Violinkonzerte im 20. und 21. Jahrhundert

  • "Dissonant" ist jetzt aber ein komisches Ausschlussurteil für Musik des 20./21. Jahrhunderts.

    Erstens steht da: sehr dissonant und grau, ich hätte also auch schreiben können: eine endlose, langweilige, ziellose Aneinanderreihung von Dissonanzen.


    Und was meinst Du mit Ausschlussurteil für Musik des 20./21. Jahrhunderts, ich schließe diese Musik doch nicht aus diesen Jahrhunderten aus. Mir gefällt sie nicht, aber sicher nicht wegen der Dissonanzen.

  • Klingt halt so, als wäre dissonant für Dich eher abschreckend, hm?

    Na, dann würde ich ja wohl kaum Streichquartette des 20. und 21. Jahrhunderts sammeln, aber auch da gibt es Werke, die ich furchtbar finde, z.B. die Streichquartette von Hans Werner Henze. Die würde ich ähnlich beschreiben wie die Musik von Robert Saxton.


    Aber es gibt ja auch die SQ von Bartok, Webern, Ligeti, Xenakis oder Ferneyhough, die finde ich toll.

  • Zitat

    Robert Saxton - Violinkonzert


    [timg]http://www.aormanagement.com/w…jpI6L._SL500_AA300_.jpg;l[/timg] Der englische Komponist Robert Saxton ist Jahrgang 1953 und war mir - bevor ich diese CD im Gebrauchthandel gefunden habe - kein Begriff. Das wundert mich jetzt aber auch nicht, denn seine Musik ist m.E. extrem unattraktiv. Sehr dissonant und grau wirkt sie auf mich, nicht einmal das Violinkonzert möchte ich jemals wiederhören. "I will awake the dawn" ist ein Chorstück, das an Ligetis Requiem (teilweise als Filmusik zum halluzinogenen Sternentrip in 2001 verwendet) erinnert. Ich finde aber, da reicht ein Chorstück dieser Art. "In the beginning" ein dreiteiliges Orchesterstück ist am düstersten und wohl nur für Leute goutierbar, die schon zum Sonntagsfrühstück gerne Allan Petterssens 10. Symphonie auflegen. Es wundert mich, dass sich Tasmin Little, die ich schätze, und der sonst eher bei Mozart angesiedelte Matthias Bamert für diese Musik erwärmen konnten. Vielleicht aber auch nur vorab bezahlte Auftragswerke, die halt eingespielt werden mussten.


    Wenn diese Musik ähnlich wirken sollte auf mich wie Petterssons zehnte Sinfonie, dann interessiert sie mich ehrlich! :P


    :hello: Wolfgang


    PS: Ich hab sie mir soeben bestellt und werde berichten!

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Wenn diese Musik ähnlich wirken sollte auf mich wie Petterssons zehnte Sinfonie, dann interessiert sie mich ehrlich!

    Und die hörst Du echt gerne Sonntags morgen beim Frühstück? Also, da höre ich ehrlich gesagt lieber ein Klavierkonzert von Mozart. Pettersson kommt - wenn überhaupt - erst nach Einbruch der Dunkelheit auf den Platten- bzw CD-Teller. Die 10te hatte ich mal als LP (Dorati hat dirigiert) aber die war mir echt zu düster und depressiv. Am besten gefällt mir die 8te, über die habe ich auch Pettersson kennengelernt (DG LP mit Commissiona). Ich habe die meisten anderen inzwischen auch, aber noch nicht mal alle gehört. Also mein Verhältnis zu diesem Komponisten entwickelt sich sehr langsam, obwohl ich ihn schon seit ca. 30 Jahren kenne.

  • Wenn diese Musik ähnlich wirken sollte auf mich wie Petterssons zehnte Sinfonie, dann interessiert sie mich ehrlich!

    Und die hörst Du echt gerne Sonntags morgen beim Frühstück? Also, da höre ich ehrlich gesagt lieber ein Klavierkonzert von Mozart. Pettersson kommt - wenn überhaupt - erst nach Einbruch der Dunkelheit auf den Platten- bzw CD-Teller. Die 10te hatte ich mal als LP (Dorati hat dirigiert) aber die war mir echt zu düster und depressiv. Am besten gefällt mir die 8te, über die habe ich auch Pettersson kennengelernt (DG LP mit Commissiona). Ich habe die meisten anderen inzwischen auch, aber noch nicht mal alle gehört. Also mein Verhältnis zu diesem Komponisten entwickelt sich sehr langsam, obwohl ich ihn schon seit ca. 30 Jahren kenne.

