
TMOO - Otello
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Zitat
Original von Amfortas08
@ Oberg @ Krakhofer Euren Eindruck des Karajanschen Dirigates teile ich. Allerdings habe ich bisher in keiner anderen Wiedergabe (C. Kleiber, Toscanini, Levine, Bychkov, Busch etc.) des Othellos (sei es live oder Studio) das Quartett (Desdemona, Emilia, Jago, Othello) im 2. Akt so deutlich und differenziert gehört, wie in der letzten Karajanschen Aufnahme. Zweifellos ein musikalischer Gipfel des 2. Aktes.Man weiß ja als Außenstehender nie so genau, was im Studio wirklich abgelaufen ist. Aber der 2. Otello Karajans ist ja der Soundtrack zum Otello-Film und vielleicht auch deshalb orchestral etwas wuchtiger, um mehr musikalisches Gegengewicht zur Bilderflut zu bilden. Wie in ein paar anderen Fällen kenne ich die Plattenausgabe nicht, da ich angesichts der Verfilmung eigentlich kein Interesse daran habe. Und wenn es auch etwas bessere Besetzungen gibt (die allgemein anerkannte Schwachstelle ist Peter Glossop, der allerdings wirklich gegen höchstkarätige Vorbilder ankämpfen muss), so finde ich den Opernfilm insgesamt einfach erstklassig und als solchen herausragend. Auf diesem Sektor gibt es nur eine Konkurrenz, und die wurde von Lorin Maazel dirigiert. Allerdings wird bei letzterem mit der Oper etwas frei umgegangen.
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solistisch finde ich die Karajan-Verfilmung ja gar nicht schlecht. Ich habe auch davon einen TV-Mitschnitt in guter Stereo-Klangqualität. Die Audio-Version gabs mal in einem Sonderangebot.
Mit der Regie + dem Bühnenbild kann ich mich aber überhaupt nicht anfreunden. Das ist mir alles viel zu konventionell: Falls man bei diesem Othello überhaupt noch von Regie sprechen kann.
Nebenbei: Die einzige Regie, die ich kenne, welche die Figur des Cassio eine angemessene Deutung gibt, ist die von Walter Felsenstein.
Aber wie gesagt: das Orchester unter Karajan ist - totz mancher nachvollziehbarer Einwände (auch Schnitte im 2. und 3. Akt) - doch eine sehr interessante Alternative zu Mitschnitten bzw. Einspieleungen von z.B. Toscanini, Carlos Kleiber in München, Bychkov, Busch und Levine-live in den 70zigern aus NYC...
Der große zeitgenössische Komponist Elliott Carterhat mal in einem Interview im Zusammenhang mit seinen sehr komplexen Kompositionen sich auf die "Polyphony in Verdis Othello und Falstaff" berufen...
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@Amfortas
Sie Dir bitte die Inszenierung des Otellos von Decker an .Dort wird der Cassio angenehm und endlich
richtig gedeutet.Da ist mir das erste mal zu bewusst geworden,wie wichtig Cassio ist.LG: Rita
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der Barcelona-Othello ist auf meiner Wunschlsite, aber die Finanzierung desselben ist noch ungewiss, wie die von Walhall durch Wotan.
Beim Othelllo ist sehr viel - das Meiste ? - zwischen den Noten komponiert + unscheinbaren Details (z.B. die Sforzati bei den Schlussakkorden) - besitzen eine ungeheuere Relevanz.
Auch der Text ist so geraten, dass sehr viel - vielleicht sogar auch das meiste - zwischen den Zeilen steht. Das ist - nach meiner Erfahrung - die größte Herausforderung für die Regie dieses Meisterwerkes. -
Mir liegt eine CD-Ausgabe der Firma Rodolphe (Tochter der französischen harmonia mundi) in für eine live-Aufnahme aus dieser Zeit erstaunlich guter Stereo- Qualität vor. Atmosphärisch dicht, grandiose Solisten, leider sind Chor und Orchester nicht auf gleichem ausgezeichneten Niveau. Aufnahme vom 4. Februar 1959, vor allem wegen del Monaco und Gobbi für mich unverzichtbar.
