Haydn, Joseph: Sinfonie Nr. 70 D-Dur

  • Sinfonie Nr. 70 D-Dur


    Besetzung: Flöte, je zwei Oboen, Fagott, 2 Hörner (2 Trp. Pk. später ergänzt), Streicher


    entstanden ca. 1779


    1. Vivace con brio (3/4)
    Ein sehr knapper Satz in schnellem Menuett/Scherzo-Tempo (ganztaktig). Das Haupthema beginnt mit der (den Satz prägenden) Folge einer fallenden Quarte und einer fallenden Terz; der erste Viertakter ist dreiklangs-, der zweite tonleiterbasiert, basale Elemente, aber prägnant zusammengefügt (nicht zuletzt durch die staccato-Artikulation). Bereits in der Überleitung findet sich eine Verarbeitung des Kopfmotivs; das Seitenthema basiert auf demselben Material (jetzt aber hauptsächlich dem der zweiten Phrase)
    Die Durchführung ist nur knapp halb so lang wie die Exposition (82 T.), bietet aber dichte motivische Arbeit: Das Thema wird in seine Elemente zerlegt, das Kopfmotiv durchläuft imitatorisch die Stimmen und das Nebenthema tritt kurz vor der Reprise in einer melancholischen Variante auf. Die Reprise ist wuchtiger instrumentiert und wartet in der Überleitung nun mit einer kleinen kanonischen Entwicklung auf, ist aber insgesamt noch knapper als die Exposition.



    2. Andante (d-moll) Specie d'un canone in contrapunto doppio
    Ungeachtet der Bezeichung ist der Satz kein wirklicher Kanon, sondern der Hauptabschnitt besteht aus einem cantus firmus mit obligatem Kontrapunkt; "doppelt" weil die Stimmen vertauscht werden können, was auch sogleich geschieht. Bei der ersten Vorstellung ist der cantus firmus in den Geigen, unmittelbar anschließend im Baß (u. 2. Vl.), während 1. Vl. und Fl. den obligaten Kontrapunkt spielen; im zweiten Teil dieses Abschnittes folgen zuerst 6 freiere Takte, dann wieder der erte Achttakter, jetzt mit Holzbläsern.
    Diesem Teil (unten mit A bezeichnet, T1-30) folgt nun ein kontrastierender Dur-Abschnitt, der thematisch verwandt, aber nicht kontrapunktisch gehalten ist. Die karge, meist auf gedämpfte Streicher beschränkte Instrumentation wird an einigen Stellen durch sparsamen Bläsereinsatz wirkungsvoll ergänzt.


    A "Kanon" 1-16 /: 17-30 :/
    B D-Dur /: 31-36 ://: 37-48 :/
    A' bringt zuerst wieder das Doppelthema als ersten Viertakter, dann bleibt nur der "Kontrapunkt" erhalten, während die Hauptstimme in Figurationen aufgelöst wird, die durch die Stimmen wandern; der Themenkopf erscheint auch wieder kurz in der Originalgestalt.
    B' Figurative Variation
    A'' eine knappe "Reprise" (ohne Wdh.), wobei eine neue, sehr ausdrucksvolle Variante als Oberstimme (T. 115-120) in der 1. Vl. (Vl. 2 und Viola haben das Thema) eingeführt wird.



    3. Menuet. Allegretto
    Ein kräftiges, aber ziemlich schlichtes Menuett, das durch den nun wieder erklingenden Blechbläser und Pauken einen deutlichen Kontrast zum andante bildet.
    Besonders bemerkenswert ist hier, daß der Menuett-Hauptteil eine kurze (12 T.) Coda enthält, die nach seiner dacapo-Wiederkehr gespielt werden soll, das Blechbläser-Echo noch einmal ausspielt und zu einem pompösen Schluß führt
    Sehr schön das Trio, das eine etwas melancholische einfache Melodie bringt, von der Oboe angeführt und durch den zweistimmigen Satz (Violinen und Viol/Bass jeweils in Oktaven, Oboen mit den Violinen) eine besonders volkstümliche Färbung erhält.



