei dieser Gelegenheit möchte ich aber auf eine weitere CD (von Naxos Hinweisen) welche 2008 in ebenfalls diesem Tread vom Ex-User "Hildebrandt" vorgestellt wurde.

    Damals war es aber technisch noch nicht möglich Hörschnippsel hier einzustellen - was ich an dieser Stelle nachholen möchte.


    Christoph Graupner - ein wichtiger Bestandteil der deutschen Musikszene des Spätbarock



    Dieser Clip ist seit 2016 im Netz und hat 398 !!! Aufrufe weltweit.

    Damit relativiert sich "Bachianers" Worwurf gegenüber Tamino, daß das Interesse an Bach-Zeitgenossen und Schülern bei Tamino gering sei.

    Ich glaube, daß wir hier gar nicht so schlecht abschneidern


    Allerdings ist man auf Spezialseiten noch besser informiert.

    Hier einmal mehr ein Link zu der hervorragenden von "Bachianer"

    Sie wurde zwar bereits einmal verlinkt. Aber hier gilt: Je mehr - desto besser.


    http://www.bachschueler.de/dre…-christoph-graupners.html


    Sie wird von unserem Mitglied "Bachianer" veröffentlicht


    mfg aus Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Die "Hörschnippsel-Chaconne" bietet jetzt ja jedem Interessierten die Gelegenheit sich diesem Meisterstück akkustisch zu nähern. astewes, du hast ja ein Parallelstück zur Bach d-moll Chaconne gesucht. Hier ist es.

    Die Akutafawaaufnahme ist gut gespielt......bis auf das Instrument. Das ist ein flamo-französisches Cembalo. Schöner, milder Klang, jedoch für mittel/norddeutsche Cembalomusik völlig ungeeignet. Diesen Instrumenten fehlt die Gravität und Härte, die, nicht nur aus meiner Sicht, für Cembalowerke dieser Region erforderlich sind. Der a-moll-Teil dieser Chaconne ist knüppelhart und grenzt schon fast an Brutalität. Da muss ein 16 Fuß ran, was Genevieve Soly dann auch durchführt.

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  • Die "Hörschnippsel-Chaconne" bietet jetzt ja jedem Interessierten die Gelegenheit sich diesem Meisterstück akkustisch zu nähern. astewes, du hast ja ein Parallelstück zur Bach d-moll Chaconne gesucht. Hier ist es.

    Zuerst einmal vielen Dank für den Hinweis auf diese wundervolle Chaconne. Mittlerweile habe ich mir die Aufnahme von Geneviève Soly besorgt :)



    eyJidWNrZXQiOiJwcmVzdG8tY292ZXItaW1hZ2VzIiwia2V5IjoiNzk3NjE0OS4xLmpwZyIsImVkaXRzIjp7InJlc2l6ZSI6eyJ3aWR0aCI6MzAwfSwianBlZyI6eyJxdWFsaXR5Ijo2NX0sInRvRm9ybWF0IjoianBlZyJ9LCJ0aW1lc3RhbXAiOjE0Mzg1OTE0NzR9



    die bei einem bekannten HiRes-Abieter zum Download zu erwerben ist und bin nicht wenig begeistert. Wie ich nun gelesen habe, ist die Partita in A-Dur GWV 149 mehr oder weniger eine posthume Angelegenheit, weil es wohl kein Autograph gibt und damit die Zusammenstellung als Suite ein wenig willkürlich. Auch eine zeitliche Festlegung der Komposition scheint nicht so einfach zu sein.


    Ich wage tatsächlich zu behaupten, dass die Chaconne ein großartiges Kunstwerk ist. Ob ich sie nun auf einer Stufe mit Rameaus Gavotte oder Bachs d-Moll Chaconne sehen würde, ist eigentlich unerheblich. Das Werk hat für mich eine erstaunliche Selbstständigkeit, die aber auch nur daran liegen mag, dass ich mich in der Literatur der Zeit viel zu wenig auskenne. (Ich kenne noch ein bisschen Händel ... und dann kommt auch schon CPEB)


    Ich habe auch auch die beiden Interpretationen verglichen und kann Deine Bemerkungen nachvollziehen. Allerdings finde ich es doch erstaunlich (und darin liegt für mich ein großer Unterschied zu Bach - Papa ), dass Graupner auf dem obertonreichen französischen Cembalo immer noch gut klingt. Die Interpretation von Naoko Agutagawa lässt Saiten erklingen, die man dem Graupner in der anderen Interpretation nicht zutraut. Die Musik ist nicht nur majestätisch, sondern auch melodisch interessant. Sie scheint auch "Farben" zu haben und nähert sich damit schon ein wenig der französischen Cembalistik?



