Eigentlich wollte ich ja nur eine Notiz zu Kurt Weills Oper STREET SCENE in den Kurt Weill-Thread einstellen. Bei der Suche musste ich feststellen, dass es, mit Ausnahme einiger weniger Opernführer zu seinen deutschen Werken und zur Die DREIGROSCHENOPER gar keinen gibt.
Nun bin ich zeitlich wie inhaltlich überfordert, einen solchen mit der gebührenden Detailfreude, zumal beim deutschen Teil seines Werkes - aufzumachen. Zudem stellt sich sofort das Problem, in welchem Forum man das eigentlich tun sollte. Weill hat sowohl der Instrumentalmusik als auch der Oper als auch dem Musical einige Spitzenwerke beschert. Ist er also ein allgemeines Musikthema? Vielleicht, und vielleicht sollte man den Komponisten dort mit der gebührenden biographischen Würdigung vorstellen.
Damit das Ganze aber nicht wegen individueller Überforderung auf den St. Nimmerleinstag verschoben wird, fange ich erst einmal mit der Notiz an, die ich eigentlich vorhatte, und fordere alle auf, die sich für Kurt Weill interessieren, hier schon einmal einzustellen und zu kommentieren, was Ihr von ihm kennt und mögt (oder auch nicht) - natürlich mit Ausnahme der DREIGROSCHENOPER.
Mein Hinweis gilt einer Aufnahme, die zu den besten eines der großartigen Werke des Musiktheaters des 20. Jahrhunderts zählt, und von dem Weill selbst meinte, dass man es in "75 Jahren als mein bedeutendstes Werk" ansehen wird. Zwar sagte er das von vielen seiner Werke irgendwann, aber in dem Fall könnte er Recht haben, auch wenn wohl keines seiner Werke je die überragende Popularität der DREIGROSCHENOPER erreichen wird.
Meine Rede ist erst einmal von diesem Werk, weshalb ich auch im Opernforum gepostet habe:
Kurt Weill: STREET SCENE (1947)
Scottish Opera Orchestra and Chorus; John Mauceri
mit Josephine Barstow, Samuel Ramey, Angelina Réaux, Jerry Hadley, Arleen Auger, Barbara Bonney, Della Jones u.v.a.
Diese Oper basiert auf dem mit einem Pulitzer Preis ausgezeichneten. gleichnamigen Stück von Edgar Rice und brachte Weill den ersten jemals verliehenen und dennoch lang verdienten Tony Award für die beste Komposition des Broadway-Jahres ein. Obwohl es nach allen gängigen Kriterien als Oper gelten muss, wurde das Werk für den Broadway entwickelt und zeigt deutliche Einflüsse des damaligen Musical-Stils, der neben Weill von so herausragenden Komponisten wie Jerome Kern, Richard Rodgers, Leonard Bernstein und George Gershwin geprägt wurde, dessen Musicals und natürlich PORGY AND BESS (sowie dessen Bruder Ira Gershwin) einen hörbaren Einfluss auf Weill hatten.
Man stelle sich ein jazziges Amalgam aus MAHAGONNY und ON THE TOWN vor, durchwirkt mit omnipräsenten Großstadtklängen (und -tänzen) und verbunden mit Dialogen, denen oft eine Stimmungsmusik unterlegt ist, wie es sonst nur in Filmen üblich war. Weills zahlreiche Neuerungen (nach der stilbildenden DREIGROSCHENOPER) mögen weniger spektakulär sein als die anderer großer Komponisten seiner Zeit, aber sie waren nicht weniger einflussreich.
Der Anlass für diese Notiz war die Wahrnehmung, dass es von dieser Aufnahme, deren Staraufgebot allein einen Run auf die Aufnahme hätte auslösen sollen, nur noch wenige Aufnahmen im Marketplace gibt, und dass man ernsthaft befürchten muss, dass sie dann auf unabsehbare Zeit nur noch für Fantasiepreise zu haben sein wird. Ich kann nur jedem empfehlen, zuzugreifen, solange das noch möglich ist, denn für eine billige Neuauflage wird das Werk wohl nicht populär genug werden - warum auch immer.
Leider kann ich derzeit nicht sagen, ob diese DVD ein annähernd so überzeugender Ersatz ist:
Weiß da jemand von Euch mehr?
Mehr dazu demnächst in diesem Thread - oder einem eigenen zu dem Werk, das ihn verdienen würde.
Jacques Rideamus