Salut,
nach Abschluß der grandiosen Sinfonien-Trias, zwischen einigen Kanonstudien und vor dem Klaviertio G-Dur [KV 564], den letzten beiden Quartetten [KV 575 und 590], den letzten beiden Quintetten [KV 593 und 614] vollendet Mozart am 27. September 1788 ein Streichtrio - eines in Es-Dur, KV 563: Sein einziges, wenn man von der 2sätzigen Sonate [bestehend in einem Adagio und einem Menuett nebst Trio] B-Dur für 2 Violinen und Bass KV 266 [271f] absieht.
Betitelt hat Mozart es in seinem Verzeichnüß aller meiner Werke mit
Ein Divertimento à 1 Violino, 1 Viola e Violoncello; di sei pezzi.
Das hat nichts mit Bären zu tun, sondern weist nur daraufhin, dass es gar in sechs Sätzen [Stücken] besteht:
1. Allegro [C] Es-Dur
2. Adagio [3/4] As-Dur
3. Menuetto und Trio. Allegro Es-Dur
4. Andante [2/4] B-Dur
5. Menuetto Allegretto mit 2 Trios Es-Dur
6. Allegro [6/8] Es-Dur
Das Werk komponierte Mozart für seine "Hausbank" Michael Puchberg; aus Dankbarkeit für das Vertrauen und die Gütigkeit des Logenbruders. Auch das Klaviertrio E-Dur KV 542 [kurz zuvor entstanden] ist vermutlich für Puchberg komponiert worden. Vielleicht hat die Zahl drei hier eine besondere Bedeutung? Für mich von KV 563 am schönsten ist das 2. Thema des ersten Satzes ab Takt 26 - das könnte ich endlos hören. Eine der wenigen wirklich freudvollen Stellen in Mozarts "Spätwerk" - obwohl auch hier wieder so eine Sehnsucht durchschimmert.
Mozart hat das Werk auf seine Berlinreise mitgenommen und ließ dieses Wunderwerk am 16. April 1789 in Dresden spielen: [...] ich gab bei dieser kleinen Musik das Trio welches ich Hr. v. Puchberg schrieb, - es wurde so ganz hörbar executirt. Da klingt förmlich die Begeistrung Mozarts durch...
Ein knappes Jahr später wird es wieder gespielt: Morgen freytag hat mich graf Hadick gebeten ihm des Stadlers Quintett, und das Trio so ich für Sie geschrieben, hören zu machen, ich bin so frey Sie dazu einzuladen; [...].
Vielleicht ist Mozart durch seine Bearbeitungen der Bachfugen für Streichtrio auf die Idee zu diesem Werk gekommen? Jedenfalls liess er einen früheren Versuch in G-Dur [KV 562e] nach 100 Takten [vollständiger Exposition also] liegen...
Hubert Unverricht fasst zu KV 563 zusammen:
[...] An Größe, Geschlossenheit und Ausdruckskraft kommt kein Streichtrio des 18. Jahrhunderts diesem Werk Mozarts gleich [...] In diesem seine Zeit überragenden Werk ist genial alles zusammengefaßt, was bis dahin im Streichtrio als Sonderbildungen entstanden war; und in nuce ist vorwegnehmend bereits vorhanden, was erst in späteren Trios wirksam werden sollte. - zum Beispiel knüpft der junge Beethoven mit seinem ebenfalls in Es-Dur komponierten Streichtrio op. 3 unmittelbar an. Vielleicht kennt auch jemand das Streichtrio Es-Dur von Ermanno Wolf-Ferrari [1893]? Schubert D929?
Mozart selbst bezeichnet das Werk einerseits als Divertimento, was fraglos richtig ist, denn der Aufbau spricht ganz dafür: 6 Sätze, darunter 2 Menuette und 2 langsame Sätze, umschlossen von zwei schnellen Sätzen. Es ist aber reinste Kammermusik, keine belustigende Freiluftmusik - wie für Divertimenti dieser Zeit üblich. Somit ist es durchaus schlüssig, wenn Mozart umschwenkt und das Werk fortan als Trio bezeichnet. Aber es wird wohl eine großartige Mischform bleiben.
Das vollendetste, feinste Trio, das je in dieser Welt hörbar geworden ist.
[Alfred Einstein]
Wenn ich es genießen will, dann mit dem Grumiaux-Trio [Arthur Grumiaux, Georges Janzer, Eva Czako]. Es lohnt sich übrigens auch durchaus, nach einer Einspielung von KV 562e [dem G-Dur-Fragment] zu suchen. Ich habe es, finde es aber in meinem Wust nicht...
Viele Grüße
Ulli