Hallo Orgelforum,
ich möchte heute mit einem neuen Thread starten über besuchte Orgelkonzerte und wie bewertet ihr sie.
Vielleicht bekommt man hier Anregungen über neue junge aufsteigende Organisten - Künstler, die sonst
auf einer CD-Einspielung noch nicht zu finden sind.
Aufgrund meiner Urlaubstage in Kärnten besuchte ich im Klagenfurter Dom ein Orgelkonzert des
Sommerzyklus 2005 am 23.7.2005.
Der Dom besitzt eine Mathis-Orgel (Schweizer Orgelbaufirma) erbaut im Jahr 1986 mit 45 Register und 9 eingebaute Zungenstimmen nach französischer Bauart.
Leider gibt es von dieser wunderschönen neuerstellten Orgel kein Bild!
Das Programm des Konzertes wurde sommerlich zusammengestellt:
Organist: Konstantin Reymaier, Trompete: Gerald Zaminer
Claude Gervaise (italien.Meister um 1550) Renaissance-Tänze
Pavane, Galliarde, Branie de Bourgogne, Branle Gai, Allemande
Charles Marie Widor (franz.Meister 1844 - 1937) Aus Symphonie
Nr. 5 in f - Moll, Allegro - Vivace
Arcangelo Corelli (italien.Meister 1653 - 1713) Sonate in e-Moll
Prelude - Largo, Allemande - Allegro, Sarabande - Largo, Gigue - Allegro
Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) Präludium in a - Moll, BWV 551
Georg Friedrich Kauffmann (1679 - 1735) Choralvorspiele:
Herr Christ, der einnig Gottssohn, Herr Gott, dich loben wir
Konstantin Reymaier (geb. 1967 österr. Organist) Improvisation
über einen vom Publikum genannten Choral
Leopold Mozart (1719 - 1787) Concerto in D-Dur, Andante, Allegro
Organist K.Reymaier
Der österreichische Organist Konstantin Reymaier, geb. 1967, Musikstudium an der Universität für
darstellende Kunst und Musik in Wien (bei Prof. Rudolf Scholz und Alfred Mitterhofer) 1992 mit anschl.
Konzertdiplom im Fach Orgel mit einstimmiger Auszeichnung. 1991 Preisträger beim internation. Kompositionswettbewerb von Schwäbisch Hall (Deutschland). Konzertreisen in Europa, USA, Naher Osten.
Nach einem Forschungsaufenthalt in Cambridge (England) wurde er 1997 als Musikdirektor an das
Mansfield Collge der Universität Oxford berufen. Seit 2001 lehrt er als Gastprofessor für Orgel und
Improvisation an der Universität für Musik und darstellende Kunst in G r a z .
Die Improvisation bildet einen Schwerpunkt seiner künstlerischen Tätigkeiten. Gern gesehener Gast
an vielen historischen Orgeln in ganz Europa.
Seine CD-Einspielung an der berühmten Schnitger-Orgel von St. Jacobi in Hamburg sorgte für
Furore in der Fachwelt.
In den einzelnen Programmpunkten entwickelte Reymaier spezifische persönliche Empfindsamkeiten
die Werke entsprechend den Komponisten und ihrer Zeitepoche künstlerisch und in der Registrierung klangfarblich umzusetzen. Hier erweist er sich als ein wahrer Könner die Orgelkomponisten der
Renaissance bis zum Barock fundiert umgesetzt zu Gehör zu bringen.
Grandios gelang es ihm von Charles Marie Widor die Symphonie Nr. 5 in f - Moll, Allegro - Vivace, absolut
meisterlich in der Registrierung und Klangfülle diese Werk virtuos umsusetzen.
Ungewöhnlich im Konzert, hierauf erfolgte langanhaltender Beifall für einen Organisten, der dieses
großartige Werk vortrefflich vortagen konnte.
Ebenso ist seine Improvisationskunst über einen genannten Choral (benannt aus dem Besucherkreis, der mir leider aber entfallen ist) zu bewundern. Diese Improvisationskunst von Reymaier entspricht einer
allerersten Qualität, so wie er sie vollendet vorgeführt hat. Ob feinfühlig, brutal, alle Register gezogen,
oder stimmlich wieder zurückhaltend, die Umsetzung war als Grossartig zu benennen.
Hier erweist sich die Mathis-Orgel als ein herrliches Instrument, die entsprechend der Raumfülle
des Domes als gekonnt erbaut und stimmlich angepasst worden ist.
Hier ist ein Meister seines Faches zu bewundern. der Name steht bei mir mit CD-Einspielungen auf
der nächsten Wunschliste an erster Stelle.
Als nicht ganz so geglückt ist die Trompetenbegleitung in den Stücken von Arangelo Corelli zu
bewerten, da die Akustik des Domes eine strahlende Trompete nicht zulässt. Nach schwachem Beginn
merkte der Trompeter, Gerald Zaminer, mit welchen Tücken er zu kämpfen hat, und nahm seinen
Ton entsprechend zurück, so dass das Zusammenspiel mit der Orgel feiner abgestimmt umgesetzt wurde.
Als Programmabschlusspunkt von Leopold Mozart das Concerto in D-Dur. Diese Leichtigkeit des
Stückes und wiederum stimmlich und gekonnt registrierend vom Organisten Reymaier umgesetzt, entließ
den Besucher beschwingt in den Sommerabend mit dem Empfinden, ein wunderbares zusammengestelltes Orgelprogramm mit einem großartigen Künstler an der Orgel erlebt zu haben.
Herzliche Grüsse
reklov29