TMOOM - West Side Story

  • cd DG 1985



    Leonard Bernstein; ad hoc Orchester - 4,5 (natürlich holt kaum jemand so viel aus einer Bernstein-Partitur heraus wie Lenny, aber den problematischen Drang zur Oper muss er sich auch als Komponist anrechnen lassen)
    Maria - Kiri Te Kanawa - 4 (eine problematisch opernhafte Besetzung, aber mit der Einschränkung ist sie fast optimal)
    Tony - José Carreras - 2 (ein Fehlgriff in jeder Hinsicht, aber auch seine Leistung ist, milde gesagt, problematisch, und das beileibe nicht nur wegen des völlig unpassenden Akzents)
    Anita - Tatjana Troyanos - 5 (sie schafft es sogar, das Musical in der Oper zu erhalten)
    Riff - Kurt Ollmann - 5 (auch er hat den Sinn für das Notwendige und meistert es vortrefflich)
    Sonstige - 5 (was für ein Ensemble und welch eine Chorleistung, aber auch Marilyn Horne verdient für ihr "Somewhere" ein lobendes Wort, selbst wenn es, wie fast alle Solonummern, zu sehr aus der Oper kommt.)


    Wertung: 25,5/6 = 4,25


    TQ: 5


    Was hätte das mit einer adäquateren Besetzung für eine fantastische Aufnahme werden können! Bernstein verkennt leider den Charakter und mindert die besondere Qualität seines superben Musicals, wenn er daraus einen Puccini-Abklatsch machen will. Allein die unidiomatische Besetzung des Tony ist fast unverzeihlich, aber auch Kiri Te Kanawa erscheint deplatziert, wie man an den Passagen merkt, in denen Bernstein das amerikanische Milieu voll zur Geltung bringt.


    Gerade die hier verwiesene Luxusedition lohnt sich aber dennoch sehr, nicht nur, weil die Toneinspielung autorisiert ist, sondern weil sie die packende Dokumentation der Aufnahmesitzungen auf DVD enthält


    :hello: Jacques Rideamus


    Links:
    Leonard Bernstein - West Side Story

  • DGG


    ich habe diesselbe


    West Side Story


    als CD in einer Highlight-Version


    Orchester: Leonard Bernstein - 5


    Maria: Kiri te Kanawa - 4
    Tony: Jose Carreras - 2
    Anita: Tatiana Troyanos - 5
    Riff: Kurt Ollmann - 5
    Sonstige: - 5


    Gesamtwertung: 26/6 = 4,33


    TQ: 5

  • Warner, 1993
    eine viel geschmähte Aufnahme...



    Royal Philharmonic Orchestra, Barry Wordsworth - 2,5
    nicht, dass es falsche Noten gäbe o.ä., aber die Musik löst sich nicht, hebt nicht ab. Vieles ist rhythmisch holprig. Wie der Mambo beispielsweise Fahrt aufnehmen kann, demonstrieren Bernstein himself oder in jüngster Zeit Dudamel


    Maria: Barbara Bonney - 4
    einzige "echte" Opernstimme - und die ist schön und variabel
    Tony: Michael Ball - 3,5
    kann sich nicht entscheiden: Gibt mal den alten "Crooner", dann wieder sehr maniriert
    Anita: LaVerne Williams - 3,5
    Riff: Christopher Howard - 3,5
    sehr "cool", aber etwas schwachbrüstig, geht manchmal unter
    die anderen: 4
    da gibt es nicht viel auszusetzen, fügen sich gut ein


    Gesamtwertung: 3,5


    TQ: 4


    Nicht das Gelbe vom Ei, aber angesichts des indiskutablen Carreras der Bernstein-Aufnahme eine bedingt empfehlbare Alternative.

  • Zitat

    Tony - José Carreras - 2 (ein Fehlgriff in jeder Hinsicht, aber auch seine Leistung ist, milde gesagt, problematisch, und das beileibe nicht nur wegen des völlig unpassenden Akzents)


    Mein ehemaliger GMD, der in den 80er Jahren einer der vielen Assistenten von Bernstein war, erzählte mir, daß Bernstein für die Rolle des Tony eigentlich einen Sänger mit einem ähnlichen Nachnamen wie Carreras vepflichten wollte und Bernsteins Management dann versehentlich bei Carreras angerufen hat, was dann natürlich nicht mehr rückgängig zu machen war ohne einen Eklat.


    Ob das stimmt......und welcher Sänger eigentlich vorgesehen war...?
    Keine Ahnung........
    Aber es wäre eine Erkärung für die völlige Fehlbesetzung des Tony durch Carreras.


