Studentenlieder

  • Dort Saaleck, hier die Rudelsburg


    Dort Saaleck, hier die Rudelsburg, und unten tief im Tale,
    da rauschet zwischen Felsen durch die alte liebe Saale;
    und Berge hier und Berge dort zur Rechten und zur Linken,
    |: die Rudelsburg, das ist ein Ort zum Schwärmen und zum Trinken. :|


    Das wissen die Studenten auch in Jena und in Halle
    und trinken dort nach altem Brauch im Hof und auf dem Walle.
    Umringt von moosigem Gestein, wie klingen da die Lieder!
    |: Die Saale rauscht so freudig drein, die Berge hallen wieder. :|


    0 Vaterland, wie bist du schön mit deinen Saatenfeldern,
    mit deinen Tälern, deinen Höhn und all den stolzen Wäldern!
    0 Vaterland, drum wollen wir dir unsre Lieder singen,
    |: zu deinem Preise sollen hier laut Herz und Becher klingen. :|


    Wie tönet das ins Tal hinein vom Felsen hoch hernieder,
    die Saale rauscht so freudig drein, die Berge hallen wieder;
    und Berge hier und Berge dort zur Rechten und zur Linken;
    |: die Rudelsburg, das ist ein Ort zum Schwärmen und zum Trinken. :|


    Abgesang (je nach Herkunft individuell gestaltet):


    Was brauchen wir die Rudelsburg, was brauchen wir die Saale?
    Wir haben doch Alt Heidelberg, im schönen Neckartale
    und Berge hier und Berge dort zur Rechten und zur Linken,
    |: Alt Heidelberg, das ist ein Ort zum Schwärmen und zum Trinken. :|


    Hermann Allmers 1845 (1821-1902)

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Original von Siegfried
    Dort Saaleck, hier die Rudelsburg


    Hermann Allmers 1845 (1821-1902)


    ... von dem auch die Melodie stammt ...


    LG Peter

  • Krambambuli


    Krambambuli, das ist der Titel des Tranks, der sich bei uns bewährt;
    er ist ein ganz probates Mittel, wenn uns was Böses widerfährt.
    |: Des Abends spät, des Morgens früh trink ich mein Glas Krambambuli,
    Krambimbambambuli, Krambambuli! :|


    Bin ich im Wirtshaus abgestiegen gleich einem großen Kavalier,
    dann laß ich Brot und Braten liegen und greife nach dem Pfropfenziehr,
    |: dann bläst der Schwager tantari zun einem Glas Krambambuli,
    Krambimbambambuli, Krambambuli! :|


    Reißt mich's im Kopf, reißt mich's im Magen, hab ich zum Essen keine Lust,
    wenn mich die bösen Schnupfen plagen, hab ich Katarrh auf meiner Brust:
    |: was kümmern mich die Medici? Ich trink mein Glas Krambambuli,
    Krambimbambambuli, Krambambuli! :|


    Ist mir mein Wechsel ausgeblieben, hat mich das Spiel labet gemacht,
    hat mir mein Mädchen nicht geschrieben, ein'n Trauerbrief die Post gebracht:
    |: dann trink ich aus Melancholie ein volles Glas Krambambuli,
    Krambimbambambuli, Krambambuli! :|


    Ihr dauert mich, ihr armen Toren, ihr liebet nicht, ihr trinkt nicht Wein:
    zu Eseln seid ihr auserkoren, und dorten wollt ihr Engel sein,
    |: sauft Wasser, wie das liebe Vieh, und meint, es sei Krambambuli,
    Krambimbambambuli, Krambambuli! :|


    Wer wider uns Krambambulisten sein hämisch Maul zur Mißgunst rümpft,
    den halten wir für keinen Christen, weil er auf Gottes Gabe schimpft,
    |: ich gäb ihm, ob er Zeter schrie, nicht einen Schluck Krambambuli,
    Krambimbambambuli, Krambambuli! :|


    Christoph Friedrich Wedekind (1745) vulgo Crescentius Coromandel


    PS: Man muß das Gesöff nicht unbedingt mögen, das Liedchen ist dagegen köstlich zu singen, besonders im Inofficium.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Fahrender Schüler


    Der Sang ist verschollen,
    Der Wein ist verraucht,
    Stumm irr ich und träumend umher.
    |: Es taumeln die Häuser, vom Sturme umhaucht,
    Es taumeln die Wellen ins Meer. :|


