Mozart verhinderter Orgelkomponist?

  • Hier gibt es eine "Einspielung" der drei für Orgelwalze komponierten Werke Mozarts: KV 594, 608 uind 616, wie sie meiner Meinung nach dem Original am nächsten kommen:




    JÜRGEN BRAUN
    spielt Musik für Flötenuhren auf der Drehorgel



    Joseph Haydn: Divertimento nach Flötenuhrstücken
    Allegro / Menuett I / Andante / Marsch / Menuett II / Presto


    W.A. Mozart: Andante F-Dur KV616


    G.Fr. Händel: Fünf Stücke „for a Musical Clock“


    A Voluntary or a Flight of Angels HWV 600 /
    Air G-Dur HWV 594 / Larghetto aus HWV 578 /
    Air F-Dur HWV 587 / Gigue HWV 589


    W.A. Mozart: Adagio - Allegro - Adagio f-Moll KV 594


    L.v. Beethoven: Drei Stücke für Flötenuhren
    Adagio assai / Allegro / Scherzo


    W.A. Mozart: Allegro - Andante - Allegro f-Moll KV 608


    C.Ph.E. Bach: Sechs Stücke für Drehorgeln, Flöten- und Harfenuhren


    Allegro I / Polonaise / Menuet / Adagio /
    Marcia / Allegro II


    J. Haydn / L.v. Beethoven: Grenadiermarsch


    Gespielt wird auf einer Drehorgel. Da in den Fällen der genannten KV die mechanische Wiedergabe im Vordergrund steht, scheint mir die Instrumentenwahl durchaus sinnvoll. Der Klang ist sehr angenehm und ich kann die "Berieselung" im Deymschen Gruselkabinett damit ziemlich gut nachempfinden.


    :)


    Ulli

    Cnusper, cnusper, cnasam, qui cnusperat meam casam?
    (Hexa dixit)

  • Mehr als 12 Jahre wurde hier nichts mehr geschrieben. Ändere ich dies mit meinem Beitrag.


    Über Wolfgang Amadeus Mozarts hochstehendes Orgelspiel kann man sich in diesem Thread informieren.


    In meiner Aufnahme der 17 Kirchensonaten Mozarts spielt ein Streichorchester, plus verlangte Instrumente, was nicht den ursprünglichen Intentionen des Komponisten entspricht und alles andere als HIP sein dürfte. Trotzdem gefällt mir die kurzweilige Musik in dieser Fassung. Sicherlich kann man diese Stücke spannender gestalten.


    Janos Sebestyen spielt an der Orgel, das Ferenc Erkel Kammerorchster Budapest begleitet ihn.



    Auf dem Cover ist ein Portrait des Erzbischofs Hieronymus Colloredo (1732-1812). Zu ihm habe ich im Netz diese Angaben gefunden:

    "Er war von 1772-1803 Bischof in Salzburg und Dienstherr Mozarts. Nachdem der 16-jährige Wolfgang für ihn „Der Traum des Scipio“ komponiert hatte, ernannte er ihn zum erzbischöflichen Konzertmeister mit einem Jahresgehalt von 150 Gulden. Dies war nicht viel, entsprechend offen und empfänglich waren die Mozarts für andere Perspektiven. 1777 wurde Mozart aus dem Dienst entlassen."


    Kurz und knapp sind die 17 Kirchensonaten für Orgel und zwei Violinen und Bass von Wolfgang Amadeus Mozart als Domkonzertmeister bzw. Domorganist zwischen 1772 und 1780 komponiert worden. Sie dauern zwischen 3 bis 5 Minuten. Der Erzbischof Hieronymus Colloredo hatte angeordnet, dass die Messen nicht länger als 45 Minuten dauern sollten. Der Erzbischof galt als sparsam, man könnte auch sagen knausrig. Da wird ihm diese schmalbrüstige Besetzung entsprochen haben. Die Musik hatte sich im Gottesdienst zu bescheiden. Sie war als Lückenbüsser gedacht, um die Pausen in der Lithurgie zu überbrücken. Höre ich die 17 Werke, Gebrauchsmusik im besten Sinne, dürften sie sicherlich der unterhaltsamste Teil der Gottesdienste gewesen sein.


    Manchmal treten zur erwähnten Besetzung weitere Instrumente hinzu, zwei Trompeten in KV 273, ein Cello, zwei Oboen, Trompeten und Pauken in KV 278, zwei Oboen, Waldhorn, Trompeten und Pauken in KV 329.


