Aimez vous ... Dvorak?

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Muß zwar zugeben, die für Streicher nur flüchtig zu kennen, aber empfehlen würde ich jedenfalls die für Bläser! Die ist zwar auch, gemäß der Serenadentradition, nicht besonders schwergewichtig, aber eine klanglich außerordentlich attraktives und insgesamt m.E. in vieler Hinsicht originelles Werk.


    :hello:


    JR


    Dem kann ich nur beipflichten - die Bläserserenade steht m.E. völlig zu Unrecht im Schatten der viel bekannteren für Streicher. Bisweilen höre ich die für Bläser sogar lieber.


    :hello:
    Wulf

  • Aimez vous Dvořák? Ja, unbedingt! Brahms sagte einmal sinngemäß, so schön wie Mozart könne man nicht mehr komponieren, aber genau so sauber. Nun, während Dvořák vielleicht einen Tick weniger sauber komponiert als Mozart, komponiert er auf seine Weise ebenso schön. Das hört man vor allem in Werken wie der bereits erwähnten Bläserserenade oder einigen seiner wunderbaren Kammermusikwerke wie der G-Dur Violinsonate Op. 100, dem Amerikanischen Quartett, oder den Drobnosti Op. 75.


    Dass Dvořák weniger polarisiert als Brahms ist nur partiell richtig, denn in Böhmen gab es eine sehr starke Anti-Dvořákfraktion und im deutschsprachigen Raum wird er oft als zweitrangiger Komponist abqualifiziert. Was natürlich stimmt, ist, dass sich Dvořák viel weniger Feinde gemacht hat als Wagner oder Brahms, da er grundsätzlich für alle Strömungen seiner Zeit ein offenes Ohr hatte. Schulenbildung war nicht seine Sache, denn Wagner war ihm ebenso wichtig wie Schubert oder Mozart. Die große angebliche Zuneigung zu Brahms dürfte auch der tatkräftigen Unterstützung, welche ihm Brahms angedeihen ließ, geschuldet sein. Beeinflussen ließ er sich von Brahms nur punktuell, wie bei seiner 7.ten Symphonie, die er aber bereits in der 8.ten quasi "widerrief". Mit seinen späten symphonischen Dichtungen, die sich stark an Liszt anlehnen zeigte er Hanslick schließlich überhaupt die lange Nase. Die große Offenheit gegenüber allen Strömungen seiner Zeit war es vielleicht auch, die seine Tonsprache gerade in den Orchesterwerken etwas eklektizistisch werden ließ. In den Symphonien hört man Passagen, die so klingen als wären sie Liszt- (4.te) oder Brahmspartituren (7.te) entnommen. Selbst russische Komponisten wie Tschaikowskij (9.te) oder Borodin (Waldtaube) kann man heraushören. Diesbezügliche Kritik kann ich nachvollziehen und teile ich in gewissem Maße. Die formalen Kritikpunkte hingegen interessieren mich weniger, denn für mich ist die Hauptaufgabe der Form, ein Musikstück über längere Zeit hinweg interessant zu erhalten. Dies ist für mich in der 9.ten und dem Amerikanischen Quartett, beide für mich unübertroffene Meisterwerke, definitv der Fall.

  • Ich bekenne mich auch gerne als Dvorak-Liebhaber! Die Symphonien - die klingen nicht nur schön, sondern sind sehr intelligent und originell konzipiert. Da wird einem nie langweilig. Die 9. ist ein Meisterwerk, natürlich, aber ich mag auch sehr die wirklich wunderschöne 8. Die Symphonischen Dichtungen sind wahrlich Könige ihrer Gattung - besonders vielleicht die Waldtaube. Ein sehr schönes Requiem, eines der schönsten Cellokonzerte überhaupt.


    Beste Grüße
    Holger

  • Und nicht zu vergessen die Werke für Klavier, die Dvorak geschrieben hat. Ein schönes Klavierkonzert mit einem hinreißenden zweiten Satz



    und all die Klavierminiaturen, unter denen ich die Silhuetten op. 8 herausgreife.



