Ja, Barenboim dirigiert 2009.
Das steht fest.
R.
Ja, Barenboim dirigiert 2009.
Das steht fest.
R.
Auch mir gefiel das Neujahrskonzert recht gut. Pretre hat allerdings aus meiner Sicht das geboten, was von ihm zu erwarten war. Es ist ja doch gar nicht neu und alles andere als überraschend, dass Pretre einen ausgesprochen französischen Interpretationsstil pflegt und mit diesem auch die Walzer und Polkas in ein subtiles Rubato taucht. Auf diese Weise, indem er nämlich das Intervall mehr durch die Art des Rubatos als durch den Tonabstand bestimmt, soll Pretre seinerzeit mit den Wiener Symphonikern mit unerhört Niegehörtem geradezu für „Vulkanausbrüche“ und „Elementarereignisse“ im Musikverein gesorgt haben. Hinzu kam beim Neujahrskonzert hörbar ein theatralischer Zug. Gerade beim Kaiserwalzer war eine gewisse Schwere und dramatische Breite nicht zu überhören. Das Stück bekam geradezu sinfonisch-dramatischen Charakter. Vieles klang so ungewohnt und bedeutsam. Pretre ist nicht von ungefähr und zuletzt ein erstklassiger Dirigent für große französische Oper! Ich meine daher, dass sowohl die Hinweise hier im Forum auf eine ungewöhnliche Agogik als auch das Empfinden von „erdig“, „massig“, „schwer“ ihre Berechtigung haben. Letzteres aber keinesfalls generell: Nicht für die Polkas; der Donau-Walzer z. B. begann vergleichsweise verhalten. Ein gelungenes, interessantes Konzert also. An den legendären Darbietungen Karajans oder C. Kleibers (beide hatten den Walzer im Blut!) sollte man es nicht messen. Das ist selbst für einen so großartigen Dirigenten wie Pretre ohne lebenslange Verbundenheit mit dem Walzer im auswendig gelernten Vorbeigehen nicht zu bewerkstelligen.
Etwas ist mir schier rätselhaft: Ich empfand die übergreifenden Tempi zwar als mehr oder weniger üblich und gleichmäßig, aber individuelle Abweichungen ergeben sich eben doch, und sie werden naturgemäß größer, je länger ein Stück insgesamt dauert. Wie kann es sein, dass das Ballett mit den überaus reizvoll in weiß gewandeten Damen und den dagegen ein wenig seltsam anmutenden Herren in dunklen Pyjamas so präzise im Takt war und blieb, obgleich die Musik dazu doch wohl live erklang während das Tänzchen bereits vor Monaten aufgezeichnet worden sein muss? Kann mir das bitte jemand erklären?
Loge
ZitatOriginal von Loge
Wie kann es sein, dass das Ballett mit den überaus reizvoll in weiß gewandeten Damen und den dagegen ein wenig seltsam anmutenden Herren in dunklen Pyjamas so präzise im Takt war und blieb, obgleich die Musik dazu doch wohl live erklang während das Tänzchen bereits vor Monaten aufgezeichnet worden sein muss? Kann mir das bitte jemand erklären?
Ich kann ich täuschen, aber m.E. waren insbesondere die Bilder rund um die Albertina in die Übertragung hineingeschnitten - kann es nicht vielmehr sein, dass das Ballett doch live tanzte und nur die Außenaufnahmen vor Monaten gedreht wurden?
Elisabeth
ZitatOriginal von Elisabeth
Ich kann ich täuschen, aber m.E. waren insbesondere die Bilder rund um die Albertina in die Übertragung hineingeschnitten - kann es nicht vielmehr sein, dass das Ballett doch live tanzte und nur die Außenaufnahmen vor Monaten gedreht wurden?
Bei der Kälte hätten sie vor der Albertina aber gehörige Dunstwolken ausgestoßen!
Nein, nur die letzte Balletteinlage im Foyer des Musikvereins war live, alles andere war im Vorhinein aufgezeichnet.
