Haydn, Joseph: Streichquartette op. 9 [Hob. III:19-24]

  • Hallo,


    wir als eingefleischte Mozartfanatiker suchen Informationen über Papa Haydn. Speziell über die Entstehung seines Streichquartettes C-dur op. 9 Nr. 1


    Weiß jemand wer Auftraggeber war, wo er sich zu diesem Zeitpunkt befand, wo wurde es Uraufgeführt - gibt es Anekdoten, irgendetwas zum Thema rundherum???


    Viele Grüße und Danke schon mal im Voraus...


    Bettina und Wilfried

  • Ich glaube, dass es ziemlich einfach zu beantworten:


    1. Nicholas Esterhazy
    2. Burg oder Schloss Eszterhaza in Eisenstadt
    3. Burg oder Schloss Eszterhaza in Eisenstadt


    Die einzig denkbare Anekdote wäre, dass Haydn das Werk das Werk dem Cellisten Weigl und dem Konzertmeister und Primarius der fürstlichen Ensembles, Tomasini, auf den Leib geschrieben hat - im übertragenen Sinn :D


    Ehe ich es vergesse:


    Zitat

    Und zwar den Namen Mozart für Konsumzwecke übelsten Grades auszunutzen


    Stammt zwar aus dem Mozartbild-Thread, passt hier abe auch hin: Die Bezeichnung "Papa" ist nichts anderes. Damit wurde ein Bild kreiert, um den Verkauf seiner Musik im 20. Jahrhundert möglichst anzheizen. An der ist nichts altväterlich und Vater war er auch nicht.

    Gruß,
    Gerrit

  • Die einzig denkbare Anekdote wäre, dass Haydn das Werk das Werk dem Cellisten Weigl und dem Konzertmeister und Primarius der fürstlichen Ensembles, Tomasini, auf den Leib geschrieben hat - im übertragenen Sinn :D


    Hallo Thorsten - kannst Du da ein bißchen deutlicher werden? Das hört sich nämlich so an, dass wir hiermit etwas anfangen können.



    Das mit "Papa Haydn" ist uns neu - auch Hildesheimer sagt, Mozart hätte Haydn so betitelt.


    Viele Grüße


    Bettina und Wilfried

  • Zitat

    Original von Bettina und Wilfried


    Hallo Thorsten - kannst Du da ein bißchen deutlicher werden? Das hört sich nämlich so an, dass wir hiermit etwas anfangen können.


    Eigentlich keine Anedote, aber um es kulinarisch zu forumulieren: Für Haydn war Esterhaza eine Experimentierküche, worauf er auch selbst immer wieder hingewiesen hat. Er konnte sich nach Lust und Laune austoben und war nicht der Kritik, dem allgemeinen Publikum und dem Vergleich mit den anderen Komponisten ausgesetzt. 1761 wurde er dort Hofkapellmeister, ab 1766 "Generalmusikdirektor" (also Chefkoch). Nicholas Esterhazy stimmte zu das Orchester deutlich zu vergrößern, was Haydn kompositorische Möglichkeiten natürlich vergrößerte. Einer der prominentesten Musiker war Luigi Tomasini, Konzertmeister des dortigen Orchesters und Primarius des aus diesem gebildeten Streichquartetts. Haydn experimentierte natürlich auch mit dem Genre Streichquartett. Um 1770-1772 enstanden op. 9 und op. 17. Es ist zu vermuten, dass Haydn sowohl die Schwierigkeiten als auch die Ausdrucksmöglichkeiten entsprechend den Fähigkeiten von Tomasisi und des Cellisten Weigl komponiert hat - so wie Opernkomponisten später ihren Vokalsolisten die Arien auf den Leib geschrieben haben.


    Zitat

    Das mit "Papa Haydn" ist uns neu - auch Hildesheimer sagt, Mozart hätte Haydn so betitelt.


    Das mag ja sein, aber das ist ja nicht mein Punkt. Heute bedeutet die Umschreibung keine Respektbezeugung wie zu Mozarts Zeiten, sie disqualifiziert Haydn als freundlichen, vielleicht etwas skurrilen Opa.

    Gruß,
    Gerrit

  • Morgen,


    zu Entstehung und den Werken der op. 9 und op. 17 liest man vorteilhaft nach in Ludwig Finscher, Joseph Haydn und seine Zeit, Seiten 398-403. Es scheint, der Genius Haydns schuf ohne äußeren Anlass, aber in kompositionswissenschaftlicher Logik (siehe dort). Den Ausdruck 'Kompositionswissenschaft' verwendete Haydn selbst (z.B. in Bezug auf Mozart, aus Anlass von dessen Joseph Haydn gewidmeten Quartetten, den Haydn-Quartetten).