    Ich werde mich weitergehend mit Graupner beschäftigen.

  • Nun können beide Interpretationen der Chaconne von den Interessenten verglichen werden. Letztlich ist das eine subjektive Geschmacksfrage. Mehr als die niedergeschriebenen Noten kennt kein Interpret.

    Für das in diesem Fall eingesetzte Instrument gilt das jedoch nicht. Graupner hat im Auftrag des Landgrafen mehrere Cembali für den Hof/Oper/privat anschaffen müssen. Er vergab diesen Auftrag nicht nach Frankreich, trotz größerer Nähe, sondern nach Hannover an Christian Vater, einem Schüler Schnitgers und Freund des Hamburger Cembalomeisters Hass. Daraus geht klar hervor, dass der Hof, sowie Graupner den Klang der norddeutschen Cembali bevorzugten. Deswegen setzt Soly bei ihren Aufnahmen auch einen Hass-Nachbau ein! De Luca setzt für GWV149 auch eine Vaternachbau ein.

  • Inzwischen bin ich bei CD 5 dieser Edition angelangt. Sie ist angenehm zu hören - und wenn ich sage beste Unterhaltungmusik, so stellt das keine Abwertung dar. Graupner selbst - oder sein Verleger, schrieben, daß diese 12 Suiten - mehrheitlich für Amateure geeignet seien.

    Sie sind nach den Monaten benannt und stammen von 1722. Auf CD 5 befinden sich die Monate April, Mai und Juni. Fernando De Luca spielt auf dem Nachbau eines deutschen Cembalos von Christian Vater.


    Hier eine Kostprobe des Ersten Teils der Edition


    mfg aus wien

    Alfred

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  • Sind die Stücke auch mal auf einem ordentlichen Instrument eingespielt worden??


    Nur teilweise. Mich deucht indes, daß sie am Klavier nicht optimal zur Geltung kommen. Der Hinweist (Graupners ??), die Stücke seien eher leicht zu spielen, führt dazu, die Piecen von absoluten Einsteigern am Konzertflügel darbringen zu lassen. Hier zwei der seltenen Aufnahme desselben Stücks an zwei verschiedenen Klavieren, von zwei Interpreten. somit ist der Vergleich zwischen Steinway und Yamaha gut möglich. Wie würde der Werbetext auf im Booklet einer allenfalls existierenden CD lauten ?. "von einem führenden Pianisten seiner Generation" - Viel Vergnügen




    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Wie wäre es denn, wenn sich m-mueller an sein pipoforze (was auch immer sein "ordentliches" Instrument sein mag) setzt und auf diesem Graupner spielt? Erspart mit Sicherheit völlig überflüssige Kommentare :P.

  • Zwar kein Pipoforze (?) dafür aber ein ausgewachsener Yamaha-Flügel. Vielleicht doch etwas inspirierter gespielt, als von den führenden Pianisten ihrer Generation.


    Die Bourré, die ganz offensichtlich Bestandteil eines der einführenden Notensammlungen für den Anfänger ist, findet sich auch hier..... Obwohl pianistisch nicht zur Virtuosenliteratur zählend, ist die Musik ausgesprochen unterhaltend. ( Bachianer : im Sinne von sie unterhält einen!) Interessieren würde mich natürlich auch einmal eine Einspielung eines führenden Pianisten einer anderen Generation .... :)


  • Hallo @ astewes


    "pipoforze"? Ach du meine Güte, da habe ich wohl vertippt, gleich wie m-mueller mit "hapsichord". Claro: pianoforte!

    Deine o.a. Aufnahme zeigt mit aller Deutlichkeit, dass man Graupner auch sehr gut auf neuen Pianofortes spielen/interpretieren kann (übrigens spielt Clark Bryan recht "hip").

    Was mich gewaltig an m-muellers Posting gestört hat: seine Bezeichnung für das Cembalo als ein "nicht-ordentliches" Instrument. Man kann den Cembaloklang nicht mögen, das ist subjektive Geschmackssache. Dann schreibt man "gibt es auch Graupnerstücke gespielt auf modernen Flügeln" und diskreditiert nicht andere Instrumente und deren Spieler.