    In Beitrag 55 wurde auf diese Aufnahme in angemessene Orchestrierung der originalen Kleinstbesetzung hingewiesen. In den Schnipseln kann man sich einen Eindruck verschaffen.


    .

    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



  • ich kann gar nicht sagen, wie mich diese Orgelfantasie KV 608 begeistert - sowohl die einzigartigen Fugenteile (Schlußteil !!) wie auch der zarte Mittelteil - auch Beethoven muss sie besonders geschätzt haben, hat er sich doch eigenhändig eine Abschrift davon gefertigt! Ich finde sie hat sogar eine orchestrale Dimension, so dass ich diese Orchesterfassung geschrieben habe: https://youtu.be/QUFYtm0sCys

    "When I was deep in poverty, you taught me how to give" Bob Dylan

  • Ich habe dieses schöne Stück durch ein 3 LP Album mit Mozarts Werken für zwei Klaviere ( oder auch 4 Hände) kennengelernt. Es spielten Christoph Eschenbach und Justus Frantz


    Die Aufnahme ist im Web zu finden. Ich stelle sie hier als Alternative vor


  • Die Martin Sander CD habe ich mir gebraucht bestellt,


    da bin ich mal gespannt, das hört sich hier ja recht interessant an.


    Schönen Sonntag noch.


    Kalli

  • Es verwundert mich, dass Wolfgang Amadeus Mozart recht wenig für die Orgel komponiert hatte, obwohl er es liebte auf der Königin der Instrumente zu improvisieren.


    Christoph Schoener hat auf der Wegscheider-Orgel St. Jakobi Stralsund einige wenige originale Werke und zahlreiche Bearbeitungen anderer Komponisten der mozartschen Werke eingespielt. Wer über einen SACD-Player und die geforderten sechs Lautsprecher verfügt, kann die Aufnahme in 5.1 Format oder dem exklusiven Format 2+2+2 des Labels Dabringhaus und Grimm hören.


    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



  • Lieber Ulli


    Ich komme auf vier: Die Stücke für die Orgelwalze KV 594, 608, 616 und die Flötenuhr wie die Fantasie f-Moll KV 608 zähle ich zu den Orgelwerken, auch wenn sie für ein mechanisches Instrument komponiert wurden.


    Auf der von mir erwähnten SACD sind es die Fantasie für eine Orgelwalze 1 f-moll KV 594; Andante F-Dur KV 616 für eine Orgelwalze; Fantasie f-moll KV 608


    Wie es zu werten ist hast du bereits hier beschrieben.


    Mozart verhinderter Orgelkomponist?

    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



  • So ist es. Klanglich unterscheidet sich die Orgelwalze insofern auch noch, da sie ausschließlich holzgedackte Pfeifen bedient (die gibt es bei Orgeln wohl auch, müssen aber dann entsprechend registriert werden, was aber niemand tut, da es dann wiederum nicht nach Orgel klingt).

    Cnusper, cnusper, cnasam, qui cnusperat meam casam?
    (Hexa dixit)

  • Im Winter 1790/91 schrieb Mozart für ein Wiener Wachsfiguren- und Kuriositätenkabinett mehrere Stücke für die „Flötenuhr“, die er auch „Orgelwerk in einer Uhr“ oder „Orgelwalze“ nannte. Dazu gehören die beiden f-Moll-Stücke KV 594 und KV 608, die heute meist auf der Orgel oder vierhändig am Klavier gespielt werden. Die düsteren Klänge dieser beiden Spätwerke Mozarts kann man nur verstehen, wenn man den Hintergrund ihrer Entstehung kennt.


    „Orgelwerk oder Orgelwalze – Mozart gebraucht z.T. noch andere Bezeichnungen – meint im Prinzip ein und dasselbe Instrument oder besser denselben Instrumententyp: die Flötenuhr, das ist eine mechanische Orgel wechselnder Größe, die mit einem Uhrwerk gekoppelt ist, das das automatische Abspielen des Orgelwerks in bestimmten regelmäßigen Zeitabständen ermöglicht. Wichtigster Teil des Automaten-Mechanismus ist eine drehbare Stiftwalze, deren Stifte bei der Rotation auf entgegenstehende Hebel treffen, die ihrerseits für die Dauer der Berührung bzw. Bewegung die Ventile eines Orgelpfeifenwerks betätigen.“ (Wolfgang Plath) Auf die drehbare Stiftwalze war jenes Musikstück aufgeschlagen bzw. aufgepresst, das mittels der Mechanik im Orgelwerk regelmäßig abgespielt werden konnte.


