In einem dieser beliebten Threads „die 10 richtigsten Arten, CDs zu lackieren“ kam vor einigen Monaten die Frage nach den hundert derzeit wichtigsten Künstlern der klassischen Musik.
Ich nominierte Gabriela Montero und durfte mir damit wohl auf die Fahnen schreiben, jemanden aufgegabelt zu haben, der im Forum sehr unbekannt ist. Ich hoffe, mit diesem Thread diese sehr interessante Pianistin ein wenig mehr ins Rampenlicht rücken zu können.
„Le Monde de la Musique” fragte im Februar 2004 zehn berühmte Musiker nach ihrer Empfehlung herausragender junger Interpreten. Martha Argerich empfahl Gabriela Montero : „Ich bin selten so einem Talent wie Gabriela begegnet“.
Seither tritt Frau Montero regelmäßig auf Argerichs Festival in Lugano auf und ist auf den entsprechenden Mitschnitten vertreten (die aktuelle CD erscheint Ende Juni).
Gabriela Montero wurde 1970 in Caracas, Venezuela, geboren. Im Alter von 5 Jahren trat sie zum ersten Mal auf, im Alter von 8 Jahren erstmals mit Orchester. Die Familie siedelte in die USA über, wo Gabriela dank eines staatliches Stipendiums studieren konnte.
1995 gewann sie die Bronzemedaille beim Warschauer Chopin-Wettbewerb.
2004 veröffentlichte sie eine Doppel-CD. Auf CD 2 zeigt sie ihr Talent für Improvisationen, wenn sie zum Beispiel die „Goldberg-Variationen“ in einen Tango münden lässt.
FonoForum 09 / 05: "Montero kann beides, zupacken und streicheln. Ihre unbestechliche Motorik erinnert ein wenig an 'La Martha'. Der erste Liszt-'Mephisto'-Walzer schnurrt und zurrt ebenso willensstark wie beharrlich. Unter Repertoire-Gesichtspunkten ist die 'Bonus-CD' sicher interessanter: Zielsicher und technisch jederzeit unbehelligt steuert Montero auf Höhepunkt hin. Sie verfremdet subtil und stilsicher. Will man ihr glauben, sind diese Mitschnitte Unikate, denn sie sagt: 'Ich könnte eine solche Improvisation kein zweites Mal spielen.'"
Auch ihre jüngste CD-Veröffentlichung „Bach & beyond“ widmet sich den Improvisationen. Die Bach-Themen, über die sie improvisiert, kannte sie laut eigener Aussage teilweise bis kurz vor der Aufnahme gar nicht.
2006 wurde Gabriela Montero mit einem Echo als Instrumentalistin des Jahres im Bereich Tasteninstrumente ausgezeichnet.
Auch in ihren Konzerten ist die Improvisation ein wichtiger Bestandteil. Das Publikum darf ihr auch Melodie-Vorlagen vorpfeifen.
Warum nun habe ich sie damals in diesem Thread nominiert? Weil ich glaube, dass Gabriela Montero wie derzeit niemand sonst den Spaß an der klassischen Musik auch einem größeren Publikum aufzeigen kann. Ich empfehle ihre CDs gerne und häufig – und viele Kunden haben nach einem ersten skeptischen Probehören zugegriffen.
Wer sich selbst ein Bild machen will: gerade habe ich auf ihrer Homepage den Hinweis gefunden, dass der WDR ihren MusikTrennale-Auftritt am 24. Juni senden wird.