"Oh Gott, oh Gott!" - Die schlimmsten Bühnenbilder und Kostüme

  • Ich äußere mich inzwischen ja nicht mehr gerne zu Inszenierungen, die ich nicht gesehen habe, aber ich empfehle, sich mal nicht nur die Bilder anzusehen, sondern das oben verwiesene Video auf der Website der Staatsoper Hannover.


    Zum Ergebnis mag ich mangels Kenntnis der Aufführung selbst nichts sagen, aber das Regiekonzept, den Weg der "Kinder Tamino und Pamina" auf ihrem Weg in die Welt der Erwacfhsenen zu verfolgen, scheint mir zumindest gut durchdacht und diskutabel, womöglich sogar tragfähig zu sein.


    Eine bunte Fantasiewelt gibt es ja auch in vielen anderen Inszenierungen.


    :hello: Jacques Rideamus


  • Lieber Jaques,
    ich auch nicht, meine ironisch gemeinten Bemerkungen bezogen sich eher auf Peters Verwunderung ob eines Ritters bei der Zauberflöte. Ich habe erst vorige Woche eine Achim-Freyer-Inszenierung gesehen, die im Zirkusmilieu spielt, alle Akteure tragen Clownskostüme, Tamino deutliche Anleihen bei Chaplin, und das ging im Prinzip auch auf, in einigen Szenen mehr, in anderen eniger.
    lg Severina :hello:

  • Liebe Taminos,


    Jacques Rideamus
    es ist ja schön, dass ich nun über die Copyright-Modalitäten aufgeklärt worden bin. Vielen Dank. :hello:


    @alle
    Was die besagte Hannoversche "Zauberflöte" anbetrifft, so habe ich über das Gesamtkonzept nichts gesagt, obwohl, wenn ich danach gefragt werde, der Meinung bin, die Handlung einer Oper mag zwar interpretiert werden dürfen oder sogar müssen, doch darf dabei der Inhalt nicht derartig entfremdet werden, dass von dem klassischen Werk nichts mehr übrig bleibt. Ich habe selbst gehört, ein kleines Mädchen hatte in der Pause ihre Mutter gefragt, ob Pamina und Tamino denn nun Bruder und Schwester seien!! Man will sich gar nicht vorstellen, was sich in ihrem Kopf sonst noch alles abgespielt haben mag! Das ist doch schon überflüssig, finde ich. Wenn jemand gern eigene Kreativität in Szene setzen möchte, so soll dieser doch einfach eine eigene Oper schreiben bzw. produzieren. :untertauch:


    Was ich beschrieben habe, betraf vor allem das Bühnenbild und die Kostüme der Darsteller. Ich selbst bin Hobbymalerin und ein langjähriger Fan der bildenden Kunst, doch hier war mein Geschmack schon arg beleidigt. Ich habe enge und öde Gebilde gesehen, zuerst einen trostlosen Spielplatz, dann etwas Ähnliches wie ein Atombunker von innen, die die Musik von Mozart, mag sie als klassisch, als einfach elegant oder sogar als ein bisschen naiv ebenso wie genial empfunden werden, als eine Karikatur haben aussehen lassen. Ich liebe Mozart (fast) über alles, und ich habe mich bei dieser Zusammensetzung schon sehr unwohl gefühlt. Am Ende habe ich mich gefragt, ob ich vielleicht auch eine Karikatur meiner Selbst bin und merke es gar nicht? Und das nach dem schönsten Opernwerk auf der Welt! :faint:

  • Liebe Theodora,


    da ich die Zauberflöte in Hannover gesehen habe, will ich jetzt doch mal ein paar Worte dazu schreiben. Ich habe mich in dieser Zauberflöte auch über einiges gewundert, anderes aber auch als durchaus interessant empfunden. Ich denke, dass man das Bühnenbild und die Kostüme schon im Kontext der Inszenierung betrachten sollte. Man kann natürlich gleich in Ohnmacht fallen, wenn man beim ersten Vorhang eine rote Schaukel sieht. Man kann sich auch für den Rest der Oper die Ohren zu halten, wenn der Tamino bei seiner Bildnisarie einen Ton nicht richtig trifft. Wird man dadurch der Vorstellung in seiner Gesamtheit gerecht? Ich denke nicht. Nicht dass ich von der Zauberflöte absolut begeistert gewesen wäre, aber gerade Bühnenbild und Kostüme waren meines Erachtens, wenn man das Gesamtkonzept betrachtet, eigentlich weder hässlich noch unpassend.


