Welch Freude, einmal über die Cellosuiten zu diskutieren.
Ich habe mir ja erst neulich ein paar weitere Aufnahmen bestellt.
Mein derzeitiger Favorit: Truls Mork (Entschuldigung, leider kein schwedischer Zeichensatz).
Die Aurfnahme dieses norwegischen Cellisten ist grandios. Das Montagnana-Cello klingt so voll und dunkel wie es auf dem Cover aussieht. Aufgenommen wurde in einer Kirche in Oslo. Der Klang ist warm und hallt nicht. Mork hat wunderbare Tempi, eine extrem gute Technik und versucht auch nicht zu überzeichnen.
Platz 2 teilen sich Pierre Fournier und Lynn Harrell.
Fournier spielt "aristokratisch". Ein wunderbar anmutiges Spiel, ruhig, gelassen, dann aber auch tänzerisch und zupackend. Einziger Nachteil: Das Cello näselt ein wenig, vielleicht aufnahmebedingt (60er Jahre).
Harrell ist fast das komplette Gegenteil. Er klingt kräftig und rauh und wenn Fournier aristokratisch klingt, dann klingt das bei ihm wie Musizieren in einer Bauernschänke, dabei habe so natürlich und "organisch".
Platz 3: Jean-Guihen Queyras.
Augenommen in einer Kirche, was die Aufnahme ein klein wenig zu hallig macht. Leicht und tänzerisch. Außerdem Bonus-DVD mit der 3. Suite. Manchmal geht es mit ihm durch und er verkünstelt sich in den Tempi, was andererseits seine Qualität als Cellist unterstreicht.
Platz 4: Maria Kliegel.
Bitte nicht falsch verstehen, es ist vielleicht auch von mir reininterpretiert, aber es klingt irgendwie weiblicher. Wie man es aus der Disco kennt, bewegen sich Frauen beim Tanzen deutlich geschmeidiger als Männer und so klingt auch ihr Spiel. In den lockereren Tanzpassagen ist sehr viel Swing, alles sehr locker, wie Eischnee. Dafür könnte in den dunkleren Passagen mehr Druck, mehr Tiefe sein.
Ich warte auf: Meneses und Haimovitz.
Zu Casals: Habe ich bisher nicht gekauft, wegen Mono (ist das schlimm, ich meine, hört man es?)
Rostropovich: Habe ich eine Menge unterschiedliche Meinungen zu gehört und gelesen. Er ist unbestritten ein großer Cellist, aber seine Kraft ist bei den russischen Cellokonzerten vielleicht besser aufgehoben.
Maisky: Noch nicht reingehört, tendenziell vermutlich viel Vibrato.
Isserlis: Kommt bald ins Regal, denke ich.
Pergamenschikow: Wurde mir wärmstens von meiner Cellolehrerin empfohlen.
Müller-Schott: Werde ich mal reinhören.
Klinger: dito.
Gastinel: Interessiert mich, ebenso
Vassiljev (Mirara produziert eigentlich wenig Müll)
Schiff: s. Müller-Schott
Starker: dito (oder auch günstig bei jpc kaufen)
Tortelier: kommt auch noch, ist ja günstig, aber erstmal die Aufnehmen außerhalb der frz. Schule.
Zu Wen-Sinn Yang: Habe keinen DVD-Spieler, kann mir die DVDs nur auf meinem Mac anschauen. Aber ist eine sicherlich hervorragende Aufnahme.
Allgemein zum eigentlichen Thema: Mich stört es, gerade bei den Cellosuiten, wenn mein Ohr durch mein Auge abgelenkt wird. Diese Musik ist so rein, so tief, dass ich die Musik nicht durch optische Reize verwässern will.
Grüße
L