Barbara Strozzi

  • Hallo liebe Klassikfreunde,


    ja, es gab sie auch schon im Zeitalter des Barock: die weibliche Komponistin. Die Rede ist hier von Barbara Strozzi (1619-1664), von deren Existenz ich selber bis zum heutigen Tage nichts ahnte.


    Hier ein etwas gewagtes Bild jener Dame:



    Sie wird als musikalisch hochbegabte, selbstbewusste venezianische Frau beschrieben – selbstbewusst vor allem wohl, weil sie schon damals als „Alleinerziehende“ immerhin vier Kinder groß zog. Sie war Sängerin, Musikern und Komponistin in einer Person, schrieb vor allem Arien, Kantaten und Madrigale.


    Per Zufall geriet ich heute an diese CD: „A New Sappho – Barbara Strozzi und Nicolò Fontei“ (der einige Werke für die Sängerin Strozzi komponierte) mit dem Favella Lyrica Ensemble.



    Ganz unerwartet berührt mich die klare, schöne Schlichtheit dieser Lieder sehr.


    Gruß, Cosima



    P.S.: Ich bin nicht sehr optimistisch, dass diese Thread-Eröffnung einen regen Austausch zur Folge haben wird, aber immerhin habe ich mal einen eröffnet :]

  • Hallo Cosima,


    wir haben ja hier einige Barockspezialisten im Forum, die sicher einiges dazu beitragen können. Ich würde staunen, wenn unser Lullist dazu nichts sagen könnte. ;)
    Ich gehöre aber nicht dazu.


    Aber am obigen Bild erkennt man schon, dass das "Sex sells"-Prinzip auch schon in frühesten musikalischen Kommerzzeiten angewandt wurde. :D



    Gruß, Peter.

  • Hallo,


    Das gezeigte Bild wurde von Bernardo Strozzi (1581-1644) gemalt, und stellt eine Gambenspielerin dar, die vermutlich mit der von Dir angesprochenen Barbara Strozzi identisch ist, bewiesen ist das jedoch nicht.



    Eine Verwandschftsbeziehung zwischen Maler und Komponistin ist anzunehmen, verifizieren konnte ich sie aber nicht, weil Brockhaus die Komponistin verschweigt, und andererseits der Maler in der Musikliteratur nicht erwähnt wird.(Aber auch Venezianer)


    Barbara Strozzi war die Adoptivtocher des Juristen und Literaturschaffenden Giulio Strozzi(1583-1653) Giulio Strozzi seinerseits schrieb Opernlibrett für Manteverdi, Cavalli u.a)
    Er gründete unter anderem die Accademia Unisoni, wo Barbara Strozzi dann ihre Kompositionen (die zumeist für den Eigenbedarf komponiert wurden) vortrug.


    Barbara Strozzis Lehrer waren Cavalli und Cesti, sowie ihr Adoptivvater.
    Ihre Musik kenne ich alllerdings persönlich nicht.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • P.S.: Ich bin nicht sehr optimistisch, dass diese Thread-Eröffnung einen regen Austausch zur Folge haben wird, aber immerhin habe ich mal einen eröffnet :][/quote]



    :D Mach Dir nichts draus, ich kenne das gar nicht anders, aber irgendwann wird auch das anders werden.


    Barbara Strozzi war die Tochter des Dichters Guilio Strozzi, er war mit Monteverdi sehr eng befreundet.
    Sie war eine begnadete Sängerin und sollte eben auch als eine der sehr wenigen Komponistinnen von Bedeutung in die Musikgeschichte eingehen.


    Ein besonders berühmtes Stück ist das Lamento über Henri Cinq Mars, einem Günstling des frz. Königs (Louis XIII). Er wurde von Richelieu gefördert und später fallen gelassen, dann sogar in Lyon hingerichtet.
    (Mann soll eben nicht mit Feinden packtieren...)


    Ihre Musik ist natürlich der von Monteverdi sehr verbunden.
    Allerdings habe ich kaum Aufnahmen von ihr und enthalte mich vorerst mit CD Empfehlungen, es gibt aber einige.

  • Cosima meint:


    Zitat

    ja, es gab sie auch schon im Zeitalter des Barock: die weibliche Komponistin


    ja wenn diese Tatsache das Auftauchen einer männlichen Komponistin verhindert haben sollte, seis drum ! :rolleyes:


    Die Komponistin als solche ist keine Erfindung des Barockzeitalters; es gab sie auch schon in der Renaissance und im Mittelalter. Hildegard von Bingen sei hier als Beispiel genannt.


    Ich selber besitze eine einzige CD mit Kompositionen der Strozzi, die, alle auf der "Höhe der Zeit" stehend und gut ausgearbeitet sind.
    Richtig bewegt oder gar vom Hocker gerissen hat mich allerdings keins ihrer Werke, da ist mir, gemessen an ihren berühmten männlichen Zeitgenossen alles zu vorhersehbar, man kann nach ein paar Takten hören, wie der weitere Verlauf ist.


    Zum Kennenlernen jedoch kann man diese CD des Labels PCO allemal empfehlen: Schöner Klang und tadellose Interpretationen:


    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

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  • Salut,


    dürfte ich mal darauf hinweisen, dass ich vor kurzem einen Thread über Komponistinnen gestartet habe….?


    Das MGG [Oscar Mischiati] weist Barbara Strozzi als um 1620 geborene Adoptivtochter Giulio Strozzis aus. Weiterhin wird beschrieben:


    Der Literat und Dichter [Giulio Strozzi] gehörte der florentiner Familie der Strozzi an, war aber ein illegitimer Sohn.


    Barbara Strozzi soll bereits ab 1636 – also mit 16 Jahren – eine berühmte Sängerin und Komponistin von feinempfundenen Arien und Kantaten gewesen sein.


    Cordialement,
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • so mittlerweile hab ich doch einiges von dieser Dame - aber ich kann das Statement von BBB nur wiederholen.
    Das sind alles wunderbare Sachen, aber wirklich umgehauen hat mich das auch nicht - was ganz bestimmt nicht heißen soll, das ihre Sachen Mist sind, ganz im Gegenteil !
    Sie komponiert im typisch italienischen Opernstil der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und das gar nicht schlecht.



    Gerade die CD von CPO ist schon sehr nett gemacht.
    Ich habe ja eine gaaaaanz große Vorliebe für diese Ostinato Lamenti des 17. Jahrhunderts, und die beherrschte Madame Strozzi ganz gut.
    Ich kann die CD auch nur jedem ans Herz legen, vor allem auch deswegen, weil sie unglaublich günstig ist.


    Eine weitere CD auf der sie mit so einem wunderbaren Lamenti vertreten ist ( die Klage des Henri Cinq Mars ) , ist die schöne Einspielung von Savall und Monserrat Figuerras. Auch ein wirklich markerschütterndes Lamenti von Fontei ist dabei, natürlich auch das Lamento d'Arianna von Monteverdi etc.




    Battaglie & Lamenti
    Monserrat Figuerras / Hesperion XX / Savall


    bei der Naxos Serie "Lamenti Barocchi I - III" sind ebenfalls recht nette Arien dabei, u.a. das von mir schon angesprochene Stück über Cinq Mars.


    Es lohnt sich bestimmt sich etwas mit ihrer Musik zu beschäftigen :yes: