Zur Klarstellung: Ich mag Rattles Interpretationsansätze regelmäßig nicht (zu viel Gewicht auf einzelne Details, zu viele Blow-ups, zu wenig Großrhythmus etc.).
Aber: Wenn in diesem Forum im Zusammenhang mit renommierten Dirigenten das Urteil recht undifferenziert auf "schlechtes Dirigat" o. ä. lautet, kann man nach meiner bisherigen Erfahrung ohne weiteres davon ausgehen, dass der "Rezensent" Anstoß an dem Interpretationsansatz des Dirigenten nimmt und diesen, weil er nicht seinen Vorstellungen (eher Hörgewohnheiten) entspricht, für ein angeblich "schlechtes Dirigat" nimmt. Es ist - gelinde gesagt - wenig überzeugend, bei einem Dirigenten, der in der Vergangenheit sein technisches Können schon vielfach unter Beweis gestellt hat und der sich die Erarbeitung der "Walküre" nach eigenem Bekunden nicht leicht gemacht hat, ohne ausführlichste Begründungen von schlechtem Dirigat zu sprechen. Die Regel müsste lauten: Je massiver und grundlegender ein Künstler kritisiert wird, desto gründlicher sollte die Begründung für diese Kritik ausfallen. Entsprechendes gilt natürlich für das Spiel weltberühmter Orchester.
Insofern meine ich, dass calaf und Beren_fox uns einmal detaillierter darlegen, wo Dirigent und/oder Orchester so "schlecht" waren und - obwohl sie eigentlich gewollt hätten - ein Motiv etc. nicht anders spielen konnten. Eine Goldwaage ist dafür nicht erforderlich, lediglich ein permanent kritisches Hinterfragen der eigenen vorgefertigten Ansicht.
Loge