  • Respekt, wenn Du Pettersson seit dreißig Jahren kennst! Wir haben (zumindest) einen Thread zu ihm - schau ihn Dir an! :)


    http://www.tamino-klassikforum…page=Thread&threadID=4383

    Zum Frühstück am Sonntag höre ich zugegebenermaßen keinen Pettersson. Dennoch finde ich seine Sinfonien genial und kenne mittlerweile alle mehr oder minder gut. Man braucht die richtige Tagesverfassung (weder bestens gelaunt noch am Boden zerstört), Zeit und Muße! Dann habe ich da durchaus Pettersson-Phasen.


    :hello: Wolfgang

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  • Dank des unermüdlichen Einsatzes von cpo ist auch das Schaffen des deutschen Komponisten Günter Raphael wieder ins Bewußtsein der Musikfreunde gerückt. Mehr über diesen Komponisten kann man hier erfahren.


    Das 2. Violinkonzert ist das beste Stück, das ich bisher von ihm kennengelernt habe. Schon der Einstieg mit einem mehrminütigen Solo zu dem dann langsam Schlagwerk hinzukommt, ist ungewöhnlich und originell. Das knapp halbstündige Werk bietet ansonsten hochwertige Musik im Tonfall der 20er Jahre mit Referenzen an Komponisten wie Stravinsky und Weill.



    Die Tochter des Komponisten Christine Raphael war eine hervorrage Geigerin, die natürlich beste Anwältin der Musik ihres Vaters ist. Neben dem Konzert befinden sich eine Reihe von Kammermusikstücken für Violine auf der Doppel-CD. Das Stück für Violin Solo hat mir auch sehr gut gefallen. Die andere Stücke muss ich noch hören, die Duos sind mit Christine Raphaels Lehrer Max Rostal eingespielt. Wertvolle Dokumente.

  • Das Violinkonzert "Mambo, Blues and Tarantella" (2007) von Marc-Anthony Turnage wurde u.a. am 29.10.2011 beim Musikfestival in Groningen (NL) aufgeführt.Auf CD ist bisher nur eine Einspielung des Violinkonzertes mit Christian Tetzlaff und dem LPO erhältlich.In Groningen spielte Eva Koskinen (Violine) und das Noord Nederlandse Orkest u.d.L.v. Kasper de Roo das Werk von Turnage.
    Der Rundfunkmitschnitt ist noch 40 Tage bei radio4.nl verfügbar:
    http://concerthuis.radio4.nl/c…al__Steve_Reich?work=3939

    mfG
    Michael

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  • James Ehnes ist ein fabelhafter Geiger, auch ohne fragwürdige Marketing-Auszeichnungen wie " der Heifetz von heute". Das hat er gar nicht nötig, er ist der James Ehnes von heute. Das stellt er auch auf dieser CD unter Beweis.
    Erstaunlicherweise scheint dies die erste CD zu sein, die die eigentlich naheliegende Kopplung der Violinkonzerte von Britten und Schostakowitsch VC1 bietet. Naheliegend, weil beide in späteren Jahren befreundet waren, weil die Kompositionen recht zeitnah entstanden sind (Britten 1938, DSCH 1947) und beide eine Passacaglia beinhalten.
    Das Britten-Konzert habe ich erst in der letzten Zeit zu schätzen begonnen, motiviert vor allem durch die fabelhafte Einspielung von Janine Jansen. Nun James Ehnes und das Bournemouth SO und Kirill Karabits gefallen mir auch, wenn ich auch nach wie vor die Version von Jansen leicht bevorzuge. Die der Grande Dame Ida Haendel wartet noch im Regal auf die erste Hörsitzung.
    Auch vom VC1 von DSCh liefert James Ehnes eine fabelhafte Version ab, wie viele seiner Konkurrentinnen in den letzten Jahren ebenfalls, z.B. Hilary Hahn oder Arabella Steinbacher. Aber wie diese kommt auch James Ehnes nicht an die drei mir bekannten Aufnahmen von David Oistrakh heran und ich denke, es wird auch nie mehr eine solche geben, da eine derartige Identifikation mit dieser Musik nur einem Künstler möglich war, der die furchtbare Stalinzeit miterlebt hat. Oistrakh spielte wie "um sein Leben", das müssen heutige Künstler zum Glück meist nicht mehr. Die berühmte Passacaglia (einer meiner Lieblingssätze überhaupt) spielt Ehnes aber enorm druckvoll und die nachfolgende Kadenz ist schlichtweg umwerfend gespielt. Das Bournemouth SO kennt die Musik von DSCH schon sehr lange (dank Paavo Berglund) und begleitet sehr kompetent.