    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Ich bekenne mich auch gerne als Dvorak-Liebhaber! Die Symphonien - die klingen nicht nur schön, sondern sind sehr intelligent und originell konzipiert. Da wird einem nie langweilig. Die 9. ist ein Meisterwerk, natürlich, aber ich mag auch sehr die wirklich wunderschöne 8. Die Symphonischen Dichtungen sind wahrlich Könige ihrer Gattung - besonders vielleicht die Waldtaube. Ein sehr schönes Requiem, eines der schönsten Cellokonzerte überhaupt.


    Beste Grüße
    Holger


    Es freut mich, Holger, dass wir bei Dvořák mehr auf einer Linie liegen als bei so manchem Beethovenschen Symphoniesatz ;) . Ja, die symphonischen Dichtungen finde ich auch sehr gelungen. Mit der 8.ten hatte ich einige Zeit so meine Probleme - da für mich irgendwie kaleidoskopisch - aber in einer neuen Einspielung unter Claus Peter Flor finde ich auch diese Symphonie toll. Von den Konzerten schätze ich natürlich auch sehr das Cellokonzert, so wie das Klavierkonzert. Gerade das Violinkonzert liegt mir leider nicht so.

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Es ist für mich manchmal schwierig zu entscheiden, was ich gerade hören soll, weil eine Menge ungehörter CDs in den Regalen liegt, die einerseits gehört werden sollte, andrerseits gewisse Threads andere Hörsitzungen empfehlenswert machteen.
    Im speziellen Fall indes ist es leicht, weil ich hier eine Neuerwerbung der letzten Wochen zum Zug kommen lassen kann.
    Natürlich beginne ich mit meinem Lieblingswerk, dem "Amerikanischen Quartett" - aber die Doppel-CD hat ja noch mehr zu bieten.
    Generell werde ich bei meinen nächsten Einkäufen Dvorak mehr Beachtung schenken - es gibt unter den noch nicht gehörten Werken vermutlich noch einige "Ohrwürmer"......




    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Lieber Alfred, hier würden mich Deine Höreindrücke wirklich interessieren, da genau diese CD schon längere Zeit auf meinem Einkaufszettel steht, aber ich dann doch immer wieder etwas anderes vorgezogen habe. An und für sich steht das Vogler Quartett bei mir sehr hoch im Kurs, seitdem ich ihre Mendelssohn-CD kennengelernt habe.

  • In den letzten Beiträgen würde über alles erdenklich lohnenswerte Dvorak-Werke aus dem Bereich Kammermusik und Sinfonik (9 Sinfonien, die herrlichen Sinfonschen Dichtungen und Ouvertüren, die 3 Konzerte) berichtet.


    Dabei sollten die Slawischen Rhapsodien Nr.1-3 op.45 von 1878 nicht vergessen werden. Das sind nicht zu vernachlässigende Stücke in denen Dvorak Ankläge, ähnlich wie Bartok und Kodaly ihrerseits, hier Anklänge an seine böhmische Folklore finden lässt.
    Die Rhapsody op.14 stellt eine verdeckte Sinfonische Dichtung ohne veröffentlichtes Programm dar, die Dvorak 1874 nach dem Vorbild der Liszt-Dichtungen 1874 konzipierte. A la Liszt kommen Harfe und Triangel zum Einsatz. Nettes nicht langweiliges Stück mit "Hörspassgarantie" in Dvoraks jugendlicher Frische - fetziger Schluss.


    *** Ich kenne nur die wirklich sehr gute mit Herzblut erfüllte Aufnahme mit Zdenek Kosler und Libor Pesek (op.14)/ Slovak PO (eine Andere braucht man da wirklich nicht mehr, wenn es die überhaupt gibt). Das ist auch mal wieder eine der herausragend guten Naxos - CD´s:



    Slawische Rhapsodien op.45
    NAXOS, 1987, DDD


    Die CD hatte ich in einem anderen Dvorak-Thread schon mal vorgestellt. Die Rhapsody Nr.1 erinnert an einen sinfonisch konzipierten ausgeweiteten Slawischen Tanz, ;) da geht richtig die Post ab und selbst Paukenfreunde kommen da nicht zu kurz !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Oui!!


    Gestern noch haben wir Dvoraks D-dur-Messe op. 86 geprobt. Zu Hause übe ich mit dieser Aufnahme:





    Heute ist sein 174. Geburtstag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).