    Auch auf die Gefahr hin, daneben zu liegen, fasse ich für diejenigen, die die Inszenierung nicht gesehen haben, mal ein paar Gedanken zusammen. Ich lasse mich da aber auch gerne korrigieren – es ist bei mir schon ein Weilchen her, dass ich in der Vorstellung war:


    In der inszenierten Ouvertüre spielen Pamina und Tamino als Kinder friedlich nebeneinander im Sandkasten, bis die kleine Pamina von einem Mann (Sarastro) "weggeholt" wird. Die Regisseurin Elisabeth Stöppler begleitet dann vor allem Tamino bei seinen Versuchen, die Sandkastenliebe wiederzufinden, aber auch beim Erwachsenwerden. Am Anfang des ersten Akts tritt Tamino dann auch auf als jemand, der zwar groß, aber eben noch nicht erwachsen geworden ist und noch von pubertären Träumen heimgesucht wird. Er hat eine kindlich-emotionale Sicht auf die Welt, wie sie die Königin der Nacht mit ihren Damen verkörpert: eine Welt voll von irrationalen Geboten und Verboten, Strafen, Träumen und Trieben. Erst im weiteren Verlauf der Oper nähert sich Tamino immer mehr an die spießige, rationale Erwachsenenwelt von Sarastro und seinen "Eingeweihten" an, die statisch und langweilig herumstehen, obwohl sie sich vor Alter und Gebrechlichkeit kaum mehr auf den Beinen halten können. Zur Seite stehen ihm die drei Knaben, Indianer, Ritter und Clown, die zum Beispiel auch die kindlichen oder individuellen Eigenschaften wie Neugier, instinktive Abwehrbereitschaft oder Verspieltheit verkörpern könnten, die Tamino auf seinem Weg zum Erwachsenwerden leiten: "Sei ein Mann." Das sagen die Knaben zu ihm.


    Wer von der Zauberflöte verzaubert werden will, hat dazu wohl wirklich in Hannover nicht viel Gelegenheit. Wenn man sich aber auf die psychologische Sicht der Regie einlassen möchte, sind auch die Kostüme nicht mehr "schlimm": schlichte, biedere für Sarastro und seine Truppe und phantastische für die Königin der Nacht und die Damen. Sicher muss man das nicht mögen, aber ich denke, zumindest das hat gepasst. Dass dabei jeder die Grenze zwischen (zulässiger) Interpretation und (unzulässiger) Verfremdung für sich selbst zieht, ist, denke ich, auch klar.


    Aber gerade die Kritik an den Kostümen der Knaben kann ich auch dann nicht nachvollziehen, wenn man von dem Ideal einer märchenhaft-humanistischen Zauberflöte ausgeht, die es in Hannover ja lange Jahre mit der Vorgängerinszenierung von Hans-Peter Lehmann gegeben hat. Eigentlich sind das doch geradezu Klischeekinder wie vom Karneval. Was sollen die denn sonst noch anziehen, um als Knaben kenntlich gemacht zu werden? Doch wohl hoffentlich nicht kurze Hosen mit Kniestrüpfen?