  • Aber wie diese kommt auch .... nicht an die drei mir bekannten Aufnahmen von David Oistrakh heran und ich denke, es wird auch nie mehr eine solche geben, da eine derartige Identifikation mit dieser Musik nur einem Künstler möglich war, der die furchtbare Stalinzeit miterlebt hat. Oistrakh spielte wie "um sein Leben", das müssen heutige Künstler zum Glück meist nicht mehr.


    Hallo Lutgra,


    deiner Meinung zu den drei David Oistrach-Aufnahmen (dem Widmingsträger) kann ich mich anschliessen. Es gibt kaum bessere, die diese Gefühlswelt besser in Klang umsetzen können, als die Oistrachs.
    :thumbup: In diese hochgeschätzte Reihe der referenzwürdigen Aufnahmen möchte ich aber noch die Aufnahme mit Igor Oistrach / Moskauer PH / Maxim Schostakowitsch (Melodiya/Eurodisc) einfügen.
    *** Die habe ich bisher noch nicht als CD gefunden und habe davon "nur" die Eurodisc-LP. Das ist eine TOP-Stereo-Aufnahme, was bei David Oistrach ausgerechnet leider nur bei der sehr "verhusteten" LIVE-Aufnahme mit dem Philharmonia Orchestra/Roshdestwensky (BBC, 09/1962, ADD) der Fall ist - alle Anderen mit David sind in Mono.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang, ich habe noch eine ausgezeichnete Stereo-Aufnähme mit dem New Philharmonic aus dem Jahre 1972, ebenfalls unter Maxim Schostakowitsch. Liebe Grüße Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hallo Wolfgang, ich habe noch eine ausgezeichnete Stereo-Aufnähme mit dem New Philharmonic aus dem Jahre 1972, ebenfalls unter Maxim Schostakowitsch. Liebe Grüße Willi :)

    So ist es, wir sprechen von der hier. Die gibt es wohl nur in der EMI Box.

  • Hallo Lutgra und Willi,


    von der Aufnahme des VC 1 von 1972 habe ich wirklich noch nie etwas gehört.
    ;( Das ist ja wirklich seltsam, dass solche Edelsteine nicht auf CD vorliegen. Hier müsste doch alles stimmen:
    Maxim als Dirigent und Sohn ideal, New PH O perfekt; dann der Widmungsträger David Oistrach als Solist und dann noch in Stereo.


    Da bin ich ja froh wenigstens das Gegenstück mit Igor Oistrach aul LP zu haben.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • deiner Meinung zu den drei David Oistrach-Aufnahmen (dem Widmingsträger) kann ich mich anschliessen. Es gibt kaum bessere, die diese Gefühlswelt besser in Klang umsetzen können, als die Oistrachs.

    Es gibt noch eine, die in dieser Liga mitspielt, vielleicht sogar die beste: Leonid Kogan mit dem Moskau SO unter Kyrill Kondrashin. Auch in Stereo und die Passacaglia mit unglaublichem Drive gespielt. Ich finde weder eine CD Version noch auf ebay eine LP Version, die sicher in Stereo ist. Meine Melodiya knistert zwar etwas, aber das vergißt man schnell.


    Ich habe gerade entdeckt, dass es auf youtube ein Video über Kogan gibt, bei dem er Teile des VC u.a. die gesamte Passacaglia spielt, ob mit Kondrashin kann man nicht erkennen, könnte aber sein. Wenn es keine Photomontage ist, war auch der Komponist anwesend.