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    Im Wachsfigurenkabinett des Grafen Deym zu Wien waren solche Flötenuhren nicht nur als mechanische Sensation zu bestaunen, sondern dienten auch als akustische Untermalung für optische Attraktionen. Der „Hofstatuarius Müller“ alias Graf Deym, der seinen Adelstitel wegen der Verwicklung in diverse Duelle nicht führen durfte, stellte in seiner k. k. privilegierten Kunstgallerie ab 1780 Wachsfiguren berühmter Persönlichkeiten zur Schau, zu denen die „Flötenuhren“ die passende Musik lieferte. Mozarts f-Moll-Stücke dienten als Trauermusiken zu einer gigantische „Trauershow“ zu Ehren von Österreichs berühmtestem Feldherrn, Feldmarschall Laudon. Der Sieger in der Schlacht bei Kunersdorf und Maria Theresias erfolgreichster Befehlshaber war im Juni 1790 gestorben. Graf Deym ließ eine Wachsfigur des Feldherrn in einer Art Mausoleum aufstellen und dazu in stündlichem Abstand von einer Flötenuhr die Trauermusiken Mozarts spielen. Wie die Wiener Zeitung am 26. März 1791 berichtete, war es „unmöglich, das ganze lebhaft genug durch Worte zu schildern“. Dass die „Trauer Musique“ eine „Komposition von Hrn. Kapellmeister Mozart“ war, wurde in den Zeitungen eigens erwähnt. Es rechtfertigte den hohen Eintrittspreis.


    Quelle: Villa Musica


    Ich besitze eine englische Stiftwalzen-Orgel aus dem 19. Jahrhundert, die Kirchenlieder abspielt, wenn man die Handkurbel dreht.

    Dasjenige Instrument, wofür Mozart die Stücke komponiert hatte, muss eine Walze mit einem grossen Durchmesser gewesen sein, wenn ein elfminütiges Werk abgespielt wird. Ich kann mir auch vorstellen, dass mehrere Walzen in der gleichen Apparatur im Einsatz waren. Üblich war, dass auf einer Walze acht unterschiedliche Melodien abgespielt werden können. Durch seitliches Verschieben der Walze konnten sie nacheinander abgespielt werden. Die Länge der Musikstücke war in der Regel auf eine Walzenumdrehung begrenzt. Auf der unterstehenden Fotografie sieht man rechts auf der Seite den Gewichtsmechanismus. Wie die Apparatur aussah, die im deymchen Kabinett stand, wissen wir letztlich nicht.


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    Für jeden Ton wird ein Stift unterschiedlicher Länge punktgenau in einer Wendel-Linie eingeschlagen. Diese Linie entsteht, wenn man eine Kordel auf einem Zylinder aufspult. Ich kenne heute eine einzige Person, die dazu das nötige Wissen und Fertigkeit besitzt, abspielbare Walzen herzustellen. Wenn der Mechanismus beim Abspielen sichtbar ist, staunen die Zuhörer.


    Die Flötenuhr muss eine grössere Apparatur gewesen sein. In den Akkorden im ersten Teil erklingen zehn Töne gleichzeitig, was einen kräftigen Blasebalg benötigt, sollen alle Pfeifen genügend Luft erhalten. Mozart muss die technischen Möglichkeiten im Vorfeld der Komposition erfahren haben, denn sie begrenzen das Abspielbare.