Otello - Mario del Monaco - 5 ( auf der Höhe seiner stimmlichen Gestaltungskraft, machtvoll und bewegend zugleich gesungen)
Desdemona - Gabriella Tucci - 4 - reicht nicht ganz an Renata Tebaldi heran, dennoch stimmschön und souverän
Jago - Tito Gobbi - 5 + - unerreicht in dieser Rolle, an diesem Tag in blendender Verfassung
Cassio - Mariano Caruso - 4
Emilia - Anna di Stasio 4
Chor und Orchester des Japanischen Rundfunks Tokyo, Leitung Alberto Erede - 4
Wert 26/ 6 = 4,33
VG
Otello50
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Lieber Fiesco,
ich habe die beiden Rezensionen nicht verfasst. Die Rodolphe-Aufnahme besitze ich schon seit ihrer Veröffentlichung in den späten 80er Jahren und habe mich daher nicht weiter um andere Ausgaben dieser Aufführung gekümmert.
Ich nehme an die Rodolphe- Ausgabe basiert auf den Bändern des Rundfunk-Mitschnitts der NHK; jedenfalls sind mir live- Stereo-Aufnahmen aus dieser frühen Stereo-Zeit nur in japanischen Produktionen (ich habe noch eine Aida mit del Monaco von 1960) begegnet. Es scheint, dass von der Aufführung - wie nicht selten der Fall - Überspielungen in unterschiedlicher technischer Qualität existieren.
Mir hat die del Monaco- Aufnahme aus Tokyo auch deshalb so gefallen, weil sie den wegen seines angeblichen undifferenzierten Stentorsingens viel gescholtenen Sänger (ich erinnere mich noch an die völlig überzogenen Ausführungen des seinerzeit bekannten Kritikers Wolf Rosenberg aus den 60er Jahren) als durchaus bewussten und differenzierten Künstler bestätigt. Dass er keine Cassio-Stimme hatte ist ja hinlänglich bekannt. Als Otello hatte er jedenfalls für mich keinen adäquaten Nachfolger.
VG
Otello50 -
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Lieber Fiesco,
gerade lese ich die Kritiken der beiden Aufnahmen aus Tokyo. Kannte sie vorher nicht, sie decken sich aber völlig mit meinen Eindrücken. Es ist wohl nicht schwierig, zu diesen Schlüssen zu kommen, wenn man die Aufnahme hört. Zur Frage eines Kaufes: ich weiß nicht, ob es technische Qualitätsunterschiede gibt, sie müssten auf derselben Quelle beruhen (NHK). Jedenfalls eine herrliche, bis heute nicht übertroffene Aufnahme.
Die Aufnahme aus Dallas kenne ich, sie ist musikalisch wunderbar mit zwei der größten Otellos (wobei ich Vinay generell als großen Heldentenor- auch in seinen Wagnerpartien, der Bayreuther Siegmund von 1955 unter Keilberth- schätze), leider technisch nicht konkurrenzfähig. Das trübt meinen Hörgenuss deutlich.
Ich kehre übrigens immer wieder auch gerne zu der alten Cetra- Aufnahme mit Carlos Guichandut und Giuseppe Taddei zurück. Die nicht kon kurrenzfähige Desdemona muss ich halt hinnehmen.
Aber Guichandut, von dem es wenige Aufnahmen zu geben scheint, ist schon ein ausgezeichneter Otello und Taddei großartig wie so oft.
VG
Otello 50
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Ich wundere mich etwas, dass die in den Medien schwer gehypte neue Otello-Gesamtaufnahme mit Jonas Kaufmann, Carlos Alvarez und Federica Lombardi unter Antonio Pappano im Tamino-Forum noch kein Echo gefunden hat- es sei denn ich hätte etwas übersehen... Ich hatte nach Erhalt der CD meine ersten Eindrücke geschildert, wohl am falschen Platz ?
Gruß
Otello50