Franz Anton Rössler [auch: Rösler, Rößler] wurde zwischen 1746 und 1750 in Nordböhmen geboren. Der damaligen Mode entsprechend legte er sich werbewirksam den Künstlernamen Antonio Rosetti, um sich auch von der erheblichen Anzahl von Komponisten-Namensvettern abzuheben.
Zunächst sollte Rosetti Geistlicher werden; so besuchte er das Jesuitenkolleg in Kuttenberg, nahm geistliche und musikalische Studien in Znaim und Olmütz auf. 1773 wird er als Mitglied der Hofkapelle des Fürsten Kraft Ernst von Oettingen-Wallerstein, welcher anlässlich seiner Regierungsübernahme in just diesem Jahr ein Kammerorchester gründete. Joseph Reicha wurde als Kapellmeister dieses alsbald sehr bekannten Ensembles verpflichtet. Rosetti war hier zunächst Kontrabassist, ab 1775 tritt er als Dirigent und Komponist in Erscheinung. Die hervorragenden Bläser dieses Ensembles inspirierten ihn offenbar zu unzähligen Bläserkonzerten. Schloß Wallerstein beherbergte 1777 Wolfgang Amadeus Mozart und 1790 Franz Joseph Haydn. Rosetti entwickelte sich zu einem der beliebtesten Tonsetzer seiner Zeit [Schubart].
“Sinfonien hört man keine alß von Haydn und – wenn ich’s sagen darf – von Rosetti! – hin und wieder noch Ditters [..]“ schreibt er am 5. März 1782 aus Paris an seinen Dienstherrn. In Paris lernte Rosetti Gluck und Piccinni kennen.
1785 löste Rosetti Joseph Reicha als Kapellmeister ab. Es ist bis heute nicht ganz einleuchtend erklärbar, warum Rosetti 1789 diesen Posten verließ, um an den Hof des Herzogs von Mecklenburg-Schwerin nach Ludwigslust zu wechseln. Rosettis Requiem, welches er bereits 1776 komponierte, wurde 9 Tage nach Mozarts Tod zu dessen Ehren am 14. Dezember 1791 in Prag vor 4.000 Zuhörern aufgeführt. Wie Mozart, reiste Rosetti etwas später – 1791 – an den Hof des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm III. nach Berlin, man kann daher ernsthafte Geldsorgen in Anbetracht ziehen. Wenige Wochen nach seiner Rückkehr stirbt Rosetti am 30. Juni 1792 im Alter von 42 Jahren.
Rosetti hinterließ knapp 400 Werke, darunter 17 Hornkonzerte [14 sind bekannt], 7 Doppelhornkonzerte [6 sind bekannt], 3 Oboenkonzerte, 4 Fagottkonzerte, einige Flötenkonzerte, rund 20 Sinfonien, Streichquartette, Chorwerke, einige nette [von mir spielbare!!] Klavierkonzerte, und 2 bezaubernde Klarinettenkonzerte.
[Etwas für Musiktheoretiker: Interessant die Bezeichnung Corno in dis...]
Ich schätze die Musik Antonio Rosettis sehr, besonders seine ausgefeilte Bläserbehandlung in den Orchesterwerken. Hervorzuheben ist seine Sinfonie in g-moll, die in Stimmung und Bläserbehandlung der Mozartischen sehr nahe kommt [sie entstand bereits 1787] sowie seine Hornkonzerte, die ebenfalls im Aufbau und der Süßlichkeit ein Vorbild für die Mozartischen gewesen sein mögen. Und hier nun meine bescheidene Rosetti-Sammlung:
Fagottkonzerte B-Dur [Murray C73], B-Dur [Murray C69], F-Dur [Murray C75], B-Dur [Murray C74]
Albrecht Holder • Fagott
New Brandenburg Philharmonic Orchestra • Nicolás Pasquet
Horn-Konzerte Es-Dur [Murray C43Q], E-Dur [Murray C52], Es-Dur [Murray C40], Es-Dur [Murray C47]
Radek Baborak • Horn
Bayerische Kammerphilharmonie • Johannes Moesus
Klarinetten-Konzerte N° 1 Es-Dur und N° 2 Es-Dur
Konzert für zwei Hörner in F-Dur
Dieter Klöcker • Klarinette
Klaus Wallendorf • 1. Horn
Sarah Willis • 2. Horn
SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg • Holger Schräter-Seebeck
Sinfonien Es-Dur [1792], g-moll [1787], C-Dur und D-Dur
Lithuanian Chamber Orchestra Vilnius • Georg Mais
Sinfonien D-Dur [Murray A19], C-Dur [Murray A6]
Klavierkonzerte G-Dur [Murray C3] und G-Dur [Murray C2]
Nerine Barrett • Piano
Stuttgarter Kammerorchester • Johannes Moesus
Oboen-Konzerte C-Dur, D-Dur und F-Dur
Lajos Lencsés • Oboe
Slovak Chamber Orchestra • Bohdan Warchal
Horn-Konzerte Es-Dur [Murray C49], d-moll [Murray C38], E-Dur [Murray C51] und F-Dur [Murray C53]
Zdenek Divoký • Waldhorn
Tschechisches Kammerorchester • Ondrej Kukal
Die hier aufgeführten „böhmischen“ Aufnahmen möchte ich besonders hervorheben: An der Qualität der Bläser hat sich in 250 Jahren nichts geändert! Der Lullist meint, es gibt weitere empfehlendwerte Einspielungen vom Concerto Köln.
Bien cordialement,
Ulli