    Anekdoten gibt's nicht immer.


    MfG
    Albus

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  • @Bettina & Wilfried


    Einen interessanten Aspekt zu Haydns op.9 bietet auch noch Charles Rosen ("Der klassische Stil") auf S.154 der dtv-Ausgabe: "Die Quartette op. 17 sind sparsamer und in vieler Hinsicht weniger extravagant als die Quartette op.9" heißt es da. Im Umkehrschluss hieße das, das das Opus 9 opulent und extravagnt angelegt ist, was zu überprüfen ist. Der ab op. 33 vollzogene Stilwandel brachte sowieso eine "erhebliche Vereinfachung" mit sich. "Die Musik war dünner, als die in den zehn Jahre zuvor geschriebenen großen Quartette" und weiter "und zwar nicht nur deshalb, weil jeder Fortschritt einen Verlust bedeutet, sondern weil Haydn gezwungenermaßen seinen Satz vereinfachte, um mit dem neuen, vielschichtigen Periodensystem, d.h. der Koordinierung von Asymmetrien innerhalb eines größeren, periodisch angelegten Satzes, und mit der neuen Auffassung von thematischen Beziehungen fertig zu werden."Ein bombiger Satz, nicht war?


    Das Pendel, schwang, wie Rosen bemerkt - auch bei Mozart - hin und her: "Vereinfachung zum Zweck der Erprobung einer neuen Technik und dann wieder komplexer, zuweilen altertümlicher Kontrapunkt."


    Kennt jemand eine gute Einspielung von op.9 ? Ich habe gerade bemerkt, dass meine Sammlung da Lücken aufweist....

  • Laut dem höchst empfehlenswerten Büchlein von Prof. Georg Feder (Haydns Strecihquartette. Ein musikalischer Werkführer, München 1998, ca. 8 EUR), ist über den Entstehungsanlass (1768-70) kaum etwas bekannt. Feder vermutet (S. 34 f), dass die Quartette Bestandteil der Kammermusik beim Fürsten Esterhazy gewesen seien, schließt aber auch einen auswärtigen Auftrag nicht aus, wobei es offenbar für keine der Möglichkeiten konkrete Belege gibt.
    Aufnahmen kenne ich von op.9 nur die in der (inzwischen wohl schon wieder vergriffenen) Box mit dem Angeles Quartett. Gerade nochmal op.9,1 gehört, gefiel mir recht gut, besonders die letzten beiden Sätze.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo,


    vielleicht sollte man diesen Thread allgemein den Quartetten op. 9 [Hob. III:19-24] widmen? Sonst flöge dieser Thread irgendwann nach Vollendung des Haydn-Quartette-Projekts alleine in der Gegend herum!


    Zu den Quartetten op. 9 gehören folgende Werke:


    Quartett C-Dur op. 9 Nr. 1 Hob. III:19
    Quartett Es-Dur op. 9 Nr. 2 Hob. III:20
    Quartett G-Dur op. 9 Nr. 3 Hob. III:21
    Quartett d-moll op. 9 Nr. 4 Hob. III:22
    Quartett B-Dur op. 9 Nr. 5 Hob. III:23
    Quartett A-Dur op. 9 Nr. 6 Hob. III:24


    Mir fiel zufällig gerade auf, daß Haydn das Menuett aus dem Es-Dur-Quartett op. 9 Nr. 2 [Hob. III:20] als Thema für 12 nachfolgende Variationen als Arietta Hob. XVII:3 verwendet hat. Dazu äußert sich z.B. Georg Feder nicht.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Da fällt mir beim gerade stattfindenden Hören dieser Serie noch einiges auf:


    Das Thema des Menuetts aus Hob. III:20 ist eine Kombination aus Mozarts KV 406 II (Beginn) und KV 413 III (T. 21/22) - oder umgekehrt eine Analyse durch Mozart. Das herauszufinden, war schwieriger, als Radagasts Rätsel... :rolleyes:


    Außerdem erinnert mich das hektische Motiv aus Hob. III:19 im Schlußsatz an ein gleichartiges aus Mozarts 'Linzer' Sinfonie (ebenfalls Schlußsatz).


    :hello:


    Da es zwei themengleiche threads gibt, schließe ich diesen älteren. Weiter bitte hier
    MOD JR

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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