ZitatDie Ansicht, dass Schostakowitsch nicht über den Stand Mahlers hinausgekommen sei, wird meines Wissens cum grano salis (denn ganz so platt sind sie nicht) von Adorno und anderen Theoretikern, die nur die Wiener Schule und ihre Nachfolger für die angemessene Reaktion auf die Spätestromantik halten, geteilt
Das ist eine Frage des harmonischen Vokabulars. Schostakowitsch geht selten weiter als Mahler. Der satirische Ansatz von Schostakowitschs Symphonik ist allerdings anders - ich meine: Schostakowitschs satirisches Vokabular ist ein anderes als Mahlers satirisches Vokabular.
Übrigens gibt es auch satztechnisch gravierende Unterschiede.
Abgesehen davon: Es ist meiner Meinung nach ein Ding der Unmöglichkeit, daß sich eine Weltanschauungs-Symphonik nach Mahler nicht auch an Mahler orientiert. Sogar bei Henze sind, etwa in der Siebenten Symphonie, Mahler-Einflüsse vorhanden. Warum denn auch nicht?
Ich finde jedenfalls den Hinweis auf die Schlagzeug-Klangmassen in der 11. Symphonie Schostakowitschs demaskierend. Hier outet sich ein Hörer, daß ihm nicht der Gehalt eines Werkes wichtig ist, sondern eine bestimmte punktuelle Facette der Instrumentierung.
Daß da natürlich der Breitwandsound angeblicher Neusymphoniker - die bis jetzt aber gar keine Musik geschrieben haben, die dem Anspruch, den man spätestens seit Mahler an Symphonik hat, gerecht wird - entgegenkommt, scheint mir dadurch nur zu verständlich.