    Und hier finde ich auch die Studioaufnahme mit Kondrashin in akzeptabler Klangqualität, da muss ich wohl den download anschmeißen:


  • Den englischen Komponisten Robin Holloway (Jahrgang 1943) kannte ich bis vor kurzem nicht. Er begann bereits in den 60er Jahren mit dem Komponieren, wohl im damaligen Avantgardestil, wurde aber zunehmend unzufrieden mit dem Schematismus des Serialismus und fing an, zunehmend auch tonal zu komponieren. Dementsprechend ist sein Violinkonzert von 1990 zwar schon deutlich hörbar ein modernes Werk, aber m.E. auch gut anhörbar mit zahlreichen melodischen Teilstrukturen incl. einem direkten Faure-Zitat. Das fast 40-minütige Werk kann ich kaum mit etwas anderem vergleichen, so eigenständig ist diese Komposition. Einsätzig zerfällt sie doch in kleinere Einheiten, u.a. 9 "Meditationen" über 9 Tiffany-Fenster eines Hauses eines befreundeten Dichters in Neuengland. Die ganze Komposition würde ich als "schillernd und changierend" charakterisieren, eher mit leichter Hand denn schwerfällig orchestriert. Die Violine spielt vornehmlich in den hohen Lagen. Sehr interessant und sicher hörenswert.



    Die 3. Konzert für Orchester mit dem LSO unter Michael Tilson-Thomas ist schon geordert. Demnächst darüber mehr.

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  • Vagn Holmboe (1909-1996) ist Dänemarks bedeutendster Komponist nach Nielsen. Sein umfangreiches Oeuvre ist in den letzten 25 Jahren ausreichend diskographisch gewürdigt worden, wir besitzen Aufnahmen aller 13 Symphonien, aller 13 Kammerkonzerte und der 20 Streichquartette. Überraschend dass sein 2. Violinkonzert erst jetzt eingespielt wurde, immerhin stammt es von 1979. Geschrieben für den ungarischen Geiger Anton Kontra, der als Primarius des Kontraquartetts auch für die Streichquartett-Totale verantwortlich ist.
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    Holmboe ist so etwas wie ein dänischer Hindemith, seine Musik ist gemässigt modern und verlässt die Tonalität nicht. Mit den Experimenten der Avantgarde der 50er und 60er Jahre hat er wenig gemeinsam. Seine Musik ist immer hervorragend gearbeitet und originell, auch wenn beim Hören wenig im Ohr hängen bleibt. Aber das hängt vielleicht auch damit zusammen, wie vertraut einem die Musik ist. Ich habe es noch nicht geschafft, sein Oeuvre für mich komplett zu erschließen.


    Holmboes zweites Violinkonzert (das erste harrt wohl noch seiner Uraufführung) ist zweisätzig und ca. 25 min lang. Referenzpunkt vom Aufbau her wäre Alban Bergs Violinkonzert, von den eingesetzten musikalischen Mitteln aber Bartok und Hindemith. Wobei seine Musik mit der dieser Komponisten nicht verwechselbar ist, sondern klar einen eigenen Tonfall hat. Bewegtere Passagen lösen sich mit mehr lyrischen ab und die Geige hat dankbare Aufgaben zu lösen. Schon beim ersten Hören ein ansprechendes Werk. Da das auch für das beigegebene Violakonzert und das Konzert für Orchester gilt, haben wir hier eine CD vorliegen, die jeder Holmboe-Fan haben sollte. Und für Hörer, die seine Musik noch nicht kennen, kann diese CD gut als Einstieg dienen.


    Übrigens der junge schwedisch Geiger Erik Heide spielt.

  • Saeveruds einziges Violinkonzert - sein viertes Solokonzert - wurde 1956 fertiggestellt und zwar als Auftragsarbeit der Koussevitsky-Stiftung, der wir so viele Kompositionen in dieser Zeit verdanken. Allerdings wurde das Konzert nicht in USA sondern in Norwegen uraufgeführt und zwar 1961 von dem ungarischen Geiger Andre Gertler, der allen Bartokfreunden wohlbekannt sein wird. Lassen wir den Komponisten selbst zu Worte kommen:



    "Das Konzert ist in üblicher dreiteiliger Form, mit einem schnellen, einem langsamen und einem sehr schnellen Satz. Im ersten Satz sind sämtliche Themen kantabel, aber das erste Thema erscheint auch in konzentrierter Form als Baustein. Die eingefügte Kadenz wurde von Gertler geschrieben. Im zweiten Satz wandert das erste Thema ein wenig im Orchester herum, bevor es sich gegen den Schluß zu einer vollen und langen Melodie zusammennimmt. Im dritten Satz kommt ein Thema, bei dem die leeren Saiten stark in Anspruch genommen werden - ein Gruß an meinen Violine spielenden und bauenden Urgroßvater. Das Violinkonzert enthält keinen einzigen Ton Experimentalmusik, die das hässlichste ist, was es gibt. Ich versuchte ganz im Gegenteil, ein klassisches Konzert zu schreiben, mit so schönen Melodien wie möglich."