    :hello:
    Michael
    Ach ja, meine Wertung........


    deckt sich mit der von Rideamus!
    :hello:

  • DVD MGM Home 1961



    Bei dieser Verfilmung muss man getrennt werten. In die Gesamtwertung fließen nur die Stimmnoten ein, so dass die Gesamtwertungsnote ausschließlich für den Soundtrack gilt, also für diese Edition:


    cd Sony 1961:



    ad hoc Orchester, Johnny Greene - 3,5 (da er auch die aufgeblähte Orchestrierung besorgt hat, muss man sie ihm anlasten, aber die Tempi sind fast durchweg sehr gut bis mitreißend, z.B. "Tonight"- Quintett)


    Maria: Natalie Wood (Darstellung) - 5) / Marnie Nixon (Stimme) - 3,5 (Marni Nixons professionelle, farblose Stimme ist schwer mit Natalie Woods intensiver Darstellung in Einklang zu bringen oder ganz von dieser zu lösen, aber im reinen Hörvergleich mit Carol Lawrence lassen sich deutliche Qualitätsunterschiede in der Charakterisierung ausmachen)


    Tony: Richard Beymer (D - 2) / Jimmy Bryant (S - 4) (Beymer selbst fand später seine Leistung selbst so grottenschlecht, wie sie tatsächlich war, aber er wird durch seine Singstimme gerettet - oder Bryant von Beymers Darstellung beeinsträchtigt, je nachdem)


    Anita: Rita Moreno (D+S) - 4 (wenigstens den Nebenrollen hat man die eigenen Stimmen belassen, und das zahlt sich aus. Rein stimmlich bleibt aber doch ein Klassenunterschied zu Troyanos)


    Riff: Russ Tamblyn (D+S) - 4,5 (da er nicht viel zu singen hat, was er aber gut macht, fällt die vorzügliche Darstellung besonders stark ins Gewicht)


    Die anderen: 5 Die Chorleistungen sind superb, die (Tanz-)Darstellungen schier unübertrefflich


    Gesamtwertung: 24,5/6 = 4,08


    Die technischen Noten gelten der DVD:


    TQ: 5 (gilt für die o.g. Collector's Edition, die das originale 70mm-Negativ als Ausgangsbasis hatte)


    Regie: Robert Wise und Jerome Robbins: 5 (der gelegentliche Drang zum Kitsch, den Robert Wise zu verantworten hat, wird durch die Leistung seine Choreographen und Co-Regisseurs Jerome Robbins mehr als ausgebügelt)


    Kommentar: Bei diesem Film, der mich seit meiner Jugend immer wieder begeistert und bei der Erstaufführung eine anhaltende Schwärmerei für Natalie Wood ausgelöst hat, kann ich nur schwer objektiv sein. Erst viel später haben mir andere Aufnahmen gezeigt, dass der musikalische Teil zwar sehr gut, aber beileibe nicht optimal realisiert ist. Schade, dass man aus urheberrechtlichen Gründen noch lange auf eine andere DVD wird warten müssen, aber die Messlatte für eine solche liegt mit diesem Film auch sehr hoch. Solange es sie gibt, kann ich übrigens nur dringend zum Erwerb der Collector's Edition raten, denn die hat neben dem besten Ausgangsmaterial auch ein vorzügliches "Making Of" mit Proben der Gesangsstimme von Natalie Wood (gar nicht so schlecht, aber in der Tat nichts für wiederholtes Hören) u.a. sowie als grandioses Extra ein kommentiertes Drehbuch mit dem Gesamttext. Eine der besten DVD-Editionen überhaupt.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Original Broadway Cast CD, CBS, 1957



    Original Broadway Cast Orchestra; Max Goberman - 4 (da fehlt nur die gelegentliche Raffinesse eines Spitzenorchesters und -dirigenten, aber Tempo und Einfühlungsvermögen stimmen vollkommen, denn hier wird perfektes Theater geboten)


    Maria: Carol Lawrence - 5 (superbes Rollenprotrait, auch wenn Bonney die exponierten Töne noch besser meistert. Hier wird die Rolle einmal nicht von einer Sängerin verkörpert, sondern singt ein wirkliches - wenn auch hochbegabtes - Mädchen. Warum man sie nicht wenigstens als Synchronstimme für den Film eingesetzt hat, ist mir schleierhaft)
    Tony: Larry Kert - 5 (der erste und immer noch beste Tony auf Tonträgern. Geschulte Opernsänger mögen ihn in der Tonproduktion übertreffen, obwohl die auch sehr gut ist, aber er verkörpert die Rolle und singt sie nicht nur)
    Anita: Chita Rivera - 5 (phänomenal und dank ihrer Rollenerfahrung noch ein Stück glaubhafter als Troyanos, die dafür noch besser singt)
    Riff: Art Smith - 5 (absolut überzeugend und zudem der mit Abstand textverständlichste Riff)
    sehr "cool", aber etwas schwachbrüstig, geht manchmal unter
    Die anderen - 4 (Klagen wären unangebracht, aber im Orchester und der Rasanz der Ensembles haben Bernstein und trotz der aufgeblasenen Instrumentation auch der Filmsoundtrack hörbare Vorteile)