    Und das ist genau mit ein Grund warum hier im Forum Kenner/Liebhaber älterer Musik nicht mehr dabei sind. Sie wollen diese Dämlichkeiten nicht mehr mitmachen.

  • Was mich gewaltig an m-muellers Posting gestört hat: seine Bezeichnung für das Cembalo als ein "nicht-ordentliches" Instrument.

    Ja, was die Instrumente angeht, gibt es immer gleich so eine Art religiösen Fundamentalismus, den ich auch nicht richtig nachvollziehen kann. Ein Cembalo ist ein großartiges obertonreiches Instrument, was auf einem modernen Flügel nur "simuliert" werden kann. Allerdings sind die Cembalos, da in Kleinstserien hergestellt, immer wieder anders vom Klang, was natürlich einen Variationsreichtum beschert, der nicht immer gewollt ist.


    Ein Steinway ist ein Steinway ist ein Steinway ist ein Steinway ...

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  • Auch bei anderen Nicht-Harpsichords scheinen sich ebenfalls eher die Anfänger für Graupner zu interessieren.


  • Tja, mein lieber m-mueller, das gilt nicht nur für Graupner, sondern für viele Komponisten, inclusive dem ach so göttlichen Mozart.

    Hier ein Beispiel: ein "ordentliches" Tasteninstrument im Zusammenspiel mit einer C-Blockflöte, schicker Kinderkram:


  • Dann schreibt man "gibt es auch Graupnerstücke gespielt auf modernen Flügeln" und diskreditiert nicht andere Instrumente und deren Spieler.

    Und das ist genau mit ein Grund warum hier im Forum Kenner/Liebhaber älterer Musik nicht mehr dabei sind. Sie wollen diese Dämlichkeiten nicht mehr mitmachen.

    DAs glaube ich an sich nicht. Denn diese "Dämlichleiten" begleiten die Klassische Musik und ihre Komponisten/Interpreten die gesamte Musikgeschichte hindurch. welche eine Geschicht der Bosheiten, Fehlurteile und Geschmacklosigkeiten an sich ist.

    Haydn bezeichnete den von Mozart sehr geschätzten Komponisten Josef Mysliveček einen "Schmierer", Mozart über Muzio Clementi: "Er hat um keinen kreutzer geschmack noch empfindung - ein blosser mechanicus". Celibidaches Bemerkungen über andere Dirigenten sind auch nicht Ohne:

    Er bezeichnet Karl Böhm als "Kartoffelsack", Arturo Toscanini als "reine Notenfabrik" und Claudio Abbado als "völlig unbegabten Menschen"- nicht zu vergessen Herbert von Karajan, den er für maßlos überschätzt hielt (und der ihm den Posten des Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker vor der Nase weggeschnappt hat.)und ihn mit "Coca Cola" vergleicht. Strawinskys Bewertung von Vivaldi zähle ich auch zu den dummen Aussagen.


    Um aber beim Cembalo zu bleiben, hier das Statement von Thomas BEECHAM:


    The sound of a harpsichord – two skeletons copulating on a tin roof in a thunderstorm.


    Aus meiner Sicht diskreditiert er mit solch einer Aussage nicht das Instrument und seine Interpreten sondern lediglich sich selbst.



    Frei nach dem Motto: Auch noch so großer Ruhm schützt for Dummheit nicht....


    Und ich verbringe die nächste Stunde mit der CD Nr 6 aus der schon mehrfach gezeigten 14 CD Bob mit Fernando de Luca


    mfg aus Wien

    Alfred

















    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Am 14. August 2012 schrieb ich in Beitrag 57 diesesThreads:

    Wenngleich ich im Thread über Neuerscheinungen diese Box auch veröffentlichen werde - so gehört sie doch hierher.