    Wer jetzt hier ein Konzert a la Korngold oder Barber erwartet, dürfte ziemlich enttäuscht werden. Trotz der obigen Charakterisierungen ist das VC ziemlich sperrig und geht nicht leicht ins Ohr. Also mindestens so schwierig wie das von Hindemith oder das weiter oben erwähnte Konzert von Holmboe. Ob das auf Dauer trägt, kann ich erst nach weiteren Hörsitzungen sagen.


    Der Interpret könnte motivierter und kompetenter nicht sein, es handelt sich um den Enkel des Komponisten: Trond Saeverud.


    Galveston-Symphony-576x576.jpg


  • Wer mal was Neues hören möchte, liegt beim Violinkonzert des 1960 geborenen Isländers nicht ganz falsch. Der Mann ist auf der Suche nach neuen, bisher so noch nicht gehörten Klangkombination und diese Suche gestaltet sich recht erfolgreich. Das Ganze beginnt in der tiefsten Tiefe mit den unterirdischsten Klänge, die so ein Orchester erzeugen kann, wendet sich dann aber bald ins Helle und Lichte wozu natürlich auch die Violine beiträgt. Die Musik ist irgendwie tonal, oft auch irgendwie nicht, ist aber immer gut hörbar. Xylophon, Glocken und Bläser spielen eine dominierende Rolle, ab und zu tauchen Minimal Music Pattern auf, vergehen aber auch relativ schnell wieder, einiges hätte auch bei Pink Floyd Verwendung finden können. Kurzum, eine recht originelle und kurzweilige Sache, vier Sätze 25 min.


    Die CD gibt es beim Werbepartner immer noch reduziert für €6,99, die Investition lohnt sich.


    M. Demmler in FonoForum 3 / 01: "Fesselnde Musik eines hochbegabten Komponisten."

  • Hallo,


    schon lange begleitet mich eine Tonaufnahme des Violinkonzerts von Alban Berg "dem Andenken eines Engels". Es ist ein Requiem für die mit 18 Jahren an Kinderlähmung verstorbene Manon Gropius, der Tochter von Walter Gropius, dem Mitbgründer des Bauhauses und Alma Mahler.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Manon_Gropius


    Ich habe das Stück sehr oft gehört. Es besitzt eine ergreifende Melodik, ist harmonisch modern und kontrapunktisch gut ausgearbeitet. Es ist eines meiner Lieblings-Violinkonzerte aufgrund seines tiefen emotionalen Ausdruckes, es wirkt durch und durch inspiriert. Ich kaufte mir vor Jahren die Aufnahme mit Manfred Scherzer (Geige) unter der Leitung von Herbert Kegel. Ich war immer damit zufrieden, auch das Klangbild ist ausgezeichnet, wenngleich etwas hallig. Scherzer phrasiert und artikuliert musikalisch sinnvoll, auch sein Vibrato ist zur Musik passend, er ist vor mir für diese Leistung der einer der wirklich großen Geiger. Hier kann man bei jpc hineinhören, es sind die Titel 6 und 7 auf der CD 2:



    Liebe Grüße


    Andreas

    De gustibus non est disputandum (über Geschmäcker kann man nicht streiten)

  • Ich habe das Stück sehr oft gehört. Es besitzt eine ergreifende Melodik, ist harmonisch modern und kontrapunktisch gut ausgearbeitet. Es ist eines meiner Lieblings-Violinkonzerte aufgrund seines tiefen emotionalen Ausdruckes, es wirkt durch und durch inspiriert.

    Auch ich schätzt dieses Stück sehr. Deinen Eintrag habe ich zum Anlass genommen, aus der Bernstein Edition die Aufnahme von 1959 mit Isaac Stern als Solisten zu hören, m.E. eine der schönsten Aufnahmen des Stückes (ich besitze sie schon seit langem als Schallplatte). Für Bernstein war dies m.W. die einzige kommerzielle Einspielung mit einem Werk der Zweiten Wiener Schule.


    P.S. Es gibt übrigens einen eigenen thread zu diesem Violinkonzert.