    Gesamtwertung: 28/6 = 4,67


    TQ - 4,5


    Kommentar: wer die WSS ohne Rücksicht auf die besondere Charakteristik des Musicals und die Glaubhaftigkeit ihrer Rollenportraits am besten musiziert hören möchte, mag zu Bernsteins Aufnahme greifen. Als - auch in der Einrichtung als "Hörspiel" ("Somewhere"- Ballet!) - vorbildliche Wiedergabe eines Bühnenmusicals mit Personen, die trotz ihrer beachtenswerten künstlerischen Fähigkeiten als lebensnah überzeugen, ist dieser originale Soundtrack jedoch nach wie vor unübertroffen - übrigens auch in der vorbildlichen Textverständlichkeit aller Beteiligten - und wäre stets meine erste Empfehlung, zumal das Remastering vorbildlich gelungen ist. Trotzdem würde ich die anderen Aufnahmen als Zeugen des vollen musikalischen Potenzials der Partitur nicht missen wollen.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Lieber Michael,


    Du hast natürlich vollkommen Recht. Da ist mein Gedächtnis einer Verwechslung aufgesessen. Ich habe den Fehler - mit Dank - korrigiert.


    Zu Deiner Anekdote: sie ist hübsch als solche, aber doch nicht sehr glaubhaft. Mag sein, dass Bernstein zuerst an jemand anderen dachte, aber er muss sich mit dem Vorschlag, wenn er nicht seine Idee war, rasch angefreundet haben. Die angesprochene Dokumentation verrät allerdings auch, dass er damit nicht besonders glücklich war, als es zu spät war.


    :hello: Jacques Rideamus


  • Ich habe diese Aufnahme noch auf LP. Und wenn ich mich nicht sehr irre, kann ich Rideamus Bewertung ungeändert verdoppeln.


    LG, Paul


    Die DGG-Aufnahme muß ich unbedingt wieder hören, denn da hatte ich hier und da was Probleme mit der Besetzung.

  • Lieber Paul,

    Zitat

    Ich habe diese Aufnahme noch auf LP. Und wenn ich mich nicht sehr irre, kann ich Rideamus Bewertung ungeändert verdoppeln.


    das geht mir genau so und es ist auch meine Lieblingsaufnahme.
    Insofern schließe ich mich auch Rideamus Bewertung an.
    :hello:
    Michael

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Neueinstellung nach erneutem Vergleichshören (die alte Wertung ist gelöscht)


    CD Warner, 1993




    Royal Philharmonic Orchestra, Barry Wordsworth - 2,5 (hier kann ich Barbirolli nur zustimmen. Die Partitur wird korrekt buchstabiert, bleibt aber erschreckend farb- und leblos)


    Maria: Barbara Bonney - 5 (für mich neben der natürlicheren Carol Lawrence mit Abstand auch zu Kiri Te Kanawa die beste Maria auf Tonträgern. )
    Tony: Michael Ball - 2,5 (vokal ordentlich, aber bis zum Exzess maniriert. Man merkt, wie neue Mikro-Musicals mit ihrer Jagd nach dem Pop-Publikum ihre Darsteller verderben)
    Anita: LaVerne Williams - 3 (nicht schlecht, bleibt aber eine bemüht gestaltende Altistin, die zudem Bonney im Duett ins Opernhafte drängt, was diese sonst gut vermeidet)
    Riff: Christopher Howard - 3 (wäre ein guter Riff im Theater, aber auf Platten ist er klar schwächer als alle seine Konkurrenten)
    die anderen: 3 (können nur so gut sein, wie der Dirigent es zulässt)


    Gesamtwertung: 19/6 = 3,17


    TQ: 4


    Kommentar: Es ist wirklich jammerschade um die überragende Maria der Barbara Bonney, die ich der Bernstein-Aufnahme gewünscht hätte, da sie die ideale Mischung zwischen wunderbarem Gesang und glaubhafter Gestaltung des Mädchens Maria verkörpert. Jammerschade, dass man sie kaum je ohne Michael Ball zu hören bekommt, der alles verhunzt. Bonneys Rollenportrait allein ist die Aufnahme wert, die man ansonsten allenfalls wegen ihrer vorbildlichen Vollständigkeit als konkurrenzfähig ansehen kann.


    :hello: Jacques Rideamus


  • Absolut der selben Meinung - bitte verdoppeln!



  • Trotzdem, und vielleicht deswegen, gefällt mir diese "opernhafte" West Side Story sehr gut, ein minus ist José Carreras.


    Wertung - bitte verdoppeln!


    :hello: Liebe Grüße Peter aus Wien.

  • ORF Rundfunkproduktion, Mai 1970


    Chor und Orchester der Wiener Volksoper, Dir.: Heinz Lambrecht - 5


    Maria - Julia Migenes- 5 da lernte ich sie persönlich kennen.
    Tony - Adolf Dallapozza - 5 eine seiner ersten großen Tenor-Solo-Partien.
    Anita - Arline Woods - 4
    Riff - Helge Grau - 4
    Rest - 4 Heinz Marecek als Action, der spätere 1. Gatte von Julia Migenes!


    Wertung: 27/6 = 4,5


    In der deutschen Übersetzung von Marcel Prawy!


    TQ - 5