    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



  • Seit 'Erfindung' der Musik ist es ein Anliegen der Musikfreunde, ihre Geliebte jederzeit in gleicher Qualität abrufbar zu machen, ohne dabei eine größere Anzahl Musiker zu engagieren. Auf diese Weise entstanden viele heute unter dem Sammelbegriff der Musikautomaten zusammengefasste zum Teil äußerst komplexe Geräte, welche der mechanischen Musikwiedergabe dienlich waren. Für derlei 'Instrumente' komponierten u.a. Mozart (bekanntermaßen seine Werke für 'eine Walze in eine kleine Orgel'), aber auch Joseph Haydn, Ludwig van Beethoven und Georg Friedrich Händel. Die originalen Walzen sind leider heute weitestgehend nicht mehr erhalten, eine besondere Ausnahme ist die sogenannte Haydn-Thruhe, welche Napoleon I. (1769–1821) in Auftrag gegeben und an eine Herzogin von Bordeaux verschenkt haben soll. Auf der Stiftwalze, welche die kleine Orgel steuert, befinden sich acht Melodien von Haydn. Der Komponist hatte diese Melodien speziell für ein 'mechanisches Spielwerk' seines Dienstherrn Graf Esterhazy komponiert. Die Melodien sind deshalb - zumindest nach dem originalen Notentext - nicht von Hand spielbar. Das gute Stück befindet sich in der Schatzkammer des Musikautomatenmuseums im Schloß Bruchsal. Dieses Museum ist immer wieder einen Besuch wert, hat es doch über lange Zeit eine ansehnliche Sammlung von solchen Musikautomaten verschiedenster Größen und Techniken aus den Jahrhunderten zusammengetragen.


    Diese mechanischen Orgelwerke sind in ihrer Funktionsweise ganz ähnlich den heute erhältlichen Spieluhren billiger Natur: Eine mit Stiften bestückte Walze wird durch ein Uhrwerk mit Feder gedreht. Die Stifte lösen bei der Drehung weitere Mechanik aus und bringen die Orgelpfeifen zum Klingen (bei den billigen Spieluhren werden von den Stiften direkt klingende Metallplättchen angerissen).


    Einige dieser Spieluhren sind noch erhalten und u.a. im Bruchsaler Museum ausgestellt. Es gibt auch Aufnahmen dieser tönenden Spieluhren, die allerdings nach meinem Dafürhalten eher zur Befriedigung historischen Interesses dienen als dem wahren Genuß dieser Musik, denn diese Geräte spielen heute durch den Lauf der Zeit zernagt oftmals ungleichmäßig, viel zu schnell oder zu langsam und unkontrollierbar. Eine Solche CD brachte z.B. unter dem Titel Wiener Flötenuhren um 1800 der Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften heraus; sie enthält 43 meist extrem kurze Stücke, überwiegend von Joseph Haydn, aber auch Mozart, Rossini und anderen Komponisten. Es handelt sich dabei aber eher selten um Originalkompositionen denn um Adaptionen (i.w.S. Bearbeitungen für die mechanische Wiedergabe, so beispielsweise berühmte Opernmeldodien aus der 'Zauberflöte').


    Eine andere interessante Sache ist die virtuelle Rekonstruktion von Mozarts Allegro und Andante für eine Orgelwalze KV 608 für das Laudonsche Mausoleum. Auch hier ist eine CD des Verlags der Österreichischen Akademie der Wissenschaften erhältlich. Der Autor Helmut Kowar erklärt im umfangreichen Textmaterial seine Thesen und Synthesen zum Werk, mit denen ich nicht konform gehe (aber das ist an dieser Stelle zu werkspezifisch). Dem Autor geht es neben der klanglichen Rekonstruktion (überliefert sind vier Notensysteme, aber keinerlei Instrumentenangaben) auch gleichwertig um die genaue Tempowiedergabe. Kowar versucht also verschiedene Instrumentalkombinationen, welche eine solche Flötenorgel aufgewiesen haben könnte und lässt das Werk jeweils in den verschieden 'instrumentierten' Versionen exakt 7 Minuten 55 Sekunden andauern (dabei stützt er sich auf die Überlieferung, das Werk habe 8 Minuten gedauert, das bezieht sich aber IMO auf KV 594). Der Klang (midi) ist allerdings nicht besonders toll gelungen.


    Eine weitere Möglichkeit, diese Werke, die heute zumeist auf der (Kirchen-) Orgel, oder Klavier vierhändig, seltener auf dem Cembalo dargeboten werden, wäre die Wiedergabe mit echten (Harmonie-) Instrumenten:



    Für Bläserquintett eingerichtet ist hier KV 594 enthalten, gespielt von ProFive - süddeutsche Bläsersolisten.