  • Paul Kletzki (1900-1973) ist vielen Forenlesern bekannt - als Dirigent. Speziell einige seiner Mahleraufnahmen - die vierte mit Emily Loose als Sopranistin - gelten bis heute als maßstabssetzend. Auch sein Beethovenzyklus mit der Tschechischen Philharmonie wird immer wieder gelobt. Dass Kletzki zwischen den Weltkriegen auch ein geschätzter und aufgeführter Komponist ist kaum bekannt. Das liegt an einer tragischen Verkettung von ungünstigen Umständen. Als polnischer Jude war Kletzki ab 1933 persona non grata in Deutschland. Seine bisher veröffentlichten Werke wurden eingestampft, seine Musik durfte nicht mehr gespielt werden. Auf seiner Flucht rettete Kletzki viele Manuskripte nach Italien und lagerte sie bei einer Bank in Mailand ein. Die wurde im Krieg aber zerbombt, so dass Kletzki davon ausging, dass alle Manuskripte verloren seien. Dies hat ihn derart deprimiert, dass er nach dem Krieg praktisch nicht mehr komponiert hat, sondern seine Weltkarriere als Dirigent verfolgte. 1960 wurde bei Neubauten in den Trümmern der Mailänder Bank eine Kiste mit Kletzkis Nachlass gefunden. Er traute sich zu Lebzeiten nicht, diese zu öffnen, da er davon ausging, nur Asche vorzufinden. Erst nach seinem Tod öffnete die Schwester die Kiste und fand viele Manuskripte völlig intakt vor.


    Stravinsky 1931, Prokofieff VC 2 1935 , Szymanowski VC 2 1933, Hindemith 1939, Korngold 1945.


    Warum ich diese Jahreszahlen aufliste? Nun um klar zu machen, in welchem zeitlichen und qualitativen Umfeld Kletzki mit seinem 1928 entstandenen Violinkonzert agierte. Denn es enthält Passagen, die an die genannten Konzerte erinnern. Die ALLE später entstanden sind. Mit anderen Worten, Kletzki's Violinkonzert begegnet all diesen berühmten Konzerten absolut auf Augenhöhe.
    Kein Wunder, dass Georg Kulenkampff das Stück im Repertoire führte und nachweislich mindestens 15mal aufführte, bis die braunen Machthaber es verboten.


    Nun hat es endlich seine Ersteinspielung erfahren und wird hoffentlich das, was ihm zusteht: Repertoirestück.

  • Für Bernstein war dies m.W. die einzige kommerzielle Einspielung mit einem Werk der Zweiten Wiener Schule.


    Gut so - Bernstein wusste was "anständige " Musik ist ! :D:D:untertauch:



    Sehr interessant Dein Hinweis auf Kletzki´s VC.
    :thumbup: Wenn das ein Repertoirestück werden könnte - dann Hut ab - toll !


    ;( Was man hier nicht alles auf die CD-Wunschliste bekommt .....

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Was man hier nicht alles auf die CD-Wunschliste bekommt .....


    Bei meinem Second Hand Händler hatte offensichtlich jemand, der viele CDs geschickt bekommt (Reviewer oder so), selbige noch versiegelt abgeliefert. Ich habe nur ca. 50% des Neupreises für diese und diverse weitere (z.B. Andreae) bezahlt. Bei der Williamson wurde offensichtlich übersehen, dass es eine Doppel-CD ist, die hat mich 9,90 gekostet. :rolleyes:

  • Und noch ein Konzert, dass Eingang ins Repertoire verdient hätte, das 1955 komponierte Violinkonzert des georgischen Komponisten Otar Taktakischwili (1924-1989). Ein eher lyrisch geprägtes Werk, von der Modernität vielleicht vergleichbar mit dem 1. VC von Prokofieff. Allerdings klingt es überhaupt nicht nach diesem Komponisten und schon gar nicht nach Schostakowitsch, sondern Taktakischwili hat schon seine eigene Tonsprache entwickelt, die eher auf russische Komponisten des 19. Jahrhunderts zurückblickt. Das klangschöne und auch sehr virtuose Werk liegt mir in einer sehr guten Einspielung der georgischen Geigerin Liane Issakadse vor, sicher die bedeutendste sowjetische Geigerin vor Mullova. Begleitet wird sie vom Komponisten und dem Großen RSO der UdSSR. Die klanglich nicht mehr ganz frische Aufnahme ruft nach einer Neuaufnahme, das wäre doch eine schöne Aufgabe für Lisa Batiashvili.


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