DIE MINNESÄNGER UND IHRE ZEIT
Dieses Thema soll sich mit einer bisher im Forum kaum diskutierten Epoche, nämlich dem Mittelalter im Allgemeinen und dem Minnesang im Speziellen auseinandersetzen.
Ich werde nach und nach Biographen der großen und bekannten, aber auch der weniger bekannten bzw. heute vergessenen Minnesänger hereinstellen.
Ich hoffe, dieses Thema regt zu interessanten Diskussionen an.
NEIDHART VON REUENTAL
* ca. 1180/90
† wahrscheinlich vor 1246
Neidhart von Reuental war einer der bedeutendsten und fruchtbarsten deutschen lyrischen Dichter des Mittelalters. 56 bis 132 Lieder und 55 Melodien sind überliefert worden, darunter vieles im nachgeahmten Neidhart-Stil ('Pseudo-Neidharte').
Neidhart war der Sprössling eines adligen Geschlechts aus Bayern; nachher lebte er aber in Österreich und dichtete zwischen 1210 und 1240. 'Reuental' (mhd. riuwental) ist kein existierender Ortsname, sondern die ironische Herkunftsangabe des lyrischen Ichs: das Jammertal. Neidhart begründete eine Spielart des Minnesangs, die Karl Lachmann als "höfische Dorfpoesie" bezeichnet, indem er in seinen Liedern vornehmlich das hoffärtige Treiben und die derbere Liebesweise der Bauern mit geistreich humoristischer Laune schilderte.
Unter dem Namen "Neidhart Fuchs" dichtete der wohl historische nachweisbare Otto Fuchs als eine Art Hofnarr des österreichischen Herzogs Otto des Fröhlichen (1301-1339) in Neidharts Manier. Überhaupt erhielten in lyrischer Form erzählte Bauernschwänke schlechthin den Namen "Neidharte".
Neidharts Lieder sind in Sommerlieder und Winterlieder gegliedert.
Die Sommerlieder sind einfache, unstollige Reigenlieder zum Thema Minne, in der als Ritter auftretender Liebhaber beim Dorftanz um ein Bauernmädchen wirbt und sich dabei mit rivalisierenden Bauernburschen (dörper) auseinandersetzen muss. Die Gesprächslieder der Bäuerinnen (Tochter und Mutter, liebeslustige Alt, befreundete Mädchen) handeln um die Frage, wie man die Gunst des ritters von Riuwental erringen könne. Die satirische Darstellung des Geschehens ist zumeist parodisierend und stellt einen starken Kontrast zum Hohen Minnesang dar.
Die Winterlieder sind in Kanzonenform gedichtet und schildern Tanz und Spiel in der Bauernstube. Das lyrische Ich ist hier der zumeist erfolglose Werbende. Sein Interesse richtet sich auf Bauernmädchen und stößt dabei auf anmaßend auftretende dörper-Mitwerber, oftmals kommt es zu rohen Drohungen und Handgreiflichkeiten. Die späteren Versionen der Winterlieder zeichnen sich zunehmend durch Absagen des Sängers an den Minnedienst aus, eine Anlehnung an die Alterslieder von Walther von der Vogelweide.
Eine noch dem 13. Jahrhundert angehörige Sammlung seiner Lieder befindet sich auf Schloss Riedegg und wurde von Georg Friedrich Benecke 1832 herausgegeben. Eine erste kritische Ausgabe veranstaltete Moriz Haupt [1858].
(Quelle)
BLIGGER II. VON STEINACH
* 1152
† 1209/10
Bligger II. von Steinach war womöglich der Dichter des Nibelungenliedes. Von diesem Bligger wird behauptet, er sei ein bedeutender Dichter gewesen, jedoch ist kein einziges Werk von ihm bekannt - Grund für Spekulationen, der "Dichter ohne Werk" habe das "Werk ohne Dichter", nämlich Nibelungenlied geschrieben habe.
(Quelle)
HARTWIG VON RAUTE
* 12. Jahrhundert
† 12. Jahrhundert
Hartwig von Raute, mittelhochdeutscher Lyriker des 12. Jahrhunderts im bayerisch-österreichischen Raum. Steht am Übergang vom frühen zum hohen Minnesang; Themen seiner Lieder sind der Widerstreit zwischen Ritter- und Minnepflicht, der Minnegefangene und der Minnetor.
(Quelle)