    Eigentlich stimmt auch das nicht - an hätte einen eigenen Thread über Graupners Werke für Cembalo Solo eröffnnen sollen. Aber ich war mir nicht sicher wie groß das Interesse ist. Dazu kommt, daß wir derzeit keine Spezialisten im Forum haben, die die einzelnen Werke analytisch aufarbeiten könne - wenn das überhaupt jemals geschehen ist. So kann man nur relativ pauschal schreiben, wobei es sicher erschwerend ist, daß viele Werke Graupners nicht über Namen verfügen, die die Charakteristik des jeweiligen Stückes beschreiben. Derzeit höre ich CD 6 aus der gezeigten Box, Monatliche Clavierfüchte - Juli bis September was von der Jahreszeit her recht gut passt, aber naturlich keinerlei Bezug zum Stil des Inhalts hat, es ist lediglich eine Bezeichnung, die den Erscheinungsmonat anzeigt. Das Erscheinungsjahr war indes 1722, die Stücke sind also 301 Jahre alt. Welch ein Glück, daß man nicht dem Wunsch des Autors entprochen hat all seine Werke nach dessen Tod zu vernichten.....


    mfg aus Wien

    Alfred


    Clck 27.000

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  • Heute habe ich - nach mehrmonatiger Pause - meine Hörsitzungen mit Graupners Cembalo-Werken fortgesetzt und bin somit bei CD Nr. 7 angelangt. Sie enthält die "monatlichen Clavier-Früchte" Oktober bis Dezember, was zwar nicht mhr zur Jahreszeit passt, aber dies IMO ohnehin keinen direkten Bezug zur Musik hat.

    Wie ich schon im letzten Beitrag geschrieben habe, war es der Wunsch Graupners, daß alle seine Werke nach seinem Tod vernichtet würden.

    Dem Wunsch ist man allerdings nur INDIREKT nachgekommen, indemm daß man seine Werke an die 300 Jahre in Vergessenheit geraten ließ. Die Graupner- "Renaissance" ist, wenn mein Eindruck mich nicht trügt, allenfalls 25 Jahre alt.


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Also nun zur CD Nr 8

    Sie enthält 5 Partiten

    Nr 141 - 128 - 822 - 147 - 146

    mit unterschiedlicher Anzahl von Sätzen.


    Es ist schwierig hier Infos zu finden, oder eteas, woraus man einen Text basteln könnte.

    Für diesmal möchte ich über das Graupner Werke Verzeichnis ein paar Worte verlieren.

    Es wurde vom Darmstädter Bibliothekar (em. Leiter der Musiksammlung der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, Musikwissenschafter und Kirchenmusiker Oswald Bill (*1934) begründet war allerdings bislang nicht komplett. Die Christoph-Graupner-Gesellschaft hat die fehlenden Nummern vergeben und das Projekt 2023 abgeschlossen. Nach und nach werden die Nummern in das Online- Verzeichnis eingefügt werden. Eine komplettierte Druckausgabe ist nach derzeitigem Wissensstand nicht geplant....


    mfg

    aus Wien

    Alfred

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  • Stimmt, aktuell noch nicht alles als "Buch" veröffentlicht, aber online:


    Instrumental Works – Instrumentalwerke

    Vocal Works - Vokalwerkverzeichnis


    clck 29.000

    Mehr Musik ins Leben, mehr Leben in die Musik.

  • Auf CD Nr.9 sind 5 Partiten enthalten. Offenbar nicht datiert, denn hier wurden cirka - Angaben gemacht - Sie liegen bei ca 1740 oder 1750, einige wurden indes nicht näher zugeordnet.

    Partita in C-dur GWV 805 (ca 1740)

    Partita in C-dur GWV 129

    Partita in A-dur GWV 849

    Partita in G-dur GWV 142 (ca 1750

    Partita in C-dur GWV 130


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  • Ich bin inzwischen bei CD 10 der Edition angelangt. - erneut handelt es sich um Partiten - IMO sehr gefällig und angenehm zu hören - indes ohne tiefen Hintergrund über den man schreiben könnte. Auf yotube finden wir einen ser dier die Aufnahme sehr lobt und sie sogar über die berühme Aufnahme mit Genivieve Soly stellt - die allerdings nicht "komplett" war (7 CDs) und zudem kaum mehr zu bekommen ist. Allenfalls noch Einelveröffentlichungen - meist gebraucht. Somit ist DERZEIT die vorliegene Aufnahm die einzige Alternative auf CD.

    Es wurde auch über den Unterschied der ausgewählten Instrumente geschrieben - ich würde aber sagen, das sei nicht von essentieller Bedeutung - alle drei klingen vorzüglich.

    Zu Bach und Graupners Zeiten war die Auswahl des jeweiligen Instruments eher nicht so kritisch: Gespielt wurde auf dem was da war.

    Die Geldmittel - auch an Fürstenhöfen - waren beschränkt - und Cembalos extrem teuer.