    4. Finale. Allegro con brio (2/2)
    Hier wird der "gelehrte" Stil des andantes erneut aufgegriffen. Der Satz ist beinahe durchgehend fugiert und steht größtenteils in d-moll. Er beginnt aber zunächst mit einer Art Einleitung, die zwischen Komik und Mysteriosität schwankt und aus fünfmal wiederholten 5 Vierteln auf d, auf die jeweils eine immer länger ausgestaltete melodische Antwort folgt, besteht.
    Nach dieser Vorstellung des Materials beginnt nun eine Fuge ("a 3 soggetti in contrapunto doppio"), also mit drei Themen und Stimmenvertauschung, wobei ein Thema mit vier Vierteln auf d beginnt; dieser Kopf klingt immer mal wieder aus dem dichten Stimmengewebe heraus, wenn von Trp. & Pk. markiert.
    Nach etwa 120 Takten eifriger kontrapunktischer Arbeit kehrt dieser Beginn so ähnlich wieder, führt nun aber zur Wende nach Dur. Das erneute Fugato erweist sich aber nur als Anlauf, das Schlußwort gehört den klopfenden Vierteln vom Anfang.


    Man mag die Kombination der "gelehrten" Sätze 2 und 4 in d-moll mit den beiden leichteren D-Dur-Sätzen inhomogen finden, ich meine, daß dieses knappe Werk dennoch insgesamt sehr geschlossen und konzentriert wirkt.
    Seit langem einer meiner Favoriten.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Johannes!


    Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Man mag die Kombination der "gelehrten" Sätze 2 und 4 in d-moll mit den beiden leichteren D-Dur-Sätzen inhomogen finden, ich meine, daß dieses knappe Werk dennoch insgesamt sehr geschlossen und konzentriert wirkt.
    Seit langem einer meiner Favoriten.


    Ich kann mich dem anschließen. Unter den 70ern gefällt mir diese Symphonie am besten. Satz 1 und 4 verbindet ja noch der ungewöhnliche Fakt, daß zwei "con brio"-Sätze in einer Symphonie stehen.
    Besonders gefällt mir das Finale, trotz und wegen des Endes, das mir wie ein Schlag ins Gesicht des Hörers vorkommt.


    Erwähnenswert ist noch der Anlaß der Uraufführung, nämlich die Grundsteinlegung des neuen Opernhauses Esterhazy (das alte war zuvor abgebrannt, zusammen mit etlichen Handschriften Haydns).


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Original von Pius


    Ich kann mich dem anschließen. Unter den 70ern gefällt mir diese Symphonie am besten. Satz 1 und 4 verbindet ja noch der ungewöhnliche Fakt, daß zwei "con brio"-Sätze in einer Symphonie stehen.
    Besonders gefällt mir das Finale, trotz und wegen des Endes, das mir wie ein Schlag ins Gesicht des Hörers vorkommt.


    Erwähnenswert ist noch der Anlaß der Uraufführung, nämlich die Grundsteinlegung des neuen Opernhauses Esterhazy (das alte war zuvor abgebrannt, zusammen mit etlichen Handschriften Haydns).


    und mitsamt den Pauken! die deshalb vermutlich bei der Uraufführung fehlten (und bei Goodman immer noch). Lessing spekuliert ein wenig herum, daß vielleicht das verheerende Feuer durch die stürmische Fuge im Finale dargestellt werden soll, oder allgemeiner, daß der stellenweise ernste Charakter des Werks mit diesem Ereignis zu tun hat.


    Lesenswert ist auch der Text von James Webster (dürfte dem Beitext der Hogwood-Einspielung entsprechen) bei


    http://www.haydn107.com/index.php?id=2&sym=70#


    Ich habe das Werk schon ziemlich früh, früher als viele der Londoner oder Pariser Sinfonien kennengelernt, weil mir Rattles CD mit 60,70,90 irgendwie über den Weg gelaufen war (1995 oder '96, ich erinnere mich nicht mehr an die genauen Umstände, aber ich muß wohl den Entschluß gefaßt haben, mich bewußt mit Haydn zu befassen, denn ich habe eine Quartett-CD mit den Lindsays in derselben Zeit, bei einem USA-Aufenthalt, gekauft. Vermutlich war es ein Angebot ;)). Ohne jetzt direkte Vergleiche angestellt zu haben, halte ich die immer noch für ziemlich gut. Auch Fischer ist hier sehr überzeugend. Goodman kann m.E. die fehlenden Trompeten & Pauken nicht ganz wettmachen (er befolgt als einziger die Wdh. von Durchführung und Reprise im Kopfsatz).
    Obwohl ich 75-78 auch sehr schätze (wobei mir die tatsächlich erst durch unser Hörprojekt wirklich bewußt geworden sind), ist dieses Werk mein Favorit aus dieser Zeit zwischen 60 und 82


    :hello:


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Hallo!