    ;) :hello:

  • Lieber Zauberton,


    Ach, ist das herrlich, mit jemandem diskutieren zu können, der ebenso bei der Vorstellung dabei gewesen ist! :hello: :hello:


    Ich kann mit Deiner Darstellung insofern übereinstimmen, dass hier die Kostüme und das Bühnenbild nur ein Teil des Ganzen sind, welches ja, wie ich sehe, Dich auch nicht gerade vom Hocker gehauen hatte. :D :D


    Die Knaben? Ehrlich gesagt, habe ich überhaupt verstanden, dass dies Knaben sein sollten, erst nachdem ich nochmals gründlich das Libretto durchgelesen habe: Ich hatte vor der Vorstellung die Musik recht gut im Kopf gehabt, da eine Querschnitts-CD häufig genossen, doch die Details der Handlung kannte ich dagegen nicht so genau aus dem Kopf. Ich hatte bei Clown, Indianer und Ritter mehr an Puppen gedacht und war etwas verwirrt, weil ich nicht ersehen konnte, wie sie zu Tamino kommen und auf wessen Befehl sie handeln, weil sie ja offensichtlich mitr den beiden "Konfliktparteien" - der Königin und den Eingeweihten - nichts zu tun hatten und andererseits verbindet man mit Puppen oder Marionetten nicht unbedingt den freien Entscheidungswillen. :wacky: Und die Frauen in Rot haben mich auch verwirrt, ich meine die, die Du als pubertäre Phantasien Taminos oder Ähnliches auffasst. Ich hatte gedacht, es wären Feuerzungen und die würden von der Königin als deren Macht ausgehen, ich sancta simplicia :hahahaha:


    Ich bin der Meinung, um etwas Bildnerisches genießbar zu gestalten, muss man gewisse Gesetze des Bildnerischen beachten, und die besagen für mich fest und eisern, dass man ein Kunstwerk auch ohne brockhausdicke Begleitzettel verstehen können muss, oder wenigstens mit den Annahmen über dessen Bedeutung nicht so ganz radikal falsch liegen muss! Und Deine Darstellung dessen, wie Du das Konzept aufgefasst hast, ist doch ziemlich komplex, ja fast sozialpsychologisch angehaucht und wäre für jemanden, der kein grosses Vorwissen hat oder einfach ein Kind ist, unerreichbar. Für mich dagegen war die Vorstellung eine lange Kette wenig miteinander zusammenhängender, teilweise verwirrender und für sich genommen nicht unbedingt sehr zu Mozarts Musik passender (imho) Bilder, die partout keinen roten Faden aufweisen wollten.


    Aber an einem weiteren Punkt stimme ich Dir natürlich zu - jeder zieht bei Kunst und Kitsch eigene Maßstäbe heran. Übrigens, wie fandest Du die Finalszene mit Seifenblasen und Zauberkerzen?


    Alles Liebe,
    Deine


    Theodora

  • Zitat

    Original von Theodora
    ... Ich hatte bei Clown, Indianer und Ritter mehr an Puppen gedacht und war etwas verwirrt, weil ich nicht ersehen konnte, wie sie zu Tamino kommen und auf wessen Befehl sie handeln, weil sie ja offensichtlich mitr den beiden "Konfliktparteien" - der Königin und den Eingeweihten - nichts zu tun hatten ...


    Das muss aber nicht unbedingt mit der Qualität der Inszenierung zu tun haben. Ich hab ehrlich gesagt bis heut nicht so ganz verstanden, was die Motivation der Knaben eigentlich ist (hab mich allerdings auch noch nicht so recht bemüht, die Logik der Zauberflöte zu durchblicken :stumm:).


    Ich find jedenfalls, die Deutung, wie Zauberton sie beschreibt, eigentlich ganz interessant und einleuchtend, ohne aber beurteilen zu können, ob die Inszenierung das glaubhaft und nachvollziehbar die Oper über durchhält.

    Einmal editiert, zuletzt von bachiana ()

  • Liebe Bachiana,


    ich habe eigentlich nur über das Bühnenbild und Kostüme zu dieser Vorstellung der Zauberflöte meine Meinung gesagt, ich wollte nicht das Gesamtkonzept und schon gar nicht die Logik der Handlung dieser Oper diksutieren. Ich war mit den Kostümen und mit dem Bühnenbild unglücklich, das ist nur eine private Meinung, man kann ihr zustimmen oder nicht.