    Die Wolken sie tanzen,
    Manch Sternlein fällt,
    Hat tief in den Wolken gezecht;
    |: Ich steh wie ein Fels, wie die Angel der Welt,
    Wie ein Kaiser in Freiheit und Recht. :|


    Und die Straßen durchirr ich,
    Die Plätze so schnell,
    Ich klopfe von Hause zu Haus;
    |: Bin ein fahrender Schüler, ein wüster Gesell,
    Wer schützt mich vor Wetter und Graus? :|


    Ein Mägdlein winkt mir
    Vom hohen Altan,
    Hell flackert im Winde ihr Haar.
    |: Ich schlag in die Saiten und schwing mich hinan,
    Wie licht ist ihr Aug und wie klar! :|


    Und sie küßt mich und drückt mich
    Und lacht so hell;
    Nie hab ich die Dirne geschaut.
    |: Bin ein fahrender Schüler, ein wüster Gesell,
    Was lacht sie und küßt mich so traut! :|


    Aus dem Kommersbuch für deutsche Studenten, Magdeburg, 1855
    Weise: Wilhelm Sommer

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo zusammen,


    wer kennt die Quelle dieses Studentenliedes?


    Es war einmal ein Kandidat


    Es war einmal ein Kandidat,
    der ganz entsetzlich saufen tat,
    die Kehle hing ihm in den Bauch,
    wie ein Hamburger Spritzenschlauch;
    das ganze Konsistorium
    und selbst den Bischof soff er um.


    Als Missionar in Hindostan,
    da pflanzt er Gerst und Hopfen an,
    die Rede floß ihm lieblich süß
    von Herrn Gambrin und Cerevis;
    vergaß darob in Seligkeit
    Examina und Christenheit.


    Nachgesang


    Und komm ich gänzlich auf den Hund
    geh' ich zum Inaktivenbund.
    Das schwarz-grau-schwärzeste Panier
    dünkt noch die schönste Lösung mir.
    Hat man doch hier zu jeder Zeit
    für mich ein frisches Bier bereit.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Lieber Siegfried,
    da ich von meinem Schreibtisch aus nach Heidelberg rüber schauen kann, habe ich natürlich auch einen besonderen Bezug zu dieser Stadt und ihren Liedern. Für mich ist es etwas ganz Besonderes, wenn diese Lieder von einem "echten" Sänger von Format gesungen werden.
    Seit einigen Monaten gibt es - etwas "versteckt" unter anderen Aufnahmen - auch vier Studentenlieder von Ernst Kozub gesungen. Ernst Kozub (1924-1971) war ein großartiger Tenor mit voluminöser Stimme, der diese Lieder im Jahre 1963 aufgenommen hat.


    Altheidelberg, du Feine - Studentenlieder (Ernst Kozub, Vol.3)
    Reicht mir das alte Burschenband 1:46
    Ach, wie ist´s möglich dann 2:15
    Wo zwischen grünen Bergen 1:53
    Heidelberg, du Jugendbronnen 1:45


    Wer sich dafür interessiert - man findet diese Aufnahmen im Hamburger Archiv für Gesangskunst.

  • Lieber hart,


    vielen Dank, daß du diesen einst doch ziemlich verschmähten Thread wieder zu neuem Leben erweckt hast. Gab es doch "MiesePeter", die diese Art von Liedern als niveaulos abtaten und stattdessen lieber langweilige Aphorismen sammelten.


    Doch wer niemals an einem feucht-fröhlichen Kommers teilgenommen, wer niemals ein Studentenlied gesungen und einen Salamander gerieben hat, der war vielleicht mal ein Studierender, aber kein Student.


    Danke auch für den Hinweis auf Ernst Kozub.


    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Wie schön, mal wieder die Texte der ganzen Studentenlieder lesen zu können und sich erinnern. Ich selber habe zwar nicht studiert, daher auch kein Mitglied einer Verbindung, aber mein Vater gehörte der KV-Silesia an und bei uns zu Haus verkehrten viele seiner "Brüder", daher wurde bei Festlichkeiten immer gesungen - natürlich Studentenlieder. Daher konnte ich bei Zusammentreffen mit singenden Verbindungsbrüdern immer gut mitsingen, das hat Freude gemacht ! :D