    Denoch - Graupner konne es sich offenbar aussuchen - und er wählte norddeutsche Cembali - wie "Bachianer " in Beitrag 68 überzeugend klarlegt. Fernando de Luca standen indes für die gezeigten 'Aufnahmen ZWEI Instrumente zur verbügung: Ein Französisches Cembalo und eine Nachbau eines deutschen.(Nach C. Vater)die er wahlweise einsetzt.



    mfg aus Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Anlässlich des Abhörens der CD Nr 11 der Edition der kompletten Werke für Cembalo solo

    (GWV131 - GWV126 - GWV143 - GWV 150)

    wollte ich mir was einfallen lassen, damit ich die werten Leser bespaßen kann, bzw etwas Information vermitteln.

    Wie schon weiter oben erwähnt, eignen sich deutsche Cembali für Werke von deutschen Cembalobauern , besser, als französische oder italienische, sie sind weniger weich.

    Auf der Aufnahme, auch kurz erwähnt wurde die Rekonstruktion eines Cembalos von F. Ciocca (Italien)

    Die Familie Vater war eine Orgelbauerdynastie, die aber auch Cembali erzeugte.Die Cembali von Vater waren und sind sehr beliebt und wurden oft nachgebaut. Ich habe Photos von einigen dieser Nachbauten gesehen und mich gewundert, war aber sehr erfreut. Im Gegensatz zu vielen andenen Nachbauten wurde hier oft auch auf das Äussere geachtet - also fast eine Kopie


    Hier Beispiel eines Nachbaus aus deutscher Fertigung (Helmut Balk)


    c8308fc1224f4e1gb18cd2aa7a28b9c4.jpg


    ... und weiterführende Information:

    https://www.greifenberger-inst…36.php?navid=832092653364


    mfg aus Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



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  • Graupners Spezialität - zumindest in quantiativer Hinsicht allen anderen Sparten überlegen -waren die geistlichen Kantaten, es sollen über 1400 !! sein, wobei ich nicht weiß wie viele davon erhalten geblieben sind.

    Von den momentan 1418 bekannten geistlichen Kantaten (noch mehr als bei Fasch) sind mehr erhalten, als bei Fasch. Allerdings sind die meisten dieser Werke nie wieder aufgeführt und auch nicht wiederentdeckt worden. Die schiere Masse der Kantaten von Telemann (über 1700), Graupner (über 1400), Fasch (über 1100) oder Kuhnau (etwa 90) macht es unmöglich auch nur die Mehrheit dieser Werke wiederzuentdecken. Da sind anzunehmende 300 und erhaltene 200 Bach-Kantaten schon ein anderer und übersichtlicherer Schnack.

    Abgesehen davon, dass viele - sogar Prozentual die Mehrzahl - der Werke verloren sind, ist eine Wiederentdeckung jedes einzelnen dieser Werke vielleicht auch unnötig und mit Sicherheit utopisch. Reine Gebrauchsmusik für einen Sonntag, danach oftmals Archiv-, manchmal auch Wegwerfware. Erst vereinzelt Telemann und zunehmend Bach führen ihre eigenen Werke mehrfach auf. Die Qualität und vor allem jeweilige Individualität der Bachschen und vereinzelt auch Telemannschen Werke ist heute anerkannt und tritt klar zu Tage. Bei Graupner und Co lassen sich die einzelnen Werke oft schwerer voneinander unterscheiden, sind sehr ähnlich und weniger individuell bzw. weniger auf den Anlass zugeschnitten. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Die Beschäftigung mit all diesen protestantischen Kirchenkantaten neben Bach lohnt aber allemal (nächstes Jahr werde ich mich wahrscheinlich hier etwas umfangreicher den Telemann-Kantaten widmen).

    Bei Graupner zum Beispiel gefällt mir, umgekehrt zu Fasch, die Qualität der Arien in der Regel gut, während ich einige Chorsätze etwas hölzern bzw. statisch finde.


    Bei Graupner war cpo erfreulich aktiv und hat einige Kantate eingespielt, die meisten davon wurden erstmalig nach ihrem Gottesdienst-Gebruach zur Entstehungszeit gespielt. Bei den aktuellen Preisnachlässen lohnt sich erstens der Kauf und zweitens fragt man sich besorgt, wie lange die Aufnahmen noch zu haben sein werden.