    Diese 'Orgel'-Werke werden ja meistens auf CDs mit dem Titel Werke für Tasteninstrumente, Klavier zu vier Händen, zwei Klaviere, Orgel (oder ähnlich) vermarktet, was ja doch ziemlich falsch ist - der Sound ist der einer Orgel, aber ohne Tasten, namentlich für eine Walze in eine(r) kleine(n) Orgel resp. Ein Stück für ein Orgelwerk in einer Uhr (KV 594) oder Ein Orgelstück für eine Uhr (KV 608). Als Bläserquintett klingt das Werk wirklich toll!


    Das Afflatus-Quintett hat offenbar alle drei in Frage kommenden Werke (594, 608, 616) eingespielt:



    Die Wiedergabe auf einem Pedalflügel wie Mozart ihn vermutlich hatte, wäre auch eine Möglichkeit: nur, um dem Willen Genüge zu tun, daß eine einzige Person diese Stücke spielt und um diesem offenbar von Mozart benutzten Instrument einmal eine CD mit Mozartwerken zu widmen. Ich habe mir die Partituren flüchtig angeschaut: es sollte eigentlich möglich sein (auf der Orgel geht's ja auch...).



    Wiederum kurios verfährt Jürgen Braun, der Werke von Haydn, Mozart, Händel, Carl Philip Emanuel Bach und Beethoven auf der Drehorgel (!) präsentiert. Das mag zunächst eher abschreckend anmuten, klingt aber für mein empfinden dann doch sicher am ehesten so, wie es damals geklungen haben muß, zumal für die Wiedergabe eine Drehorgel mit 56 Pfeifen von Jäger & Brommer (Waldkirch), wohl nach dem Vorbild Ignaz Blasius Bruders, mit Holzgedackten verwendet wurde. Das klingt für mich am authentischsten: Empfehlung! (Leider kann ich den Link zur CD aktuell nicht finden).

    Cnusper, cnusper, cnasam, qui cnusperat meam casam?
    (Hexa dixit)

  • Mozart mochte übrigens die Flöte als Soloinstrument ebenso wenig wie er die Flötenuhr nicht schätzte: „ich habe mir so fest vorgenommen, gleich das Adagio für den Uhrmacher zu schreiben [...] war aber, weil es eine mir sehr verhaßte Arbeit ist, so unglücklich, es nicht zu Ende bringen zu können - ich schreibe alle Tage daran - muß aber immer aussetzen, weil es mich ennuirt - und gewis, wenn es nicht einer so wichtigen Ursache willen geschähe, würde ich es sicher ganz bleiben lassen - so hoffe ich aber doch es so nach und nach zu erzwingen; - ja, wenn es eine große Uhr wäre und das Ding wie eine Orgel lautete, da würde es mich freuen; so aber besteht das Werk aus lauter kleinen Pfeifchen, welche hoch und mir zu kindisch lauten.“ (Brief aus Frankfurt a. m. vom 3. Oktober 1790).


    Mozarts Ansinnen kann man also nachkommen, wenn auch beide Stücke (594/608) nicht explizit dafür komponiert wurden.


    Stellt sich noch die Frage, warum „das Ding“ sich Flötenuhr schimpft, zwar kindisch flötet, aber nicht die Zeit anzeigt, wie sich das für eine ordentliche Uhr gehört? Die Etymologie des Wortes Uhr hilft nicht weiter, ist aber interessant: meine Vermutung, von lateinisch bzw. auch griechisch hora („Stunde“) über französisch heure (sprich: „örr“) kommend und zu unserem Uhr führend, kann der kluge Kluge (etym. Wörterbuch) grob bestätigen. Die Lösung des Rätsels versteckt sich schon im obigen Briefzitat, dem zu entnehmen ist, daß das mechanische Präzisionswerk von - wen wundert's? - einem Uhrmacher konzipiert und hergestellt wurde. Insofern handelt es sich bei dem Wort Flötenuhr lediglich um eine Verkürzung des gemeinten (Flöten-) Uhrmacherpräzisionswerks, das in regelmäßigen Zeitabständen den Abspielmechanismus ausgelöst hat (wie w.o. bereits von moderato dokumentiert).

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    (Hexa dixit)

  • Tatsächlich ist das einen Besuch wert

    Naklar! In der Eingangshalle gleich links stand zumindest bei meinen letzten Besuchen (das ist schon ein paar Jahre her) so „ein Ding“, bestehend aus holzgedackten Flöten plus Mechanik; eine moderne Nachempfindung, die m. E. dem von Mozart bekomponierten Teil recht glaubwürdig nahe kommt. Leider sind alle Originale komplett verschwunden.

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