    Eine Frage, die mir gerade so in den Sinn kommt ( :rolleyes: ): War das die erste Dur-Symphonie (überhaupt, nicht nur von Haydn) mit Moll-Finale oder gibt es eine ältere?


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Eine Frage, die mir gerade so in den Sinn kommt

    Leider kann ich die Frage von "Pius" nicht beantworten. Wäre auch einbisschen spät - und er liest mit hoher Wahrscheinlichkiéit auch nicht mehr mit.


    Im Rahmen meines "Projekts" Haydns Sinfonen in der Reihenfolge ihrer Nummerierung durchzuhören, bin ich nun bei der Nr 70 angelangt.

    Im Gegensatz zu ihren Vorgängern 66-69 wird die Sinfonie von Muwis gesonders gelobt - schon allein wegen ihrer Doppelfuge im 2. Satz. Auch Haydn muß dieses Feature viel bedeutet haben - er erwähnt es explizit. Ich gestehe, daß mir die - oft als "mittelmässig" oder "wenig experimentierfreudig" bezeichneten Sinfonien eingängiger erscheinen. Aber das ist Erbsenklauberei einerseits und eine Frage des persönlichen Geschmacks andrerseits. Am besten gefällt mir der volkstümliche, eingängige 3. Satz.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



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  • Ich weiß auch kein früheres Bsp. Es würde mich bei jemandem wie Boccherini nicht wundern, aber da würde ich eher einen pittoresken/exotischen/volkstümlichen Satz (Fandango o.ä.) erwarten. Zwei der berühmtesten Beispiele für Mollfinali in Durstücken sind genau solche: Mozarts Alla Turca in KV 331 und Mendelssohns Italienische Sinfonie. (Es bleibt auch später selten: Haydns op.76 1+3, bei Beethoven fällt mir nichts ein, Schumanns Klavierquintett, Brahms' Trio op.8, 3. Sinfonie.

    Zwar sollte man bei Haydn über wenig überrascht sein, aber diese Sinfonie ist jedenfalls sehr ungewöhnlich. Alle Sätze außer dem Menuett scheinen mir ziemlich einzigartig. Die Dur/Moll-Abwechslung gibt es ein bißchen ähnlich auch in der Abschiedssinfonie (aber die ist ja noch ungewöhnlicher). Aber die Kombination aller Faktoren macht das Stück zu einem der faszinierendsten Werke Haydns.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
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    (Bob Dylan)

  • Für mich ist diese Sinfonie eine von Haydns Dur vs. Moll Auseinandersetzungen, wie wir sie aus vielen von Haydns späten Moll Sinfonien kennen, nur diesmal andersrum. Der erste Satz ist knapp und in Dur gehalten, der längere zweite Satz ist in Moll, aber mit zwei Dur Abschnitten. Menuett wieder in Dur und knapp gehalten, während das Finale größtenteils in Moll steht und sich kurz vor Schluss sich zu Dur wendet. Interessant ist auch das die Sinfonie "mono-tonal" ist, das heißt, dass alle Sätze entweder in D-Dur oder D-Moll stehen.


    Ein faszinierendes Werk!


    LG aus Wien.:hello:

  • Ich weiß auch kein früheres Bsp. Es würde mich bei jemandem wie Boccherini nicht wundern, aber da würde ich eher einen pittoresken/exotischen/volkstümlichen Satz (Fandango o.ä.) erwarten.