    Die Kostüme der Hauptfiguren bis auf die Königin der Nacht haben für mich keinen Aufschluss über die Verbindung zum auf der Homepage des Opernhauses beschriebenen Gesamtkonzept ergeben, die Knaben haben mich dabei besonders verwirrt. Taminos zuerst eine schlafanzug-ähnliche Bekleidung, derer er durch viele rot bekleideten Frauen entledigt wird, dann sein Hosenanzug hatten auf mich keine sonderlich symbolträchtige Wirkung ausgeübt. Paminas Kleid war so unansehnlich, dass man bei aller Mühe keinerlei Wirkung, welche damit beabsichtigt werden könnte, erkennen konnte.


    Das Bühnenbld mit der roten Schaukel mag vielleicht Ideen des Regisseurs widerspiegeln, doch die Verbindung zur Zauberflöte ist hierbei ohne eine ausführliche Konzept-Anleitung ist für mich persönlich nur schwer auszumachen.


    Ich bin generell kein Feind der modernen Aufführungen, zum Beispiel die Salzburger Traviata oder die Zürcher Carmen haben mich sehr beeindruckt. Doch da war die Oper selbst nicht entfremdet, auch wenn eine zum Teil sehr moderne Interpretation stattfand. Ich finde, man kann als Opernbesucher wirklich erwarten, dass man zumindest hinter die Handlung kommt und die handelnden Personen auch ohne das Programmheft identifizieren kann.


    Wenn man zum Beispiel die Züricher Carmen mit Hannoveraner Zauberflöte vergleicht, um meinen Gedanken dazu zu verdeutlichen, so kann man den Unterschied dahingehend ausmachen, dass man in einem Fall die Fülle der Bühnengegenstände auf einen Baum mit dem Mond reduziert, doch dabei Carmen Carmen und Spanien Spanien sein lässt, im anderen Fall verwandelt man die Zauberwelt in einen rot gestrichenen Spielplatz, und das ist nicht einfach nur eine Reduktion, sondern hier geschieht meiner Meinung nach ein Eingriff in die Materie der Oper selbst. Es kann sein, dass ich einfach etwas dagegen habe, wenn das Bühnenkonzept die Musik entfremdet erscheinen läßt, sprich, wenn das Bühnenbild einen anderen Inhalt hat als die Oper selbst. Deswegen stört mich eine leere Bühne mit einem roten Sofa wesentlich weniger als der rote Spielplatz. Wenn Du verstehst was ich meine.


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Einmal editiert, zuletzt von Theodora ()

  • Zitat

    Original von Theodora
    Liebe Bachiana,
    ich habe eigentlich nur über das Bühnenbild und Kostüme zu dieser Vorstellung der Zauberflöte meine Meinung gesagt, ich wollte nicht das Gesamtkonzept und schon gar nicht die Logik der Handlung dieser Oper diksutieren. Ich war mit den Kostümen und mit dem Bühnenbild unglücklich, das ist nur eine private Meinung, man kann ihr zustimmen oder nicht.


    Liebe Theodora,
    ich wollte Dir Deine Meinung auch gar nicht abstreitig machen! :yes:


    Ich wollte nur diesen beiden Gedanken Ausdruck verleihen, die mir beim Lesen Eurer Beiträge in den Sinn kamen:


    a) dass ich die Rolle der drei Knaben in der Zauberflöte, die ja vor Unschlüssigkeiten nur so strotzt, ganz besonders problematisch finde (die vermutlich ähnlich wie die Widersprüchlichkeiten im Charakter der Königin der Nacht schlicht und einfach der raschen Umdisposition Mozarts und Schikaneders zu verdanken sind, die nach dem Coup der Konkurrenz notwendig wurde und die aus dem Bösewicht Sarastro den Guten und aus der leidenden Mutter die rach- und machtsüchtige Königin machte; aber trotzdem macht mich diese Erklärung nicht vollkommen glücklich :no:)
    und
    b) dass ich den beschriebenen Ansatz eine interessante Deutungsmöglichkeit finde, der mir so noch nicht begegnet ist.


    Schade, wenn Bühnenbild und Kostüme dabei hinter den Möglichkeiten zurückblieben. Im Prinzip gings mir am Freitag bei der Cleofide in der Semperoper (wen's interessiert, kann hier nachlesen) ähnlich wie Dir - das Konzept fand ich ganz überzeugend, nur die Ausstattung war enttäuschend (wenn auch nicht irreführend, wie wohl in der Hannoveraner Zauberflöten-Inszenierung).