    Aktuell empfiehlt sich diese CD mit wirklich schönen Weihnachtskantaten:


    Zu haben sind aber auch mehrere CDs mit Passions-Kantaten, Dialog-Kantaten und weiteren Zusammenstellungen:

    ...

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Lieber Tristan,


    Reine Gebrauchsmusik für einen Sonntag, danach oftmals Archiv-, manchmal auch Wegwerfware.

    Das mag sein, so war ja meist der Auftrag (der Dienstherren). Warum das allerdings bei Bach bei Dir anders klingt, erschließt sich mir nicht. Wir heute hören ein paar Takte von Bach und können es ihm zuordnen, andere Stücke anderer Komponisten klingen erst einmal ferner. Aber darum gleich pauschal abwerten? Jenseits von musikwissenschaftlichen Bewertungen zählt für mich nur, ob sie mich berühren. Und da lassen sich immer wieder kleine Preziosen finden. Hier die Liste aller von Graupner aktuell vollständigen, lieferbaren CDs einschließlich Links zu Rezensionen:


    Graupner-CD-Einspielungen


    Eventuell sollten wir auch mal die Entstehungsumstände berücksichtigen: jede Woche eine, manchmal zwei Kantaten "abliefern" zu müssen ist eine andere Herangehensweise, als sich Jahre um eine Sinfonie zu kümmern, oder? Und immer zählt nur: berührt mich das, freue ich mich darüber.

    Eine gute Weihnachtszeit auch ohne das Weihnachtsoratorium von Bach ;)

    Mehr Musik ins Leben, mehr Leben in die Musik.

  • Das mag sein, so war ja meist der Auftrag (der Dienstherren). Warum das allerdings bei Bach bei Dir anders klingt, erschließt sich mir nicht. Wir heute hören ein paar Takte von Bach und können es ihm zuordnen, andere Stücke anderer Komponisten klingen erst einmal ferner. Aber darum gleich pauschal abwerten? Jenseits von musikwissenschaftlichen Bewertungen zählt für mich nur, ob sie mich berühren. Und da lassen sich immer wieder kleine Preziosen finden.

    Lieber Kollege, aus deinem Post werde ich noch nicht schlau...

    Wo ist der denn abwertend? Im Gegenteil, ich kenne das Kantatenschaffen all dieser Komponisten und weiß es zu würdigen. Ich habe ja geschrieben, was mir bei Grupner gefällt.


    Dazu vielleicht: Ich beschäftige mich halt wissenschaftlich mit Bach und seiner Zeit, so dass mir der wissenschaftliche Blick immer eigen ist. Und welche Musik mich am meisten berührt: Diejenige Bachs und zwar mit großem Abstand. Was meinst du denn mit "warum das allerdings bei Bach bei Dir anders klingt"?


    ventuell sollten wir auch mal die Entstehungsumstände berücksichtigen: jede Woche eine, manchmal zwei Kantaten "abliefern" zu müssen ist eine andere Herangehensweise, als sich Jahre um eine Sinfonie zu kümmern, oder? Und immer zählt nur: berührt mich das, freue ich mich darüber.

    Das ist ein historischer Fakt den man zur Kenntnis nimmt, aber das ändert ja nichts. Wir haben doch hier gar keine Vergleiche zu romantischen Sinfonien gezogen.

    Eine gute Weihnachtszeit auch ohne das Weihnachtsoratorium von Bach ;)

    Die gibt es bei mir nur mit Bach WO! :)

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Ein interessantes Zitat von Rudolf Lutz (der mit der Bach Stiftung St. Gallen alle Bachkantaten aufführt):

    Zitat

    Man kann Bach studieren und dann nochmal studieren, es wird nicht langweilig. Wenn man mich gefragt hätte, alle Graupner-Kantaten aufzuführen, hätte ich gesagt, ›lieber nicht‹, abgesehen davon, dass es über 1.400 sind.

    Da ist natürlich etwas dran, vielen Werken fehlt dann im Vergleich doch der herausragende Eigenwert.

    Was - wie gesagt - nicht bedeutet, dass es nicht viele Schönheiten im Kantatenschaffen Graupners zu entdecken gibt und dass ich viele seiner Kantaten gerne höre.

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Ja und man kann anderer Meinung sein. Einfach dankbar zu sein für die Vielfalt an Musik ist eher meine Devise. :)

    Mehr Musik ins Leben, mehr Leben in die Musik.

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