    Ich hätte eher bei CPE Bach gesucht - und nichts gefunden; das war ihm wohl zu langweilig. Wq 182/4:


    1. Satz A-Dur
    2. Satz F-Dur

    3. Satz Fis-Dur (via h-moll, E-Dur wieder zu A-Dur).


    Man könnte, so man wollte, das Fis-Dur hier als Dominantakkord zum folgenden h-moll interpretieren, dann hätten wir einen (verschleierten) Mollbeginn, allerdings in der falschen Tonart. :/


    Interessant ist auch das die Sinfonie "mono-tonal" ist, das heißt, dass alle Sätze entweder in D-Dur oder D-Moll stehen.

    Sind das nicht alle Werke, deren Mittel- resp. langsamer Satz in der gleichnamigen Molltonart steht?


    Als Kuriosum fällt mir bloß noch Arriagas Sinfonie ein, aber der war später (*1806 und 1826 gleich wieder abgedankt):


    1. Satz: Einleitung D-Dur | Hauptsatz d-moll
    2. Satz: Andante A-Dur
    3. Satz: Minuetto D-Dur

    4. Satz: Allegro con moto d-moll (Schluß in strahlendem D-Dur)


    "Kuriosum" deswegen, da sich an ihrer Geschlechtsbestimmung schon einige unnötiger Weise die Zähne ausgebissen haben, dabei liegt es auf der Hand: die Einleitung bleibt bei der Bestimmung außen vor und die Ecksätze stehen in moll, so daß die Sinfonie in d-moll steht (strahlender Durschluß ändert daran z.B. auch bei Mozart KV 466 nichts). Letztlich aber endet das Werk geschlechtslos (oder: divers, wie man heutzutage sagt), ohne Harmoniefüllung, einzig auf dem 'Grundton'.

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Ja, diese "Umkehrung" ist aber schon bemerkenswert, weil sie für die vorhergehenden Mollsinfonien außer der in vieler Hinsicht ungewöhnlichen #45 nicht gilt und der einzige Fall mit Dur als Haupttonart. Selbst das nächstliegende, also langsamer Satz und Trio in Moll bei einer Dur-Sinfonie ist ehr selten, zB 59 und 46

    Am nächsten kommen mE noch einige Quartette, aber auch mit Moll als Haupttonart, zB op.50/4 oder 55/2.

    Wie oben geschrieben, war das zufälligerweise eine der ersten weniger bekannten Haydn-Sinfonien, die ich kennenlernte (schon bevor ich die Londoner oder Pariser alle kannte), durch Rattles schöne CD mit 60/70/90. Das Stück hat seitdem seine Faszination nicht verloren.

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    (Bob Dylan)

  • Ja, eigentlich zählt Beginn, also Einleitung in D-Dur, Stück in D-Dur. Aber es ist etwas irreführend, berühmteste Beispiel: Kreutzersonate, die aber immer als in A-Dur geführt wird. Bei Mendelssohn's "Reformationssinfonie" habe ich auch schon beide Tongeschlechter gelesen.


    Man kann, um Monotonie/alität zu vermeiden, den 2. Mittelsatz in einer anderen Tonart setzen. Das scheint mir vor Beethoven (außer vielleicht wieder CPE Bach, aber der hat selten 4 Sätze) sehr selten. Bei Beethoven zB op.59/1: 2. Scherzando in B-Dur, 3. Adagio in f-moll, 7. Sinfonie: 2. Allegretto a-moll, 3. Presto F-Dur.

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  • Wenn hier die Sinfonie Nr. 70 als die vielleicht interessanteste der 70er-Gruppe bezeichnet wird, so will ich dem nicht widersprechen.


    Im Kopfsatz gibt es ein markantes Motiv, das mich an irgendeine Arie (?) erinnert, doch komme ich partout nicht drauf. Am Ende doch nur Einbildung.



    Hier bei 0:31. Insgesamt eine wirklich schöne Lesart von Ernest Bour, wenn man moderne Instrumente nicht verschmäht (SWR-Produktion von 1984).



    Hier besagte Stelle bei 0:47. Wobei man sich fragen könnte, ob Dennis Russell Davies eine bewusste Karikatur des Vivace con brio macht, beinahe "klemperesk".

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ja, seltsam. Viel zu langsam. Das Stück ist offensichtlich in ganzen Takten gedacht und das scheint DRD anders zu sehen.