    Liebe Grüße


    Kerstin

    Einmal editiert, zuletzt von bachiana ()

  • Liebe Theodora,


    die Zauberflöte kann man ja auf viele verschiedene Arten darstellen, in einer naiv-freundlichen Märchenwelt mit einem bunt gefiederten Papageno oder völlig abstrahiert auf leerer Bühne. Ich selbst habe da keine eindeutigen Vorlieben. Ich habe mich schon genauso in einem opulenten Ausstattungstheater bestens unterhalten wie in einer kargen Kulisse. Was eben wichtig ist, dass das Regieteam tatsächlich so etwas wie ein Gesamtkonzept vermitteln kann, dass sich Personenregie, Bühnenbild und Kostüme gut zusammenfügen. Und insoweit hat mir die Inszenierung gar nicht schlecht gefallen, da ich das Gefühl hatte, dass die Regie teilweise wirklich etwas mitzuteilen hatte. Bühnenbild und Kostüme, um die es ja hier eigentlich gehen soll, waren vielleicht auf den ersten Blick eher wenig ansprechend, aber letztlich meines Erachtens doch nicht wirklich "schlimm", da sie im Ganzen gut aufgegangen sind. Außerdem habe ich ja schon oben angedeutet, dass ich die Knabenkostüme wirklich nicht hässlich fand - im Gegenteil, die waren eigentlich sogar sehr liebevoll gestaltet.


    Die Knaben wurden in der Inszenierung ja auch ziemlich aufgewertet, da sie ja nicht bloß auf ihre Kurzauftritte beschränkt waren. Sie waren sehr häufig auf der Bühne und man hat sie am Geschehen teilnehmen lassen. Das haben die Kinder meines Erachtens auch schauspielerisch gut gemacht. Ich bin wie du auch nicht in der Lage, die Regieeinfälle bis ins Letzte zu entschlüsseln, insbesondere da ich schon im Februar in der Vorstellung war und dementsprechend einiges vergessen oder verdrängt habe. Möglicherweise würden sich einige Verantwortliche auch über das kaputtlachen, was ich hier schreibe. Was man aber schon festhalten sollte, ist dass die Inszenierung kein wildes Ideenchaos war, sondern durchaus den Anspruch hatte, das Werk zu ergründen. Trotzdem muss ich auch sagen, dass für mich nicht alles bis ins letzte schlüssig geworden ist. Da gab es dann wieder einige Szenen, die nicht ganz mit den anderen verbunden waren, oder auch Personen, die sozusagen dramaturgisch neben dem Hauptgeschehen standen. Papageno zum Beispiel, der wohl weniger als harmloser Spaßvogel denn als mürrischer Eigenbrötler angelegt war, konnte ich zu den anderen Figuren in der Inszenierung nicht so recht in Beziehung bringen. Dann wieder gab es an anderen Stellen, beispielsweise nach meiner Erinnerung in der Papagena-Szene, eigentlich nicht mehr als harmlosen Klamauk.


    Einen kleinen Widerspruch möchte ich auch insoweit anmelden, dass die Kindertauglichkeit nicht unbedingt ein Kriterium für die Qualität einer Inszenierung sein sollte. Das gilt meines Erachtens für die Zauberflöte wie für jedes andere Werk auch. Große staunende Kinderaugen sind etwas Schönes und die Zauberflöte ist wie zum Beispiel auch "Hänsel und Gretel" hervorragend geeignet, solche zu produzieren. Dass aber die Zauberflöte in ihrer Rätselhaftigkeit nicht unbedingt darauf beschränkt sein muss, sehe ich eher so wie bachiana. Wenn dir das in Hannover nicht gefallen hat, ist das auch für mich völlig in Ordnung. Ich kann das im Ergebnis teilweise nachvollziehen, ich fand das eher interessant im Sinne von "Mal was anderes.", wenn auch nicht bis ins Letzte überzeugend.


