Gestern hatten wir einen unvergeßlichen Opernabend: Tristan und Isolde in folgender Besetzung:
- Tristan: John Treleaven
- Marke: Franz-Josef Selig
- Isolde: Janice Baird (als Ersatz für die erkrankte Deborah Polaski)
- Kurwenal: Wolfgang Koch
- Melot: Peter Gallaird
- Brangäne: Katja Pieweck
- Ein Hirt: Jürgen Sacher
- Ein Steuermann: Hee-Saup Yoon
- Seemann: Benjamin Hulett
- Musikalische Leitung: Simone Young
Meine Erwartungen ware nicht allzu hoch, da ich die DVD mit Treleaven und Polaski besitze und diese nicht besonders schätze. Insbesondere Treleaven hat dort mit argen Intonationsschwierigkeiten zu kämpfen, fast kein Ton sitzt sondern muß angesungen werden.
Zunächst muss das wundervolle Dirigat von Simone Young hervorgehoben werden. Ich gehe nicht sehr oft in die Oper - das Orchester war nicht wiederzuerkennen. Wunderbar langsam aber spannungsvoll das Vorspiel. Hier gelang es den großen Bogen zu spannen, den ich beim Vorspiel so wichtig finde. Die gesamten drei Akte hindurch war das Dirigat wirklich zwingend, wunderbar auch in den lyrischen Passagen, sehr klangschön mit viel Sinn auch für Nebenstimmen. Besonders gefiel mir, wie im dritten Akt die Dissonanzen herausgestellt wurden.
Ja und was soll ich zu dem Gesang sagen? Es war wunderbar! Nach dem ersten Akt saß ich wie betäubt da:
"Pause? Welche Pause?".
Es gab keine gesanglichen Schwachpunkte. Die Isolde von Janice Baird, die zudem noch eine attraktive Bühnenerscheinung ist, war toll gesungen. Eine schön klingende Stimme, in den tieferen Lagen auch sehr schön aber dann nicht sehr durchdringend. In der Höhe sicher. Für mich eine Überraschung. John Treleaven als Tristan hat mich umgehauen. Von den Intonationsschwierigkeiten keine Spur. Alles sicher getroffen und wunderbar ausgesungen. Ich fand auch nicht, dass er sich im 2. Akt sonderlich geschont hätte. Der dritte Akt war fantastisch, ich bekam eine Gänsehaut nach der anderen. So muss es sein!
Besonders hevorheben muss man noch die wunderschön und kraftvolle Brangäne von Katja Pieweck.
Zu der Inszenierung möchte ich lieber nichts weiter sagen, was da an sinnbefreiten Aktionen (Liegestuhl-Ballet, Schreittanz im 2. Akt ...) geboten wurde entzieht sich meinem Verständnis. Diese Oper, wo sich fast alles im Inneren vollzieht, hat solchen ablenkenden Firlefanz nicht nötig. Ich habe einfach oft die Augen geschlossen und dieser wirklich tollen Darbietung gelauscht.
Das Publikum war sehr begeistert. Die größten Ovationen bekam Simone Young. Ja, wir Hamburger haben sie ins Herz geschlossen.
Ich bin noch ganz ergriffen.
War noch jemand in dieser Aufführung?
Liebe Grüße,
calaf
ps. Nur die Husterei war nervend. Können die Leute sich nicht etwas zusammennehmen?