    Selbst Bour ist schon langsamer als alle meine Aufnahmen (Blum, Rattle, Goodman, Fischer, Fey), aber das finde ich noch o.k.

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  • David Blum mit dem "Esterhazy Orchestra", das anders als Fischers Ensemble nichts mit Österreich-Ungarn zu tun hatte, sondern wohl ein New Yorker "Telefonorchester" war, war ein weiteres zum Geheimtip verflüchtigtes Haydn-Projekt. Es wurden anscheinend nur etwa 10-12 Sinfonien aufgenommen. Ich weiß nicht, was angezielt war, aber dass die meisten eingespielten Sinfonien welche ohne Beinamen waren, spricht für ein größeres Projekt. Einige Sinfonien sind in unterschiedlichen Kombinationen auch auf CD erschienen, aber schwer zu finden. (Keine Ahnung, ob offizielle Dowloads existieren, 59 und 75 finden sich als DL in der "Bach Guild Big Haydn box".)


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    Ich kenne und besitze davon nur die gezeigte CD; die #70 ist sehr gut, extrem rasant im Kopfsatz (knapp 4:30 mit allen Wdh., also eine Minute schneller als Bour oben!), allerdings sehr breit im Andante (9:30 ggü. üblicheren ~7 min.).

    Fantasiepreise würde ich nicht zahlen, aber wenn einem diese oder eine andere von Blums Aufnahmen günstig über den Weg läuft, kann man zugreifen.

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  • Ich habe diese Scheibe. Auch die 60 und die 81 (meiner Meinung nach ein unterschätztes Werk) sind hier sehr gut eingespielt.


    LG aus Wien.:hello:

  • Ja, Zustimmung bzgl. #81 (auch hier findet sich bei Blum wieder die Kombination eines rasanten Vivace mit einem vergleichsweise breiten Andante). Die berühmteste auf der Scheibe ist wohl die 60 (ein Werk, das ich persönlich aber nicht so sehr schätze, vermutlich neben #100 die Haydn-Sinfonie, bei der mein Geschmack deutlich von der Mehrmeitsmeinung abweicht), die habe ich seit 25 Jahren häufig empfohlen gesehen!


    Es gibt halt heute mehr gute Optionen als noch 1999, daher von mir eine klare Empfehlung, aber nicht 40 EUR für eine CD oder gar LP zahlen (habe ich natürlich auch nicht getan).

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  • Nun meine ich selbst draufgekommen zu sein, was das besagte Motiv im Kopfsatz angeht: In der kriegerischen Arie mit Chor "The trumpet's loud clangour" aus Händels "Ode for St. Cecilia's Day" (1739) gibt es eine gewisse, zumindest oberflächliche Ähnlichkeit, wenn der Chor am Ende mehrfach wiederholt "'tis too late to retreat". Rein theoretisch könnte Haydn dieses Werk durchaus gekannt haben.

    In der tollen alten Bernstein-Einspielung bei ca. 3:55:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Naja, das sind bloß vier aufeinanderfolgende Töne der (Dur-) Tonleiter auf- und wieder abwärts. Sicher kein Geniestreich oder etwas, daß hätte kopiert/geklaut werden müssen.

    8-)

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Das ist noch weniger als wie wenn zwei Dichter unabhängig voneinander "Schmerz auf Herz" reimen. ;) Das ist eher so was, wie Buchstaben verwenden... oder vielleicht wie Endreime verwenden.


    Die Händel-Arie hat ihrerseits etwas von der thematisch ähnlichen in Purcells King Arthur, wenn die Briten die Sachsen besiegen (bei "the double, double, double beat of the thundring drum"). Das könnte eine echte Anleihe sein, aber ebenfalls auch nur ein Zugriff auf typisches Material für so ein Stück.

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    (Bob Dylan)

  • Das ist noch weniger als wie wenn zwei Dichter unabhängig voneinander "Schmerz auf Herz" reimen. ;)

    So ist es; das ist eine übliche Überleitung zur Dominanttonart, z.B. auch bei Mozart C-Dur-Konzert KV 415, Finalsatz Takt 3 (Clavier allein) oder 11 (mit Orchester) - allerdings nicht wiederholt:


    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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