Die Diskussion um Schumanns Klaviermusik in diesem Klavierforum hat mich dazu angeregt, die doch recht zahlreichen Aufnahmen seiner Klavierstücke auf historischen Klavieren und Nachbauten, die ich inzwischen angesammelt habe, einmal gesondert vorzustellen.
[Wer meine Posts verfolgt, kann erkennen, dass ich alte Klaviere dem modernen Steinway bevorzuge - ich habe den Klang quasi mit der Muttermilch aufgesogen, da ein Wiener Flügel von Georg Trollmann im Haushalt meiner Eltern stand, der Bauart nach aus den 1830er Jahren, also noch parallele Besaitung, nur einzelne Metallstreben zur Verstärkung des ansonsten vollständig aus Holz bestehenden Rahmens. Leider hat ihn jemand um 1970 herum beim Versuch des Nachstimmens wohl beschädigt, der Tatsache unkundig, daß ein solches Instrument ca. einen halben Ton tiefer gestimmt war als heute. Als ich ihn vor ein paar Jahren geerbt habe, war der Stimmstock mehrfach gerissen - eine Restaurierung konnte ich mir beim besten Willen nicht leisten, also musste ich ihn abstoßen und damit ein Stück Kindheit hinter mir lassen, das sozusagen die Brücke zu meinen gegenwärtigen musikalischen Vorlieben geschlagen hätte ... ;(... auch war kein Platz in der neu zu beziehenden Wohnung oder unserer ... das musste ich mir mal von der Seele schreiben.
Über den Klavierbauer habe ich bisher leider nichts herausfinden können; einen "großen" Namen hatte er nicht.]
Robert Schumann ist einer meiner Lieblingskomponisten, so habe ich mir jede Aufnahme seiner Musik mit historischen Instrumenten gekauft, von der ich erfuhr - die mit Musik für Klavier solo möchte ich hier vorstellen. (Andere Komponisten werden evt. folgen.)
Beginnen möchte ich mit einer CD des Amerikaners John van Buskirk, der sinnigerweise die ersten vier Opera Schumanns auf einer CD eingespielt hat:
Abegg Variationen, Op. 1
Papillons, Op. 2
Paganini Studien, Op. 3
Intermezzi, Op. 4
Er spielt den Nachbau eines Fortepiano von Conrad Graf (Robert E. Smith, 1985).
Erschienen bei Newport Classics, NPD 85611 (amazon.com hat sie z.B. im Angebot). Die CD wurde 1994 aufgenommen, aber erst 1997 veröffentlicht. Mehr über van Buskirk, der in den USA einer der prominentesten Spieler alter Klaviere zu sein scheint, findet man hier.
Ich habe seine Aufnahme intensiv mit der vom Wolfram Schmitt-Leonardy verglichen, der auch op. 1 und 4 eingespielt hat, auf einem modernen Steinway.
Ich empfehle, van Buskirks Aufnahme recht laut zu hören, so laut wie das Instrument wäre, wenn es vor einem steht - dann sitzt man quasi auf der Klavierbank und bekommt den Klang mit, als ob man neben dem Komponisten säße. Der etwas knochige und lederne, sehr dynamische und kraftvolle, aber dennoch schlanke Klang des Wiener Flügel versetzt einen zurück wie eine Zeitmaschine - bei dem modernen Flügel ist der Klangeindruck distanzierter (nicht im räumlichen Sinne) - ich sehe einen modernen Pianisten auf dem Podium.
Passagenweise würde ich mir von Buskirk durchaus etwas mehr Weichheit wünschen - auf der anderen Seite war der junge Schumann ein äußerst lebendiger von Sturm und Drang geplagter Komponist, dessen zwei Seelen Florestan und Eusebius ständig seine Brust zu sprengen drohten - genauso spielt van Buskirk diese Stücke. Eine völlig andere Klangwelt als das moderne Klavier. Die aufgeregte Neuheit dieser Musik transportiert der Graf-Nachbau (Schumann lernte Graf in Wien kennen, das Ehepaar Schumann bekam eines seiner Instrumente zur Hochzeit geschenkt) ganz ausgezeichnet.