    Zitat

    Original von Theodora
    Übrigens, wie fandest Du die Finalszene mit Seifenblasen und Zauberkerzen?


    Oh ja, die Wunderkerzen. :D Die werden ja immer gerne mal genommen, um ironische Distanz zu dem Bühnengeschehen herzustellen. Ob das hier auch gewollt war – keine Ahnung, da bin ich überfragt. Das war auch so eine der Szenen, in der ich nicht so ganz den Zusammenhang zum Rest des Ganzen gesehen habe.


    :( :hello:

  • Zitat

    Original von Zauberton
    die Zauberflöte kann man ja auf viele verschiedene Arten darstellen, in einer naiv-freundlichen Märchenwelt mit einem bunt gefiederten Papageno oder völlig abstrahiert auf leerer Bühne.


    Ich will hier nicht den sovielsten Staubithread entfachen, aber muß doch etwas mal zur Überlegung mitgeben: ist das noch Mozarts Zauberflöte?
    Ist das denn nicht eher die Zauberflöte eines Regisseurs X? Wenn das bewußt akzeptiert wird, OK.


    LG, Paul

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  • Zitat

    Original von musicophil
    Ich will hier nicht den sovielsten Staubithread entfachen, aber muß doch etwas mal zur Überlegung mitgeben: ist das noch Mozarts Zauberflöte?
    Ist das denn nicht eher die Zauberflöte eines Regisseurs X? Wenn das bewußt akzeptiert wird, OK.


    Nichts für ungut, lieber Paul, wenn Du so in dieser Allgemeinheit fragst, gibt es Mozarts Zauberflöte gar nicht. Denn niemand wird und kann sie so reproduzieren, wie sie Mozart aufführte (da fehlen allein schon einmal die damaligen Sänger) - und was Mozart heute meint, wird außer Behauptungen von Spiritisten wohl ein Geheimnis bleiben. Jede Aufführung, ob sie nun traditionell oder modern ist, kann nur eine Annäherung sein, ob nun von Schenk, Ponelle oder Neuenfels - und am Ende fehlt ihr noch das damalige Publikum mit dem damaligen Wissen, für das Mozart damals die Oper schrieb.


    Auf der anderen Seite gibt es keine Beliebigkeit, ein Kunstwerk erfordert die höchste Anstrengung und muss daran gemessen werden - aber nicht an Ritualen einer oberflächlichen Nachahmung. Und selbstverständlich steht jedem sein Urteil frei, es ist aber nicht "besser" und nicht "schlechter" als das eines anderen Opernfreundes, allenfalls anders ...


    Liebe Grüße Peter

  • Liebe Taminos,


    bachiana,
    Ich bin mit Dir voll und ganz einverstanden, was die Handlung der "Zauberflöte" anbetrifft, die ist wirklich nicht ohne Widersprüche. Doch man kann trotzdem nicht umhin, sie zu lieben! :angel:
    Ich sehe mir unbedingt Deine Darstellung vom ähnlichen Fall in der Semperoper und gebe dann meinen Senf dazu!


    Zauberton
    Stimmt, Papageno war wie aus einer naiv-märchenhaften Vorstellung herausgeschnitten, besonders die Szene, wo er mit bunt bekleideten Frauen umgeben wird, fand ich persönlich, weil ich mir (wie es Dir sicher schon aufgefallen ist :pfeif:) etwas Naives und Märchenhaftes gewünscht habe, irgendwie zu "hübsch" :D für den übrigen Rest der Vorstellung. Klar kann man bei karger oder bei gefüllter Szenerie Spass an der Oper haben, ich selbst schreibe ja auch davon. Doch diese Verfremdung, die da stattfand, mag ich nicht, und das lässt sich wohl nicht ändern, aber was soll´s? :beatnik: Über den Geschmack lässt sich streiten.


    Übrigens, ich habe ein Video von der "Lucia" der neuen Saison gesehen, und das gefiel mir sogar sehr gut, was die Hannoveraner da an Konzept anbieten, ein bisschen Staub ist dabei :D :D


    Alles Liebe,
    Deine


    Theodora

    Einmal editiert, zuletzt von Theodora ()