Einige haben sich ja schon darüber geäußert, dass sie die Balletteinlagen entbehrlich finden. In einem Musik-Forum ist es auch nicht verwunderlich, wenn man einigen eingefleischten Nur-Musik-Hörern begegnet. Tatsächlich haben aber international gesehen gerade die optischen Einlagen großen Anteil an der Bedeutung des Neujahrskonzerts, da eben die Mehrheit der Fernsehzuschauer sehr wohl die schöne Optik genießt (und viele auch eine hübsche Ballerina jedem noch so grazilen Dirigenten vorziehen ). Es könnte ja im Prinzip auch ein anderes gutes Orchester auf die Idee kommen, ein Neujahrskonzert mit einem nationalen Fernsehsender (und einem alternativen Gute-Laune-Programm) auf die Beine zu stellen und als Konkurrenz aufzutreten. Aber gerade diesen Zusatzaufwand kann sich kein Sender leisten und hat so auf die Dauer keine Chance (es sei denn, er wird von einem russischen Oligarchen mit musikalischen Interessen aufgekauft
).
Es ist Teil des gigantischen Aufwands des ORF, dass die Balletteinlagen unterm Jahr minutiös choreographiert und nach bereits vorhandenen Aufnahmen einstudiert und aufgezeichnet werden. Vor dem eigentlichen Konzert werden die vier oder fünf Einlagen dann auch zusammen mit den Bildern geprobt, so dass während der Übertragung eine hohe Kongruenz zwischen Bild und Musik erreicht wird. Außerdem waren die Einlagen wieder ganz famos getanzt, eine wahre Augenweide (und Edwins Foul bezüglich der angeblich mangelnden Grazie gehört wenigstens mit einer Gelben Karte geahndet! ).
Es gibt sogar eine Dokumentation über das Enstehen dieser Balletteinlagen. Sie werden bei stabilem Schönwetter meist sehr zeitig in der Früh gemacht, da dies offenbar die idealen Lichtverhältnisse ergibt. Man hat dabei aber nur ein sehr kurzes Zeitfenster, weil sich da das Licht eben sehr schnell verändert, und so benötigen die wenigen Minuten im Fernsehen in der Regel mehrere Wochen für die Aufnahme!
Aber auch im Saal ist der Aufwand unglaublich. Brian Large dirigiert ca. 15 Fernsehkameras. Und jedes Jahr wird versucht, andere Kameraperspektiven einzusetzen, damit immer wieder etwas Neues geboten wird. So unterscheiden sich auch die Aufnahmen im Saal von Jahr zu Jahr. Heuer haben sie sogar eine Kran-Kamera im Saal untergebracht, und zwar so geschickt, dass ich sie noch in keiner Totalen entdecken konnte!
Hallo zusammen und ein gutes neues Jahr Euch allen.
Ich habe das Konzert nur teilweise gesehen und gehört, war von dem, was ich sah und hörte jedoch sehr begeistert. Ich ging diesmal ohne jegliche Erwartungen an die Sache ran und wurde richitig positiv überrascht. Ich freue mich auf morgen (20:15 Uhr, 3sat). Dieses Konzert ist mir eine Aufzeichnung wert!
Liebe Grüße
GalloNero
Hallo
Also ich habe das Neujahrskonzert nur zum Teil vefolgt. Umgehaut hat es mich nicht, wenn ich an die Interpretation von Nikolaus Harnoncourt denke.
Es ist scheinbar wirklich so, daß ein österreichischer Charme dazu gehört um die Werke ansprechend zu interpretieren.
Grüße
Christopher
Hallo Loge und Theophilius,
das mit den Balletteinlagen, die vorher aufgezeichnet wurden und trotzdem im Takt blieben, war mir auch aufgefallen.
Es waren bei den Außenaufnahmen auch grüne Bäume zu sehen, sodaß man nicht von Winteraufnahmen LIVE ausgehen konnte.
Erste Variante: Das dies trotzdem zum Takt paßt ist entweder eine Wahnsinnsarbeit vom ORF oder einfach nur die Tatsache wie wenig interpretattionsspielraum diese Straußwerke vom Tempo her doch bieten, soadaß diese bei einem anderen Dirigenten, wohlgemerkt tempomäßig, ziemlich gleich bleiben würden.
Zweite Variante: Das voraufgezeichnete Ballettvideo wird tempomäßig an das Tempo der Live-Interpretation angepaßt, indem ein Toningenieuer das Bild tempomäßig passend nachsteuert.
Die Pferdenummern der Hofreitschule finde ich für das Neujahrskonzert unpassend. Reiten im Saal finde ich ohnehin daneben.
Zustimmung, das die Videos am TV das Konzert für die Masse auflockern.
Mir persönlich würde der Blick auf Dirigent und Orchester aber auch reichen, denn die Konzentration auf die Musik wäre dann höher.